10 Minuten Aktivierung bei vorliegender Demenz und weiterer Krankheiten

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Sabrina
Beiträge: 18
Registriert: So 9. Jan 2005, 19:00

10 Minuten Aktivierung bei vorliegender Demenz und weiterer Krankheiten

Beitrag von Sabrina »

Hilfe!!!
Ich habe bald Prüfung und muss eine 10minuten Aktivierung durchführen.

Meine Bewohnerin hat eine senile Demenz, Redet sehr schlecht, sitzt im Rollstuhl , hat kontrakturen in den Beinen, die Arme sind auch schon eingeschränkt und sie lebt in der Zeit 1920. Ihr Mann und Ihre Tochter sind schon lang tot und sie sagt sie hat kein Tochter. Sie hatte einen Bauerhof. :(

Bitte um schnelle Hilfe
Danke im voraus



Benutzer 1685 gelöscht

AW: Hilfe!!!

Beitrag von Benutzer 1685 gelöscht »

Hallo Sabrina,

wie wäre es denn mit einer Validation????

Gruss Sophie



Jutti
Beiträge: 2783
Registriert: So 12. Mai 2002, 21:52
Einsatz Bereich: Demenzzentrum
Wohnort: NRW

AW: Hilfe!!!

Beitrag von Jutti »

Hi Sabrina
besorg dir aus irgendeiner Zeitung Bilder von Hühnern, Kühen, Schweinen usw dazu Getreide, Kartoffeln usw
versuche sie zum erzählen zu bekommen über das, was sie auf dem Bauernhof gearbeitet hat.
Lass dir erzählen, wie man Butter und Quark macht, wann man was sät und erntet.
Dazu noch ein guter Link:
http://www.garten-literatur.de/Leselaub ... aumged.htm
alte Bauernregeln kämen vielleicht auch ganz gut an....
viel Glück

Jutti



Sabrina
Beiträge: 18
Registriert: So 9. Jan 2005, 19:00

AW: Hilfe!!!

Beitrag von Sabrina »

Hallo Jutti,
Ich hab gestern schon was mit ihr probiert und zwar hab ich eine Kartoffel mitgenommen und sie gefragt was das ist, wann sie raus auf den Acker kommen und wann man sie wieder reinholt. Sie konnte mir keine Antwort geben. Ich hab auch Bilder von Alten Bauerhöfen, Leute wo auf den Feld arbeiten und Tieren ihr gezeigt, sie konnte mir nur sagen wieviele Tiere sie auf ihrem Hof hatte. Das problem ist ich versteh sie fast nicht.

Sabrina



Benutzer 1685 gelöscht

AW: Hilfe!!!

Beitrag von Benutzer 1685 gelöscht »

Hallo Sabrina,

wieso verstehst du sie nicht? weil sie die sprache verloren hat? oder weil sie einen anderen Dialekt spricht?????

Ansonsten wie wäre es mit einem selbstgebastelten Memory, mit Schweinen, Kühen, Hühnern, Kartoffeln usw. vielleicht kann sie sowas noch.

Gruss Sophie



Sabrina
Beiträge: 18
Registriert: So 9. Jan 2005, 19:00

AW: 10 Minuten Aktivierung bei vorliegender Demenz und weiterer Krankheiten

Beitrag von Sabrina »

Sie spricht einen Dialekt und die aussprache ist nicht gut



ergo-nomisch
Beiträge: 94
Registriert: Fr 25. Mär 2005, 18:36

AW: 10 Minuten Aktivierung bei vorliegender Demenz und weiterer Krankheiten

Beitrag von ergo-nomisch »

Hallo Sabrina!

Du schreibst, die Bewohnerin lebt im Jahr 1920 bzw. glaubt, in diesem Jahr zu leben.Ich weiß ja nicht, in welchem Jahr sie geboren ist, aber dann befindet sie sich von ihrem Gefühl her im Kindesalter...wobei nach meiner Erfahrung sich die Dementen eher im jungen oder mittleren Erwachsenenalter befinden und man dies bei der Aktivierung berücksichtigen muss.
Ganz wichtig, bevor du mit der Bewohnerin arbeitest: Biografiearbeit! Je mehr du über sie weißt, umso mehr Punkte gibt es, wo du effektiv ansetzen kannst.
Das Thema Landwirtschaft eignet sich bei den meisten Bewohnern bestens, um Gespräche anzuregen oder dieses Thema bei 10-Minuten-Aktivierung aufzugreifen. Hätte also bedeutend "schlimmer" kommen können! :)
Die Idee, mit Bildern zu arbeiten, ist an für sich nicht schlecht, doch je weiter eine Demenz vorangeschritten ist, desto weniger können Demente mit 2-Dimensionalität etwas anfangen. Besser ist es, Dinge mit aktuellem jahreszeitlichem Bezug mitzubringen, die man mit allen Sinnen "be-greifen" kann und zudem bei der zeitlichen Orientierung helfen. So kann man beispielsweise jetzt im Mai Raps mitbringen, die ersten roten Mohnblumen gibt es schon, Saatgut und was noch typisch ist für das Frühjahr .Vorab Info´s sammeln, beispielsweise bei "fitten" Bewohnern, denn je mehr man selbst weiß, umso eher kann man das assoziative Denken mit gezielten Fragestellungen anregen ("Wann wächst der Raps? Was macht man damit?")
Ich habe mir eine Kiste zum Thema "Landwirtschaft" selbst zusammengestellt und darin befindet sich ein kleiner, sehr naturgetreuer Traktor, ein Plastikschwein, verschiedene Getreidearten und ein Hahn mit echten Federn. Der Bewohner kann sich aus der Kiste einen Gegenstand aussuchen, soll ihn in die Hand nehmen (oder man gibt es ihm in die Hand) um den Gegenstand nicht nur visuell, sondern auch taktil wahrzunehmen. Man kann Fragen zur Wahrnehmung stellen, beispielsweise aus welchem Material es besteht oder welche Farbe es hat und alle Dinge werden natürlich auch "ausprobiert" (z.B. den Traktor mehrmals über den Tisch schieben = Beweglichkeit in der oberen Extremität fördern). Schön ist es, wenn man Obst- oder Gemüsesorten mitbringen kann, die aus dem Erfahrungsschatz des Bewohners stammen um daran riechen zu lassen (z.B. Kohlrabi) und auch mal zu kosten.
Über all diese "Erinnerungsschlüssel" werden Inhalte aus dem Langzeitgedächtnis reaktiviert und es kann ganz zwanglos ein Gespräch entstehen. Dabei darf der Bewohner nicht unter Druck gesetzt werden, vielleicht kommuniziert er insbesondere in der Anfangsphase hauptsächlich nonverbal.
Oftmals lassen sich wunderbar die über viele Jahre hinweg eingeschliffenen Bewegungsmuster wieder abrufen, indem man beispielsweise gemeinsam mit dem Bewohner das Ausstreuen der Saat auf dem Feld nachahmt oder das Zupfen von Unkraut. Den Bewohner dabei Zeit lassen zu reagieren, mehrmals vormachen und ihn motivieren die Bewegung mitzumachen, insbesondere deshalb wichtig, weil ja wohl schon Bewegungseinschränkungen vorliegen.
Auch bei Automatismen wie Sprichwörter ("Was der Bauer nicht kennt, das isst er nicht" u.s.w.) oder Lieder passend zum Thema ("Im Märzen der Bauer", ist jetzt nicht soooo auf die aktuelle Jahreszeit abgestimmt, sicher gibt´s was passenderes) können selbst Bewohner mit weit vorangeschrittener Demenz oftmals noch sehr aktiv mitmachen, man darf sich nur nicht vorschnell entmutigen lassen und evtl. mehrmals ansetzen. Und Singen ist ohnehin ein ganz tolles Medium, um Vertrauen aufzubauen, Ängste abzubauen und um die Kommunikationsfähigkeit zu erhalten.
Vielleicht hast du auch die Möglichkeit, Tierstimmen auf CD zu organisieren die ihr gemeinsam anhören könnt. Wenn man passend zu den Tierstimmen noch die Bilder (oder besser: kleine, originalgetreue Plüsch- oder Plastiktiere) hat, umso besser!
Und über Validation sollte man natürlich Bescheid wissen, um evtl. effektiv auf den Bewohner eingehen zu können.
Die Idee mit dem Memory überles mal ganz schnell, denn das ist bei Demenz total kontraindiziert!!! Mit Memory trainiert man das Kurzzeitgedächtnis und damit kann man einen Demenzkranken nur überfordern!

Ich wünsch dir viel Spaß beim ausprobieren und drück dir die Daumen!

Liebe Grüße, Petra



Sabrina
Beiträge: 18
Registriert: So 9. Jan 2005, 19:00

AW: 10 Minuten Aktivierung bei vorliegender Demenz und weiterer Krankheiten

Beitrag von Sabrina »

Danke für die ganzen Ratschläge ich probier morgen mal ein bar sachen aus



Exe
Beiträge: 22
Registriert: Mo 15. Mai 2006, 19:24

AW: 10 Minuten Aktivierung bei vorliegender Demenz und weiterer Krankheiten

Beitrag von Exe »

Interessantes Thema....
Ich arbeitete eine zeit lang auf einer Dementenstation und ich war überrascht, wieviel Erinerungsvermögen sich in meinen Patienten befand. Man muss halt wirklich entwas finden, das die Schnur zündet.
Überwiegend hatte ich in dem bereich Frauen. Frauen waren damals meistens mit in der Landwirtschaft, überwiegend aber im Haushalt beschäftigt.
An einem Nachmittag kam mir die Idee, zum Abendessen Kartoffelsalat zuzubereiten. Also 1 Beutel Kartoffeln mitgenommen und mich mit 2 Patienten an die Kante gesetzt. Ich fragte sie, ob sie mir helfen wollten und legte die Kartoffeln und die Messer auf den Tisch. ERst wurde nur stutzig geguckt. Dann gab ich erst der einen ein Messer in die Hand, um zu sehen, wie sie reagiert. Dann ging alles von allein. es wurde intensiv geschält, es ging ganz automatisch, routiniert. Ich hinterfragte viele Sachen, wei z. B. ob sie früher oft Kartoffeln schälen mussten, ob es viel waren, für wieviel Leute sie kochen musste, was man alles mit Kartoffeln kochen kann. Ich sag dir, hätte ich mehr Kartoffeln gehabt, ich hätte das ganze Heim versorgen können. Ich selbst saß nur noch da und hörte andächtig zu. Man fühlt sich selbst auch wohl dabei, so interessante Sachen aus früherer Zeit zu hören. Ich liebe solche Tage. Was meinst du, wieviel Schubladen im Kopf eines Dementen aufgehen. :D



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