Biografiearbeit

Das Diskussionsforum für alle Themen, die die Ausbildung betreffen, Fragen Tips, Anregungen etc alles ist willkommen...
Betreuende Webseite: http://www.altenpflegeschueler.de
Antworten
ronja19650
Beiträge: 111
Registriert: So 12. Nov 2006, 14:07

Biografiearbeit

Beitrag von ronja19650 »

Hallo ihr Lieben,
meine Tochter macht die Ausbildung in der Altenpflege.
Nun soll sie für die Schule eine Biografie ausarbeiten. Das finde ich auch völlig legitim und in Ordnung. Was mich daran stört ist, das die Dozentin diese Biografien, die jeder von sich selbst anfertigen soll, einsehen möchte und jeder seine Biografie , also über sich selbst, vorstellen soll....wo bleibt denn da der Datenschutz ? Im Zeitalter von F...b..k und Handycameras ? Angeblich soll diese Arbeit Zugang zu Erinnerungen und Einstellungen des jeweiligen Schülers beitragen....mir ist das sehr suspekt und meine Tochter möchte es auch nicht wirklich machen. Eine Biografie über Person x...das wäre ok...aber ein Selbstbildnis mit allen möglichen relevanten Daten ...
Wie seht ihr das ?

Liebe Grüße
ronja199650



Benutzeravatar
fmh
Beiträge: 2954
Registriert: Fr 29. Jun 2007, 19:00
Beruf: Altenpfleger
Einsatz Bereich: Kreisverwaltung
Wohnort: Bayern

AW: Biografiearbeit

Beitrag von fmh »

Hallo,

ich finde den Auftrag grundsätzlich nicht verkehrt. Es kann schon Sinn machen, sich mit seiner eigenen Biografie zu beschäftigen und sich mal zu überlegen, welche Dinge eigentlich für einen selbst bedeutungsvoll sind/waren. Ich stimme Dir jedoch vollkommen zu, dass diese Informationen weder die Lehrkraft, noch die Mitschüler/-innen etwas angehen. Auf freiwilliger Basis gerne, eine Vorstellungspflicht halte ich jedoch nicht für angebracht.

Vielleicht kann Deine Tochter der Dozentin einfach mal ihre Gedanken dazu schildern. Sie fand ihre Idee sicherlich toll, hat sich dabei aber vielleicht nicht genug Gedanken darüber gemacht, dass es auch Dinge geben kann, die man nicht mit jedem teilen möchte. Ich würde sie mal freundlich drauf ansprechen... Und wenn sie sich gar nicht vom Gegenteil überzeugen lässt, wird es halt eine Biografie wie sie in vielen Pflegeheimen anzutreffen ist: Geboren am... in... Schule, Ausbildung, Hobbys, ... fertig. Genauso wie Bewohner/-innen das gute Recht haben, ihre Vergangenheit für sich zu behalten, haben auch Schüler/-innen dieses Recht.

Beste Grüße
fmh


Get a job. Go to work. Get married. Have children. Follow fashion. Act normal. Walk on the pavement. Watch TV. Obey the law. Save for your old age. Now repeat after me: "I am free..."

Benutzeravatar
Schwester_Doreen
Beiträge: 602
Registriert: Do 3. Apr 2008, 11:17

AW: Biografiearbeit

Beitrag von Schwester_Doreen »

Hi
Also ich finde diese Idee auch sehr gut. Und man muss ja auch nicht alles angeben. Denn wie oft kommt es vor, das Töchter oder Söhne auch nicht alles von ihren Eltern wissen oder auch nicht erzählen möchten. Angaben der Biografie sind ja freiwillig. An deiner Stelle würde ich die Angaben, die ich nicht nennen möchte, begründen, warum du dies nicht angeben möchtest,was dich dabei stört. Vielleicht ist dies auch bewußt von der Dozentin gewählt worden, damit ihr euch darein versetzen könnt. Viel Spass beim Erarbeiten. Ich werde so ein Arbeitsauftrag mal bei uns einsetzen.


Liebe Grüße
Doreen
________________
Früher litten wir unter Verbrechen, heute unter Gesetzen :(

ronja19650
Beiträge: 111
Registriert: So 12. Nov 2006, 14:07

AW: Biografiearbeit

Beitrag von ronja19650 »

Hallo ihr Zwei,

ich neige dazu, meiner Tochter zu dem Vorschlag von fmh zu raten...es sind sehr persönliche Dinge die einen Dozenten und Mitschüler gar nichts angehen. Außerdem finde ich, dass es sich um sehr sensible Dinge handelt, nicht umsonst unterliegen die Dokumentationen in den Heimen dem Datenschutz. Wenn auch jeder MA die Akten einsehen kan, unterliegt er doch immer der Schweigepflicht. In der Schule ist das nicht so, weder für Dozenten noch für Mitschüler gilt das das. Und genau da ist der Punkt der mich so sehr stört.... Kinder wissen nicht immer alles von den Eltern und brauchen es unter diesem Vorwand auch nicht erzählen..von sich selbst ist es schwierig zu sagen, man weiß etwas nicht, oder man arrangiert sich damit und lügt....was aber sicher nicht im Sinne des Erfinders ist und einer Biografie und der Zusammenarbeit mit Bew. auch nicht unbedingt zuträglich wäre....diesem Zweck dient ja die Biografie eigentlich....möchte besagte Dozentin da jetzt Hobbypsychologie betreiben oder ihre Neugierde befriedigen ? (Böse Unterstellung..aber mehr Sinn sehe ich da wirklich nicht.....)

LG
ronja19650



Benutzeravatar
Griesuh
Beiträge: 2907
Registriert: So 23. Jul 2006, 15:03
Beruf: GuK, PDL, Inhaber eines ambul. Pflegedienstes, jetzt in Rente
Einsatz Bereich: ambul. Pflege
Wohnort: In Hessen

AW: Biografiearbeit

Beitrag von Griesuh »

ronja19650 diese deine Aussage zur Schweigepflicht stimmt nicht:
"In der Schule ist das nicht so, weder für Dozenten noch für Mitschüler gilt das das."
Auch in der Schule gibt es eine Schweigepflicht, für Schüler und Dozenten.
Übrigens was schreibst du in deinen Lebenslauf bei einer Bewerbung?
Das soll sie auch in Ihre Biografie schreiben.
Denn es geht bei einer Biografie nicht um Intimedetails.
Es geht darum die Lebenssituation eines Pflegebedürftigen nach seiner Biografie zu erfassen und diese dann so gut als Möglich in die Pflege u. Versorgung ein zupassen.
Ein banales Beispiel :d er Pflegebedürftige oder deine Tochter essen keinen Fisch, das stünde dann in der Biografie. Ist das nirgends erfasst wird es geschehen, dass jeden Freitag Fisch auf dem Teller liegt.
Ich würde mich "bedanken".



Schokelle
Beiträge: 48
Registriert: So 2. Jan 2011, 19:55

Beitrag von Schokelle »

Hallo,
wir haben in unserer Ausbildung auch einmal eine Biographie über uns gemacht - wir konnten sie vorstellen, teilweise vorstellen, oder gar nicht - fand ich auch gut, es gibt sicher in jedem Leben etwas, das man nicht unbedingt "vorstellen" mag.
AAAAber: Bei uns in der Klasse wurde von Anfang an klar gestellt, eigentlich von jedem Lehrer, dass ALLE Dinge die im Klassenzimmer besprochen werden in dem Klassenzimmer bleiben ! - Wie soll denn jemand in einem Beruf arbeiten, der mit so sensiblen Daten umgeht wie in unserem, wenn er die "Schweigepflicht" schon im Klassenzimmer nicht respektieren kann...
Und bei uns wäre niemand auf die Idee gekommen, irgendwelchen Sachen nach Außen zu tragen, geschweige denn ins Netz zu stellen.
Liebe Grüße!



Benutzeravatar
johannes
Beiträge: 3704
Registriert: Sa 17. Nov 2001, 23:53
Kontaktdaten:

AW: Biografiearbeit

Beitrag von johannes »

Wenn Du ein Geheimnis veröffentlichen willst, teile es mit Deiner besten Freundin unter dem Siegel der Verschwiegenheit. Wenn persönliche Dinge in die Öffentlichkeit dringen sollen über die Erstellung einer Biographiestudie, nützen die Vereinbarungen über Verschwiegenheit mit 100 %-iger Sicherheit noch viel weniger als bei der besten Freundin. Irgendwer wird immer in einem Klassenverband den Mund aufmachen.

Darum wäre eine persönliche Biographie im Rahmen dessen, was einmal pflegerelevant werden könnte - siehe das Beispiel von Griesuh mit dem Fisch - völlig ausreichend. Also sollte in dieser Biographiearbeit jede Aussage einen Bezug zu der Frage haben:

"Welche pflegerische Maßnahme soll bei Wissen dieses Umstandes eingeleitet werden?"

Dann ist das Problem mit dem Datenschutz durchaus vereinbar.


Ein Mensch existiert nicht - er lebt!
Keiner ist so blind wie der, der nicht sehen will.
Ich vertrete nicht immer die herrschende Meinung - aber ich habe eine Meinung!
Einer sucht für ein Problem eine Lösung - ein Anderer sucht für eine Lösung ein Problem

ronja19650
Beiträge: 111
Registriert: So 12. Nov 2006, 14:07

AW: Biografiearbeit

Beitrag von ronja19650 »

Hallo,

ich danke Euch für Eure Meinungen dazu, jede hat etwas für sich...die von Grisuh teile ich nicht so ganz, denn wirklich pflegerelevante Dinge hat meine Tochter in ihrem doch noch recht kurzem Lebenslauf noch nicht stehen...und beispielsweise eine Vorliebe für Fisch oder Fleisch wir der zukünftige Arbeitgeber dort auch nicht finden, wenn sie dann mal einen Lebenslauf für eine Bewerbung erstellen muss. Was den Datenschutz innerhalb der Schule angeht, naja...sie findet auch plötzlich mal irgendwelche Fotos im Internet ohne gefragt worden zu sein, ich unterstelle mal keine böse Absicht, aber es passiert eben. ..auch wenn die Fotos sehr nichtssagend sind, ist es prinzipiell falsch.
Ich persönlich finde eine Biografie schon sehr intim, wenn sie denn aussagekräftig sein soll.
Sie hat nun eine zusammen gestellt die sowohl auf Fr. Meier als auch auf Fr. Schmidt zutreffen könnte.
Als überaus störend empfinde ich übrigens den Hintergrund der Geschichte: die Biografie sollte nicht dazu erstellt werden eine PP zu erstellen, sondern dem Zweck dienen sich einen kreativen , bildlichen und vertieften Zugang zu eigenen Erinnerungen und Einstellungen zu verschaffen. Also mehr im Arbeitsfeld Psychotherapie.....und wer möchte schon von seinen Mitschülern oder Dozenten therapiert werden :-)

LG
ronja19650
Zuletzt geändert von fmh am Sa 9. Nov 2013, 12:14, insgesamt 1-mal geändert.



RR77/38
Beiträge: 227
Registriert: Di 29. Nov 2011, 20:40
Beruf: Altenpfleger
Einsatz Bereich: Altenheim
Wohnort: Hessen

AW: Biografiearbeit

Beitrag von RR77/38 »

Ein extrem wichtiger Aspekt in Pflegeberufen ist Vertrauen zwischen PK untereinander und zwischen PK und Pflegebedürftigen. Man kann durch Vertrauen bei Pflegebedürftigen viel gewinnen. Man muß im Laufe der Zeit merken, wie weit man gehen kann, darf, muß und will. Und das ist in jeder zwischenmenschlichen Beziehung, ob professionell oder Privat verschieden.
In meiner Ausbildung musste ich mich in dieser Beziehung selber "gegen den Strich bürsten". Mein Pflegekurs war das Beste was mir passiert war. Am Anfang waren wir zwischen 17 und 48 Jahre alt, 3 Männer und 18 Frauen.
Zwischen uns entstand schon sehr bald sehr großes Vertrauen, Respekt und Hilfsbereitschaft, ohne dass Individualität aufgegeben werden musste, eher im Gegenteil.
Ich hoffe der Kurs von Ronjas Tochter ist auch eine gute Gemeinschaft.



Benutzeravatar
johannes
Beiträge: 3704
Registriert: Sa 17. Nov 2001, 23:53
Kontaktdaten:

AW: Biografiearbeit

Beitrag von johannes »

Ein extrem wichtiger Aspekt in Pflegeberufen ist Vertrauen zwischen PK untereinander ...
Das ist schon wahr, aber in der modernen Welt eine Illusion. In den 20 Jahren allein im Pflegeberuf habe ich nicht die Erfahrung gemacht, dass Verschwiegenheit eine Tugend der Beteiligten gewesen wäre. Im Gegenteil! Jedes erlangte Wissen über den anderen wurde hinter seinem Rücken verbreitet und breit getreten - häufig zum Schaden des Betroffenen.


Ein Mensch existiert nicht - er lebt!
Keiner ist so blind wie der, der nicht sehen will.
Ich vertrete nicht immer die herrschende Meinung - aber ich habe eine Meinung!
Einer sucht für ein Problem eine Lösung - ein Anderer sucht für eine Lösung ein Problem

ronja19650
Beiträge: 111
Registriert: So 12. Nov 2006, 14:07

AW: Biografiearbeit

Beitrag von ronja19650 »

Ja Johannes, diese Erfahrung mache ich immer wieder, mitlerweile ist es auch völlig egal ob in einem großen oder in einem kleinen Team, es wird gequatscht und getratscht was das Zeug hält.... und gibt es keinen Gesprächsstoff, na dann sucht man sich eben welchen.
In den letzten Jahren habe ich den Eindruck das gerade dieser Punkt in der Pflege immer schlimmer wird. Würden viele Mitarbeiter diese Energie in die Pflege stecken statt die Nase in das Privatleben anderer, wäre so manch ein Bewohner glücklich über die Zuwendung....

Lg
ronja19650



Benutzeravatar
johannes
Beiträge: 3704
Registriert: Sa 17. Nov 2001, 23:53
Kontaktdaten:

AW: Biografiearbeit

Beitrag von johannes »

Dieses Problem beschränkt sich leider nicht nur auf die Pflege, das geht durch alle Berufe, auch wenn es hier in diesem Forum speziell um den Pflegebereich geht. Es ist wohl ein gesamtgesellschaftliches Problem.


Ein Mensch existiert nicht - er lebt!
Keiner ist so blind wie der, der nicht sehen will.
Ich vertrete nicht immer die herrschende Meinung - aber ich habe eine Meinung!
Einer sucht für ein Problem eine Lösung - ein Anderer sucht für eine Lösung ein Problem

geo
Beiträge: 72
Registriert: Fr 3. Okt 2003, 11:49

AW: Biografiearbeit

Beitrag von geo »

durch das " tratschen" kann ich prima von mir , meiner Person und meinen eigentlichen Anforungen ablenken.So erfüllt es auch seinen Zweck - auch hier ist ein gesunden " Mittelmass " der Weg.
Gruß von Geo ... Ausstieg nach über 31 Jahren in der stationären AP
Jetzt bin ich Hilfskraft in der Verwaltung , im Handwerk....genau das gleiche " wie auf Station"....
Gruß Geo



Benutzeravatar
benny34
Beiträge: 437
Registriert: Di 4. Jan 2005, 10:24

AW: Biografiearbeit

Beitrag von benny34 »

[quote=""ronja19650""]Hallo,

denn wirklich pflegerelevante Dinge hat meine Tochter in ihrem doch noch recht kurzem Lebenslauf noch nicht stehen[/quote]

Auch in ihrem "kurzen" Lebenslauf ist schon soviel passiert, daß man damit problemlos eine Biografie erstellen und eine Pflegeplanung füllen könnte, wenn sie jetzt plötzlich selbst zum Patienten werden würde.

In unserer Reha haben wir oft junge Patienten und deren Biografie ist extrem wichtig, damit wir sie adäquat begleiten können.

Für die Schule reicht doch eine fiktive Biografie vollkommen aus, ich würde dem Lehrer auch nicht meine komplette Bio darstellen wollen....



Antworten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 31 Gäste