In vielem möchte ich mich Thomas anschließen, denn so ist auch meine Erfahrung - nicht nur in EINEM Pflegeheim.
Leider habe und erlebe ich immer wieder ganz andere Realitäten und das nicht als Ausnahme.
Angehörige die nicht Können oder Wollen in die Pflege einbezogen zu werden!
Angehörige die max. am Sonntag zu Kaffetrinken mit Oma kommen.
Angehörige die sich untereinander zerkriegen oder schon sind - vor allem wenn was zum Erben gibt.
Erbittert Feindschaften unter Verwandten, die besonders dann zu Tage kommen, wenn Geld in Aussicht steht.
Angehörige die auch lautstark auf dem Gang streiten wer nun das bessere Kind ist und wer häufiger zu Besuch kommt und wer schon immmer mehr geliebt wird oder noch nie geliebt wurde.
Lebenslange Eifersuchten werden direkt oder über Umwege ausgetragen. 5 verscheidene Anrufe am Tag wie es denn Oma geht, weil man nicht miteinander redet und die AP bekommt dann noch Druck, weil der eine Sohn einen Satz mehr weiß wie der andere usw. usw. usw. usw.
Unterschreibe ich so zu 100%!
Angehörige die max. am Sonntag zu Kaffetrinken mit Oma kommen
Du hast die Angehörigen vergessen, die nur ein Mal im Monat kommen, um sich von der Oma das Taschengeld von Omas Taschengeld abzuholen und die die fragen, ob man der Oma nicht etwas weniger die Inkos wechseln kann, weil die ja teuer sind. Und dann noch die, die sich beschweren, dass das Gummi der Hose nach 246 Wäschen ausgeleierter ist als vorher und die dann Ersatz einklagen!
Auf meiner letzten Stelle zB gab es EINE Tochter und EINE Schwester, die sich wirklich um ihre Angehörigen kümmerten - 2 Angehörige von 28 Bewohnern. Von den anderen 26 Bewohnern kamen 4 Angehörige alle paar Wochen mal für 1/2 Stündchen, verrichteten ihren Pflichtbesuch, der mit Vorwürfen dem Pflegepersonal gegenüber endete (warum sind die Batterien vom Hörgerät meines Vaters schon wieder leer?)
"Entschuldigung, die letzte Packung haben Sie gemäß Doku vor 8 Monaten mitgebracht und in den letzten beiden Monaten haben wir sie 5 mal angerufen, dass ihr Vater Batterien braucht"
... Hintergrund war dort die Einstellung:
der Vater sagt eh nix mehr - dann muss er auch nix hören und man kann sich das Geld für Batterien sparen.
Solche Erlebnisse, wenn mehrere Geschwister, Kinder, Verwandte da sind kenne ich auch nur zu gut .... Der eine weiß 2 Worte mehr als der andere, PUH - da kann man ganz schön in Schwulitäten geraten. Ich habe das immer so geregelt, dass nur der Auskunft bekam der die Betreuung hatte - wobei das nicht immer deckungsgleich mit dem war, der sich wirklich "sorgte", häufiger kam und über dessen Erscheinen der Bewohner sichtlich erfreut war.
Nach meiner Erfahrung gibt es
- wenige, die mit Herz ihren Angehörigen besuchen und ihn nicht fallen lassen
und wo der Angehörige trotz seines Lebens im Pflegeheim noch immer zur Familie dazugehört
- ein paar mehr, die mit Dauer-Meckerei ihre Verantwortung für alles den PK zuschieben, aber eigentlich auch nicht wollen, dass die PK die Verantwortung übernehmen. Sie sind verbittert und haben ein schlechtes Gewissen, was sie so zu kompensieren versuchen.
- ein paar mehr die sich auf Distanz halten und sich fast nie blicken lassen (ggfs mal zum Sommerfest), das Ganze mit ihrer Arbeit begründen und dass sie sooooooooooooo wenig Zeit haben. Das sind die, die ich dann am Wochenende statt bei Oma auf der Terrasse in den Straßencafes sitzen sehe.
Das sind die die wahrscheinlich am Besten mit der Situation zurechtkommen, weil sie sich ihr weitestgehend entziehen - sie leben ihr Leben weiter.
- und dann gibt es die "Unscheinbaren", die nicht gesehen werden wollen - die schleichen schnell über den Gang, gucken ob Oma noch da ist und lebt, nicken beim Verlassen des Wohnbereichs den PK freundlich und dankbar zu und sind wieder veschwunden.
- ja - und letztendlich gibt es eben die, die offen sind für Gespräche, die sich eigene Gedanken machen, sich mit einbringen. Mit denen man auch als PK offen reden kann, Schwierigkeiten ansprechen.
Wobei ich auch erlebt habe, dass - wenn es Richtung Sterben geht - plötzlich Hektik aufkommt und ganz viele sich um ihren Angehörigen kümmern, weil ihnen plötzlich aufgeht, dass auch SIE selbst nicht mehr viel Zeit haben mit ihrem Angehörigen.
Oft kam es mir vor, als würden Angehörige erwarten, sie geben jemanden mit einer Bedienungsanleitung im Heim ab und GENAU SO hat es dann zu funktionieren -
und zwar ALLES. Sie haben die Vorstellung."Es ist ja 24 Stunden jemand da, dann kann man auch all das tun."
Dabei kennen sie oft die Biografie ihrer Angehörigen nicht, wissen nicht was er gerne ißt, ob er gern mit offenem oder geschlossenem Fenster schläft.
Und wenn ihnen bewußt wird, wie wenig sie eigentlich wissen, bekommen sie ein schlechtes Gewissen und die PK sind schuld und das Heim ist schei**e.
Und ich kenne viele Heime, die versprechen das Blaue vom Himmel und wundern sich dann, dass Angehörige immer nur meckern, weil sie
sich betrogen fühlen und erleben dass sich die Betreiber oder wer auch immer immer nur rausreden und Besserung geloben, die manchmal gar nicht möglich ist.
Ich sag jetzt mal was, was ich noch nie jemandem gesagt habe:
ich hab mal in einem Heim gearbeitet - da habe ich ALLEN die sich für einen Platz interessierten gesagt:
" Wenn Sie ihren Angehörigen wirklich lieben - dann lassen Sie ihn nicht hier!"
Ich lass jetzt mal lieber ...