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Die Priscus-Liste - gefährliche Wirkstoffe in Arzneimitteln

Verfasst: Do 12. Aug 2010, 16:04
von Regina Dettenrieder
Im Rahmen einer Studie wurde die sogenannte "Priscus-Liste" erstellt, die insgesamt 83 potentiell gefährliche Wirkstoffe für alte Menschen auflistet.
Etwa 15-20 % der älteren Menschen, die zuhause leben und fast 40 % aller Altenheimbewohner erhalten Medikamente, die schlimme Auswirkungen haben können. So komme es häufig zu Stürzen und infolge dessen zu Hüftfrakturen, von denen sich alte Menschen oft nicht mehr erholen.
Kritisiert wird ein zu häufiger Einsatz gefährlicher Medikamente wie auch eine Übermedikamentierung.
(SWR)

Patienten mit mehreren Erkrankungen werden mit einem Mix von Wirkstoffen behandelt, über deren Wechselwirkung man viel zu wenig Kenntnisse hat. Jedes Leiden wird für sich therapiert, was unweigerlich zu einer Vielzahl von Medikamenten führt. Im Schnitt nimmt jeder Patient über 70 Jahre regelmäßig sechs verschiedene Medikamente ein und die Folgen des Pillen-Mixes sind fatal. Forscher gehen von etwa 20.000 Arzneimittel-Toten pro Jahr aus.

Ein Ansatzpunkt zur Verringerung der Gefahren durch Mehrfachmedikationen sieht Dr. U. Thiem von der Klinik für Altersmedizin der Ruhr-Universität Bochum, in der Prioritätensetzung:
"Man kann nicht alle Erkrankungen gleichermaßen behandeln, deshalb muß man das vorrangig angehen, was für den Patienten besonders wichtig ist."

Liebe Forums-Teilnehmer, was halten Sie von diesem Umdenken?

Regina Dettenrieder

AW: Die Priscus-Liste - gefährliche Wirkstoffe in Arzneimitteln

Verfasst: Do 12. Aug 2010, 16:53
von iceage
Hallo Frau Dettenrieder , diese Studie ist mir auch bekannt , jedoch bezieht darin niemand expliziet Stellung zu den angeprangerten Neben-und Wechselwirkungen , sondern vielmehr ist alles reichlich allgemein und schwammig gehalten . Eine fachlich fundierte Studie darf m.E. nicht ausschließlich nur aus " könnte , müßte , sollte , würde " usw. bestehen und diese Studie besteht hauptsächlich aus dieser Wortwahl , weswegen sie für mich in keinster Weise aussagekräftig geschweige denn fachlich gesichert ist . Ich selbst bin zwar noch nicht in den 70igern , nehme aber aufgrund einiger chronischer Erkrankungen täglich 12 Medikamente und gehe jeden Tag arbeiten . Die Nebenwirkungen haben auf mich genau den gleichen Einfluss , wie auf einen älteren Menschen , dazu kommt noch der Stress und die Arbeitsbelastung , welche ein älterer Mensch nicht mehr hat . Man muss hier die Verhältnismäßigkeit sehen und differenzieren , um solch eine Studie richtig betreiben und vorallem auswerten zu können , alles andere ist nur die Füllung des Sommerlochs !

AW: Die Priscus-Liste - gefährliche Wirkstoffe in Arzneimitteln

Verfasst: Do 12. Aug 2010, 17:12
von *Angie*
Nun ja .... hm. Das mit Füllung des Sommerlochs abzutun find ich n bissel leichtfertig - es ist ja keine Thematik, die erst seit heute diskutiert wird.

Also ich habe mir bei meiner Arbeit desöfteren die Frage gestellt, wie die Menschen die "toxischen" Mixturen in ihren Medikamentenbechern so überleben. Eine Schlaganfall-Patientin hatte sage und schreibe in ihrer Abendmedikation 15 verschiedene Medikamente ...

Ich kann mir bestens vorstellen, dass sich die Wirkstoffe untereinander nicht vertragen, sich beeinflussen - ich glaube dazu muss man nicht Pharmazie studiert haben.

Wenn nicht einmal die Zeit da ist, dass die Menschen ihre Medikamente SO verabreicht bekommen, wie sie verabreicht werden SOLLEN (nämlich VOR, WÄHREND oder NACH der Mahlzeit eingenommen) ..... Allein für das fachgerechte Verabreichen der Medikamente könnte so manches Haus eine Extra-Stelle schaffen. Wenn ich bedenke, welche Cocktails manche an "gemörserten Pillchen" bekommen, bin ich absolut der Meinung, dass:

a) vielen Patienten zu viele verschiedene Medikamente/Wirkstoffe verabreicht werden
b) Krankheiten zeitversetzt behandelt werden sollten (soweit möglich)
c) manche Ärzte zu leichtfertig alles mögliche aufschreiben (besonders zur prophylaktischen Behandlung der evtl zu erwartenden Nebenwirkungen eines Medikaments)
womit dann die Möglichkeit schon mal ausgeschlossen ist, zu schauen, ob jemand diese NW überhaupt entwickelt (hätte)...


LG, A.

AW: Die Priscus-Liste - gefährliche Wirkstoffe in Arzneimitteln

Verfasst: Do 12. Aug 2010, 17:43
von iceage
Hallo Angie , bitte versteh mich nicht falsch , ich meinte mit " Füllung des Sommerlochs " die Studie ansich , nicht das eigentliche Thema ! Beim eigentlichen Thema wird mir auch schlecht , denn wenn man bedenkt , dass ja z.B. bei Medgaben via PEG die Medis einzeln zu applizieren sind und man sieht , wie es im Alltag gemacht wird , braucht man darüber wohl nicht zu diskutieren . Warum entwickeln denn Medis Neben-und Wechselwirkungen ? Weil sie alle zusammen verabreicht werden ! Wer mörsert denn schon jede Pille einzeln , wer hat die Zeit dazu ? Es tut mir leid , das hier so klar sagen zu müssen , aber für die schädlichen Auswirkungen der Medis kann nicht der verordnende Arzt oder etwa die Pharmaindustrie etwas , nein , dafür sind wir als Pflegefachkräfte verantwortlich ! Gibt man die Medis so , wie vorgeschrieben einzeln nacheinander und vor , während und nach dem Essen , passiert nichts . Klassischer Pflegefehler !

AW: Die Priscus-Liste - gefährliche Wirkstoffe in Arzneimitteln

Verfasst: Do 12. Aug 2010, 18:20
von johannes
Gibt man die Medis so , wie vorgeschrieben einzeln nacheinander und vor , während und nach dem Essen , passiert nichts .
Na, ob diese Brille nicht zu rosa eingefärbt ist?

Benötigen wir wirklich rd. 45.000 verschiedene Medikamente?

1. ist die Gesundheit der Deutschen wirklich so viel schlechter als die unserer Nachbarn?
2. liegt der definitive Nutzen der Medikamente tatsächlich vor, oder wird er nur vorgegaukelt?
3. hat die Angstkeule wirklich keinen Einfluß auf die dreistelligen Zuwachsraten der Pharmaindustrie?
4. beeinflußt der Pharmareferent wirklich nicht das Handeln des Arztes?

Medikamente gegen Krankheitssymptome dienen doch wohl ausschließlich der Erhaltung von Erkrankungen. Schließlich läßt sich an einem kranken Menschen mehr verdienen als an einem gesunden.

Nein, wer den größten Teil eines Kuchens vertilgt, ist nicht Schuld. Schuld trägt der Bäcker, warum macht er den Kuchen auch so lecker.

AW: Die Priscus-Liste - gefährliche Wirkstoffe in Arzneimitteln

Verfasst: Do 12. Aug 2010, 20:56
von andrea
[quote=""iceage""]B] Es tut mir leid , das hier so klar sagen zu müssen , aber für die schädlichen Auswirkungen der Medis kann nicht der verordnende Arzt oder etwa die Pharmaindustrie etwas , nein , dafür sind wir als Pflegefachkräfte verantwortlich ! Gibt man die Medis so , wie vorgeschrieben einzeln nacheinander und vor , während und nach dem Essen , passiert nichts . Klassischer Pflegefehler ![/quote]
Hallo iceage,
klar können die Medikament auch durch Eingabefehler schädlich werden. Allerdings ist es auch wohl nicht neu, dass die Wirkung der Medis untereinander, nur mit höchstens 4 verschiedenen Medikamenten getestet sind...................alles andere wäre wohl zuviel.
Ich habe im Schwerstdemenzbereich nicht nur einmal erlebt, dass Medis ausgeschlichen wurden, die für die Lebensqualität scheinbar lebenswichtig waren. Manchmal waren sogar blutdrucksenkende Medikamente dabei.
Die alten Leuts kamen jedoch auch ganz gut ohne sie aus.
Ärzte und Pflegepersonal sollten immer wieder im Blick haben welche Medikamente wirkliche Dauermedikationen sein müssen.
Gruß andrea

AW: Die Priscus-Liste - gefährliche Wirkstoffe in Arzneimitteln

Verfasst: Fr 13. Aug 2010, 05:46
von iceage
Hallo Andrea , naja , Lebensqualität bei schwerster Demenz ist ein Widerspruch in sich . Aber mit dem Rest hast Du natürlich Recht ! Also wird doch klar , dass lieber erstmal die Neben-und Wechselwirkungen richtig festgestellt werden , anstatt eine solche " könnte -, hätte- , würde- , sollte- , - Studie " zu veröffentlichen .

AW: Die Priscus-Liste - gefährliche Wirkstoffe in Arzneimitteln

Verfasst: Sa 14. Aug 2010, 14:00
von thorstein
Sehr geehrte Frau Dettenrieder,

die Priscus-Liste halte ich schon deswegen für problematich, weil sie die grundsätzliche Frage nach der Indikation nicht stellt. Gerade bei den Psychopharmaka werden als Alternativen vorwiegend die Medikamente genannt (z.B. Melperon), die sowieso massenhaft zum Einsatz kommen.
Die ansonsten genannten verhaltenstherapeutischen Verfahren können nur als Scherz gemeint sein.
Die Versorgung von 50 BewohnerInnen im Nachtdienst ist nur bei entsprechender Sedierung der BewohnerInnen möglich, deren Schalfbedarf nicht bei 10h liegt. Die eigentliche Indikation ist also Personalmangel.

Grüsse

AW: Die Priscus-Liste - gefährliche Wirkstoffe in Arzneimitteln

Verfasst: Sa 14. Aug 2010, 14:27
von iceage
:yo :yo :yo :yo :yo :god :god :p rost