Würdiges Sterben - gibt es das?

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johannes
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Würdiges Sterben - gibt es das?

Beitrag von johannes »

Hab mir schon lange Gedanken darüber gemacht. Im Zusammenhang mit Sterben wird immer von Würde gesprochen. Dabei ist der Tod - und im Zusammenhang damit das Sterben - das Würdeloseste, das es auf der Erde gibt. Der Tod beendet das Leben. Was daran hat mit Würde zu tun?

Ich denke, man kann würdevoll oder würdelos leben, aber nicht sterben, oder?

Johannes
Zuletzt geändert von johannes am So 25. Feb 2007, 18:58, insgesamt 1-mal geändert.



Sandy1984
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AW: Würdiges Sterben - gibt es das?

Beitrag von Sandy1984 »

Lieber Johannes,

ich denke anders über das Thema.....denn für mich gehört der Tod und das Sterben unmittelbar zum Leben dazu und ist auch nicht unbedingt negativ.

Wie auch im Leben kann man würdevoll sterben und würdelos behandelt werden auf dem Weg zum Tod.....

aber da ich noch nicht gestorben bin kann ich das Thema nur hypotetisch beantworten.

Aber glaub mir falls du schon mal eine aktive Sterbebegleitung geleistet hast dann weißt du das das Sterben würdevoll sein kann!

Liebe Grüße



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menina
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AW: Würdiges Sterben - gibt es das?

Beitrag von menina »

Wo sterbe ich? Einsam und voller Angst auf der Bahnhofstoilette oder unter einer Brücke? Wenn ich im Heim bin und die Pflegekräfte wissen um meinen Wunsch nicht alleine zu sein, kommen diese dann? Oder läuft jede Pflegekraft schnellen Schrittes an meiner geschlossenen Zimmertüre vorbei weil sie mein Sterben nicht ertragen kann? Muss ich alleine sein obwohl ich es nicht möchte?
Oder im umgekehrten Fall: Ich möchte alleine sein aber man lässt mich nicht? Weil die eigenen Vorstellungen ganz andere sind? Quält mich jemand mit seiner Anwesenheit gegen meine Willen? Um das eigene Gewissen zu beruhigen?

Oder habe ich die Möglichkeit vorher zu organisieren? Ist das Umfeld in dem ich sterbe so, das es für mich angenehm ist? Sind wenn ich es möchte Menschen um mich die ich mag? Wird es ermöglicht Zeit und Raum so zu gestalten, das ich das Gefühl habe das meine Wünsche berücksichtigt werden?
Ich hatte darüber mal eine Diskussion mit unseren Ethikdozenten. Sein Wunsch war es zu wissen wann er stirbt. Zu diesen Tag würde er eine große Feier machen, auf der alle Menschen die ihm lieb sind kommen. Es sollte gefeiert und gelacht werden bis in die Nacht. Wenn der letzt Gast gegangen ist würde er alleine im Bett liegen, das Licht ausmachen und sterben. So war seine Vorstellung vom Menschenwürdigen Sterben.
Für mich persönlich ist diese Vorstellung ein Albtraum. Aber ich würde alles daransetzen, ihm diese Wünsche zu erfüllen, da er entscheidet was er möchte und was für ihn würdig ist und was nicht.
Den Sterbeprozess selber kann ich nicht beeinflussen, aber die äußeren Bedingungen. Wenn ich dem Sterbenden so annähernd wie möglich seine Wünsche erfüllen und ihm dadurch Belastungen abnehmen kann dann ist das für mich menschenwürdiges Sterben.
Ich glaube das Sterben immer grausam ist, es ist nichts schönes daran aus dem Leben gerissen zu werden. Egal wie alt man ist.
Auch wenn es Vereine geben soll, die eine Art „schöner Sterben“ zelebrieren.



DanielaK.
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AW: Würdiges Sterben - gibt es das?

Beitrag von DanielaK. »

Hallo Johannes,

also ich kann mich den anderen beiden nur anschliessen.

Jeder Mensch möchte ander´s sterben und wird dies auch, ich weiss ja nicht wie oft du schon sterbende auf ihrem Weg begleitet hast oder nicht, aber ich denke wenn man oft genug sterbende begleitet hat hat man eine gewisse Erfahrung und weiß dann auch dass jedes sterben anders ist.Z.B. sind oft Angehörige stundenlang im Zimmer um da zu sein wenn Opa oder Oma sterben und sie schaffen es einfach nicht, dann gehen die Angehörigen nur mal kurz für 2 Minuten aus dem Zimmer kommen zurück und Opa oder Oma sind nun verstorben, das ist dann fast schon der beweis dass derjenige allein sterben wollte, andere sterben erst dann wenn ihre Angehörigen da sind oder sie alle Kinder nochmal gesehen haben,
manche plagen sich buchstäblich Tage und Wochen andere möchten sich nur nochmal ausruhen und schlafen für immer ein.
Ich denke so hat jeder seinen Wunsch wie er denn gern sterben möchte und somit auch seine "persönliche" würde.
Unter anderm denke ich aber dass auch jemand der im sterben liegt gepflegt werden soll, jedoch nicht jeden Tag von Kopf bis Fuß gebürstet und geschruppt werden muss, sondern nur die nötige Hygiene durchgeführt werden soll um dem sterbenden zu zeigen dass er auch so bei uns akzeptiert wird und deshalb nicht "abgestosen" oder "ausgegrenzt" wird.
Als anderes Beispiel, jemand der sich das Leben nimmt wird bestimmt nie würdig sterben, da das ja immer in irgendeiner Weise Qualvolles Sterben ist, jedoch wird nie einer Sagen:"Ich häng mich auf, bitte steh neben mich und schau mir beim sterben zu" hört sich zwar brutal an aber ist so, denke ich.

So das ist meine Meinung dazu.

Liebes Grüßle Daniela



Sandy1984
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Registriert: Mi 26. Apr 2006, 13:04

AW: Würdiges Sterben - gibt es das?

Beitrag von Sandy1984 »

Hallo Menina,

du hast geschrieben das du glaubst das es immer grausam ist aus dem "leben" gerissen zu werden egal wie Alt der Mensch ist......ich denke das es Menschen gibt die sich aufgrund ihres Alter´s / Krankheit oder auch die Einsamkeit den Tod wünschen ohne jetzt von Selbstmord zu reden oder von Selbstaufgabe!Ich denke jeder Mensch macht sich früher oder später ein Bild davon wie es nach dem Leben weiter gehen könnte und das nimmt vielen die Angst davor und damit können sie auch dann leichter Abschied nehmen.Vor allem wenn das Leben nur noch aus Schmerzen oder Qual besteht dann ist der Tod an sich schon eine große Erlösung.
Trotz meiner 22 Jahre habe ich eine Patientenverfügung und habe meine Beerdingung auch schon im Freundes/Familienkreis besprochen falls der Tag X kommt und der wird auf jeden Fall irgendwann da sein.



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menina
Beiträge: 516
Registriert: Mi 8. Mär 2006, 13:31

AW: Würdiges Sterben - gibt es das?

Beitrag von menina »

Hallo Sandy 1984,

Ganz bestimmt wird es Menschen geben die sich wünschen sterben zu dürfen weil sie alt und krank sind.
Aber woher wollen wir wissen, ob derjenige wenn es soweit ist tatsächlich keine Angst hat dieses Leben zu verlassen? Weil es vielleicht keine äußeren Anzeichen für Kämpfe in dieser Phase des Lebens gibt?
Für wem ist der Tod tatsächlich eine Erlösung? Für den der geht, oder für den der ein Stück des Weges begleitet? Das kann und möchte ich nicht beurteilen.
Den Tod als große Erlösung sehen, das kann ich nicht, weil ich nicht weiß ob derjenige das wirklich so empfindet.
Das Umfeld des Sterbenden wird es vielleicht so sehen, weil die betroffenen Angehörigen, Freunde oder Pflegekräfte Leiden und Zerfall nicht länger hilflos ertragen müssen.
Zuletzt geändert von menina am Mo 26. Feb 2007, 11:07, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: ein Wort ausgetauscht



andrea
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Registriert: Di 16. Jul 2002, 19:15

AW: Würdiges Sterben - gibt es das?

Beitrag von andrea »

Hi
ich seh das ähnlich, wir können eigentlich nur versuchen den Tod(das Sterben) nach außen hin würdevoll zu gestalten. Wenn wir versuchen die Wünsche des Sterbenden einzuhalten und ihn bei diesem Weg zu begleiten indem wir nach außen sichtbares, fühlbares angenehm machen, können wir zumindestens annehmen jemanden in Würde sterben gelassen zu haben.
Wie es in dem Betroffenen ausschaut können wir wohl nicht mit Gewißheit sagen. Ich habe oft erlebt, dass Menschen anfangs sehr erregt und ängstlich waren, später jedoch ruhiger wurden. Warum sie wirklich ruhiger wurden kann ich nicht sicher sagen, war es die Begleitung oder war es der Sterbeprozess an sich.
Ich denke Sterben ist ähnlich wie Geburt. Der Mensch wird unter Schmerzen ins Leben geworfen(erwiesenermaßen für ein Baby eine Tortour) beim Sterben ist es ähnlich, wir haben keinen Einfluß darauf und können im Prinzip nur erahnen welche Gefühle der Betroffene hat. Sterben muß er mit sich selbst, genauso wie er die Geburt selbst für sich erleben mußte, ohne, dass Menschen wirklichen Einfluß, auf Gefühle/Erleben während dieser Zeit haben.
Gruß andrea



claridge
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AW: Würdiges Sterben - gibt es das?

Beitrag von claridge »

Ich kann Johannes seine Frage gut verstehen.
Oft habe ich den Eindruck das bei dem Thema "Sterben in Würde" nur darum geht die Gefühle der lebenden zu befriedigen bzw. zu beruhigen.
Jeder schleppt mehr oder weniger die Angst vor dem eigenen Tod mit sich herum.
Wie es schon angemerkt wurde weiß keiner was hinter dem "Vorhang" auf uns wartet.
@ DanielaK
Warum soll jemand der sich sein Leben nimmt nicht in Würde sterben?

Vielleicht sollten wir uns an der Stelle einmal darüber austauschen was "Würde" für den Einzelnen bedeutet.



DanielaK.
Beiträge: 148
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AW: Würdiges Sterben - gibt es das?

Beitrag von DanielaK. »

Hallo claridge,

wollte damit Ausdrücken dass es wohl doch sehr qualvoll ist sich zu erhängen oder seinem Leben auf andere Weise (welche acuh immer) ein ende zusetzten, wie ich oben auch erwähnt habe, hat jeder, so denke ich, bei seinem Sterben seine eigene Würde, da kein Mensch so stirbt wie ein anderer. Einer der sich das Leben nimmt hat so auch seine Würde, nur war es bestimmt nicht sein Lebenstraum so zu sterben, das wollt ich eigentlich damit sagen, ahb mich wohl etwas verkehrt ausgedrückt. Sorry

Liebes Grüßle Daniela



Sandy1984
Beiträge: 13
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AW: Würdiges Sterben - gibt es das?

Beitrag von Sandy1984 »

Hallo Menina

ich wollte mit meinem Beitrag nicht sagen das sie alle Angst vorm Tod verlieren sondern die das wenn man eine klare Vorstellung hat insbesonders gläubige Menschen die Ängste abbauen kann.
Und wie ich auch schon geschrieben habe können wir hier alle nur hypotetisch daruf schreiben denn keiner von uns ist je gestorben!Die Erfahrung macht jeder für sich alleine.....aber nicht´s desto trotz ich denke das das Sterben in Würde möglich ist!
Und ich denke auch das ein Selbstmord würdevoll für den Menschen sein kann denn er entscheidet ja für sich alleine aus welchen Gründen auch immer.....



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schnitte
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AW: Würdiges Sterben - gibt es das?

Beitrag von schnitte »

also ich finde würde heißt respekt. in würde sterben, so wie es auf allen titeln steht, bedeutet für mich denjenigen mit respekt zu behandeln und nicht wie ein kind satt, sauber, bevormunden, über ihn hinwegentscheiden. sondern wünsche respektieren, letzte wünsche erfüllen, wünschenswerte ansprechpartner holen, alles in seinem sinne zu machen., dafür sorgen das alles so verläuft wie er es möchte, damit er beruhigt vom leben abschied nehmen kann.

und ich kann auch nicht selbstmord verurteilen, auch dazu gehört mut und entspricht einfach nur dem willen.

und wer schleppt denn bitteschön angst vor dem tod mit sich rum??? hab ich ja noch nie gehört. akzeptier ich, dass jemand an ein danach glaubt und evt. angst davor hat. aber wenn denn, hat der mensch doch eher angst vor schmerz oder luftnot beim sterbeprozess. und um um diese angst zu nehmen gibt esb bereits palliative pflege. auch das gehört zu einem würdevollen sterben, nicht zuzusehen wie jemand leidet, sondern dagegen zu handeln, wenn er es möchte.



andrea
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Registriert: Di 16. Jul 2002, 19:15

AW: Würdiges Sterben - gibt es das?

Beitrag von andrea »

[quote=""schnitte""]
und wer schleppt denn bitteschön angst vor dem tod mit sich rum??? hab ich ja noch nie gehört. akzeptier ich, dass jemand an ein danach glaubt und evt. angst davor hat. aber wenn denn, hat der mensch doch eher angst vor schmerz oder luftnot beim sterbeprozess. [/quote]
Hallo schnitte,
also ich selbst habe Menschen kennengelernt die genau davor Angst hatten. Ich kann mich sehr gut an ein Gespräch erinnern wo der betroffene Patient von seiner Angst erzählte. Die Frage an mich war was ich glauben würde, sie wäre nicht immer brav gewesen und hätte Angst vor dem was ihr blühen würde.
Da niemand genau weiß was es heißt gestorben zu sein, jeder sich sein eigenes Bild darüber macht bestehen logischerweise Ängste die nicht ausgesprochen werden sondern mit sich"rumgeschleppt" werden.
Wie ich oben schon erwähnte, wir können versuchen das Sterben nach außen würdevoll zu gestalten, das eigentliche Sterben wird jeder von uns ab einem gewissen Zeitpunkt "allein" ohne weltliche Hilfe durchleben müssen.



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menina
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AW: Würdiges Sterben - gibt es das?

Beitrag von menina »

Hallo Sandy1984,

wenn jemand durch seinen Glauben Kraft, Hoffnung oder anderes schöpfen kann, ist das schön. Ich kann mir gut vorstellen das der Glaube helfen kann.

@schnitte

Wie kommst Du darauf das Kinder so behandelt werden wie von Dir beschrieben? Hat ein Kind keine Würde im Leben oder Sterben? Es gibt auch schwerstkranke Kinder die sterben müssen.
Ich kenne einige Menschen die Angst vor dem Tod haben und finde das nicht sonderbar.



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DollscheVita
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Registriert: Fr 11. Nov 2005, 16:34

AW: Würdiges Sterben - gibt es das?

Beitrag von DollscheVita »

Hallo,
Würde = altverwandter Begriff für Wert, bezeichnet den Rang, die Ehre, das Verdienst, das Ansehen einer Person.
- Die Würde einer Menschen ist unantastbar -
Wann bin ich, in den Augen anderer würdig, wenn ich seinen Vorstellungen gerecht werde?

Ein würdevolles Sterben kann es meines Erachtens nur in den Augen der Hinterbliebenen sein.

Sterben ist so einzigartig wie eine Geburt.

Mein Geburtshelfer in Sachen Sterben war das Buch:
Die Kunst des Sterbens
Der Tod und wie wir mit ihm umgehen können
Autor - Marie de Hennezel und Jean - Yves Leloup

Anmerkung: Eine Titel-, Verdienst-,und Rangaufzählung in einer Todesanzeige
entsprechen nicht meinen Vorstellungen eines menschlichen Nachrufs........

Nachdenkliche Grüße - DollscheVita -



claridge
Beiträge: 92
Registriert: Sa 6. Aug 2005, 17:06

AW: Würdiges Sterben - gibt es das?

Beitrag von claridge »

[quote=""DollscheVita""]Ein würdevolles Sterben kann es meines Erachtens nur in den Augen der Hinterbliebenen sein.[/quote]
Amen!

[quote=""DollscheVita""]Würde = altverwandter Begriff für Wert, bezeichnet den Rang, die Ehre, das Verdienst, das Ansehen einer Person.[/quote]

Da stellt sich mir doch gleich die Frage: Welches Ansehen hat ein Mensch heute, was ist er wert?
Wenn wir das beantworten wollen kommen wir , so glaube ich, der Angst der Menschen vor dem Tod sehr sehr nahe.

Und dann gegenübergestellt: Was war der Mensch früher wert?
Nun, goldene Zeiten waren es früher mit Sicherheit nicht. Aber der Mensch war in der Gemeinschaft etwas wert.
Ich komme urspr. aus Niedersachsen. Schaumburg-Lippe, eine Gegend die noch sehr ländlich geprägt ist. Dadurch gibt es noch sehr viele Familienverbünde. Höfe wo noch 3-4 Generationen unter einem Dach leben.
Jeder in der Familie hat seine Stellung, seinen Wert. Genauso in der dörflichen Gemeinschaft. Jeder Mensch wird mit all seinen Eigenheiten ernst genommen und hat seinen Stellenwert weil jeder etwas zur Gemeinschaft beiträgt.
Ebenso wird auf dem Lande noch in der Gemeinschaft gestorben. Die Toten werden auf den Höfen noch einige Tage aufgebahrt damit die Gemeinschaft sich verabschieden kann.
Es gibt teilweise noch die Totenfrauen. Das sind Frauen die für die Totenwäsche und das Einkleiden zuständig waren und dann anschließend von Haus zu Haus gingen und Bescheid gaben wer verstorben ist.
Ähnliches wird es aber in anderen Gegenden Deutschlands wohl auch geben.

Und wie sieht es in den Städten aus? In unserer ach so modernen Zeit?
Der Mensch als Einzelkämpfer! Oberflächlichkeit und Unverbindlichkeit wohin man nur schaut. Der Mensch als wertloses Objekt!
Und dann meinen die armen Kreaturen das sie mehr wert werden wenn sie sich verunstalten, mit Farben vollkleistern, mit Metall vollspicken, sich Farbe in die Haut ritzen.
Und irgendwo ist das alles ein Schrei nach Geborgenheit. Denn jeder Mensch weiß es instinktiv das er nichts ist ohne die Gemeinschaft.
Dies alles gipfelt dann in unserer Vorstellung von einem "würdevollem" Sterben.
Jeder hat das Bedürfnis nach Familie, nach Gemeinschaft. Und nirgends spiegelt sich die Angst vor dem Alleinsein so sehr wie in der Angst vor dem Tod.



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Auri
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AW: Würdiges Sterben - gibt es das?

Beitrag von Auri »

MENSCHENRECHTE STERBENDER:Ich habe das Recht...
- bis zu meinem Tod wie ein lebendiges Wesen behandelt zu werden
-von Menschen umsorgt zu werden, die sich eine hoffnungsvolle Einstellung
zu bewahren vermögen-worauf sich immer diese Hoffnung richten mag
-nicht alleine zu sterben
-schmerzfrei zu sein
-nicht getäuscht zu werden
-meine Fragen ehrlich beantwortet zu bekommen
-alleine zu sein, wenn ich das möchte
- von meiner Familie und für meine Familie Hilfen zu bekommen, damit ich meinen Tod annehmen kann
-in Frieden und Würde zu sterben
-zu erwarten, dass die Unverletzlichkeit des menschlichen Körpers nach dem Tod respektiert wird
-meine Individualität zu bewahren und meiner Entscheidung wegen auch nicht verurteilt zu werden,wenn diese auch im Widerspruch zu den Einstellungen anderer steht>>>Auszüge Bundesverband für verwaiste Eltern>>>>>


Man kann es auf zweierlei Arten zu etwas bringen :d urch eigenes Können oder durch die Dummheit der anderen.
-Jean de La Bruyère-

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johannes
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AW: Würdiges Sterben - gibt es das?

Beitrag von johannes »

Würde = altverwandter Begriff für Wert, bezeichnet den Rang, die Ehre, das Verdienst, das Ansehen einer Person.
Einen Wert hat der Mensch im Tode? Was am Tod gibt dem Menschen einen Wert? Wenn das Leben genommen ist, verliert der Mensch doch seinen Wert, oder? Ist der Tod nicht doch würdelos = beendet einen Wert?

der Rang - ist Vergangenheit
die Ehre - ist Vergangenheit - sagt man nicht, man ehrt sein Andenken?
das Verdienst - ist Vergangenheit
das Ansehen der Person - ist Vergangenheit, der Tote ist keine Person mehr, weil kein Leben mehr in ihm ist.

Der Tod ist ein Räuber, der sich über alle Werte hinwegsetzt. Sterben - ist das nicht der Vorgang des Beraubt-werdens? Sterben wäre demnach der Vorgang der Entwürdigung in ihrer Vollendung! Darum stellt sich erneut die Frage: Würdiges Sterben - gibt es das?

Johannes



claridge
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AW: Würdiges Sterben - gibt es das?

Beitrag von claridge »

[quote=""johannes""]Einen Wert hat der Mensch im Tode? Was am Tod gibt dem Menschen einen Wert? Wenn das Leben genommen ist, verliert der Mensch doch seinen Wert, oder? Ist der Tod nicht doch würdelos = beendet einen Wert?

Darum stellt sich erneut die Frage: Würdiges Sterben - gibt es das?[/quote]

Antwort ist ja und nein.
Wenn ich den Menschen in der heutigen Zeit betrachte und den Wert den er darstellt, muß die Antwort ganz klar nein sein. Der Mensch ist nichts mehr wert in unserer Gesellschaft. Erst recht nicht wenn er die Bühne verläßt.
Wenn ich den Menschen in alter Zeit betrachte und in den Resten dieser die sich noch in Spuren erhalten hat, aber leider auch am aussterben ist, muß die Antwort heißen ja. Denn der Mensch behält auch nach seinem Tode in der Gemeinschaft seinen Wert.
An der Stelle fällt mir der Totengedenktag in New Orleans ein.
Einmal im Jahr pilgern die Menschen auf die Friedhöfe um dort auf den Gräbern der Angehörigen zu picknicken. Es wird eine richtige Familienfeier davon gemacht.
Eine ganz andere Art mit dem Thema umzugehen als es bei uns üblich ist.
Bei uns herrscht mangelnde Konfliktfähigkeit vor. Alles was unbequehm ist wird beiseite geschoben bzw. verdrängt.


[quote=""johannes""]Der Tod ist ein Räuber, der sich über alle Werte hinwegsetzt. Sterben - ist das nicht der Vorgang des Beraubt-werdens?[/quote]
Ein wenig bin ich schon ins Grübeln gekommen. Ich muß sagen das mich deine Fragen etwas irritieren.



DanielaK.
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AW: Würdiges Sterben - gibt es das?

Beitrag von DanielaK. »

@ claridge,

in den Städten??? Auch da gibt es die Familie, auch da kann es sein dass 2 Generationen unter einem Dach leben, nicht nur auf dem Land. Siehst du den Mensch der in der Stadt lebt als wertloses Objekt an oder als Einzelkämpfer?? Also mal ganz ehrlich, ich nicht, denn Einzelkämpfer oder Gruppenmenschen gibt es überall, egal ob in der Stadt oder auf dem Land, der Große unterschied liegt wohl darin dass man in einer 20000Menschen Stadt nicht jeden kennen kann, ganz zu schweigen von einer Millionen Metropole, was in einem 200Menschen Dorf ganz anders ist. Aber ein Mensch ist nie ien Wertloses Objekt, denn er wurde bestimmt mal auf irgendeine Weise geliebt, sonst hätte er nicht überlebt, und irgendwo ist bestimmt immer einer der einen mag, bös gesagt, jeder Obdachlose hat seine Kumpels also hat auch der seinen Wert,
Nur weil ein Mensch nen Pircing hat und / oder ne Tätowierung will er nicht mehr wert sein. Ausserdem hat das nichts mit Verunstalten zu tun, ich selbst hab ne Tätowieung und nen Piercing, aber nicht weil ich ne arme Kreatur bin die mehr Wert haben wollte und sich drum verunstaltet, sondern weil es mir Gefällt, schliesslich hab ich das ja auch für mich gemacht, nicht für einen Mitmenschen von mir, klar gibt es auch Menschen die es auch meiner Meinung nach übertreiben aber wems gefällt...

Die Angst vor dem alleinsein spiegelt sich niergends so wie im wie in der Angst vor dem Tod???
Habe weiter oben schon erwähnt dass es durchaus Menschen gibt die allein sterben wollen. Ich denk die haben keine Angst vor dem Tod, vielleicht eher davor ihren Angehörigen Schmerzen zuzufügen wenn sie aus dem Lebeb gehen.
Also die Menschen die aus meiner Umgebung einfach so aus dem Leben gerissen wurden (nicht im Heim sondern privat) haben nichts von Ihrer Würde verloren und sind nie in vergessenheit geraten sondern immernoch auf "ihre" Weise bei uns. Also ist der Mensch auch noch was Wert wenn er wie du sagtest "die Bühne verlassen hat"
Ausserdem find ich das Ritual von New Orleans recht makaber, aber okay, wenn die das machen bitte... wers braucht.


So, jetzt hab ich wieder meinen Senf dazugegeben,

Liebes Grüßle Daniela



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