Musik machen im Heim

Alles zum Beruf Pflege was nicht mit der Pflege direkt zu tun hat.
Antworten
Benutzeravatar
ebel
Beiträge: 55
Registriert: Di 25. Jul 2006, 09:11

Musik machen im Heim

Beitrag von ebel »

Hallo Pflegeprofis,
Früher hab ich mal in 'ner Band gespielt und für so Projekte auch das ein oder andere mal in 'nem Heim. Halt so was wie alte Volkslieder (war Beherrschung gefragt, da nix zu verrocken). In der Krankenpflege hab ich meine Gitarre nur in der Kinderklinik benutzt. Oder halt beim Sommerfest, halt für die Kollegen.
Jetzt als Lehrer erschrecke ich, dass kaum noch jemand selbst Musik macht. Und bei den Hobbythreats finde ich auch hier keine Musiker.
Gibt es noch Musiker in der Pflege?
Macht noch jemand mit Bewohnern live Musik?
Gibt es noch "Zeit" im Alltagsstress, mit Bewohnern zu singen?
Ist das Pflegearbeit oder ist das an Musiktherapeuten deligiert und damit aus der Pflege raus?
Oder kommen vielleicht nur noch "Profis" und Alleinunterhalter in die Heime, um den Menschen Kurzweil und Erinnerung zu bieten?

Mag sein, dass diese Fragen komisch klingen, aber aus 'ner Schule an 'ner Klinik heraus hab ich da echt keinen Einblick in die Altenpflegepraxis!
Gruß ebel



Teddy
Beiträge: 1460
Registriert: Mi 27. Jul 2005, 00:42

AW: Musik machen im Heim

Beitrag von Teddy »

Hi ebel,

also ich selbst spiele kein Instrument. Von meinen Kollegen kenne ich auch keinen der des beherrscht. aber des heißt net das es bei uns unmusikalisch zugeht. wir bekommen regelmäßig einen Herren zu besuch der Instrumente mitbringt. neben an im Heim ist direkt der Kiga, wo die kiddis auch öffters mal vorbeikommen und tanzen oder singen. Und da ne kollegin jahrelang im Kiga gearbeitet hat, singt sie auch noch heute viele Lieder mit den Bew. Auch ich stimm schonmal lieder an, bedingt durch meine erste Ausbildung. Haja und die restlichen MA´s laufen auch oft singend, pfeifend,.... über die Flure. wenn das mal net so is, werden wir auch schonmal von den Bew´s angesprochen, was denn heute mit uns los sei, weil denen was fehlt..........


gruß Teddy



Benutzeravatar
Christl
Beiträge: 840
Registriert: Mi 25. Jan 2006, 22:01

AW: Musik machen im Heim

Beitrag von Christl »

Huhu,

ich spiele ein Instrument: Trompete!!! Ich habe eine Kollegin, die spielt Zieh-Harmonika, zwei weitere spielen Blockflöte. Ein Bewohner spielt Mundharmonika, zusammen hört sich das echt gut an!

Wir haben auch engen Kontakt zu vielen Musikvereinen, die uns im Heim regelmässig besuchen. Ein Bewohner aus dem Betreuten Wohnen kommt regelmässig mit seinem Freund zur Singstunde und begleitet uns mit der Zieh-Harmonika.

Die beiden Söhne unseres Heimleiters spielen auch ein Blechblasinstrument, haben z.B. in der Adventszeit im Heim sehr schön die Gottesdienste mit begleitet.

Also, wie du siehst: es gibt sie noch, die musikalisch aktiven!!!

Gruß Christl


Beurteile niemanden, ehe du nicht an seiner Stelle gestanden hast

Benutzer 1685 gelöscht

AW: Musik machen im Heim

Beitrag von Benutzer 1685 gelöscht »

Hallo,

ich spiele zwar kein Instrument, aber ich singe täglich mit den Leuten. Je nachdem welche Sänger du dabei hast, kann das sehr gut sein oder auch etwas gewöhnungsbedürftig.
Meiner Meinung nach kann man die Musik auch in der täglichen Pflege einsetzten. Beipsielsweise beim abendlichen Versorgen ein "Gute-Nacht-Lied", hat auch für die dementen BW den Vorteil, dass sie wissen, es geht jetzt schlafen.

Gerade Demente überraschen einen dabei immer wieder. Selbst Menschen die nur wenige Worte noch sprechen können, oder immer wieder diesselben Worte wiederholen überraschen durch perfektes beherschen des Liedtextes bis zur letzten Strophe (ich brauch immer noch einen Spickzettel). Das Langzeitgedächtnis funktioniert.

Gruss Sophie



ilios1966
Beiträge: 1622
Registriert: Do 26. Aug 2004, 21:13

AW: Musik machen im Heim

Beitrag von ilios1966 »

Hallo,ich spiele sehr gerne auf der Blockflöte,wenn irgendwie Zeit ist mache ich dies auch im Heim.Zur Zeit hatten wir einen BW der auch Blockflöte spielte und Zitter,wir haben mit ihm zusammen das Weihnachtsfest musikalisch begleitet.Das hat mir sehr viel Freude bereitet (dem BW auch ) und den Bewohnern hat es auch sehr gut gefallen.
Außerdem singe ich sehr gerne und tue dies sehr oft,aber wie schon gesagt,es gibt leider viel zu wenig Pflegekräfte die dies tun.
Mir ist es auch aufgefallen,daß es Heime oder auch Wohnbereiche gibt,wo es so still ist wie auf dem Friedhof.......ich stelle mir vor ich würde da den ganzen Tag sitzen und nichts passiert.....furchtbar!
Aber so ist jedes Heim und jeder Wohnbereich anders,es sollte meines Erachtens beides vorhanden sein,Ruhezeiten,aber auch Zeiten wo es ruhig mal was lauter zugeht,die BW auf der Etage wo ich arbeite finden es auf jeden Fall toll wenn mal etwas passiert.

Lg ilios



Benutzeravatar
doedl
Beiträge: 6411
Registriert: Sa 11. Aug 2001, 19:12
Beruf: Pflegedinosaurier
Einsatz Bereich: Geschäftsführung Sozialstation
Interessen: Mauern, Verputzen, Betonieren, grins

AW: Musik machen im Heim

Beitrag von doedl »

Hallo

ich hatte eine sehr nette Zeit mit einer alten dementen Dame, die ich länger zu Hause betreute. Sie und ihr verstorbener Mann spielten beide ein Instrument; und es stand noch ein alter Bechstein-Flügel herum (erstmal schrecklich verstimmt).

Die alte Dame kannte alles an Liedern, Volkslieder, Schlager, Operetten... Ich spielte ihr täglich vor, sie sang aus Leibeskräften mit. Hihi, die Texte konnte sie nicht mehr so ganz, aber sie war ja erfinderisch und textete munter ihre Liedchen weiter.

Auch bei Geburtstagsfeiern, Advent, Weihnachten kam die Instrumentalbegleitung (spiele auch Gitarre) immer gut an. Eigentlich sollte das Erlernen eines Instruments zur Ausbildung gehören......jaja, ich duck mich ja schon, gggg

Gruß Doedl


Wir müssen die Änderung sein, die wir in der Welt sehen wollen- Mahatma Gandhi

Benutzer 1685 gelöscht

AW: Musik machen im Heim

Beitrag von Benutzer 1685 gelöscht »

Hallo Doedl,

man versucht uns in der Ausbildung ja auch das Basteln näher zu bringen, aber ich werde dafür nie ein Händchen bekommen. Ich denke jeder sollte bei dem Bleiben was er kann. So bin zum Beispiel die die immer singt und eine meiner Kolleginnen ist die, die öfter mal mit den BW backt. Ich habe auch schon Blumen gepflanzt oder ich gehe mit meinem Hund mal auf Station und mache Einzelbetreuung. Ein anderer Kollege nimmt die Leute manchmal mit irgendwo hin und geht danach ihrendwo mit ihnen einkehren. Wie alles andere auch, lebt sowas vom Teamgeist.

gruss Sophie



Benutzeravatar
johannes
Beiträge: 3704
Registriert: Sa 17. Nov 2001, 23:53
Kontaktdaten:

AW: Musik machen im Heim

Beitrag von johannes »

Musik im Heim kann mehr sein, als manche pflegerische Tätigkeit. Ich kenne den Unterschied zwischen Konservenmusik (Radio, Kassette, CD) und live. Während die Konserven die Bewohner nicht oder kaum erreichen, werden sie oft hellwach bei Livemusik.

Zu unseren Gottesdiensten - jeden zweiten Samstag - spiele ich mit der Gitarre und die Bewohner singen mit. Dafür suche ich Lieder aus, die leicht eingehen und frisch sind.

Nachmittags kommt es häufiger vor, daß ich meine Gitarre schnappe und mit den Bewohnern alte Schlager (30-er bis 70-er Jahre) singe. Ebenfalls Volkslieder. Manchmal gibt es zu Liedern Geschichten, die ich dann erzähle oder vortrage. Dadurch werden die Lieder wieder interessanter. Gelegentlich greife ich auch mal zur Mundharmonika.

Meine Erfahrung: Musik macht die Heimbewohner umgänglicher, freundlicher und aufgeschlossener.

Johannes



Benutzeravatar
ebel
Beiträge: 55
Registriert: Di 25. Jul 2006, 09:11

AW: Musik machen im Heim

Beitrag von ebel »

Hallo,
ich bin echt begeistert! Bei der Personalknappheit und Zeitdruck habt ihr ja echt was drauf. Musikalisch und kreativ. Und wirksam im Sinne einer aktivierenden Pflege ist es auch. Auch wenn es nicht im Lehrplan steht, ich glaube ich werde mit meiner neuen Klasse ab Oktober Musik und Gesang in den Unterricht holen. Und die Adresse des Forums im Schüler-Internet-PC in die Favorites stellen, dass die Neuen gleich nachlesen und mitdiskutieren können, was alles möglich ist!
danke :-) ebel



Benutzeravatar
Christl
Beiträge: 840
Registriert: Mi 25. Jan 2006, 22:01

AW: Musik machen im Heim

Beitrag von Christl »

Hi, kleiner Nachtrag:

Der letzte Jahrgang unserer Schule hat auf Initiative einer einzelnen Schülerin eine eigene kleine CD mit deutschen Volkslieder "besungen", da sie gesagt hat, sie kennt weder die Melodien noch die Texte der gängigsten Lieder.
Jeder Schüler dieses Jahrgangs hat nun so eine CD, von den Schülern besungen, mit in die Einrichtung bekommen. Ist zwar auch wieder "Konserve", ich fand die Aktion aber echt klasse.

Christl


Beurteile niemanden, ehe du nicht an seiner Stelle gestanden hast

Benutzer 1685 gelöscht

AW: Musik machen im Heim

Beitrag von Benutzer 1685 gelöscht »

hallo Gast,

wir wollen auch niemanden bekehren.

Wie schon öfter hier angesprochen wurde, sind biographische Angebote sehr wichtig.

Die Generation die jetzt im AH ist hat aber früher sehr viel gesungen und auswendig gelernt, nicht nur Lieder, sondern auch Gedichte (Bsp: eine Demente Frau, die beispielsweise den ganzen Tag nur noch "Hallo" ruft und einfachste Sätze nicht mehr versteht, kann "Die Glocke" von Schiller noch aufsagen). Ich finde es ist doch schön, wenn man den Leuten auf diesem Wege eine positives Erlebnis verschaffen kann. Oder wie an anderer Stelle schon mal geschildert. Demente, die gar nicht mehr sprechen oder nur sehr wenig, die aber bei Liedtexten zB. mich in den Schatten stellen. Musik ist eine einfach Möglichkeit der Aktivierung, die nicht viel Zeit in Anspruch nimmt, man immer mal zwischendurch (auch neben der Pflege) anwenden kann.


Gruss Sophie



Antworten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 8 Gäste