m.E. nach muß man bei der gesetzlichen Frage immer unterscheiden, welche Art von Sicherung dieser Gurt hat. Ein Rollstuhlsicherheitsgurt ist in meinen Augen ein Gurt, ähnlich den Rückhaltegurten im Auto, und unterliegt somit nicht einer richterlichen Genehmigung, da er jederzeit vom Bewohner zu lösen ist, indem dieser auf den Knopf drückt. Das ist ähnlich der Tischfixierungen, denn auch hier gibt es unterschiedliche Modelle und nicht alle unterliegen der Beschlußpflicht, wenn sie denn alleine zu entfernen sind ( also nicht festgeschraubt oder eingerastet ).
Bei einem Bewohner, der sich nicht mehr eigenständig bewegt muß zwar kein Beschluß vorliegend sein, allerdings erklärt sich mir dann auch das Anbringen einer Fixierung nicht.
Sie lautete: "Weltweit zeigt keine Studie einen positiven Effekt von Fixierungen." (Dr. Becker, ReduFix Praxis)
Ja, um alles in der Welt, warum muss man sie dann anwenden???
Sehr geehrte Frau Dettenrieder,
ich arbeite seit Jahren in gerontpsychiatrischen Einrichtungen und lege hohen Wert auf die Autonomie und Freiheit unserer Bewohner. Gerade an Themen wie "Unterbringungsbeschluß" oder " Fixierung" scheiden sich gerne die Geister. Grundsätzlich sehe ich es ähnlich wie Sie es in Ihrer Ausführung formuliert haben, allerdings habe ich täglich Situationen vor Augen, die mich in eine Lage versetzen, im Sinne der Sicherheit zu agieren. Bewohner die sich selbst verletzen, andere verletzen, dich sich in ihrem Delir auf den Boden werfen und den Kopf auf dem harten Boden aufschlagen, hypotoxisch geschädigte Bewohner, die durch unwillkürliche Bewegungen dermaßen hyperbeweglich sind, dass sie ganze Rollstühle zum Umkippen oder gar zerbersten gebracht haben. Sicherlich versuchen wir durch Maßnahmen wie sanfte medikamentöse Einstellung ( die in meinen Augen ebenfalls eine Fixierung und Einschränkung der Lebensqualität in Form von Wirklichkeitsverzerrung und Wahrnehmungshemmung darstellt ), umbetten in Bewegungslandschaften ( Turnmatten mit Wandpolsterungen ), Geh- und Bewegungsmobilen etc. dem Freiheitsdrang gerecht zu werden, aber dennoch seien wir doch bitte realistisch und betrachten uns die Pflegerealität:
Fachkräftemangel, Unterbesetzung ( ich kann keine 1:1 Pflege leisten ), mangelnde Unterstützung durch die Kassen, hohe Überforderungsraten bei Ärzten, Angehörigen und auch beim Personal.
Ich bitte Sie Fr. Dettenrieder, ist dann ein solcher Satz eines "Experten" noch ernstnehmbar ? Pflegeintentionen haben alle Pfleger, die Realität sieht aber traurigerweise anders aus. Es macht Sie sympathisch, wenn sie solche Denkanstöße geben, hilft den Fragestellern aber nicht akut in ihrer Situation vor Ort.
Freundliche Grüße
Kati 123
