Aufregung wegen Umgang mit Meinungsfreiheit

Alles zum Beruf Pflege was nicht mit der Pflege direkt zu tun hat.
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Soleille
Beiträge: 88
Registriert: Do 22. Sep 2005, 12:37

Aufregung wegen Umgang mit Meinungsfreiheit

Beitrag von Soleille »

Keine Ahnung, wo es wirklich hingehört, was ich heute erlebt habe.
Aber ich könnte ein paar (bitte, keine Abwertungen , bin zur Zeit empfindlich)Rückmeldungen brauchen, weil ich mich gerade wie ein "Monster" fühle.

Was passiert ist:
Heute wurde kurzfristig eine Personalversammlung angesetzt.

Wieder einmal wurde uns der Vortrag darüber gehalten, daß wir dankbar für unseren Arbeitsplatz sein müssen, dafür, Weihnachtsgeld erhalten zu haben (wofür sich doch tatsächlich nicht alle bedankt haben ), daß in anderen Heimen viel weniger bezahlt wird, daß uns die gleichen Verhältnisse drohen, wenn das Heim aus dem C.-Verband aussteigt .....

Und warum das Ganze?
120 000 € im Defizit wegen der bösen, bösen Personalkosten.
Das erfuhr die Leitung angeblich heute.
Und außerdem , daß uns im Dezember eine Einmalextrazahlung zusteht , weil es schon lange keine Lohnerhöhung mehrgegeben hat.
Wir sollten also jetzt sofort unterschreiben, daß wir darauf verzichten!

Und was macht die böse, böse Soleille?
Sagt, daß sie schon dahin tendiert, zu verzichten, aber trotzdem einen Tag darüber nachdenken möchte, sich nicht unter Druck entscheiden will.

Und schon lamentierten die "Guten" und wollten mich noch mehr unter Druck setzen!
Sahen mich zum Teil wirklich so vernichtend an, als würde ich ihre Existenz bedrohen .
Ja, klar, genau das war ja auch an den Anfang des Vortrags gestellt worden, nämlich, daß wir bald pleite gehen würden, wenn sich an den Personalkosten nichts ändern würde.

Und dann hab ich auch noch gewagt zu sagen, daß das Finanzproblem (das ja jedes Jahr um die Zeit zu unserem gemacht wird) nicht dauerhaft gelöst wird, wenn wir jetzt auf die Einmalzahlung verzichten.
Boah, ey, was für ein Geschrei und Durcheinander-Gerede!

Ich sagte noch einmal deutlich, daß es mir darum ginge, in Ruhe über eine Entscheidung nachzudenken - kam einfach nicht an.
Ich fragte dann : "Bin ich denn die Einzige, der es so geht ?"
Da sagte P. leise neben mir " Mir geht es ja ähnlich" - und unterschrieb trotzdem, als die Liste bei ihr ankam.
Und eine Kollegin, neben der ich später aus dem Haus ging, schimpfte mit sich selbst :"Sch..e, selbst schuld, aber jetzt hab ich unterschrieben"

Jo, und ich hab das Wohlwollen der Heimleitung jetzt wohl erst mal verschissen.
Ich undankbare, ich

Während der ganzen "Diskussion" dachte ich schon darüber nach, ob es nicht klüger wäre, mich anzupassen, zu unterschreiben und fertig.
Aber: ich konnte einfach nicht!
Es hat sich so falsch angefühlt!

Letztes Jahr war es noch härter, weil ich als einzige nicht bereit war, auf das Weihnachtsgeld zu verzichten.
Da hab ich schon einiges ertragen müssen.
Hatte ich ganz vergessen , ist mir erst jetzt wieder eingefallen, wie grausam das war.

Am Ende ging ich auf die HL zu und fragte, wann sie die Unterschriftsliste denn abschicken müßte.
Da dies morgen gegen 10.00 Uhr ist und ich um 9.00 meinen Dienst beginne, habe ich also noch Zeit genung, eine Entscheidung zu treffen , hinter der ich stehen kann.

Was ich nicht verstehe:
Warum wurden die "Befürworter" mir gegenüber so aggressiv ?
Sie konnten doch unterschreiben und fertig.
Es spielte für sie von der sache her gar keine Rolle, ob ich dabei bin oder nicht .

Uh, ist schwer auszuhalten gerade , das alles.

hilft mir jemand dabei?
Hab niemanden zum Reden.



Waschbär
Beiträge: 118
Registriert: Fr 9. Nov 2007, 12:58

AW: Aufregung wegen Umgang mit Meinungsfreiheit

Beitrag von Waschbär »

Hallo du tapfere, ich finde es geöhrt verdammt viel mut dazu.*Respekt* .

die welche das ganze mit machen sind nur sauer über sich selbst . an deiner person machen sie nur fest das es auch anders geht und das genau das stört sie !

aber du bist anders du hast keine angst und das ist verdammt gut so !

Sofie(weise rose) wäre stolz auf dich ! und ich bin es :-)

und ich bin es und sollte es zu hart werden suche dir was neues träger welche APs/KRs suchen die gibt es genug.

p.s du kommst nicht aus Hamburg oder ? da hätte ich gleich ein Heim für dich und einen bvetriebsrat mit genug Power und der möglichkeit das du dort mit machen könntest !

In liebe und Respekt dein Waschbärchen


der Optimismus Verführt zum glauben an das Unwahrscheinliche
:wall :liebe

Soleille
Beiträge: 88
Registriert: Do 22. Sep 2005, 12:37

AW: Aufregung wegen Umgang mit Meinungsfreiheit

Beitrag von Soleille »

Danke, Waschbär

für diese "Verstärkung" - tut gut.

Na ja, mit echten Widerständlern würd ich mich nun nicht auf eine Stufe stellen.
Jetzt hab ich noch mehr Achtung vor Menschen, die wirklich in ihrer Exitenz bedroht sind , wenn sie für ihre Überzeugung einstehen.

Ich hab mich geklärt und eine Entscheidung getroffen, hinter der ich stehen kann.
Ich kann die jetzt "andere Seite" auch sehen , auch den menschlichen Anteil am Verhalten der Leitung, die so unter Druck steht, daß sie ihn nur möglichst schnell weitergeben wollte .

Es gibt leider keinen Betriebsrat.
Menschelt halt sehr bei uns.
Was manchmal für mich auch schon Vorteile hatte.



Kosh
Beiträge: 34
Registriert: Sa 1. Dez 2007, 18:43

AW: Aufregung wegen Umgang mit Meinungsfreiheit

Beitrag von Kosh »

jo wie immer die Personalkosten, am besten wäre es noch wenn wir noch Geld bezahlen, statt Lohn zu bekommen.
Ich kann dich gut verstehen wir haben auch genug Kriecher bei uns im Haus was ich nicht verstehen kann, jeder hat das Recht auf ne Freie Meinung äusserung und Fertig.
Wir haben ein verdammt schweren Beruf, wir Leisten viel und für das was wir leisten bekommen wir gar nicht mal so viel Lohn.
Bei uns haben Sie die Monatlichen Soll Stunden falsch berechnet also haben wir so ca 4-6 Stunden zuviel im Monat gearbeitet hört sich zwar nicht viel an aber wenn man da auf 3 jahre hochrechnet ....
Und was sagt man uns ???
Jo wir können ja was fürs heim tun, auch mal ein Opfer bringen.
Wie oft verzichten wir auf ne pause wie oft bleiben wir länger ? wie oft springen wir ein....
Und auch bei uns gibt es sehr viele die sofort geschrieen haben das sie drauf verzichten wollen
Ich bin der Meinung ich hab dafür gearbeitet..



Soleille
Beiträge: 88
Registriert: Do 22. Sep 2005, 12:37

AW: Aufregung wegen Umgang mit Meinungsfreiheit

Beitrag von Soleille »

Es ist eben eine Gratwanderung .

Wenn ich die Gründe für eine Bitte um Verzicht nachvollziehen kann und tatsächlich darum gebeten werde
und merke, es wird Wert darauf gelegt, daß ich es nur dann mache, wenn es mir wirklich möglich ist
und weil ich mich freiwillig mit meinem Arbeitsplatz identifiziere
kann ich ganz anders reagieren, als wenn ich bemerke,
daß ich manipuliert werden soll und massiv unter Druck gesetzt werde.

Es macht ja niemand einen Gewinn , wir werden also nicht ausgebeutet, damit der Betrieb Profit machen machen kann.
Auch wird bei uns zur Zeit überzähliges Personal mitgetragen , obwohl genau die Kosten dafür das Defizit in die Höhe treiben.

Schlimm war vor allem, daß plötzlich kein Raum war für eine eigene Meinungsbildung und daß die "Anpasser" so feindselig wurden.

Es sind genau die , welche jede Veränderung in der Organisation ablehnen , die mehr Zeit für die Pflege bringen könnte, und die lieber in der "Jammerposition" bleiben, als Neues zu versuchen.

Schade.
C´ est la vie ....
Das Ganze hat System und dieses System zu durchschauen ist manchmal ziemlich belastend.



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