King Kongs Töchter-Ein Theaterstück

Bietet Pflegebedürftigen, Angehörigen, Mitarbeitern, ehrenamtlich Engagierten, Berufsbetreuern und allen die Zeuge von Verletzungen der Menschenwürde sind, die Möglichkeit darüber zu berichten sowie Rat und Unterstützung einzuholen. Positive Beispiele und Vorbildhaftes kann hier ebenfalls hervorgehoben werden.
Antworten
FBSchrewe
Beiträge: 5
Registriert: Sa 1. Sep 2007, 09:58
Kontaktdaten:

King Kongs Töchter-Ein Theaterstück

Beitrag von FBSchrewe »

Es gibt ein Theaterstück von Theresia Walser.
Titel: King Kongs Töchter.
King Kongs Töchter sind drei Pflegerinnen in einem Altenheim. Ein Arbeitsplatz, wie er trostloser nicht sein könnte. eintönig, unappetittlich, desillusionierend. die Endstation alle Wünsche, ohne Glanz und Verzauberung.
Die Alten werden als Karikaturen dargestellt, in diesem Stück wird die Pflege von den dreien zur absurdität getrieben.
Ein Stück, wo das Lachen im Halse stecken bleibt.
Ein Stück, was uns Pflegenden in übertriebener Weise den Spiegel
vorhält.
Als Theaterpädagoge und Krankenpfleger mochte ich das Stück mit Pflegenden inzenieren.
Würde das funktionierern, wie könnte es den Spilerinnen bzw. Spieler dabei gehen.
Über einen Gedankenaustausch bin ich sehr dankbar

Monologteil:

MEGGIE: Das ist nicht mein Beruf, ich frag mich, ob das überhaupt ein Beruf
ist. Schon lange frag ich mich, wann aus diesem Nebensachengewurschtel
endlich die Hauptsache erscheint. Ich bin jetzt 32ig und
warte täglich, daß hier mal endlich mein Beruf auftaucht. Meine
Cousinen, die bauen Flughäfen in der ganzen Welt, für die ist Europa
ein alter Speiserest, die sind schon lang in Hongkong, versteht
ihr, da sind die spezialisiert, die bauen Flughäfen, da kommt alles
durch; was grad noch ein Kopf hat, versteht ihr, die denken an jede
Behinderung, Aufzüge für Blinde und so. Wenn die hier mal rüberfliegen,
dann denken die, da unten hockt die Meggie und verpennt
ihre eigene Entwicklung, weil ich noch nicht mal richtig spezialisiert
bin, weil man hier richtig zerfleddert in diesem Haufen. Ich
möchte spezialisiert sein, versteht ihr, durch und durch geschliffen,
völlig einseitig, nutzlos, beschränkt, unbrauchbar für Tesafilm, unbrauchbar
fürs Aufwischen, unbrauchbar fürs Nachfüllen von Seifenspendern,
jenseits meiner Spezialisierung möchte ich eine Katastrophe
sein, eine zerstreute Linkshändige, eine Gefahr fürs
Alltägliche. Ich möchte, daß man mir meinen Beruf ansieht, so wie
man eine Spitzensportlerin am Hals erkennt, ich möchte, daß man
vor mir stehen bleibt und sagt, Mensch, die Meggie, für 32ig hat
die aber ziemlich dunkle Augen, Sterbebegleitung, versteht ihr,
Stewardeß für die letzte Reise, so was schwebt mir vor, und dann
die Wracks aufpolieren so gut es eben geht.


Recht herzlichen Dank
FB Schrewe



Benutzeravatar
Gwendydd
Beiträge: 92
Registriert: Mo 26. Jun 2006, 08:30

AW: King Kongs Töchter-Ein Theaterstück

Beitrag von Gwendydd »

Hallo FB Schrewe,

bin jetzt seit Wochen am Wilhelma Theater in Stuttgart vorbeigefahren und habe die Plakate von diesem Stück gesehen. Hatte keine Ahnung, um was es bei dem Stück geht. Find ich echt interessant. Doch leider war am 25.10. die letzte Vorstellung. Habe mir stattdessen das Buch bestellt. Vielleicht fällt mir dann ja was zu Deinem Posting ein, wenn ich's gelesen habe.

Vielen Dank für die Anregung!


Es existiert ein Interesse an der generellen Rezession der Applikation relativ primitiver Methoden komplementär zur Favorisierung adäquater komplexer Algorithmen.
(Warum einfach, wenn´s auch kompliziert geht?) Bild

Benutzeravatar
*Angie*
Beiträge: 5490
Registriert: Sa 17. Jun 2006, 15:54
Beruf: Mensch & ex. AP

AW: King Kongs Töchter-Ein Theaterstück

Beitrag von *Angie* »

Hört sich seeeeeeeeeehr interessant an.

Wär schön, wenn Du aus dem Buch noch ein wenig berichten würdest zu späterer Zeit.

@FB Schrewe

Vielleicht versucht ihr das Positive, was dieser Beruf mit sich bringt irgendwie hinter "verschlossenen Türen" sich abspielen zu lassen... meine damit , dass ihr eine Form findet die unterstreicht, das dieser Beruf auch viele schöne Seiten hat, wichtige Aufgaben und zauberhafte Augenblicke mit sich bringt - was aber keiner von den Außenstehenden (zB Angehörigen) wirklich mitbekommt...

Für die Menschen, die diesen Beruf kaum kennen, besteht das Bild des Altenpflegeberufs ja überwiegend aus " Ar... abwischen", hektisch auf dem Flur herumlaufen und im Dienstzimmer rumsitzen.

Hab mal die Frage gestellt bekommen, was man denn als "Ar..-Abwischer" 3 Jahre lang zu lernen hätte - das könne ja wohl jeder.
Habe dann all meine Bücher, Ordner etc in große Curverboxen gepackt (ich glaub es waren 4) und alles diesem "schlauen" Nachbarn vor die Haustür gestellt ... Heute betrachtet er den Beruf mit anderem Wissen und anderen Augen.

Ansonsten ist es schwierig Dir Vorschläge zu machen, wenn man das Stück und Buch nicht kennt ...

LG,A.


» Wer glaubt, ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich. Man wird ja auch kein Auto, wenn man in einer Garage steht. « (Albert Schweitzer)

FBSchrewe
Beiträge: 5
Registriert: Sa 1. Sep 2007, 09:58
Kontaktdaten:

AW: King Kongs Töchter-Ein Theaterstück

Beitrag von FBSchrewe »

Hallo Pflege-Engel,
leider besteht in diesem Stück nicht die Möglichkeit, die positiven Eigenschaften unserer Krankenpflege heraus zu arbeiten.

Altenpflegerinnen bzw Altenpfleger haben sich das Stück in einem professionellen Theater angeschautangeschaut, folgende Kommentare entstanden danach:
- "Die Aufregung über das Stück ist groß, da es uns mit unseren eigenen Widersprüchen und defiziten in eiskalt distanzierter Weise konfrontiert."
- "Ich fand es sehr abstoßend, wie wir hier dargestellt werden."
- "Ich muß meinen Beruf vor mir selbst anerkennen, eine eigene Haltung dazu entwickeln, daß kommt nicht von außen."
- "Ich finde es prima, dass Altenpflege durch Theater an die Öffentlichkeit kommt und die Problematik so in die Gesellschaft hineingetragen wird."


Pflege-Engel eine hypotetische Frage. Könntest du an so einem Stück mitspielen, obwohl dein Beruf dabei überhaupt nicht gut weg kommt, bzw. in einem sehr schlechten Licht erscheint.
Was mich an diesem Stück intressiert, das es noch nie mit professionellen Pflegekräften gespielt worden ist.

Gruß
Franz Bernhard Schrewe

Kommentare aus der Zeitschrift Altenpflege 07/2000 Vincentz Verlag
Thema: Ein Job in der Hölle
Zuletzt geändert von FBSchrewe am Fr 2. Nov 2007, 20:43, insgesamt 1-mal geändert.



Antworten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 29 Gäste