Mitarbeitergespräch

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Issi
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Mitarbeitergespräch

Beitrag von Issi »

Hallo,
brauche dringend Rat zum Thema Mitarbeitergespräch: meine Chefin hat mir nun ein weiteres Mal in diesem Jahr einen Zettel ins Fach legen lassen, auf dem steht, dass sie mich sprechen möchte, Datum und Uhrzeit des Gesprächstermins. Als ich nach dem Grund fragte, sagte sie, dass sage Sie mir beim Gespräch. Außerdem war die Mitteilung sehr kurzfristig, am nächsten Tag schon sollte ich da sein. Nun meine Fragen: Gibt es Regelungen was die Fristen bei "Einladungen" dieser Art betrifft? Muss die Vorgesetzte mir vorher mitteilen, worum es beim Gespräch geht?

Danke im Voraus für die Antworten.



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johannes
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AW: Mitarbeitergespräch

Beitrag von johannes »

Ich würde Dir raten, eine Person Deines Vertrauens mitzunehmen.

Sollte es einen Betriebsrat geben, sollte dieser zwingend dabei sein.
Sollte kein Zeuge (oder Betriebsrat) verfügbar sein,
das Gespräch zu diesem Termin ablehnen und einen neuen Termin erbitten!

Nicht vergessen:

1. alles, was gesagt wird, mit Datum und Uhrzeit, notieren
2. kein Gespräch, wenn ein Zeuge abgelehnt wird.
Freundlich aber bestimmt bleiben!


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Issi
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AW: Mitarbeitergespräch

Beitrag von Issi »

Hallo Johannes,

darf ich tatsächlich das Gespräch ablehnen, wenn kein Zeuge zugelassen wird?



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johannes
Beiträge: 3704
Registriert: Sa 17. Nov 2001, 23:53
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AW: Mitarbeitergespräch

Beitrag von johannes »

Wenn kein Zeuge zugelassen wird,
kommt das einem Eingeständnis einer unaufrichtigen
Verhaltensweise gleich.

Hat der/die Vorgesetzte nichts zu verbergen,
wird er/sie sich mit einem neuen Termin einverstanden erklären
und auch einen Zeugen zulassen.

Sollte kein integerer Mitarbeiter oder Vertreter der
Mitarbeitervertretung verfügbar oder bereit sein,
kann sogar ein Anwalt begleiten.
Bei Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft wäre das erst recht kein Problem.

Sollte der/die Vorgesetzte nach Gründen fragen,
freundlich und bestimmt mitteilen,
dass man seine Gründe hat. Das muss reichen!
In diesem Zusammenhang nicht auf ein improvisiertes Gespräch einlassen!

Wegen der Ablehnung eines Gespräches kann es keine Entlassung geben.
Also ruhig und gelassen bleiben, auch wenn es sehr schwer fällt.
Lieber abwenden und den Vorgesetzten einfach stehen lassen, als sich zu unbedachten Äußerungen hinreißen zu lassen!


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thomas09
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Registriert: Mi 12. Mai 2010, 10:32

AW: Mitarbeitergespräch

Beitrag von thomas09 »

Meine Strategie wäre eine andere wie die von Johannes, denn diese eröffnet den Krieg.

Deeskalation, Deeskalation, Deeskalation,

vorausgesetzt du willst dort weiter Arbeiten?
Gibt es Regelungen was die Fristen bei "Einladungen" dieser Art betrifft? Muss die Vorgesetzte mir vorher mitteilen, worum es beim Gespräch geht?
Nein natürlich nicht, es sei denn es gibt eine BV.
Inhalt mitteilen - wie willst du das Einklagen, selbst mit BV und bei wem?
Sozialkompetenz der PDL 6 - aber sonst?
meine Chefin hat mir nun ein weiteres Mal in diesem Jahr einen Zettel ins Fach legen lassen,
ein weiteres Mal? Wie lief denn das erste Gespräch?

Für ein erstes Gepräch über ein Thema das mir nicht bekannt ist gehe ich in etwa folgendermaßen hin:
Bewaffnet mit Notizblock, am besten ein Heft, das man auffällig öffnet und den Stift ebenfalls auffällig z.B. quer zurechtlegt.
Notizen machen - einfach was schreiben, auch wenns nicht soviel Sinn machen sollte, Hauptsache dein Gegenüber sieht das du was Pinselst - immer mal wieder, nicht dauernd.
Nachfragen beim Aufschreiben - habe ich das richtig verstanden - schreiben - den Redefluss der PDL unterbrechen mit - einen Moment so schnell kann ich nicht schreiben - oder das muss ich mir notieren etc.

Geht man gleich in die Offensive? - Sehr geehrte Frau xy, konnte mich leider nicht vorbereiten, da ich nicht weiss um was es geht - so in etwa - dann hast du die Gesprächseröffnung übernommen und die PDL ist schon in der Rechtfertigung. - nicht die Butter vom Brot nehmen lassen.
Kommen Vorwürfe - nicht lange rechtfertigen - das kommt jetzt für mich überraschend, dazu möchte ich jetzt keine Stellung nehmen, sondern darüber Nachdenken und ich bitte um einen neuen Termin.

Heißt du weißt jetzt Bescheid, die PDL ist ausgebremst dich mit Vorwürfen - wenns welche sind - zu überfallen und du hast das Heft des Handelns jetzt bei dir.

Jetzt kannst du dich beraten lassen und weiter überlegen ob du ins nächste Gespräch alleine oder mit Unterstützung gehst, ohne gleich beim ersten Gespräch schon mit deinen Truppen aufzulaufen und evtl. dein Pulver schon zu verschießen.
@issi: darf ich tatsächlich das Gespräch ablehnen, wenn kein Zeuge zugelassen wird?
nein natürlich nicht. Wenn dir dein Vorgesetzter einen Termin in der Dienstzeit für was auch immer gibt, mit dienstlichem Bezug, dann hast du diesen Wahrzunehmen - ganz klar.
Ansonsten gibt es arbeitsrechtliche Konsequenzen von Ermahnung (mündlich, schriftlich) aber auch eine Abmahnung wäre durchaus drin.
- Missachtung einer dienstlichen Anweisung.
Es kann dich nur keiner Zwingen im Gespräch s.o. was zu sagen ausser Guten Tag und auf Wiedersehen und selbst das nicht.



Issi
Beiträge: 4
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Beitrag von Issi »

Erstmal vielen Dank für die interessanten Antworten.
Zur Frage, wie liefs denn beim erstenmal?:

Als ich den Besprechungsraum betrat, waren die Geschäftsführerin und Ihr Anwalt anwesend, der Anwalt unangekündigt. Nach der Begrüßung wurde mir ohne Umschweife ein Aufhebungsvertrag angeboten, mit dem Hinweis, dass ich, wenn ich unterschreibe ein sehr gutes Arbeitszeugnis erhalten würde. Ich lehnte ab, darauf erfolgte eine Art von Verhör zu beabsichtigten Inhalten von Abmahnungen. Der Anwalt versuchte auszuloten, welche Vorwürfe er in die 4 Abmahnungen, die ich prompt einige Tage später erhielt, anführen kann und welche nicht. Ich machte zu den meisten Fragen keine Angaben. Da ich Gewerkschaftsmitglied bin, habe ich die Angelegenheit an Verdi weitergegeben, es wurden Gegendarstellungen gefertigt und die Abmahnungen wurden mittlerweile aus der Personalakte entfernt.

Zur Vorgeschichte: Da ich mich für die Einhaltung von Arbeitszeitgesetzen und die ordnungsgemäße Bildung einer neuen Mitarbeitervertretung einsetze möchte man mich wohl loswerden.

Werde morgen mit der Rechtssekretärin sprechen und euch auf dem Laufenden halten was dabei raus kam.



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johannes
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Registriert: Sa 17. Nov 2001, 23:53
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Beitrag von johannes »

Nun ja, wenn ich das richtig sehe, sind Thomas und ich wohl nicht so weit auseinander.

Er ist wohl etwas weniger direkt als ich, aber ansonsten?

Wie sich nun herausstellt, Gegenseite war schon einmal mit unangekündigtem Rechtsbeistand in die Offensive gegangen, würde ich tatsächlich nichts anderes machen, als von mir beschrieben.


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thomas09
Beiträge: 1191
Registriert: Mi 12. Mai 2010, 10:32

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Beitrag von thomas09 »

Na, nach deiner Schilderung scheint der Krieg ja schon eröffnet worden zu sein.

Dann kann ich mich johannes nur noch anschließen - nix ohne Zeugen.
Zur Vorgeschichte: Da ich mich für die Einhaltung von Arbeitszeitgesetzen und die ordnungsgemäße Bildung einer neuen Mitarbeitervertretung einsetze möchte man mich wohl loswerden.
Viel Erfolg und ein dickes Fell für dich.



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