Verprügelt worden....

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Nadiene
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Verprügelt worden....

Beitrag von Nadiene »

Schaut euch bitte den link mal an.

http://www.youtube.com/watch?v=sOXL65sC ... tube_gdata

Letzte Woche Dienstag hat der Bewohner wider zugeschlagen! Nur war es dies mal ein Bewohner.

Es wird wider verschwiegen ......



thorstein
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AW: Verprügelt worden....

Beitrag von thorstein »

Ich habe selbst in einem Heim gearbeitet, wo auch jüngere Männer mit Kosrsakow-syndrom aufgenommen wurden. Schlägereien waren an der Tagesordnung. Nicht zu verantworten.
Man versteht ja auch die Hintergründe nicht. Wie kann ein Träger so verrückt sein, solche Fehlbelegungen zu tolerieren und seine Ruf für alle Zeiten zu verspielen.
Das die Opfer häufig als Simulanten denunziert werden ist leider auch eine gängige Praxis. Ruht sich schon 6 Monate aus wegen ein paar Prellungen. Da wünscht man sich dann doch auch insgeheim, dass die Verantwortlichen auch einmal so ein traumatisches Erlebnis erleiden.



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Schwester Wolfgang
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AW: Verprügelt worden....

Beitrag von Schwester Wolfgang »

. . . und wieder einmal muss ich in thorsteins berühmtes Horn "Betriebsrat" blasen, denn ich kenne eine ähnliche Geschichte aus eigenem Erfahren. Nur: bei uns gibt es einen aktiven BR und der hat vom Arbeitgeber Sicherheitsmaßnahmen verlangt. Folge: ständig musste am Tag eine männliche Person in Rufweite sein. Das ist dem Arbeitgeber zu teuer geworden und 14 Tage später wurde der Gewalttäter in eine andere Einrichtung verlegt, die besser darauf eingestellt ist. Aber ohne diesen Druck wäre auch nix passiert . . .



BiFi
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AW: Verprügelt worden....

Beitrag von BiFi »

Ohne Worte....
Ob das Verfahren gegen eine prügelnde PK wohl auch aus "mangelndem Öffentlichen Interesse" eingestellt worden wäre...?!



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doedl
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AW: Verprügelt worden....

Beitrag von doedl »

Mangelnde Belegung rechtfertigt keinesfalls Belegung um jeden Preis; das kann nur in die Hose gehen!!

Allerdings: wir haben kaum spezialisierte Einrichtungen; das ist ein Riesenproblem. Wohin mit diesen Leuten?

Gruß Doedl


Wir müssen die Änderung sein, die wir in der Welt sehen wollen- Mahatma Gandhi

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*Angie*
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AW: Verprügelt worden....

Beitrag von *Angie* »

Wir hatten auf dem Dementenbereich einen Rollstuhlfahrer mit Korsakow -
er hat sich immer wieder Glasflaschen besorgt und damit um sich geworfen und geschlagen ...

Glücklicherweise hat unsere Einrichtungsleitung direkt reagiert und
dafür gesorgt, dass er nicht bei "uns" wohnt.

Das war echt eine schlimme Situation - es musste ständig jemand auf ihn achten, weil er auch auf die Dementen losging.

Ja - wohin mit diesen Menschen ... gute Frage ...


» Wer glaubt, ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich. Man wird ja auch kein Auto, wenn man in einer Garage steht. « (Albert Schweitzer)

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Schwester Wolfgang
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AW: Verprügelt worden....

Beitrag von Schwester Wolfgang »

"Ja - wohin mit diesen Menschen ... gute Frage ..." - Mensch, das könnte DIE Marktlücke der Zukunft werden! Eine Pflegeeinrichtung für gewaltbereite Pflegebedürftige! Das ist jetzt kein Ulk, sondern wäre doch fast ein Muss. Warum da bisher nur niemand darauf gekommen ist?
Natürlich mit allen Sicherheitsstandards:
- ausreichend Personal,
- viel männliches Pflegepersonal,
- Notrufpieper bei jeder Pflegekraft, mit dem man einen Bereitschaftsdienst innerhalb von 1-2 Minuten zur Hilfe hat
- regelmäßige Schulungen und Training über Deeskalation
- psychologische Betreuung des Personals
- regelmäßige Supervisionen
- psychologische und psychiatrische Betreuung der Pflegekunden.
Der große Vorteil: die MA, die dort arbeiten, wissen, worauf sie sich einlassen. Natürlich wäre so was nicht für Erdnüsse zu haben - die Bezahlung sollte schon angemessen sein . . .



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Angie
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AW: Verprügelt worden....

Beitrag von Angie »

Hallo Zusammen,

ich habe selbst in meiner Tagespflege Gäste die sehr starke Aggressionen haben. Selbst mir ist es passiert, das ein Gast mir gegenüber handgreiflich geworden ist.

Also was tun?

Wir haben uns mit den Angehörigen und den Ärzten zusammengesetzt und erstmal die Medikation in Augenschein genommen. Und nach Ursachen gesucht, die solche Reaktionen hervorrufen. Danach wurde die Medikation umgestellt. Es wurde auch ein Psychiater hinzugezogen.

Es waren mehrere Tage dafür erforderlich bis alles wieder normal lief, aber es hat funktioniert.

Hätte es so nicht funktioniert wäre der Gast zum richtigen einstellen der Medikation mal in die Psychartrie eingewiesen worden. Was für uns alle die letzte Möglichkeit gewesen wäre. Manchmal aber sehr sinnvoll.

Ich schütze meine MA vor solchen Attacken, denn das ist das letzte was wir alle gebrauchen können, Angst Menschen zu pflegen.

Die Kommunikation zwischen den Ärzten, Angehörigen und Einrichtung ist hier das wichtigste.

LG Angie


Das Motto meiner Tagespflege Anima:Jeder Mensch ist wertvoll

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Schwester Wolfgang
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AW: Verprügelt worden....

Beitrag von Schwester Wolfgang »

. . . welch Glück für Euch, dass Ihr auch gleich einen Psychiater parat habt (nicht ironisch, sondern neidisch gemeint) - andere müssen auf einen Termin bis zu einem halben Jahr warten . . .



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Angie
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AW: Verprügelt worden....

Beitrag von Angie »

@ Schwester Wolfgang, ja das sag ich auch immer.
Zum Glück arbeiten wir mit der Psychatrischen Ambulanz zusammen, die Angehörige aufgrund von Demenz besuchen.


Das Motto meiner Tagespflege Anima:Jeder Mensch ist wertvoll

samujeda
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AW: Verprügelt worden....

Beitrag von samujeda »

[quote=""Schwester Wolfgang""]"Ja - wohin mit diesen Menschen ... gute Frage ..." - Mensch, das könnte DIE Marktlücke der Zukunft werden! Eine Pflegeeinrichtung für gewaltbereite Pflegebedürftige! Das ist jetzt kein Ulk, sondern wäre doch fast ein Muss. Warum da bisher nur niemand darauf gekommen ist?
Natürlich mit allen Sicherheitsstandards:
- ausreichend Personal,
- viel männliches Pflegepersonal,
- Notrufpieper bei jeder Pflegekraft, mit dem man einen Bereitschaftsdienst innerhalb von 1-2 Minuten zur Hilfe hat
- regelmäßige Schulungen und Training über Deeskalation
- psychologische Betreuung des Personals
- regelmäßige Supervisionen
- psychologische und psychiatrische Betreuung der Pflegekunden.
Der große Vorteil: die MA, die dort arbeiten, wissen, worauf sie sich einlassen. Natürlich wäre so was nicht für Erdnüsse zu haben - die Bezahlung sollte schon angemessen sein . . .[/quote]


Und damit kommen wir zu dem Problem, warum es genau DAS nicht gibt...

- Was bedeutet "ausreichend" Personal
- Wer bezahlt das ausreichende Personal
- Wer trägt die Kosten für das zusatz Personal
- Wer zahlt die Schulungen...
- Wer bestimmt wieviel Personal von Nöten ist?

Genau das Problem, haben wir ja schon in den "normalen" Bereichen.
Es gibt für die allg. Pflege in den seltensten Fällen ausreichend MA.
Wenn dann werden die "überschüssigen" in die Küche oder Reinigung verbannt.

In meiner Alten Einrichtung, mussten wir zu dritt 30 Bewohner (alle Bettlägerig) Waschen, Anziehen, Essen reichen, Wunden versorgen Duschen, Zimmer reinigen und noch den üblichen Aktenkram nebenher machen.

Deine Idee ist ohne Zweifel gut, nur die Umsetzung lässt Vater Staat nicht zu.



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Schwester Wolfgang
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AW: Verprügelt worden....

Beitrag von Schwester Wolfgang »

. . . es gibt keinen "Vater Staat", sondern nur diejenigen, welche die Pinnunse besitzen und deren Handlanger - die käuflichen Politiker ;-)

Aber davon mal ganz abgesehen: ich könnte mir denken, dass ein kreativer Kopf durchaus Möglichkeiten findet, solches finanzierbar zu machen. Es ist nur einfacher, auf den eingefahrenen Gleisen zu rutschen, als neue Wege zu beschreiten. Na gut, so ganz neu sind die nun auch wieder nicht, denn ca. 150 km von uns entfernt gibt es ein solches Haus. Nur: die Insassen sind noch nicht so alt, dass eine hohe Belegungsfluktuation stattfinden würde und dem entsprechend rar sind die freien Plätze. Ich könnte mir auch vorstellen, dass eine solche Einrichtung sich zwar rechnet, aber aus den von Dir angeführten Gründen lange nicht so gewinnträchtig ist, wie eine "normale" Pflegeeinrichtung . . .
Zuletzt geändert von Schwester Wolfgang am Sa 20. Okt 2012, 09:50, insgesamt 1-mal geändert.



samujeda
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Beitrag von samujeda »

[quote=""Schwester Wolfgang""]. . . es gibt keinen "Vater Staat", sondern nur diejenigen, welche die Pinnunse besitzen und deren Handlanger - die käuflichen Politiker ;-)

Aber davon mal ganz abgesehen: ich könnte mir denken, dass ein kreativer Kopf durchaus Möglichkeiten findet, solches finanzierbar zu machen. Es ist nur einfacher, auf den eingefahrenen Gleisen zu rutschen, als neue Wege zu beschreiten. Na gut, so ganz neu sind die nun auch wieder nicht, denn ca. 150 km von uns entfernt gibt es ein solches Haus. Nur: die Insassen sind noch nicht so alt, dass eine hohe Belegungsfluktuation stattfinden würde und dem entsprechend rar sind die freien Plätze. Ich könnte mir auch vorstellen, dass eine solche Einrichtung sich zwar rechnet, aber aus den von Dir angeführten Gründen lange nicht so gewinnträchtig ist, wie eine "normale" Pflegeeinrichtung . . .[/quote]

Recht hast du in beiden Punkten.
Man muss den finden, der die Idee teilt.
Solange aber die Politik sich quer stellt, wird es wohl einzig und allein bei uns in der Pflege tätigen sein, dies nach und nach zu erkämpfen.
Während meiner Ausbildung, habe ich eine Menge gesehen und war schockiert von Pflegekräften, die zum QM gingen und eine gequirlte Sch... von sich gaben und meinten damit nun eine bessere PFlege verordnen zu können :mad:



thorstein
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Beitrag von thorstein »

Gerade Österreich und Deutschland haben sich ja nicht gerade mit Ruhm bekleckert beim Thema Altenpflege.
Holland und Skandinavien sind da bei vergleichbarer Finanzlage deutlich besser aufgestellt.



samujeda
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Beitrag von samujeda »

[quote=""thorstein""]Gerade Österreich und Deutschland haben sich ja nicht gerade mit Ruhm bekleckert beim Thema Altenpflege.
Holland und Skandinavien sind da bei vergleichbarer Finanzlage deutlich besser aufgestellt.[/quote]

Zu dem Vergleich, kann ich noch nicht viel sagen, da ich noch nicht arbeite hier.



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fmh
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Beitrag von fmh »

Hier mal noch ein Artikel zu diesem Thema (nicht zu dem im Video beschriebenen Fall).


Get a job. Go to work. Get married. Have children. Follow fashion. Act normal. Walk on the pavement. Watch TV. Obey the law. Save for your old age. Now repeat after me: "I am free..."

samujeda
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Beitrag von samujeda »

Es fehlt offenbar an erfahrenem Personal

Die meisten Betroffenen reagieren verärgert auf die Angriffe. Häufig machen sich Enttäuschung, Selbstzweifel oder Hilflosigkeit breit.

Aber auch Angst und psychische Erkrankungen bis hin zum Burnout können auftreten.

Etwa jeden dritten Befragten belastet die Gewalt sehr, die ihm in seinem Arbeitsalltag widerfährt. 65 Prozent gaben an, Unterstützung von den Kollegen zu erfahren, aber nur 27 Prozent fühlen sich von ihrem Arbeitgeber gut auf derart schwierige Situationen vorbereitet.

Ein Grund für die häufige Aggression ist vermutlich die steigende Zahl von Demenz-Patienten, so die Autoren. Hier fehlt es aber offenbar unter anderem an erfahrenem Personal.

Denn die Studie zeigt auch: Je besser die Angestellten geschult waren und je mehr Unterstützung sie für den Umgang mit aggressiven und gewalttätigen Patienten oder Klienten erhielten, desto geringer war ihr Risiko für verbale oder körperliche Attacken.
Genau meine Worte



thorstein
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AW: Verprügelt worden....

Beitrag von thorstein »

http://www.aerztezeitung.de/politik_ges ... ssion.html
Schon lange wird mehr Ausbildung für Pflegepersonal und Ärzte gefordert, um besser auf die Bedürfnisse der in ihren Umständen Gefangenen eingehen zu können. Doch Schulung allein reicht nicht, es muss auch genügend Personal zur Verfügung stehen.
Zumindest der Komentator hat begriffen, wo das Problem liegt. Ich vermute leider, ohne die Studie zu kennen, dass die schlauen Pfegewissenschaftler die Rahmenbedingungen in der Pflege einfach als gottgegeben vorausgesetzt haben. Dann bleibt natürlich nur noch das Mantra: mehr Schulung!

Ältere KollegInnen nehmen Gewalt irgendwann einfach nicht mehr wahr. Kratzt und beisst ein Demenzkranker zum Beispiel bei jedem Einlagenwechsel, ist das eben normal.

Ich habe bei aggressiven BewohnerInnen sehr gute Erfahrungen mit dem Snoezelen-Konzept gemacht. Aber welches Heim leistet sich überhaupt solch einen Raum und woher soll man dann die Zeit nehmen, mit einem Bewohner bei Bedarf diese Möglichkeit zu nutzen.

Jede nichtmedikamentöse Intervention ist und bleibt zeit- und personalintensiv. Man validiert einen aggressiven Demenzkranken nicht in einer Minute.



FeBarth
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AW: Verprügelt worden....

Beitrag von FeBarth »

... eigentlich muss man einen (herausfordernden) demenzkranken in jeder minute validieren. das ist doch das hauptproblem bei unseren personaldecken.



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