Gleichzeitig zwei Stationen bewachen!!!

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Gast 741
Beiträge: 15
Registriert: Fr 14. Okt 2011, 08:38

Gleichzeitig zwei Stationen bewachen!!!

Beitrag von Gast 741 »

Hallo,
als ich gestern Abend auf Station zu Arbeit gekommen bin (in Nachtdienst) nach der Übergabe ist mir gesagt ich MUSS heute Nacht noch die Station die über unsere liegt (andere Stockwerk) auch noch betreuen!!!Die Glocken werden ab 23:30-04:30h zusammen geschaltet!ich kenne kein Patient,ich bekomme keine Übergabe über die Patient die dort stationiert sind,es sind etwa 42 Patienten 15 davon Pflegebedürftige. Auf meine Station betreue ich 73 Patienten ,(Orthopädische Reha) stelle Medikamenten,richte Labor,verabreiche ich die Spritzen (s.c) am morgen und verteile auch noch die Medikamenten.Meine Frage an Euch ist so in Ordnung NUR eine kurze Mitteilung auf die Station Seitens PDL die Nachtschwester soll die andere Station betreuen!!! :mad: :mad:
Wie soll ich mich in Zukunft verhalten??? :(
Auf andere St. ist bis 23:30h eine Nachtschwester die bis diese Zeitpunkt alle Routine Aufgabe erledigt und um 23:30h auf die andere Station zum Aushelfen geht!!!
Da ich über WE von keine mir Rat holen konnte (z.B. von unseren BR) werde ich natürlich die Patienten von anderen Station auch noch betreuen müssen!!!
Bin gespant auf Eure Antworten :confused:



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Schwester Wolfgang
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AW: Gleichzeitig zwei Stationen bewachen!!!

Beitrag von Schwester Wolfgang »

. . . das machst Du erst mal richtig! Nach § 106 GewO bestimmt der Arbeitgeber Zeit, Ort und Umfang der Arbeitsleistung nach billigem Ermessen und unter Beachtung der gesetzlichen und tariflichen Bestimmungen.
Für Dich kommt also nur, so wie Du das vorhast in Frage, alles wie angeordnet zu machen und Montag gleich den BR informieren. Zusätzlich könntest Du gemäß Deiner Loyalitätspflicht gegenüber den Arbeitgeber diesem eine schriftliche Mitteilung machen, dass es durch diese Anordnung nicht mehr möglich ist, qualitätsgerecht zu arbeiten weil . . .
Nach neuesten Erkenntnissen rate ich von einer "Überlastungsanzeige" ab, weil Du damit nur den Fokus auf Dich richtest (ach so, die schafft ihre Arbeit nicht, Madame ist überlastet).
Bei einer formlosen Mitteilung, dass es bei diesem Arbeitspensum schlecht möglich ist, in der geforderten Qualität zu arbeiten, lenkst Du den Fokus von Dir ab und auf Sinn oder Unsinn dieser Anweisung



thorstein
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AW: Gleichzeitig zwei Stationen bewachen!!!

Beitrag von thorstein »

Eine Überlastungsanzeige ist in der Regel eine schriftliche Information an die Pflegedienstleitung bzw. den Arbeitgeber über Arbeitsbedingungen, die zu Schäden der anderen Vertragspartei - also die Patienten, alten Menschen, etc - führen können bzw. absehbar dazu führen. Pflegekräfte sind dazu nicht nur berechtigt, sondern allgemein aus dem Arbeitsverhältnis heraus, aber z. B. auch nach § 15 und § 16 des ArbSchG verpflichtet ihren Arbeitgeber auf mögliche Schädigungen oder Gefährdungen des Patienten hinzuweisen. Die Stellung als Erfüllungsgehilfe macht die Information zur Pflicht (nach dem BGB). Die Anzeige dient dazu, den Arbeitgeber auf organisatorische Mängel so rechtzeitig hinzuweisen, so dass dieser sie noch ausräumen kann.

Dabei bleibt die Verpflichtung der Arbeitnehmerinnen erhalten, ihre Arbeit mit größtmöglicher Sorgfalt zu erledigen. Strafbare Handlungen werden dadurch nicht entschuldigt.
http://www.pflegewiki.de/wiki/%C3%9Cberlastungsanzeige

Von neueren Erkenntnissen ist mir nichts bekannt, ausser das Arbeitsschutzgesetz wäre geändert worden. Natürlich geht man mit dieser Verpflichtung ein Risiko ein, aber welches Risiko geht man ein, ein man der Verpflichtung nicht nachkommt? So wichtig ist mir mein Arbeitsolatz auch nicht, dass ich für den AG den Kopf hinhalte, in der Hoffnung: es wird schon nichts passieren.
Wenn etwas passiert, bin ich zumindest meiner Informationspflicht nachgekommen. Dafür brauche ich einen Nachweis. Darum eine Überlastanzeige mit Kopie an den Betriebsrat.



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Schwester Wolfgang
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AW: Gleichzeitig zwei Stationen bewachen!!!

Beitrag von Schwester Wolfgang »

. . . thorstein, leider habe ich den Beitrag nicht abgespeichert, weil es mir nicht so wichtig war, denn im Prinzip bleibt es sich egal, wie man das Ding benennt. Im Arbeitsrecht ist eine Überlastungsanzeige eh nirgends erwähnt (analog Abmahnungen).
Der Beitrag hat sich lediglich mit der in unsererem eigenen Haus gemachten Erfahrung gedeckt, dass es eher negativ für den MA ausgelegt wird, wenn man anzeigt, dass man überlastet ist. Unsere Kolleginnen haben mit einem stinknormalen Anschreiben an die GF mit dem Hinweis, dass auf Grund . . . . eine qualitätsgerechte Versorgung nicht gewährleistet ist, den gleichen Effekt erzielt und sind damit ebenfalls ihrer Informationspflicht nachgekommen . . .



bienen~pflege
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AW: Gleichzeitig zwei Stationen bewachen!!!

Beitrag von bienen~pflege »

bin noch immer ein wenig überrascht, dass einige arbeitgeber auch noch so verrückte ideen in die tat umsetzen und zum anderen immer noch mitarbeiter es gibt, sich so dumm & dreist ausbeuten lassen. :eek:


:D Grüße! :wave

Gast 741
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AW: Gleichzeitig zwei Stationen bewachen!!!

Beitrag von Gast 741 »

Hallo bienen~pflege.
meine frage an dich: wie hättes du in so eine situation reagieren???
gruß



bienen~pflege
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AW: Gleichzeitig zwei Stationen bewachen!!!

Beitrag von bienen~pflege »

gallo "Gast 741"!

dass "dumm & dreist" galt NICHT dir persönlich!
es galt der machart der pdl, also dass die pdl überhaupt die möglichkeit hatte, dies "durch zu drücken".

am selben abend dies gesagt zu bekommen und dann noch was dagegen machen zu können, ist eigentlich nicht mehr möglich. da hast du schon recht.
was man schon machen kann, ist für die zukunft eine regelung zu finden, die allen seiten genügt. darüber hinaus würde ich dir raten, erst mit dem br oder mav zu sprechen und evtl. dann die pdl sowie die bereichsleitung einzuschalten.

lg!


:D Grüße! :wave

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Schwester Wolfgang
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AW: Gleichzeitig zwei Stationen bewachen!!!

Beitrag von Schwester Wolfgang »

. . . nu mal langsam mit den jungen Pferden! Wer sagt uns denn, dass es nicht einen einleuchtenden und nachvollziehbaren Grund gibt, warum das so angeordnet wurde? Ich denke da z.B. an kurzfristigen Personalausfall, der nicht anders zu kompensieren war. Die Fragestellerin hat nicht kundgetan, ob das eine zeitlich begrenzte, oder eine permanente Maßnahme handelt.
Da also gleich von dumm und dreist zu schreiben, halte ich bei dem jetzigen Kenntnisstand für nicht ganz gerechtfertigt . . .



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Schwester Wolfgang
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AW: Gleichzeitig zwei Stationen bewachen!!!

Beitrag von Schwester Wolfgang »

@thorstein,
ich habe den Beitrag wieder gefunden! Er war nicht, wie ich angenommen hatte, im Internet, sondern in der Oktoberausgabe der Zeitschrift AiB. Ich kopier Dir hier mal das Vorwort rein (den ganzen Artikel - das würde zu lang, und ich weiß auch nicht, ob man das so einfach urheberrechtlich darf):

"Die Überlastungsanzeige – besser: Gefährdungsanzeige
Prävention zahlt sich für Beschäftigte und Arbeitgeber aus

Der Begriff »Überlastungsanzeige« ist nicht unbedingt glücklich gewählt, weil er am Kernproblem vorbeigeht: Das eigentliche Problem ist nicht die Überlastung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, sondern die Tatsache, dass der Arbeitgeber die Personalkosten um jeden Preis senken will (oder muss) und hierdurch Gefahren für den Betrieb, andere Beschäftigte oder Dritte entstehen. Das Wort »Überlastungsanzeige« hat auch einen für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer negativen Aspekt: Arbeitgeber könnten darin das Eingeständnis sehen, dass Beschäftigte überfordert sind und »ihren Laden nicht im Griff« haben. Besser wäre es, von einer »Gefährdungsanzeige« oder »Präventionsanzeige« zu sprechen."



Gast 741
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AW: Gleichzeitig zwei Stationen bewachen!!!

Beitrag von Gast 741 »

hallo schwester wolfgang,

ich war am dieser nacht zum erstes mal betroffen.das mit glocken zusammenschaltung dauert monaten jede macht brav mit keine sagt was.die tatsache ist das die klinik NUR personalkosten sparen möchte auf uns die da bleiben und arbeiten. habe mit BR gesprochen die kennen das problem nur ich habe nicht gesagt bekommen was unser BR dagegen unternehmen wird.da ich bis heute dienste(nacht) hatte könnte ich mit BR nicht länger reden bzw. persönlich darüber sprechen(nur telefonisch).was ist da zu machen das die situation mit glocken zusammenschaltung nicht mehr vorkommt?
ich befürchte nur das die PDL nur noch eine nachtschwester für ALLE drei stationen (etwa 200 patienten ) zum wachen einteilt?!!?wie kann man einen pflegeschlüßel rausfinden???
gruss



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Schwester Wolfgang
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AW: Gleichzeitig zwei Stationen bewachen!!!

Beitrag von Schwester Wolfgang »

. . . den Pflegeschlüssel werden sie Euch kaum verraten ;-) der steht nämlich im Vertrag mit den Kassen festgeschrieben und dieser kann wiederum von Haus zu Haus unterschiedlich sein.
Was ist dagegen zu tun?
Aber der BR könnte ganz einfach diese Dienstpläne nicht bestätigen, in denen die Nächte mit derart dünner Personalausstattung geplant werden. Spätestens dann hat der Arbeitgeber kurzfristig ein Problem - entweder er setzt sich ganz fix mit dem BR zusammen und sie finden eine für alle tragbare Lösung, oder er hat keinen gültigen Dienstplan. Dann wiederum kann der BR beim Arbeitsgericht mit einer einstweiligen Verfügung erwirken, dass für jeden Tag, an dem nach dem ungültigen Dienstplan gearbeitet wird, eine Strafsumme (z.B. 5000 &#8364 ;) fällig wird. Was meinst Du, wie schnell die bereit sind, sich zu einigen.
Und bei diesen Verhandlunge könnte dann wiederum der BR die Vorlage des Vertrages mit dem Pflegeschlüssel als Beweis verlangen.
Nun sind ja in einer solch verhältnismäßig kleinen Einrichtung (200 Patienten) auch dementsprechend weniger MA als in großen Häusern und demzufolge arbeiten im BR meist Angestellte, die das neben ihrer eigentlichen Arbeit machen, also auch entsprechend unsicher sind. Denen kann man nur empfehlen, sich bei der Gewerkschaft einen guten Fachanwalt für Arbeitsrecht nennen zu lassen und diesen damit zu beauftragen . . .

P.S.: aber Du merkst schon, an Deiner eigenen Antwort, dass Du Dir mit einer klassischen Überlastungsanzeige nur selbst den Daumen zeigen würdest, nach dem Motto: "die anderen schaffen das ja auch und wenn Du es nicht schaffst, solltest Du mal überlegen, ob das noch die richtige Arbeit für Dich ist. . . " Deshalb mein oben gemachter Hinweis, die Meldung an den Arbeitgeber nicht als Überlastung zu deklarieren.



Gast 741
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AW: Gleichzeitig zwei Stationen bewachen!!!

Beitrag von Gast 741 »

auf dienstpläne sind richt die pfl.kräfte eingeplant und diese pläne sind auch bei BR vorgelegt.so sind genugend kräfte eingeplant!?nur alles passiert "kurz vor mitternach" so zu sagen überwiegend am wochenende sind keine pfl.keäfte da und alles wird kurzfristig umgeplant, dann weiß keine bescheid auch BR erfährt selten davon weil nicht jede außer ich und noch eine kollegin haben den mut etwas zu sagen und dann wird uns noch vorgeworfen wir sind nicht kollegial...unsere betrieb ist nicht klein wir haben 498 betten drei häuser und überal ist das gleiche wie mit personal so mit denen die alles mitmachen.aber wenn ich mit andere rede die wo andere arbeiten wird mir die selbe situation beschrieben!?wahrscheinlich ist überall gleich oder???



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Schwester Wolfgang
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AW: Gleichzeitig zwei Stationen bewachen!!!

Beitrag von Schwester Wolfgang »

. . . ich muss mal wieder die Aufgaben des BR bemühen. Dass die "normalen" Kolleginnen sich nicht auflehnen, ist heutzutage völlig verständlich. Der BR hingegen hat den Sonderkündigungsschutz, um sich ohne Angst vor negativen Folgen schützend vor die MA zu stellen.
Allerdings setzt das voraus, dass der BR wenigstens einen Hinweis von den MA bekommt, die er vertritt. Wenn die einen Dienstplan absegnen, der okay ist - woher sollen die dann wissen, dass er stillschweigend abgeändert wurde? Also - Hinweis an den BR, notfalls anonym (falls Befürchtungen bestehen, dass doch durchsickert, wo der Hinweis herkam). Und da sollte ein Hinweis reichen: "schaut Euch doch mal am Monatsende die Dienstpläne an - speziell die Nachtschichteinteilung, denn die entspricht nicht dem, was Ihr am Monatsanfang bestätigt habt . . . ". Ich mache, wie beschrieben, keinem MA einen Vorwurf, der sich nicht auflehnt - das ist alles verständlich. Aber den Mumm für einen Hinweis an Eure Interessenvertretung solltet Ihr wenigstens haben. Unser BR hat jedenfalls einen Briefkasten im Haus und betont bei jeder Betriebsversammlung, dass sie für Hinweise dankbar sind . . .



Gast 741
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AW: Gleichzeitig zwei Stationen bewachen!!!

Beitrag von Gast 741 »

Guten morgen Schwester Wolfgand,
vielen dank für deine Tipps und Ratschläge.ich werde heute persönlich mit Leute von BR alles besprechen weil ich habe von Kollegin erfahren dass das mit Zusammenschaltung von zwei St.wahrscheinlich für Monat November dauer Zustand wird(die Schwester die in ND tätig ist, ist krank und kommt längere Zeit nicht.Also wir von unsere Station sollen sie vertreten da Betrieb keine "Pfl.Kräfte zu Verfugung hat" oder "bekommt keine,gibt´s keine die sie anstellen können".Werde mich wieder melden und meine Gespräch mit BR hier schildern.
LG



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Schwester Wolfgang
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AW: Gleichzeitig zwei Stationen bewachen!!!

Beitrag von Schwester Wolfgang »

. . . dazu folgende Anmerkung von mir: es ist Aufgabe der Leitung (und dafür bekommen die mehr Lohn, als die Pflegekräfte) für ausreichend Personal zu sorgen. Wenn sie das nicht in die Reihe bekommen, erhalten sie guten Lohn für schlechte Arbeit.
Nun sollte das in der Folge nach den Gesetzen der Marktwirtschaft so funktionieren, dass schlecht arbeitende Arbeitgeber immer weniger und immer schlechteres Personal bekommen - mit der Auswirkung, dass sie irgendwann nicht mehr wettbewerbsfähig sind und das Licht ausknipsen können.
Da jedoch die Arbeitsmarksituation schon seit ein paar Jahren so ist, dass wir zwar auf dem Papier weniger Arbeitslose haben, dafür aber die Zahl derer steigt, die von ihrem Lohn nicht mehr leben können (ein 400-€-Jobber ist kein Arbeitsloser - aber kann er davon leben?), klammern sich alle, die noch ein einigermaßen Einkommen haben, verständlicherweise an ihren Job.
Die oben angeführte Marktregulation funktioniert also seit wenigsten 10 Jahren nicht mehr. Und das wird von schlecht arbeitenden Leitungskräften auf dem Rücken der noch Beschäftigten ausgenutzt.

Auch wenn mich diese und jene hier im Forum mit vertretene PDL jetzt dafür verbal steinigen wird. Aber es ist einfach so - wenn man nicht genügend Leute hat, muss man Anreize schaffen, damit man gutes und ausreichend Personal bekommt. Gut, ich gebe zu - für einen kleine Pflegedienst mit vielleicht 5-10 MA fällt es schwer, materielle Anreize zu schaffen. Aber es müssen nicht immer nur die materiellen Werte sein. Ein gutes Arbeitsklima, ein gut durchdachtes Schichtsystem, menschlicher Umgang mit den MA können schon ein Anreiz sein.
Ich kenne einen kleinen Pflegedienst - die haben immer Leute, obwohl sie nicht so gut zahlen können. Ich habe eine der Kolleginnen mal gefragt, warum sie dort arbeitet und sie hat erzählt, dass sie früher in einer stationären Einrichtung war. Dort hat sie 600 € (!!!!!) mehr verdient, als jetzt. Aber sie war kurz vor dem Burn-out. Jetzt verdient sie zwar weniger, aber sie meinte - "hier halte ich es aus bis zur Rente".

Und ich kenne eine stationäre Einrichtung in unserer Stadt, die ist nur zur Hälfte belegt. Wirklicher Grund: zu hohe Heimkosten weil: neu und privat von einem Investor gebaut, also zu hohe Investkostenpauschale. Angeblich jedoch, weil sie keine Fachkräfte bekommen "der Markt ist leer" behaupten sie in den Medien.
Denkste! Wer seine Leute bezahlt und behandelt wie Affen, der bekommt auch nur Affen ;-) Da funktionieren die Marktgesetze noch, wenn es in der gleichen Stadt eine vergleichbare Einrichtung gibt, die bei gleichen Arbeitsbedingungen Tariflohn zahlt.

Und so könnte ich die Beispiele aus unserer Region ohne Ende fortsetzen - wie beispielsweise mit dem häuslichen Pflegedienst, der im Gegegsatz zu anderen wächst und wächst und wächst, weil ein super-Arbeitsklima besteht. Man sieht das schon an den munteren und freundlichen Gesichtern der Pflegekräfte, wenn sie aus dem Auto steigen, ohne den typischen gehetzten Blick der anderen Pflegedienstkräfte. Wenn ich Betroffener oder Angehöriger wäre - wie sensibel würde ich auf solche Dinge achten? Und welchen Pflegedienst würde ich wohl wählen? Und warum wohl expandieren die und bekommen auch immer Personal?
Natürlich braucht so etwas Zeit. Heute sagen: ich ändere jetzt mein Arbeitsklima und ab nächste Woche habe ich mehr Personal funktioniert wohl eher nicht . . .



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