Suche Betroffene - TV-Beitrag über Arbeitsbedingungen

Forum für Fragen von Pflegekräften aus dem Arbeits- oder Tarifrecht, aktuelle Urteile etc.
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Angie
Beiträge: 359
Registriert: Do 3. Okt 2002, 15:23

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Beitrag von Angie »

Hallo Balot,

doch es geht auch anders, wir habe z.b. ausgenommen von mir einen 5 Tage Woche. Unser Frühdienst geht von 7:45 - 13:30 Uhr, der Spätdienst von 12:30 - 17:00 Uhr. Auf 5 Tagesgäste kommt eine Kraft. Wir haben positive Erfolge nicht nur bei uns, sondern auch bei den Angehörigen die, die Pflege wesentlich entspannter zuhause dann machen.

LG Angie


Das Motto meiner Tagespflege Anima:Jeder Mensch ist wertvoll

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Schwester Wolfgang
Beiträge: 1637
Registriert: Mi 20. Sep 2006, 12:44

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Beitrag von Schwester Wolfgang »

. . . ich glaube auch nicht, dass die vernünftig arbeitenden Einrichtungen in der Minderheit sind - ich denke eher, dass die schlecht arbeitenden die Ausnahme darstellen. Dadurch jedoch, dass die Problembehafteten in den Medien immer präsent sind, kann schnell der Eindruck entstehen, dass alles mies ist. Und es wird stets und gern verallgemeinert. Benimmt sich ein Gymnasiast daneben, schon heißt es "na ja - so sind sie, die Oberschlauen", hat ein Bereichsleiter von Lidl seine MAinnen bespitzeln lassen, schon ist es Lidl deutschlandweit usw. usw. . . .



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Spencer
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Registriert: Mo 13. Nov 2006, 16:08

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Beitrag von Spencer »

Hallöchen!

Ich finde, es sollte mal einen Bericht geben, der unseren Berufsstand in ein besseres Licht setzt.
Attraktiv ist er nu wirklich nicht. Relativ schlecht bezahlt, viel Verantwortung, schwere Arbeit. Sowohl physisch als auch psychisch.
Viele sehen nur die negativen Aspekte. Dass sich viele Pflegerinnen und Pfleger über das Maß hinaus engagieren, weil ihnen der Mensch an sich auch wichtig ist, fällt unter den Tisch.
Wie viele Pflegerinnen und Pfleger haben sich kaputt gearbeitet und haben hinterher einen Tritt in den Hintern bekommen?

Ich verstehe unsere Politiker nicht. Es ist doch allgemein bekannt, dass die alten Leute immer mehr werden unbd schon jetzt kein Pflegepersonal da ist, weil keiner diesen Job noch machen will.

Es werden Stellen gekürzt oder gestrichen...ach nein...es heißt ja es wird "optimiert", wir bekommen eine Auflage nach der anderen. Jeder Furz des Klienten oder Bewohners muß dokumentiert werden. Da gerät die eigentliche Pflege fast in den Hintergrund. Die Mitarbeiter machen Klimmzüge um allem gerecht zu werden und sind fertig wie nicht sonst was. Wo bleibt da bitte noch die Pflegequalität???
Wir haben einen Pflegenotstand! Die paar Männeken die noch arbeiten reißen sich den Hintern auf. In die Medien kommt aber nur das Negative!

Womit werben die Heime und Pflegedienste? Mit Menschlichkeit. Was steht auf den Pflegedienstautos? "Liebevolle Hände", "Pflegeengel" oder so ähnlich.
Pfiffkas! Knallharte Wirtschaftsunternehmen sinds. Geld verdienen auf unsere Kosten! Ich möchte niemanden auf den Schlips treten: Nicht alle Heime und Pflegedienste sind so, aber ich denke, ein Großteil.



So liebe Medienleute. Ihr habt so viel Macht was die öffentliche Meinungsbildung anbetrifft. Eine Lanze für unseren Berufsstand zu brechen wäre nicht schlecht.

Liebe Grüße

Spencer


Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.

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johannes
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Registriert: Sa 17. Nov 2001, 23:53
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Beitrag von johannes »

Ja, Balot, gibt es auch in Dänemark solche Einrichtungen, wie von Dir beschrieben? Oder sollte das eine Ferndiagnose auf alle Einrichtungen in Deutschland sein?

Was die Prüforgane betrifft - über diese wird wohl kaum in den Medien berichtet. Die Berichterstatter wollen garantiert auch nichts über den mittlerweile maßlosen Bürokratismus in der Pflege berichten.

Nein, die Pflegeheime sollen zum wiederholten Male ihr Fett weg kriegen. Schließlich muß man die Pflegeheime schecht machen, damit der politische Wille der Selbstversorgung Pflegebedürftiger auch von der Bevölkerung - zumindest verbal - favorisiert wird.

Auf dem Hintergrund leerer Kassen ist wohl jedes Mittel recht. Negative Berichterstattungen, statt konkreter Verbesserung von Rahmenbedingungen. "Transparentberichte", die das Papier nicht wert sind auf dem sie gedruckt werden, um zu zeigen: Seht her, schlechte Einrichtungen sind die Ausnahme. So braucht man wieder nichts verbessern.

Was soll man in einer vom Kopf her verlogenen Gesellschaft eigentlich erwarten? Es hieß bereits vor 2.000 Jahren: Ein fauler Baum trägt nur faule Früchte.



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Schwester Wolfgang
Beiträge: 1637
Registriert: Mi 20. Sep 2006, 12:44

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Beitrag von Schwester Wolfgang »

. . . volle Zustimmung und gut auf den Punkt gebracht, Johannes! Zum Thema fauler Baum habe ich ein paar Beispiele zur Hand: die Bischöfin fährt besoffen Auto, der Bischof verprügelt kleine Jungens und der Wettermann sitzt wegen Vergewaltigung im Knast . . .



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Fraggleline
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Registriert: Fr 21. Aug 2009, 07:44

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Beitrag von Fraggleline »

:) Liebe Spencer,

obwohl deine Ausführungen soweit richtig sind, irritiert mich jedoch folgendes: Du möchtest-wie wir alle- dass die Arbeit von beruflich Pflegenden mal in ein positives Licht gerückt wird, bringst aber nur noch mehr Argumente, grad dies nicht zu tun.. :confused:

Und genau das ist doch unser Dilemma: Die täglichen positiven Erfahrungen, unsere Motivation, mit allem weiterzumachen und noch mehr Auflagen zu erfüllen, und noch mehr "Qualität" und Transparenz in unsere Arbeit zu bringen- niemand erwähnt mal, warum wir das alles machen... ich glaube, weil es einfach nicht zu erklären ist! Wenn dich jemand fragt: Warum tust du das, warum tust du dir das jeden Tag an?..was antwortest du? Was ist deine Motivation, weiterzumachen?

Gespannt auf Antworten :smile

Käthe



iceage
Beiträge: 1061
Registriert: Mi 2. Jun 2010, 10:49

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Beitrag von iceage »

Da wäre die erste Antwort bestimmt das Geld und die zweite , dass man den Job nicht verlieren will . Erzählt man den Leuten was von Menschlichkeit , glaubt einem das heute , in dieser Wirtschaftsgesellschaft , sowieso keiner . Bei mir wäre es auch das Geld und der Nervenkitzel in der Notaufnahme...Menschlichkeit käme mir auch nicht sofort in den Sinn :confused: :( !



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Monchichi
Beiträge: 1781
Registriert: Sa 3. Sep 2005, 13:19

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Beitrag von Monchichi »

Wenn berichtet wir,dann paßt auf,daß ihr die Heime nicht schlecht macht,in vielen Heimen wird gute Arbeit geleistet-wie es den Pflegekräften dabei oft geht,steht auf einem anderen Blatt,darüber würde ich auch berichten,aber immer betonen,was die trotzalledem(schlechter Rahmenbedingungen)leisten
aus Menschlichkeit,aus Liebe zum Menschen,zum Beruf,trotz allem.

LG Monchichi,der nichts zum meckern einfällt über dem Arbeitsplatz,kann sogar zur zeit im Spätdienst evaluieren/Pflegeplanungen schreiben
und fahre sogar im Frei wenn ich Langeweile habe ins Heim,quatsche ein bißchen,trink nen Kaffee,schnapp mir auch mal ne Doku,um was zu machen,weil es bei uns so schön ist*kicher*.Wir haben gestern zu drei Fachkräften festgestellt(ich-auch wieder im frei-,WBL und stellv. PDL,daß wir einen ganz schönen Schatten haben-wir sind wirklich gerne im Heim-zweites zu Hause :) .

Von daher-es geht auch anders und liegt an den Vorgesetzten,wie die mit ihrem Personal umgehen...

LG,Monchichi


"Du bist wichtig, weil du du bist und wir werden alles für dich tun, damit du nicht nur in Frieden sterben, sondern leben kannst bis zuletzt"Cicely Saunders

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Spencer
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Registriert: Mo 13. Nov 2006, 16:08

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Beitrag von Spencer »

Hallo Fraggeline,

ich habe meinem Ärger Luft gemacht. Für meinen letzten Absatz gebe ich Dir recht. Er irritiert.
Ich wollte damit sagen, dass die Unternehmen mit Menschlichkeit werben und wir diejenigen sind, die das umsetzen sollen. Die Unternehmen sehen zu schwarze Zahlen zu schreiben, und wir haxen uns auf, weil uns der Mensch am Herzen liegt und er sonst letztendlich der Leidtragende ist.

Es liegt an jedem einzelnen selber menschlich zu sein und zu bleiben. Aber das geht nur bis zu einem gewissen Punkt. Wenn Du "von oben" so einen Druck bekommst, sei es dass Du möglichst viele Patienten in kurzer Zeit versorgen sollst, bleibt die Menschlichkeit zum Großteil auf der Strecke. Ich sehe, dass Pflegedienste Patienten annehmen, obwohl nicht genügend Personal da ist. Die Touren werden immer länger und es artet fast schon in Fließbandarbeit aus.

Warum ich mir das antue? Meine Motivation? Ich selber liebe meine Arbeit mit den Menschen. Ich freue mich über die Dankbarkeit die mir entgegenschlägt, und über das Gefühl, den Menschen eine Hilfe und Stütze zu sein.

Und ich bin eine, die die Regeln ganz gerne mal über Bord schmeißt. Das heißt, ich nehme mir auch mal die Zeit mich mit den Leuten hinzusetzen und ihnen mal zuzuhören. Was mir regelmäßig Ärger mit der Stationsleitung einbringt, weil ich zu lange für meine Tour brauche. Ich sitze zwischen zwei Stühlen. Einerseits möchte ich für die Leute da sein, auf der anderen Seite möchte ich natürlich auch meinem Arbeitgeber gerecht werden. Aber die Leute merken doch: Werde ich gepflegt, oder nur versorgt? Also mache ich einen Spagat, der mich belastet.

Die Pflege ansich macht unheimlich Spaß, aber das drumherum stimmt vorne und hinten nicht. Ich glaube sowieso, dass es früher oder später in der Pflege einen ganz großen Knall geben wird.
Wenn ich meine Arbeit nicht so mögen würde, hätte ich das Handtuch schon längst geschmissen.

So. Jetzt habe ich einen halben Roman geschrieben und es wahrscheinlich nicht auf den Punkt gebracht. Aber ich hoffe, Du verstehst was ich sagen will.

Liebe Grüße

Spencer
Zuletzt geändert von Spencer am Fr 25. Jun 2010, 10:50, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Hab was vergessen


Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.

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Fraggleline
Beiträge: 89
Registriert: Fr 21. Aug 2009, 07:44

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Beitrag von Fraggleline »

:) ..ich verstehe nicht nur, was du sagen willst, sondern sehe es genauso ;)

Das Gefühl, jemandem helfen zu können, sei es "nur" durch zuhören, oder eben durch eine gute Versorgung und Betreuung, ist meine Motivation. Wege zu finden, trotz der schwierigen Bedingungen meine Arbeit zufriedenstellend für alle Beteiligten zu machen.. wobei stets der mir anvertraute Mensch im Vordergrund steht. Ich versuche, keine lustigen Verrenkungen mehr zu machen, um allem und jedem gerecht zu werden.. und meist klappt das auch. Hab gelernt, viel zu delegieren, um für mich vorrangige Aufgaben gut erledigen zu können. Mein Vorteil liegt da sicherlich darin, dass ich zu den "Stosszeiten" nicht allein arbeite, also kann ich Aufgaben verteilen.

Ich glaube, dass Menschlichkeit nur auf der Strecke bleibt, wenn diese schon im Vorfeld bei jemandem nicht so wirklich ausgeprägt ist.. und dass ist mehr als schlimm für alle.

Wegen des Geldes kann man Altenpflege nicht machen..lol.. da wird einfach zu wenig bezahlt..

Wie gesagt, es ist tatsächlich nicht so einfach, die eigene Motivation zur Ausübung des Berufes zu erklären. Und bei vielen Kollegen stellt sich mir oft die Frage, ob überhaupt irgendein Gedanke dahinter steckt.. :confused:

Lieben Gruß, Käthe



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