Warum sind private Pflegeeinrichtungen nicht dem öffentlichen Dienst gleichgestellet?

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sigsak
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Warum sind private Pflegeeinrichtungen nicht dem öffentlichen Dienst gleichgestellet?

Beitrag von sigsak »

Ich habe mal diese Frage, denn Pflege ist doch Pflege. Ob man nun unter christlichem Deckmantel oder privat pflegt. Also ich sehe das wenigstens so. Aber warum wird dann in der Vergütung doch so manches gespart? Denn Leistungen bringen wir die selbe, die Krankenkassen bezahlen soweit wie ich weiß auch das gleiche.
Sollte das uns nicht zu denken geben, oder hat mir hier jemand eine plausible Erklärung? :smile


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schensi
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AW: Warum sind private Pflegeeinrichtungen nicht dem öffentlichen Dienst gleichgestellet?

Beitrag von schensi »

Hallo sigsak,
private Einrichtungen sind gewinnorientiert ausgerichtet, d.h. da soll am Ende ordentlich was übrig bleiben. Öffentliche und freigemeinnützige Einrichtungen hingegen wollen zumindest kostendeckend wirtschaften. Tatsächlich zahlen die Kassen für beide "Arten" das gleiche, ABER öffentliche und freigemeinnützige haben z.T. dennoch höhere Pflegesätze, da in diesen Einrichtungen die Lohnkosten höher sind. Das, was nicht durch die Kassen gezahlt wird, zahlt der Bewohner oder Kunde selbst bzw. es wird aus einem anderen "Sozialtopf" genommen.

Jens


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Schwester Wolfgang
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AW: Warum sind private Pflegeeinrichtungen nicht dem öffentlichen Dienst gleichgestellet?

Beitrag von Schwester Wolfgang »

. . . eigentlich kann ich schensi nicht so richtig zustimmen. Unsere Eirichtung ist gemeinnützig und da mit Fördermitteln gebaut, liegt auch unser Pflegesatz im Umfeld am niedrigsten, weil die Investkostenpauschale bei ungefähr 1,50 € pro qm liegt. Unweit gibt es eine kirchliche Einrichtung, Pflegesatz analog, jedoch ca. 8 € pro qm Investkostenpauschale. Ein Stück weiter eine private Pflegeeinrichtung, ebenfalls ca. 8 € Investkosten pro qm. Unterm Strich heißt das, dass die Bewohner monatlich ca. 250,- € mehr bezahlen, dafür jedoch nicht mehr Leistung bekommen, sondern nur die Raten an die Banken für die Unterkunft abzahlen.
Ansonsten müsste die Leistung in privaten, kirchlichen und gemeinnützigen Einrichtungen in etwa gleich bezahlt werden, jedoch auch wiederum in Abhängigkeit vom landesüblichen Durchschnitt. Mit dem Unterschied: bei einem privaten Träger steckt sich der Eigentümer die Differenz zwischen dem Pflegesatz, den er bekommt und dem, was er an die MA ausbezahlt in die eigene Tasche. Sie stöhnen und jammern jedoch, als ob ihnen das Herzblut abgedrückt würde.
Ich will nicht bestreiten, dass es kleine Einrichtungen gibt, die tatsächlich ums Überleben ringen. Je größer die Pflegeeinrichtung, desto besser rechnet sie sich. Und wenn ich dann erlebe, dass wir, obwohl Tariflohn gezahlt wird, jedes Jahr noch leichten Überschuss haben (dürfen und müssen wir auch, denn das kommt in die gesetzliche Rücklage), dann kann ich mir ausrechnen, wieviel sich ein privater Träger so vereinnahmt.
Auch bei den häuslichen Pflegediensten ist es so - je größer, desto wirtschaftlicher. Unser - mit 50 MA - trägt ebenfalls trotz Tariflohn seinen jährlichen Beitrag zur Gewinnrücklage bei. Andere mit 5 MA - kämpfen ums Überleben. Das ist das unternehmerische Risiko. Und manche minimieren dieses Risiko, indem sie es durch geringe Löhne an ihre MA weiterreichen . . .



schensi
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AW: Warum sind private Pflegeeinrichtungen nicht dem öffentlichen Dienst gleichgestellet?

Beitrag von schensi »

Hallo Schwester Wolfgang,
du hast nicht unrecht zumal ich "z.T." geschrieben habe. :) Aber wenn ich überlege, dass gerade im ambulanten Bereich viele private Dienste niedrigere Punktwerte haben also freigemeinnützige... da kommen pro "Großer Pflege" schnell mal 2 Euro zusammen (14 € im Vergleich zu 16 &#8364 ;) . Gleichzeitig gibt es Fälle, in denen Fachkräfte bei privaten Trägern das gleiche verdienen wie Hilfskräfte bei öffentlichen und freigemeinnützigen...
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johannes
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AW: Warum sind private Pflegeeinrichtungen nicht dem öffentlichen Dienst gleichgestellet?

Beitrag von johannes »

Wenn ich die Beiträge hier so lese, frage ich mich, wie man sich bei soviel Unwissenheit so weit aus dem Fenster lehnen kann.

@ sigsak

1. Es ist richtig, Pflege ist Pflege.

2. Die Schläge unter die Gürtellinie a la
christlichem Deckmantel
bringen in aller Regel jene an, die keine Ahnung haben, von was sie reden.

3. Leistungen bringen die Pflegekräfte in der Regel schon die Gleiche, der Zuschuß der Pflegekasse - nicht Krankenkasse - ist auch überall gleich.

Das war s aber auch schon. Vielleicht solltest Du mal eine Pflegesatzverhandlung mitmachen, Dich für Kosten interessieren, Dich für Kalkulationen interessieren. Das würde enorm weiterhelfen.

Pflegesatzverhandlungen - ich mach das mal nur an den Personalkosten fest:

Auf der einen Seite sitzt die Einrichtung (natürlich ihr Vertreter), auf der anderen Seite sitzen die Herren und Damen von Sozialamt und Pflegekasse.

Die Einrichtung kalkuliert z. B. für eine Pflegefachkraft 42.000 € (unterer Grenzwert öffentlicher Dienst in BW), die selbsternannten Vertreter der Pflegebedürftigen (SA und PK) sagen, das ist zu viel und genehmigen der Einrichtung in zäher Verhandlung (wenn du Glück hast) 32.000 €. Merkst Du was? Es kann auch noch weniger werden. Damit nicht genug. Die bestimmen auch, für wieviel Pflegekräfte sie bezahlen wollen. Ob Du real mehr benötigst oder nicht, interessiert die nämlich nicht. Die müssen ihre Gelder zusammen halten - und bestimmen darüber hinaus, wieviel der Pflegebedürftige zuzahlen muß.

@ schensi
private Einrichtungen sind gewinnorientiert ausgerichtet
hört sich doch gut an, oder? Ist aber nichts als gequirlte sch.... Sozialhilfe heißt, das Mindeste, was noch machbar ist und keinen Zehntelcent mehr. Einer sauber geführten privaten Einrichtung wird ein Gewinn von max. 5 % gewährt, wenn er gewährt wird! Wie große Gewinne entstehen, sollte mal genauer recherchiert werden.

Die Devise
private Einrichtungen sind gewinnorientiert ausgerichtet
berechtigt die Kostenträger, Abstriche zu machen, die sich eine kleine Pflegekraft gar nicht vorstellen kann. "Die machen ja Gewinn" und das ist kriminell, nicht wahr? Da frage ich mich schon, warum Tariflöhne nicht genehmigt werden, warum Investitionskosten gekürzt werden.

@ Schwester Wolfgang
jedes Jahr noch leichten Überschuss haben
eine andere Bezeichnung für Gewinn! Was nicht gesagt wird ist, wieviel des Ertrages des "gemeinnützigen" Betriebes im Wasserkopf der Verwaltung verschwindet, den private Betreiber nicht füttern. Wie viel in kirchlichen und staatlichen Betrieben abgezweigt wird und in dunklen Kanälen verschwindet, will ich gar nicht wissen.

Vielleicht sollte man einfach mal kaufmännisch rechnen, dann zeigt sich schnell, wieviel wirklich jeweils übrig bleibt. Bei korrekter Personalausstattung und deren Bezahlung nach den Vorgaben der Kostenträger bleibt in einem Betrieb mit 120 Betten ein ca.-Ertrag vor Steuern von 180.000 € bis 200.000 €. Da bei dieser Summe bereits 45 % Steuern anfallen, kann sich jeder Bewanderte selbst ausrechnen, was unterm Strich übrig bleibt.

Wer erheblich mehr Ertrag auszuweisen hat, wird wohl kaum seine Zahlen offenlegen.



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Schwester Wolfgang
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AW: Warum sind private Pflegeeinrichtungen nicht dem öffentlichen Dienst gleichgestellet?

Beitrag von Schwester Wolfgang »

. . . wieviel abgezweigt wird, könnte ich Dir bei uns genau sagen - nämlich so gut wie nix (da ich als Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat sitze, bin ich mir da auch ziemlich sicher) und einen Wasserkopf haben wir auch nicht, es sei denn, dass Du 3 Leute Gesamtverwaltung und je zwei Teilzeitkräfte pro Heimverwaltung als Wasserkopf betrachten willst. Gut, und ob das nun Überschuss oder Gewinn heißt, bleibt sich egal, jedenfalls ist es nicht mehr, als gesetzlich möglich und bei 3 Häusern + einem häuslichen Pflegedienst muss einfach eine Rücklage sein, um bei einem Schadensfall liquide zu sein, Zwar zahlen die Versicherungen, wie bei unserem letzten Zimmerbrand, aber wann sie zahlen . . . also braucht man schon eine kleine Rücklage.
Und wenn ich jetzt mal überschlage, dass ein privater Unternehmer den MAinnen anstatt den Tariflohn nur jedem 200 € weniger zahlen würde, käme bei rund 300 festangestellten MA + ca. 50 ständigen Aushilfen ein stolzes Sümmchen zusammen.
Übrigens führen wir schon seit Jahren keine Pflegesatzverhandlungen mehr, weil es außer Aufregung nichts gebracht hat, sondern wir bekommen den landesüblichen Gruppenpflegesatz . . . .

P.S.: natürlich lässt sich unser Beispiel nicht verallgemeinern, beweist jedoch, dass ab einer gewissen Unternehmensgröße und kluger Geschäftsführung mehr als Arbeit rauskommen kann und das zu aller Nutzen, denn zufriedene MA geben das auch an die Bewohner weiter.

P.P.S.: in der Nähe gibt es eine ähnlich große Einrichtung - von einer deutschlandweiten Kette betrieben - als sich dort eine Pflegehelferin von uns umzugshalber bewerben wollte und ihre Lohnvorstellung analog der unsrigen kundgetan hat, wurde sie ausgelacht - das würde bei ihnen nicht mal die PDL bekommen (gleicher Gruppenpflegesatz). . . .
Zuletzt geändert von Schwester Wolfgang am Di 6. Apr 2010, 20:58, insgesamt 1-mal geändert.



schensi
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AW: Warum sind private Pflegeeinrichtungen nicht dem öffentlichen Dienst gleichgestellet?

Beitrag von schensi »

Off-Topic:

Beim nochmaligen Lesen fällt mir gerade auf, dass ich mich hätte durchaus eindeutiger ausdrücken können... sei's drum


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Griesuh
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AW: Warum sind private Pflegeeinrichtungen nicht dem öffentlichen Dienst gleichgestellet?

Beitrag von Griesuh »

Hallo sigsak, leider muss ich dir eindeutig widersprechen.
Es werden nicht die gleichen Honorare von den Kassen an die Pflege- einrichtungen gezahlt.
Alleine in Hessen gibt es offiziell DREI verschiede Honorargruppen.
M3 bis M5. Zuzüglich der Honorare die bei Einzelhonorarverhandlungen zustande kommen. Das sind bei der Grundpflege bis zu 2,50€ unterschied.Meist haben die caritativen Einrichtungen die höchsten Honorare mit den Pflege und Krankenkassen ausgehandelt.
Gemeinnützige Pflegeeinrichtungen, dürfen per Gesetz KEINEN Gewinn machen.
Eine Überschußrücklage ist in bestimmtemn Fällen möglich.
Die großen caritativen Einrichtungen können Verluste einzelner Häuser ausgleichen und erhalten meist noch Zuschüße aus öffentlichen Geldern.
Dies alles hat und bekommt ein privater Anbieter nicht. Er muss für schlechte Zeiten einfach eine Rücklage bilden können, sonst geht er schnell den Bach runter.
Ich weis ja nicht, woher du deine Infos hast, dass private Anbieter reich würden. Wenn dem so wäre, dann mach doch selbst einen ambulanten Pflegedienst auf oder eröffene ein Pflegeheim. Du wirst dich umschauen was am Ende übrig bleibt. Auch wäre es ratsam einmal etwas BWL an zuschauen und die betrieblichen Zusamenhänge zu erarbeiten. Einfach einmal so eine Behauptung aufstellen ist nicht ok.
Der private Pflegeeinrichtungsbetreiber trägt das volle unternehmerische Risiko, egal was geschied.
Wieso steht immer noch die Behauptung im Raum, dass private weniger Lohn zahlen als caritative Einrichtungen? Ich habe bisher fast immer das Gegenteil erfahren müssen.
Schaue mal ins Internet, ich würde mich als privater Anbieter schämen so einen Lohn an zubieten. Dort stehen caritative Einrichtungen, die bieten für exam. Kräfte 8,50€ die Stunde Brutto an Lohn an, das für einen 3 Schichtdienst.
In den großen Verbänden versickert weitmehr Geld in den unedlichen Weiten des Systemes als es in privaten Einrichtungen jemals möglich wäre.
Wie schon in andern Beiträgen erwähnt, kann sich kein privater Anbieter so einen Verwaltungsapparat leisten.
Also ersteinmal informieren, dann reden.
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Griesuh
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AW: Warum sind private Pflegeeinrichtungen nicht dem öffentlichen Dienst gleichgestellet?

Beitrag von Griesuh »

Hallo sigsak, leider muss ich dir eindeutig widersprechen.
Es werden nicht die gleichen Honorare von den Kassen an die Pflege- einrichtungen gezahlt.
Alleine in Hessen gibt es offiziell DREI verschiede Honorargruppen.
M3 bis M5. Zuzüglich der Honorare die bei Einzelhonorarverhandlungen zustande kommen. Das sind bei der Grundpflege bis zu 2,50€ unterschied.Meist haben die caritativen Einrichtungen die höchsten Honorare mit den Pflege und Krankenkassen ausgehandelt.
Gemeinnützige Pflegeeinrichtungen, dürfen per Gesetz KEINEN Gewinn machen.
Eine Überschußrücklage ist in bestimmtemn Fällen möglich.
Die großen caritativen Einrichtungen können Verluste einzelner Häuser ausgleichen und erhalten meist noch Zuschüße aus öffentlichen Geldern.
Dies alles hat und bekommt ein privater Anbieter nicht. Er muss für schlechte Zeiten einfach eine Rücklage bilden können, sonst geht er schnell den Bach runter.
Ich weis ja nicht, woher du deine Infos hast, dass private Anbieter reich würden. Wenn dem so wäre, dann mach doch selbst einen ambulanten Pflegedienst auf oder eröffene ein Pflegeheim. Du wirst dich umschauen was am Ende übrig bleibt. Auch wäre es ratsam einmal etwas BWL an zuschauen und die betrieblichen Zusamenhänge zu erarbeiten. Einfach einmal so eine Behauptung aufstellen ist nicht ok.
Der private Pflegeeinrichtungsbetreiber trägt das volle unternehmerische Risiko, egal was geschied.
Wieso steht immer noch die Behauptung im Raum, dass private weniger Lohn zahlen als caritative Einrichtungen? Ich habe bisher fast immer das Gegenteil erfahren müssen.
Schaue mal ins Internet, ich würde mich als privater Anbieter schämen so einen Lohn an zubieten. Dort stehen caritative Einrichtungen, die bieten für exam. Kräfte 8,50€ die Stunde Brutto an Lohn an, das für einen 3 Schichtdienst.
In den großen Verbänden versickert weitmehr Geld in den unedlichen Weiten des Systemes als es in privaten Einrichtungen jemals möglich wäre.
Wie schon in andern Beiträgen erwähnt, kann sich kein privater Anbieter so einen Verwaltungsapparat leisten. Nur einmal so am Rande erwähnt: viele öffentliche Anbieter sind aus dem Tariefverbund ausgetreten. Warum wohl???
Also ersteinmal informieren, dann reden.
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schensi
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AW: Warum sind private Pflegeeinrichtungen nicht dem öffentlichen Dienst gleichgestellet?

Beitrag von schensi »

Gute Morgen,
Es werden nicht die gleichen Honorare von den Kassen an die Pflege- einrichtungen gezahlt.
Ich habe es so verstanden, als wäre es auf die Leistungen der einzelnen Pflegestufen bezogen...
Wieso steht immer noch die Behauptung im Raum, dass private weniger Lohn zahlen als caritative Einrichtungen? Ich habe bisher fast immer das Gegenteil erfahren müssen.
Kenne ich (leider) anders - wie immer ist "privat" nicht gleich "privat"...
Das sind bei der Grundpflege bis zu 2,50€ unterschied.Meist haben die caritativen Einrichtungen die höchsten Honorare mit den Pflege und Krankenkassen ausgehandelt.
Siehe auch mein Beitrag oben.
Ich weis ja nicht, woher du deine Infos hast, dass private Anbieter reich würden.
Sollte das auf mich bezogen sein, habe ich bereits eingeräumt, mich nicht eindeutig ausgedrückt zu haben...

Einen sonnigen Tag euch allen
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johannes
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AW: Warum sind private Pflegeeinrichtungen nicht dem öffentlichen Dienst gleichgestellet?

Beitrag von johannes »

Mit
überschlagen
ist hier aber nicht. Habe ich nicht geschrieben, wie die Kostenträger kalkulieren? Wenn Du nicht weißt, wer das ist, bitte:

Das sind jene, die selbst eine fürstliche Vergütung erhalten, teils als Beamte bereits ausgesorgt haben und anderen sagen, was sie haben dürfen. Du verstehst?

Wenn Du so genau Bescheid weißt - wieviel ist in der Pflegesatzverhandlung für eine Pflegefachkraft bei euch vorgesehen? Ich meine damit das, was die hohe Verhandlungsrunde genehmigt hat! Das ist die Jahressumme! Sag mir nur diese eine Zahl - nicht das, was der Mitarbeiter tatsächlich bekommt, sondern das, was sich incl. aller Leistungen des Arbeitgebers tatsächlich im Pflegesatz wiederfindet. Und dann vergleichen wir mal. Alles andere ist Kaffeesatzleserei.

Wenn Du also seriös diskutieren willst, dann arbeite hier mit Fakten und nicht mit Vermutungen. Baden-Württemberg: durchschnittliche Vergütungen im öffentlichen Dienst Pflege (2002) 43.000 €, privat 32.000 €. Das sind keine 200 € monatlich weniger, wie Du hier locker vom Hocker mal schätzt. Merkst Du was?

Bei 43.000 € im Jahr nach Tarif kostet eine Pflegekraft bei 13 Monatsgehältern mtl. € 3.307,70 (bei 12 Monatsgehältern € 3.583,30), das entspricht ungefähr einem Brutto von € 2.604,50 (€ 2.866,60). Und? Erhält das jede Fachkraft bei euch?

Bei 32.000 € im Jahr bei den Privaten kostet eine Pflegekraft bei 12 Monatsgehältern mtl. € 2.666,66, das entspricht ungefähr einem Brutto von € 2.099,75, die sind üblich. Bei 13 Monatsgehältern wie im Tariflohnbereich wären das dann mtl. € 2.461,50, das entspricht ungefähr einem Brutto von € 1.938,30.

Mit der Differenz zu den Tariflöhnen macht der private Unternehmer selbstverständlich einen Riesengewinn!
Zuletzt geändert von johannes am Mi 7. Apr 2010, 08:56, insgesamt 1-mal geändert.



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Schwester Wolfgang
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AW: Warum sind private Pflegeeinrichtungen nicht dem öffentlichen Dienst gleichgestellet?

Beitrag von Schwester Wolfgang »

. . . tjaaa Griesuh, da wird wohl jeder andere Erfahrungen haben. Und die sind unter anderem auch abhängig von der regionalen Situation. In Gegenden, in denen ein Mangel an Pflegekräften herrscht, werden z.B. Betreiber von boomenden Einrichtungen eher bereit sein, mehr zu zahlen und in Gegenden mit hoher Arbeitslosenquote sinkt diese Bereitschaft in den Minusbereich, weil viele Langzeitarbeitslose durchaus bereit sind, für ein geringeres Entgelt zu arbeiten (entgegen dem Bild der Medien von den faulen schmarotzernden Hartz 4-Empfängern). Und das müssen nicht nur Hilfskräfte sein - es gibt regional durchaus ortsgebundene Fachkräfte.
Auch die Auslastung von Einrichtungen ist regional unterschiedlich und abhängig von der Altersstruktur, der regionalen Kaufkraft und der Arbeitslosenquote. In unserer gebeutelten Region mit hoher Arbeitslosigkeit werden viele alte Menschen von den Angehörigen selbst (nicht vom Pflegedienst) noch lange zu Hause betreut, weil das Pflegegeld wirtschaften hilft. Sie holen oft erst dann einen häuslichen Pflegedienst, wenn es wirklich nicht mehr geht. Andere wiederum müssen bereits mit geringerem Pflegeaufwand in eine stationäre Einrichtung, weil die Kinder in Holland, Schweiz oder Österreich arbeiten, die Senioren also nicht betreuen können. Die Problematik ist derart vielschichtig, dass man sie gar nicht in einem Thread darstellen kann. Man kann demzufolge nicht die eigenen regional gemachten Erfahrungen mit denen anderer vergleichen - das wird nix.
Die einzige Erfahrung, die fast immer stimmt: je größer die Pflegeinrichtung, desto besser die Wirtschaftlichkeit.
Und deshalb bitte Deinen eigenen Rat beherzigen: "erst informieren . . . . "



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Griesuh
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AW: Warum sind private Pflegeeinrichtungen nicht dem öffentlichen Dienst gleichgestellet?

Beitrag von Griesuh »

hallo Schwester Wolfagng.
danke für deinen Rat.
Mein Problem ist, ich weis wovon ich schreibe und rede im Gegensatz zu mach anderem hier, da ich selbst einen ambulanten Pflegedienst betreibe.
So viel zum erst einmal informieren.
Abgesehen davon, dass Bundesweit ein Mangel an Pflegefachkräften besteht, ist dies somit kein regionales Problem.
Ungelernte Kräfte gibt es genug, leider keine Fachkräfte.
Deine Aussage: Die einzige Erfahrung, die fast immer stimmt: je größer die Pflegeinrichtung, desto besser die Wirtschaftlichkeit.
stimmt in keinster weise. Denn je größer die Einrichtung ist, desto größer ist der ( wie hier schon gesagt wurde) Schwellkop, denn der kostet Geld.
Also Fakt ist, caritative Einrichtungen werden gefördert, private nicht.
Der Private trägt das volle unternehmerische Risiko.


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Beitrag von Schwester Wolfgang »

Hallo Johannes,
Du wirst entschuldigen, wenn ich wegen der Anonymisierung nicht mit ganz konkreten Zahlen operiere! Aber: unser von der Pflegekasse für den Pflegesatz zugrunde gelegter durchschnittlicher Jahresbruttoverdienst liegt bei 34 T€. Auf Grund der Altersstruktur der MA, sowie der Überleitung aus dem BAT haben wir ein durchschnittliches Jahresbrutto von 37 T€, also schon 3 T€ Differenz pro MA und das 300 x. Bei früheren Kostensatzverhandlungen wurde dieses Argument von den Pflegekassen stets mit Hinweis auf ein Beispielurteil als unrelevant abgetan. Ein Lob der GL, die es trotz allem schafft, die Einrichtungen wirtschaftlich zu leiten!
Die im gleichen Ort und mit dem gleichen Gruppenpflegesatz arbeitende Pflegeeinrichtung zahlt ihren MA jedoch erheblich weniger (die Kreditraten für das neu gebaute Gebäude zahlen die Bewohner per Investkostenpauschale). Natürlich kenne ich deren genaue Lohntabelle nicht - jedoch zwei MA verglichen:
MAin bei uns, keine Kinder, ledig, Steuerklasse 1, FK erhält ca. 1400 €
MAin im anderen Heim, gleiches Alter, Steuerklasse, FK erhält ca. 900 €.

Und dann kreischen die Herrschaften öffentlich in der Lokalzeitung, dass sie ihr Heim nicht voll belegen könnten, weil sie keine Fachkräfte bekämen, der Markt wäre leergefegt. Das ist jedoch nur die öffentliche Begründung für die Unterbelegung, denn anders wird ein Schuh draus - ohne Berücksichtigung der regionalen schwachen Kaufkraft meinte da jemand, im Hinblick auf die vielzitiert- und bemühte Demographie in das lukrative Geschäft der Altenpflege einsteigen zu müssen, ehe andere zuvorkommen, obwohl der Landkreis momentan ausreichend mit Heimplätzen versorgt ist. Und nun, wo sie bemerken, dass die Bewohner ausbleiben, weil im Umfeld kaum jemand in der Lage ist, die monatliche Mehrbelastung von ca. 250,- € privat zu tragen, ist die Einrichtung nicht voll ausgelastet . . .



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Beitrag von Griesuh »

Hi Johannes, woher weist du, dass der private mit dem angeblich eingespartem Lohn einen riesen Gewinn macht?
Ich frage mich immer wieder wo her hier dieses pseudo Wissen kommt.

Die öffentlich rechtlichen und die caritativen Einrichtungen haben bis zu
2,50 € mehr an Vergütung bei der Grundpflege durch die Pflege u. Krankenkassen als private.
Schaue dir einmal beim Pflegemonitor z. B. bei der AOK die Pflegedienste und Einrichtungen an. Dort stehen auch die Preislisten. Da siehst du genau wer welche Honorare von den Pflegekassen erhält.
Dass ich mit andern Honorareinnahmen auch evtl. andere Löhne zahlen kann.

Gehe einmal auf diesen Link:
http://www.aok.de/hessen/leistungen-service/76759.php
dort wirst du fündig.


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Schwester Wolfgang
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Beitrag von Schwester Wolfgang »

Hallo Griesuh,
Du musst nicht alles glauben, was in den Medien breit getragen wird! Es stimmt wirklich - es gibt Regionen, wo es noch keinen Fachkräftemangel gibt. Ich schreibe Dir wegen der Anonymität nicht, wo ich zu Hause bin, aber Du kannst es glauben oder nicht, wir können es uns noch leisten, Fachkräften 20-Wochenstunden-Verträge anzubieten, und andere Pflegedienste können es sich leisten, Fachkräfte für 800/900 € pro Monat bei 40 Wochenstunden arbeiten zu lassen. Ehrlichkeitshalber: es wird langsam dünner, aber noch nicht dünn genug.
Neben dem Tellerrand gibt es auch noch andere Regionen . . .

P.S.: zum Thema Gewinn - was meinst Du wohl, wo die oben von mir erwähnte Differenz der beiden verglichenen Fachkräfte hinwandert?



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Griesuh
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Beitrag von Griesuh »

Na, wenn das so ist, dann schicke doch einmal ein paar Pflegefachkräfte zu den Einrichtungen. Rufe bei den Arbeitsvermittlungen, den Schulen oder sonstigen Vermittlungsstellen an: keine Pflegekräfte auf dem Markt. Das ist kein Geschrei, das ist so.
Ich weis nicht aus welcher Gegend du kommst und warum du so ein Geheimnis daraus machst.
Mich würde einmal interesieren, in welcher Funktion du tätig bist.
Das könnte evtl. deine rosaverklärte Einstellung erklären.


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johannes
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Beitrag von johannes »

@ Griesuh,
Mit der Differenz zu den Tariflöhnen macht der private Unternehmer selbstverständlich einen Riesengewinn!
ist doch bezogen auf die Aussage meiner Vorredner, die das so sehen wollen.

@ Schwester Wolfgang

Du willst jetzt aber nicht jene, die nicht koscher arbeiten, als Maßstab nehmen? Bereits in meinem ersten Beitrag sagte ich
Wer erheblich mehr Ertrag auszuweisen hat, wird wohl kaum seine Zahlen offenlegen.
Ich bin für fairness, auch wenn das nicht mehr modern zu sein scheint.



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Schwester Wolfgang
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Beitrag von Schwester Wolfgang »

. . . Griesuh, kannst, oder willst Du nicht richtig lesen? Ich habe geschrieben, dass es regionale Besonderheiten gibt, diese auch lang und breit erklärt, trotzdem beharrst Du auf der Meinung, dass es einen Fachkräftemangel gibt und weitest den auf ganz Deutschland aus. Ich schreibs nochmal: das ist nicht überall so! Den Beweis muss ich Dir allerdings schuldig bleiben, denn wenn ich Dir unsere Arbeitslosenquote schreibe und das Bundesland dazu, kannst Du nachlesen, wo ich her bin. Dieses ist jedoch ein anonymes Forum und das soll es auch bleiben. In zwei anderen Foren haben erst in diesem Jahr Teilnehmer wegen der Teilnahme im Forum und unliebsamen Äußerungen die Kündigung erhalten, eben weil es öffentlich ist und jeder mitlesen kann. Du musst Dich also damit zufrieden geben, dass ich meine Heimatgegend hier nicht veröffentliche und auch keine Rückschlussmöglichkeiten zulasse.
Und wenn ich mal unsere GL lobe, dann nicht, weil ich eine rosaverklärte Brille aufhabe, sondern weil ich froh bin, in einer Einrichtung zu arbeiten, die wirtschaftlich arbeitet. Ich bin auch, wie Du sehen kannst, gelernter Krankenpfleger, arbeite seit 30 Jahren im gleichen Pflegeheim und meine Kenntnisse beziehe ich aus meiner Tätigkeit als Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat, aber ich glaube, auch dieses hatte ich schon geschrieben.
So, und nun kannst Du weiter zweifeln - ich werde mir keine weitere Mühe geben, Dich von Deiner Meinung abzubringen, denn wer ernsthaft bezweifelt, dass größere Einrichtungen wirtschaftlicher arbeiten können, als kleine - entschuldige bitte - da fehlen mir einfach die Worte . . .

P.S.: mir fällt beim Lesen aller Deiner Beiträge schon länger auf, dass Du gern ins Feld führst, dass Du einen eigenen ambulanten Pflegedienst leitest. Daraus abzuleiten, dass alle Deine Ausführungen richtig sind, fällt mir, milde gesagt, schwer . . .
Zuletzt geändert von Schwester Wolfgang am Mi 7. Apr 2010, 14:25, insgesamt 1-mal geändert.



Benutzer 204 gelöscht

AW: Warum sind private Pflegeeinrichtungen nicht dem öffentlichen Dienst gleichgestellet?

Beitrag von Benutzer 204 gelöscht »

In den beiden Thüringer Landkreisen die ich bestens kenne gibt es lt. meine
Stadt 1x 8 u. 1x 11 Arbeitsangebote .
Aber 17 Angebote sind von Zeitarb.firmen die bundesweit suchen.

In meiner "Ausbildungsstadt" einen Arbeitsplatz in einem AH zu bekommen ist
fast nur über "persönliche"Kontakte möglich.

LG



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