Wer möchte im SWR Fernsehen von seinen Erfahrungen berichten?

Forum für Opfer von Mobbing und Gewalt in der Pflege (und natürlich auch anderen Branchen), Burn-Out und andere psychische Belastungen
Antworten
Journalistin
Beiträge: 1
Registriert: Fr 9. Nov 2012, 15:43

Wer möchte im SWR Fernsehen von seinen Erfahrungen berichten?

Beitrag von Journalistin »

Sehr geehrte Pflegende!

ich bin bei einer Recherche für unsere Sendung Nachtcafé und suche dazu Pflegende, die über ihre Erfahrungen sprechen würden.
Der Titel unserer geplanten Sendung lautet: "Immer für andere da - Erfüllung oder Ausbeutung?" - und wir würden gerne jemanden zu Wort kommen lassen, dessen Idealismus sehr ausgeprägt ist oder war. Es sollten besondere Erfahrungen sein. Zum Beispiel:

Jemand begann die Pflege mit großer Hingabe, fühlte sich dann aber allem nicht mehr gewachsen und musste - auch der eigenen Gesundheit zuliebe - aufgeben.
Oder jemand war sehr engagiert in seinem Pflegeberuf, fühlte sich dann aber mehr und mehr ausgenützt - durch die schlechten Arbeitsbedingungen, zu wenig Anerkennung, zu schlechten Verdienst - bis hin zum Burnout.

Oder die andere Seite: Jemand machte Sozialdienst OHNE Idealismus (z.B. wegen einer Jugendstrafe), fand dann aber Freude am Einsatz für den Menschen, vollzog vielleicht sogar eine eigene Lebenswende ....

Ich würde mich freuen, wenn sich hier Menschen fänden, die Lust hätten, von ihren Erfahrungen zu berichten. Dann sollten wir so schnell wie möglich miteinander telefonieren.

Vielleicht noch ein paar Infos zu uns:
Das Nachtcafé gibt es schon über 25 Jahre. Moderiert wird es von Wieland Backes, der sich ein Mal in der Woche mit einer Runde interessanter Zeitgenossen über ein festgelegtes Thema austauscht. Am 29.11.2012 abends in der Nähe von Stuttgart geht es um das Thema "Immer für andere da - Erfüllung oder Ausbeutung?"

Jetzt würde ich mich freuen, wenn sich jemand finden würde und ich demnächst auch etwas länger mit dem- oder derjenigen sprechen könnte. (Last but not least: Unter dem link unten können Sie in unsere aktuelleren Sendungen reinschauen.)

Herzliche Grüße!

Judith Wenk



SÜDWESTRUNDFUNK
Journalistische Unterhaltung
Redaktion "NACHTCAFé - Die SWR Talkshow"

Breitscheidstraße 8
70174 Stuttgart
Telefon: 0049-(0) 711-929 1 14 97
Telefax: 0049-(0)711-929 1 1419
eMail: Judith.Wenk@swr.de
http://www.swr.de/nachtcafe



Benutzeravatar
doedl
Beiträge: 6411
Registriert: Sa 11. Aug 2001, 19:12
Beruf: Pflegedinosaurier
Einsatz Bereich: Geschäftsführung Sozialstation
Interessen: Mauern, Verputzen, Betonieren, grins

AW: Wer möchte im SWR Fernsehen von seinen Erfahrungen berichten?

Beitrag von doedl »

Sollten Sie mal einen Diskussionspartner brauchen, der mit viel Idealismus und ohne Burn-out über Hintergründe schlechter Arbeitsbedingungen zu berichten weiß, dann melden Sie sich.

Aber eine Warnung vorneweg:
Nicht die vielgeliebten schwarzen Schafe ausbeuterischer Arbeitgeber werden ihr Fett abkriegen, sondern Kranken- und Pflegekassen, Politiker und andere, die an genau diesen Arbeitsbedingungen, die Sie (mal wieder vordergründig) anprangern möchten, tatsächlich schuldig sind.

Gruß Doedl


Wir müssen die Änderung sein, die wir in der Welt sehen wollen- Mahatma Gandhi

Benutzeravatar
johannes
Beiträge: 3704
Registriert: Sa 17. Nov 2001, 23:53
Kontaktdaten:

AW: Wer möchte im SWR Fernsehen von seinen Erfahrungen berichten?

Beitrag von johannes »

Mutig, mutig, doedl, ich hab mich nicht getraut ... meine Statements wollten die gewiß nicht hören. Aber wenn sie Dich nehmen, komm ich mit !


Ein Mensch existiert nicht - er lebt!
Keiner ist so blind wie der, der nicht sehen will.
Ich vertrete nicht immer die herrschende Meinung - aber ich habe eine Meinung!
Einer sucht für ein Problem eine Lösung - ein Anderer sucht für eine Lösung ein Problem

überflüssig
Beiträge: 371
Registriert: Sa 7. Aug 2010, 21:11

AW: Wer möchte im SWR Fernsehen von seinen Erfahrungen berichten?

Beitrag von überflüssig »

Moin Doedl,
Jemand begann die Pflege mit großer Hingabe, fühlte sich dann aber allem nicht mehr gewachsen und musste - auch der eigenen Gesundheit zuliebe - aufgeben.
Ist das wirklich so abwegig und
(mal wieder vordergründig)
?
Das Forum ist doch voll von Beiträgen desilluisionierter Pfllegekräften....Wie oft wird allein hier beklagt, dass so viele, auch aus diesem Grund, aus der Pflege aussteigen?
Oder jemand war sehr engagiert in seinem Pflegeberuf, fühlte sich dann aber mehr und mehr ausgenützt - durch die schlechten Arbeitsbedingungen, zu wenig Anerkennung, zu schlechten Verdienst - bis hin zum Burnout.
Für einen objektiven Diskutanten gehören zu den Arbeitsbedingungen natürlich auch Diejenigen, die Diese verursachen, also könnte man in diesem Zusammenhang auch darauf aufmerksam machen.
Hättest Du bei...
Nicht... die vielgeliebten schwarzen Schafe ausbeuterischer Arbeitgeber
ein kleines „nur“ hinzugefügt, könnte ich da gut mitgehen. Aber, und da sind wir uns doch auch alle einig, auch die Pflegekraft an sich trägt die Bedingungen mit, denn wer wehrt sich denn schon? Wieviele KollegInnen arbeiten ständig drangsaliert mit ausbeuterischen Arbeitszeiten für einen Hungerlohn? Wieviele AG wertschätzen ihre Mitarbeiter noch, unterbinden Mobbing, unterstützen bei Schwierigkeiten, oder zahlen einfach nur noch Weihnachts und Urlaubsgeld...so wie es früher (zumindest im ÖTV) üblich war?
Oder die andere Seite: Jemand machte Sozialdienst OHNE Idealismus (z.B. wegen einer Jugendstrafe), fand dann aber Freude am Einsatz für den Menschen, vollzog vielleicht sogar eine eigene Lebenswende ....
Das halte ich auch für einen interessanten Aspekt, denn es muss ja auch nicht immer nur da Schlechte betrachtet werden. Ausgewogenheit sehe, ich zumindest, gerne.

Last but not least.
Ich habe mit Fr Wenk telefoniert und es machte mir im Gespräch nicht den Eindruck, als ginge es in dieser durchaus seriösen Sendung um Effekthascherei.
VG überflüssig



Benutzeravatar
doedl
Beiträge: 6411
Registriert: Sa 11. Aug 2001, 19:12
Beruf: Pflegedinosaurier
Einsatz Bereich: Geschäftsführung Sozialstation
Interessen: Mauern, Verputzen, Betonieren, grins

AW: Wer möchte im SWR Fernsehen von seinen Erfahrungen berichten?

Beitrag von doedl »

Hallo Überflüssig,

natürlich hast Du in Deinen Ausführungen absolut recht!!

ABER:

ich strample mich als Geschäftsführerin eines kirchlichen ambulanten Dienstes ab; ich wertschätze unsere Mitarbeiter und wenn sie Probleme haben, so steht meine Tür immer offen. Und Worten folgen immer Taten.

Wir zahlen unsere Mitarbeiter nach Tarif, sie bekommen Weihnachtsgeld und alle Zulagen, werden bei Einstellung richtig eingestuft usw. Unsere Leute sind toll und arbeiten super; trotzdem muss ich mir jedes Jahr Sorgen machen, ob das Geld auch reicht!!

Warum? Weil die Kranken- und Pflegekassen nicht gewillt sind, in ihren Vergütungen die Lohnsteigerungen zu berücksichtigen. In den vergangen 10 Jahren wurden gerade mal 50 % der Lohnsteigerungen in den Vergütungen berücksichtigt.

Wenn nun die Milchmädchenfrage kommt: warum zahlt ihr euren Leuten auch so viel, dann fang ich an zu schreien......... bin nämlich nicht der Meinung, dass die Pflege angemessene Gehälter erhält, für die Arbeit und Verantwortung, die sie tragen muss!

Davon spreche ich: von einem System, in dem genug Geld wäre, das aber lieber anderweitig verdummbeutelt wird. Von einem System, in dem man gerade die Altenpflege zum Prellbock gemacht hat, Missstände anprangert, statt die Ursachen zu nennen. Ich spreche von einem System, wo Versicherten Leistungen vorenthalten werden, mit fadenscheinigen Ausreden, wo man als Pflegedienst einen Rechtsanwalt einschalten muss, weil Kassen SGB V Leistungen rechtswidrig streichen- und es geht grad mal um 2 % der Ausgaben!!! Du hast richtig gehört- ambulant vor stationär- aber mehr als 2 % seid ihr uns nicht wert.

Vom Papierwahn, der meine Pflege-Kollegen noch in den Wahnsinn treibt, will ich garnicht anfangen........

Booh echt, ich bin schon wieder in Rage

Doedl


Wir müssen die Änderung sein, die wir in der Welt sehen wollen- Mahatma Gandhi

Benutzeravatar
johannes
Beiträge: 3704
Registriert: Sa 17. Nov 2001, 23:53
Kontaktdaten:

AW: Wer möchte im SWR Fernsehen von seinen Erfahrungen berichten?

Beitrag von johannes »

Ey doedl, ruhig Blut, Du willst doch noch was haben von Deinem Leben.


Ein Mensch existiert nicht - er lebt!
Keiner ist so blind wie der, der nicht sehen will.
Ich vertrete nicht immer die herrschende Meinung - aber ich habe eine Meinung!
Einer sucht für ein Problem eine Lösung - ein Anderer sucht für eine Lösung ein Problem

Evilina
Beiträge: 156
Registriert: Do 26. Nov 2009, 12:55

AW: Wer möchte im SWR Fernsehen von seinen Erfahrungen berichten?

Beitrag von Evilina »

Danke Doedl, so gehts mir auch, allerdings im stationären Bereich.



überflüssig
Beiträge: 371
Registriert: Sa 7. Aug 2010, 21:11

AW: Wer möchte im SWR Fernsehen von seinen Erfahrungen berichten?

Beitrag von überflüssig »

Hallo Doedl,
nur um sicher zu gehen, möchte ich noch mal ganz deutlich machen, dass ich nicht missverstanden werden möchte.
Off-Topic:

(wäre ja nicht das erste Mal im Forum...)

Ich bin ganz und gar Deiner Meinung. Diese Umstände sind unerträglich. Genau deswegen wäre es meiner Meinung natürlich wichtig in einem Forum, wie dem TV dies auch ganz deutlich auszusprechen.
Aber das ist eine Seite und ein Faktor der komplexen Situation und nicht der alleinige Grund für Frustration, ob nun mit oder ohne Idealeverlust.
Natürlich wollte ich weder Dir, noch sonst wem hier unterstellen, die nachgestellten KollegInnen auszubeuten, aber es ist ja nicht die Neuigkeit des Tages, dass es genau diese Ag gibt . Und diese sind leider häufiger anzutreffen, als die, die sich korrekt und mitarbeiterfreundlich verhalten.

In meinem Telefonat mit der Initiatorin hatte ich zumindest den Eindruck, dass ein breit gefächerter Einblick gewünscht war...meine Erfahrungen, die hauptsächlich in eine Richtung gehen würden dem nicht gerecht.
VG überflüssig



Benutzeravatar
doedl
Beiträge: 6411
Registriert: Sa 11. Aug 2001, 19:12
Beruf: Pflegedinosaurier
Einsatz Bereich: Geschäftsführung Sozialstation
Interessen: Mauern, Verputzen, Betonieren, grins

AW: Wer möchte im SWR Fernsehen von seinen Erfahrungen berichten?

Beitrag von doedl »

Ja Überflüssig!!!!!!!!!

Zehnmal ja! Natürlich gibt es sie, die schlechten AG. Doch höre: die Politik wollte die Marktwirtschaft in der Pflege, nachzulesen im SGB XI. Marktwirtschaft funktioniert durch Angebot und Nachfrage und eine Prio ist die Gewinnmaximierung.

Auf der einen Seite sind pflegebedürftige Menschen mit wahren Bedürfnissen, mit weitergehenden Wünschen, auf der anderen Seite engagierte Pflegeleute mit der Motivation des guten Tuns und einer hohen ethischen Messlatte.
Schon nachzulesen bei Virginia Henderson!!

Die Geschichte der Pflege in Europa ist verbunden mit der christlichen Nächstenliebe, die in und mit Orden und Kirchen Dienste am Nächsten verrichtete. Noch vor 30 Jahren waren Pflegeheime entweder kirchlich oder städtisch. Durch Einführung der Pflegeversicherung kam die wirtschaftliche Orientierung der Pflege, damit auch Privatanbieter, die den seinerzeit bestehenden Mangel an Angebot zum Nutzen der Verbraucher bereichern sollten. Ist ja auch zweifellos geschehen; die dringlichen Anrufe der Kliniksozialdienste nach einem freien Platz im Pflegeheim gehören der Vergangenheit an.

Allerdings entdeckten auch Investoren den Pflegemarkt; und wie es halt so ist, da soll natürlich Rendite fließen. Wer auch nur den Hauch einer Ahnung von Volkswirtschaft hat, sollte wissen, welche Geister er oder sie rief!!

Wir haben heute die Situation, dass anständig arbeitende Arbeitgeber mit anständigen Löhnen nicht mehr wissen, wie sie die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter noch halbwegs anständig gestalten sollen!! Es wird viel von Menschenwürde in der Pflege gesprochen; da gehören die, die Pflege leisten, für mich aber unabdingbar mit dazu.

Mit ambulanten Vergütungen, die nicht mehr die Lohnkosten decken, mit Personalschlüsseln, die nicht mal mehr Satt-Sauber Pflege gewährleisten arbeiten wir. Da ist doch jede Imagekampagne der Bundesregierung für die Pflegeberufe ein Hohn!!

RR 180 / 100 Puls 100, grins

Doedl


Wir müssen die Änderung sein, die wir in der Welt sehen wollen- Mahatma Gandhi

Benutzeravatar
johannes
Beiträge: 3704
Registriert: Sa 17. Nov 2001, 23:53
Kontaktdaten:

AW: Wer möchte im SWR Fernsehen von seinen Erfahrungen berichten?

Beitrag von johannes »

Sag mal doedl, wie kommst Du dazu, Dich in mein Ressort einzumischen? :confused:


Ein Mensch existiert nicht - er lebt!
Keiner ist so blind wie der, der nicht sehen will.
Ich vertrete nicht immer die herrschende Meinung - aber ich habe eine Meinung!
Einer sucht für ein Problem eine Lösung - ein Anderer sucht für eine Lösung ein Problem

Benutzeravatar
doedl
Beiträge: 6411
Registriert: Sa 11. Aug 2001, 19:12
Beruf: Pflegedinosaurier
Einsatz Bereich: Geschäftsführung Sozialstation
Interessen: Mauern, Verputzen, Betonieren, grins

AW: Wer möchte im SWR Fernsehen von seinen Erfahrungen berichten?

Beitrag von doedl »

Hi Jo

keine Angst, ich habe wenig missionarischen Eifer und werde sicherlich keine Abhandlungen über christliche Nächstenliebe schreiben, grins

Gruß Doedl


Wir müssen die Änderung sein, die wir in der Welt sehen wollen- Mahatma Gandhi

Benutzeravatar
Kesselmoly
Beiträge: 61
Registriert: Di 23. Mai 2006, 22:29

AW: Wer möchte im SWR Fernsehen von seinen Erfahrungen berichten?

Beitrag von Kesselmoly »

Wie ging die Geschichte weiter :)



Antworten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 11 Gäste