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was haltet ihr von dekubitusmatrazen

Verfasst: Fr 5. Sep 2003, 20:01
von LARA
hi,

wir haben sehr viele dekumatrazen in unserem heim. nun sagte uns eine dozentin die wären mist, lagern auf normalen matratzen wäre für die bw viel besser.das heim selbst schwört aber auf die dekumatratzen bei uns ist kein bw bisher an dekubitus erkrankt. hm nun weiss ich es auch nicht. diese unterschiedlichen aussagen von praxis und schule irritieren mich oft sehr . was sagt ihr zu diesem thema???

lg :hehe

Verfasst: Fr 5. Sep 2003, 22:45
von ApoPfleger
Kommt auf den Matratzen-Typ an. Die früher üblichen 2-Kammer-Wechseldruck-Matten, die nur wenige Zentimeter dick sind und auf eine normale Matratze gelegt werden (gibts die überhaupt noch???), sind völlig ineffektiv gewesen. Mittlerweile gibt es zum Glück eine große Auswahl, angefangen bei Superweichmatratzen bis hin zu 20 Zentimeter dicken Mehrkammer-Wechseldruckmatratzen.

Zur Unterstützung von Dekubitusprophylaxen sind die Matratzen ideal. Kritisch ist sicherlich die Störanfälligkeit. Für den Menschen, der darauf liegt, ist auch die "sensorische Deprivation" negativ, sprich, er/sie spürt nach einiger Zeit den eigenen Körper nicht mehr, weil der Auflagedruck stark gemindert ist. Schlecht vor allem für Menschen, die eh schon neurologische Defizite haben, wie Parkinson oder Hemiplegie, weil dadurch rehabilitative Maßnahmen erschwert werden.

Deswegen sollte man bei der Auswahl der Hilfsmittel zur Deku-Prophylaxe genau abwägen zwischen Vor- und Nachteilen.

Gruß

Apo 8)

Verfasst: Fr 5. Sep 2003, 22:54
von Jutti
Hallo Lara

Das Thema kann man so allgemein nicht in einem Satz abhandeln, da es wie meist, eine Sache der Individualität des einzelnen Betroffenen ist. Zunächst einmal bedeutet jede Art der Lagerung, auch Druckluftmatratzen eine Einschränkung der Mobilität.
Ich habs ja durchaus mit der Selbsterfahrung, ( wie jeder hier bereits weiß, :D )aber in einem Kinästhetikkurs wurde uns real bewiesen, je mehr man sogar als gesunder, mobiler Mensch gelagert ist, um so weniger kann man sich daraus bewegen (pfiffige Bewohner beweisen mir aber oft genug das Gegenteil,ggg).
Aber ein Dekubitus entsteht ja nicht nur alleine durch mangelnde Mobilität. Er wird ja auch durch andere Faktoren beeinflußt,zB Ernährungszustand, allgemeine Flüssigkeitszufuhr, Multimorbidität, Altershaut, Kachexie/Adipositas, veränderte Wahrnehmung auf Schmerz/Druck, zB bedingt durch Diabetes oder einfach auch nur eine empfindliche Haut, die schnell reagiert. Dies alles bedeutet, du musst halt schauen, wen in welchem Zustand hast du da als Patienten vor dir? Würde ihm eine Lagerung alle 2 Std, zusätzlich eine umgestellte eiweißreiche Nahrung sowie viel Flüssigkeit, dazu eine gute Hautpflege reichen als Prophylaxe? Wenn möglich wäre, rausholen aus dem Bett, kurzfristig durch Mobilisation für bessere Durchblutung sorgen.
Wenn ja, dann ist eine Dekumatratze überflüssig. Aber in anderen Fällen wiederum ist sie unerlässlich, hilft hervorragend dann.
Schau einfach mal in dein Pflegebuch von der Schule unter Dekubitusrisiken und Lagerungen, ich glaube, bei vielen dieser Lagerungsskizzen wird dir schnell klar, das dies durchaus eine ungewollte Einschränkung der Mobilität bedeuten kann, was zu der Tatsache führen könnte, dass der Patient zwar den Druck bemerken könnte, sich aber nicht weg drehen könnte, wie unsereiner das zigmal in der Nacht unbewusst macht. Dann käme noch der Faktor Medikamente hinzu. Vielleicht hat Derjenige aufgrund von Erkrankungen Schlaf- bzw Beruhigungsmittel zur Nacht, was ebenfalls Immobilität verursacht, klar.
Was nun bedeutet als Fazit: es gibt viele Gründe zum Einsatz dieser Matrazen, aber durchaus auch einige dagegen. Muss eben, wie eingangs erwähnt, eine individuelle Entscheidung sein.
Hinzu kommt, wenn du jemanden auf so eine Matratze lagerst, benutze nicht zu viele Hilfsmittel, keine zusätzliches Unterlagen, wie Stecklaken plus Moltoneinlage, plus Krankenunterlage und..und .... Dies alles zusammen verursacht Scherkräfte, die erneut ein Risiko darstellen.
Hoffe, dir ist ein bisschen damit geholfen
Jutta

PS: Grüße von Olaf: denk an die ganzheitliche Behandlung von Dekubiti, nicht nur die Wunde erfordert eine Behandlung, sondern systemisch, nicht lokal. Beim dem Menschen ist eine Wunde aufgetreten, die ganzheitlich behandelt werden sollte: Ernährungsparameter, individuelle Wundbehandlung, etc.......... :wave

Verfasst: Sa 6. Sep 2003, 14:17
von LARA
hallo,

das sie sinnvoll sind denke ich ja auch. nur wenn jeder bw eine bekommt ohne es zu hinterfragen, so wie ihr es auch geschrieben habt, und er liegt da tagtäglich drauf ohne das noch was anderes für ihn getan wird, da weiss ich nicht ob es so toll ist.
wir haben eine bewohnerin die liegt seit 1,5 jahren auf ihrer dekumatraze immer auf dem rücken. sie sieht dadurch ja auch immer nur das gleiche , also ich weiss nicht das finde ich einfach nur schade. frag ich danach , sagt man mir anders geht es halt nicht.
mich beschäftigt das sehr , weil ich kann mir nicht vorstellen das man da nicht noch was anderes anbieten kann, weil unsere dozentin auch sagte , wenn man zu lange auf eine stelle schaut ohne abwechselung kann das zu hallus führen............
ist es nicht auch so, das es schon zum teil gleichgültigkeit ist im arbeitsalltag???? ?(

lg

Verfasst: So 7. Sep 2003, 11:31
von Jutti
Ein sehr wichtiger Aspekt wurde von Celeste noch hinzugefügt, der mir glatt entgangen war, obwohl er sooooooooo wichtig ist:
Ich hab neulich ein gemaltes Bild gesehen von einem Patienten, der wochenlang auf einer Druckmatratze gelegen hat: er malte sich OHNE Unterseite. Das hat mich nachdenklich gemacht
dies und dann noch.......auch ein Gedanke.....
Olaf hat das in einem anderen Zusammenhang sehr eindringlich geschildert:
Da liegt ein Mensch in seinem Bett, kann sich aus sich selbst heraus vielleicht nicht bewegen, inwieweit er seine Welt wahrnimmt ist uns nicht wirklich bekannt.... aufgrund seines körperlichen Zustandes kann er nicht selbst seine Umgebung beeinflußen.... Vergiss es Marci ich versuch das mal anders mit nem Beispiel vielleicht klappt dat besser....

FR. X hat starke Kontrakturen der Armen und Beine, sie kann weder aufstehen noch kann sie selbstständig essen, trinken sprich sie ist bewegungsunfähig, eigenständiges drehen im Bett ist auch nicht möglich also wird sie "gelagert" Links - Rechts - Rücken
soweit so gut....
Was nimmt Fr. X nun wahr von ihrer Welt ?
Ich muss dazu sagen das sie mental anwesend ist, sie spricht, unterhält sich mit den PK, wenn diese sie ansprechen...

Links : auf die Zimmertür,
auf dem Rücken : die mehr oder weniger weiße Decke
Rechts: weiße Wand, hängt zwar ein Bild ... kann sie aber nicht sehen da zu hoch...
Fr. X ist schon etwas länger im Hause...
das heißt seit Jahren genießt sie diese Aussicht.... Ich persönlich fand das recht deprimierend... also mit Stationsleitung geredet könnt man das bett nicht umstellen.. Sie denn gute idee, red mit den Angehörigen und denne mach ma...
Nun sieht es wie folgt aus :
Links : Blick aus den Fenster, war jetzt öfter mal offen bei den Temperaturen so das sie den Wind , Sonne spüren kann, die Vögel hört, ...
Rücken : leider immer noch die weiße Decke...
Rechts : Steht jetzt ihr Fernseher, den hatte sie schon vorher, aber eben...
Beide Zitate gehören für mich zwingend zur Überlegung: Lagerung-Dekubitusmatratze dazu. Zum einen, weil ein Mensch tatsächlich durch bestimmte Erkrankungen oder auch zu langem Liegen auf einer Stelle sein eigenes Körperbild verlieren kann, nicht mehr erfühlen, erleben kann und zum anderen werden seine Sinne nicht durch visuelle Reize aktiviert, die sich verändern.
Dabei gehört doch sowenig dazu, dies zu ändern. Die Lagerung eben überdenken, die Reize durch umlagern und verschiedene Gestaltung der Wände verändern, eben bloß ein Bild, der TV, Radio (aber nit mit MTV :yo ), das Fenster, warm eingepackt den Wind auf der Haut spüren können. Dies alles sind Eindrücke, wo wir uns niemals Gedanken drüber machen, da sie uns selbstverständlich erscheinen: mal zu frösteln, zu schwitzen, Bewegung erfahren, welche nicht die Hände der PK sind. Visuelle Reize.....alles Dinge, die wir automatisch im Leben erfahren rein dadurch, dass wir uns im Leben bewegen. Der Pflegebedürftige in seinem Bett bewegt sich aber nicht mehr, ist darauf angewiesen, dass jemand das für ihn tut, der versuchen wird, sich seine Sichtweise, Erlebensebene vorstellt, mit einbezieht in die Lagerung.

noch ein Gedankengang:
Ohne eine Dekibitusmatraze ist nur ein konsequentes Lagern die einzige Chance und ob man das immer schaft?
Wie, ob man das immer schafft? das kann ich nun nicht nachvollziehen ?(
Man kann das doch nach einem festen Rhythmus durchführen. Beispiel: Frau X.: ich komme zum Dienst, hänge das Wasser an der PEG an, bissi kurz plaudern, guten Morgen etc, umlagern.....dat selbe bei den beiden anderen Pattis. nu in die Gruppe, GP, denne eben, so 2 Std später dat gleiche Spektakel, bissi plaudern, Ansprache halt eben usw.....
Sowas ist doch bloß eine Frage der Organisation des Ablaufes. Am Anfang musste ich auch erst den Trick rausfinden in der neuen Gruppe, ein System für mich schaffen, wie ich zeitlich klar komme, die Arbeit schaffe.......aber das spielt sich gut ein mit der Zeit. Natürlich passiert auch mal was unerwartetes, kommt dazwischen, aber dann muss das eben die nächste Handlung sofort danach sein....oder deligieren eben, fragen, kannst ma eben..........

Jutta

Verfasst: So 7. Sep 2003, 20:14
von Jutti
@ Targav
ich wollte dir in keinster Weise zu Nahe treten, dir irgendwas vorwerfen, von wegen Aufschrei, :D , bin doch selber, auch wenn Examen erst nächstes Jahr schon viele Jahre in der Pflege.
Weshalb ich es trotzdem erwähnt hab? keine Ahnung oder vielleicht doch:
Der Grundgedanke war ja, Dekubitusmatratze oder nicht und da gehört nunmal auch regelmäßiges lagern zu, es nützt nichts, die Leutz da drauf zu packen und das wars.Theorie und Praxis sind halt zweierlei Schuhe und es schad nix, denk ich mal, ab und zu zu schauen, was wäre das optimale. Ich denke, deshalb bin ich darauf eingegangen, nicht um dich anzugreifen! Oki?
Außerdem sind deine Beispiele sowas von Real, ich sehe es doch selber täglich zu bestimmten Zeiten, da funzt das nicht so, wie es Stunden vorher oder später eben funzt.
Grüße aus Hamburg nach Hamburg
Jutta

Verfasst: Mo 8. Sep 2003, 06:29
von LARA
hi,
nun was mir halt negativ auffällt ist das leute die auf dekumatrazen liegen weniger aufmerksamkeiten bekommen, als welche die gelagert werden müssen.nach denen wird nur zu den essenszeiten und zur inkoversorgung geschaut. ob dabei die zeit eingehalten wird oder nicht sehe ich noch nicht mal als so wichtig an, da diese 2 stunden lagerungspflicht ja nur daher entstand, weil die krankenschwester die das erfunden hat damals, halt in 2 stunden durch war mit dem lagern all ihrer patienten und dann wieder von vorne angefangen hat.

lg

Verfasst: So 14. Sep 2003, 16:42
von Starbreeze
Also ich arbeite ja in der ambulanten Altenpflege und kann nur sagen ohne diese Matratzen wären wir aufgeschmissen . . denn so oft wie es nötig wäre können wir gar nicht umlagern da es von den Patienten aus nicht finanzierbar wäre . . . und deshalb sind diese Matratzen eigentlich unerlässlich wenn man Dekubiti weitesgehend vermeiden möchte. :an

Verfasst: So 17. Okt 2004, 18:50
von schmidti
Wir haben eine Bw. die liegt seit 4Jahren schon ohne Dekubitusmatratze im Bett.Wird alle vier Stunden gelagert Und hatte noch einen Dekubitus.

Verfasst: Mo 18. Okt 2004, 17:02
von wundmentor
Das ist ja gut!
dass der Gast im vorherigen Beitrag
keine ANTIDEKUBITUS Matratze
empfohlen hat!
Bei der Dekubitusprophylaxe gibt es sowohl eine Überversorgung als auch eine Unterversorgung bei der Auswahl der "Dekubitusmatratzen".
Nix für ungut
wundmentor