Menschen mit Demenz - Duzen?

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Würdest du einen Menschen mit Demenz duzen?

Ja
132
52%
Nein
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45%
Kein Kommentar
9
4%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 255

andrea
Beiträge: 3406
Registriert: Di 16. Jul 2002, 19:15

AW: Menschen mit Demenz - Duzen?

Beitrag von andrea »

Hi
viele von euch argumentieren damit, dass der dementiell Erkrankte das Du anbietet und man deshalb duzt.
Zumindest beii meiner Arbeit fällt mir immer mal wieder auf dass die Leute nicht immer in ihrer Kindheit leben. - Mir wäre es ziemlich peinlich wenn dann ein BW fragen würde, ob wir miteinander im Sandkasten gespielt hätten. Deshalb werde ich trotz der vielen Argumente meine BW weiterhin siezen. Wenn es angebracht ist auch mit Vornamen ansprechen, aber nicht duzen. Wie schon öfter erwähnt eine Maria reagiert auch bei einem Sie auf meine Worte. Wichtig ist doch im Prinzip, dass ich den BW erreiche und mir selbst klar ist, eben nicht mit kleinen Kindern zu arbeiten sondern mit Erwachsenen Personen denen ich auch so meine Professionalität zeigen kann. Ich glaube auch für die Angehörigen ist das angenehmer, zumal ja es ja nicht selten passiert dass die Kinder nicht als solche erkannt werden.
LG andrea



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grisu_25
Beiträge: 9
Registriert: Mo 20. Aug 2007, 08:38

AW: Menschen mit Demenz - Duzen?

Beitrag von grisu_25 »

Hallo,

ich denke, es kommt immer individuell auf die Bewohnersituation an.

Auch in meiner Praxis gibt es ältere Menschen, die leider unter einer weit fortgeschrittenen Demenz leiden. Wenn sie irgendwann beginnen in ihrer "eigenen Welt" zu leben, ist es ein sehr nützliches Mittel, um an entsprechende Bewohner überhaupt heranzukommen. Es kommt auch nicht selten vor, dass ich als eine Person ihres gelebten Lebens angesehen werde. Auch dann nützt es mir reichlich wenig, den Bewohner damit aufzuwühlen, indem ich lange Gespräche über meine Person führe.

Stichwort wäre hier wohl "VALIDATION".

MfG Björn



Engel Bienchen
Beiträge: 8
Registriert: Mi 29. Aug 2007, 18:54

AW: Menschen mit Demenz - Duzen?

Beitrag von Engel Bienchen »

Hi,
also ich wäre auch dafür den Bewohner mit DU an zu sprechen wenn der Mensch sich mit dem DU wohler fühlt und dies wirklich besser ist seine Aufmerksamkeit mit den Vornamen auf sich zu ziehen dies durchzuführen. Es darf aber auch keiner weder Pflegepersonal noch Angehörigen was dagegen haben. Auch bin ich der Meinung das die Distanz und Nähe auch mit dem DU noch vorhanden ist. Mir wäre es auch sehr wichtig das dies der Biografie des Bewohners angepasst ist. Der Bewohner soll einfach nur das Gefühl des Vertrauens gegenüber des Pflegepersonals haben.


Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden. ;)

wuselchen
Beiträge: 381
Registriert: Di 20. Feb 2007, 22:56

AW: Menschen mit Demenz - Duzen?

Beitrag von wuselchen »

Also ich habe auch mit JA gestimmt, aber das auch nur unter Vorbehalt.

Ich duze nicht grundsätzlich alle Leute die an Demenz erkrankt sind, aber ich habe die Erfahrung gemacht das ich besser an einige Menschen dadurch rankomme. Mir ist klar das vll. meine Bewohner mich dadurch als Familie betrachten, aber wenn jemand keine Familie mehr hat ist es denn dann so schlimm?


LG Melanie



Katharina
Beiträge: 205
Registriert: So 9. Nov 2003, 09:08

AW: Menschen mit Demenz - Duzen?

Beitrag von Katharina »

Bei uns im Haus gibt es jetzt seit ca. 2 Wochen eine Verfahrensanweisung zu dem Thema "Bewohner Duzen" (Überschrift Sinngemäß).


Darin steht, dass Orientierte Bewohner, die nicht unter Betreuung stehen, selbst entscheiden, von wem sie geduzt werden möchten und von wem nicht.
Es soll hier allerdings Ausschliesslich das Angebot von dem jeweiligen Bewohner erfolgen. Den MA wird es untersagt, einem Bewohner das "du" anzubieten. (Was ich persönlich auch voll in Ordnung so finde!)

Wenn ein BW zwar noch in alle Bereichen voll orientiert ist, jedoch unter Betreuung steht und dem PP das Du anbietet, soll grundsätzlich mit dem Betreuer rücksprache gehalten werden.

Bei Bewohnern die an Demenz erkrankt sind oder sonstige kognitive beeinträchtigungen haben, unter Betreuung stehen und "nur verwirrt" sind so ist grundsätzlich Rücksprache mit dem Betreuer zu halten.

Wenn z.B. ein Dementer Bewohner nicht mehr auf seinem Nachnamen bzw. Mädchennamen reagiert, ist es erlaubt den Vornamen zu nennen aber nur in Kombination mit dem Sie.

Z.B.: Anna möchten Sie noch etwas trinken?

Wie auch immer die Situation ist, ob mit Betreuung oder ohne sollte die Anrede in der Pflegeplanung festgehalten werden, auch wenn der BW es nicht allen MA anbieten möchte, angeboten hat usw....


Was uns befreit, das muss stärker sein als wir es sind! :smile

Suse2
Beiträge: 1925
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Beruf: AP - PDL - Stellv. HL
Einsatz Bereich: Seniorenheim
Wohnort: NRW
Interessen: Lesen, Schwimmen, Stricken

AW: Menschen mit Demenz - Duzen?

Beitrag von Suse2 »

Hallo katharina,

mit solch einer Lösung kann ich mich gut identifizieren!


Auch wer nicht zählen kann, zählt mit!
Auch wer nicht sprechen kann, hat was zu sagen!
Auch wer nicht laufen kann, geht seinen Weg!

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mcwolke117
Beiträge: 28
Registriert: Fr 30. Nov 2007, 22:25

AW: Menschen mit Demenz - Duzen?

Beitrag von mcwolke117 »

hallo! ich arbeite in einem gerontopsychiatrischem pflegeheim. normalerweise duzen wir die bewohner natürlich nicht, alleine schon wegen dem respekt vor der person. meine eigenen erfahrungen die ich bislang gesammelt habe zeigen mir allerdings das man in manchen fällen demente menschen einfach besser erreicht wenn man sie zb. mit dem vornamen anspricht, da es ja auch bew. gibt die den namen den sie nach der eheschließung angenommen haben, gar nicht mehr kennen. was ich allerdings dazu sagen muss. ich spreche bewohner nur selten mit dem vornamen an, wenn dann ist keine andere pp in der nähe und auch nur dann wenn sie auf ihren nachnamen nicht reagieren, versuche sie allerdings trotzdem stehts zu sietzen... LG mcwolke117



_Dave_
Beiträge: 61
Registriert: Mi 21. Nov 2007, 15:08

AW: Menschen mit Demenz - Duzen?

Beitrag von _Dave_ »

Hallo,

auch ich habe die Erfahrung gemacht das man mit dem "Du" bei dementen BW besser klar kommt als mit dem Sie.

Leider ist es der Pflegedienstleitung bei meiner letzen Stelle ein Dorn im Auge (was ich ehrlich gesagt nicht begeifen kann) gewesen.

Häufig war es schwierig BW zum Trinken und Essen zu bewegen oder sie auf das WC zu begleiten, wenn man sie mit dem Nachnamen ansprach,

Teilweise wurden sie sogar äußerst aggressiv. so das man 5-6 Anläufe benötigte.

Gewöhnlich bin ich aber auch gegen ein "Du" im Seniorenheim, hier jedoch sollte eine Ausnahme bezüglich der zielorientierten Behandlung möglich sein.


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Onkel O.
Beiträge: 14
Registriert: Do 13. Dez 2007, 12:27

AW: Menschen mit Demenz - Duzen?

Beitrag von Onkel O. »

Hallo erstmal.
Meine persönliche Meinung dazu ist, dass wenn ich einen Bewohner nicht anders erreiche, das "Du" verboten bleibt, der Vorname jedoch benutzt werden kann.
Allerdings mußte ich dort eben schmunzeln:

[quote=""Fibula""]@Katharina

find ich gut. Endlich mal ein Heim, das sich Gedanken dazu macht, und das Ganze verbindlich regelt.[/quote]

Bei "uns" im Haus ist dies auch klar geregelt:
Jede/r Bewohner/in wird gesiezt und mit Nachnamen angesprochen (seit ca. 1 Woche).


Auch wenn klar ist, dass ich damit jemanden nicht mehr wirklich erreiche. Dabei halte ich das Ganze für einen Etikettenschwindel, um eine bestimmte Wirkung nach Außen zu machen. Nix weiter.
Bis denn...
Onkel O.



Steven
Beiträge: 23
Registriert: Sa 22. Dez 2007, 14:25

AW: Menschen mit Demenz - Duzen?

Beitrag von Steven »

Ich würde und habe auch schon demenzkranke geduzt,weil die einen teilweise dan besser verstehen,besser reagieren und auf tätigkeiten etc besser anspielen...allerdings,einem 100 jährigem sollte man schon die ehre erweisen,ihn zu sietzen,oder...


Die Rechte anderer zu Schützen,ist die ehrenvollste Art,zu sterben!

Teddy
Beiträge: 1460
Registriert: Mi 27. Jul 2005, 00:42

AW: Menschen mit Demenz - Duzen?

Beitrag von Teddy »

allerdings,einem 100 jährigem sollte man schon die ehre erweisen,ihn zu sietzen,oder...
Warum hat ein 100 Jähriger ein anrecht darauf gesiezt zu werden? Haben das nicht alle erwachsenen Menschen oder nur welche die schon 100 sind???
Diese ausage kann ich so nicht nachvollziehen.


gruß Teddy



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*Angie*
Beiträge: 5490
Registriert: Sa 17. Jun 2006, 15:54
Beruf: Mensch & ex. AP

AW: Menschen mit Demenz - Duzen?

Beitrag von *Angie* »

... kann nur nochmal betonen, dass Respekt und würdevolles Behandeln eines Menschen nicht an einem "Sie" oder "Du" hängt ...

In den meisten Ländern gibts zB gar kein "Sie" ... ich-> Mensch, du -> Mensch !

Floskeln hin ... Floskeln her ...

Der Mensch soll sich wohlfühlen - DAS allein ist wichtig und wenn einer Frau Dr und Sie genannt werden möchte und nur darauf reagiert - dann so,

und wenn der nächste "nur" noch auf seinen Kindheits-Kosenamen reagiert - dann eben so.

Individualität hat auch hier Priorität und nicht die Vorgaben des Heimes!

Die Bewohner stehen im Mittelpunkt unseres Interesses (nicht der Chef!) und das sollte unsere GANZE Aufmerksamkeit ausmachen - daraus resultiert alles!

Und wenn ich einem Menschen 100 mal "die Ehre" erweise und ihn sieze, weil er hundert ist oder Professor oder sonstwer und lasse ihn in seiner nassen Inko 5 Stunden sitzen ... das ist dann Würde und Respekt dem Menschen gegenüber?

Und wenn ich ihn duze und bin für ihn da???

Bitte doch nochmal nachzudenken ...

LG,A.
Zuletzt geändert von *Angie* am So 6. Jan 2008, 16:54, insgesamt 1-mal geändert.


» Wer glaubt, ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich. Man wird ja auch kein Auto, wenn man in einer Garage steht. « (Albert Schweitzer)

Henry007
Beiträge: 35
Registriert: Sa 5. Jan 2008, 00:21

AW: Menschen mit Demenz - Duzen?

Beitrag von Henry007 »

Also ich finde man sollte überhaupt "fremde" personen mit sie ansprechen. aber wenn man mit einen du an einen demezkanken bewohner rankommt wieso nicht??? natürlich sollte voher alles abgesprochen sein!



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Flotte_Biene
Beiträge: 16
Registriert: Mi 6. Jun 2007, 22:50

AW: Menschen mit Demenz - Duzen?

Beitrag von Flotte_Biene »

Also ich bin grundsätzlich dagegen, demente Menschen zu duzen. Auch wenn sie darauf vielleicht manchmal reagieren. Wir dürfen mit Absprache mit der PDL und den Angehörigen den Vornamen verwenden, aber nur im Zusammenhang mit dem Nachnamen. Also z.B. "Frau Regina Meyer bitte setzen Sie sich auf diesen Stuhl." etc. Weil den Vornamen kennen die meisten noch, nur mit dem verheirateten Namen, haben viele an Demenz erkrankte Heimbewohner Probleme. Denn sie leben in einer anderen Zeit, meist bis in die Kindheit zurück versetzt.



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johannes
Beiträge: 3704
Registriert: Sa 17. Nov 2001, 23:53
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AW: Menschen mit Demenz - Duzen?

Beitrag von johannes »

Hoch lebe der Formalismus! Wenn sich Respekt und Würde darin erschöpfen, sind wir doch schon ganz schön weit gekommen.

Johannes



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Christian_Sok
Beiträge: 30
Registriert: Di 8. Mai 2007, 15:07

AW: Menschen mit Demenz - Duzen?

Beitrag von Christian_Sok »

Hallo,

meine Meinung ist, Bewohner die "klar" bei verstand sind, also im Besitz ihrer Geistiigen kräfte können das selbst entscheiden und bei Dementen Bewonern sollte man es ausbrobieren ob Sie besser auf das Du oder Sie reagieren. Kommt auf die Biografie auch an. Alle exam. Altenpfleger dürften das ja wissen...



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