primäre prävention vor altersdepression

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schnitte
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primäre prävention vor altersdepression

Beitrag von schnitte »

hallo allerseits! lang war ich nicht hier und doch bin ich mal wieder auf das multidisziplinäre wissen und denken vieler köpfe angewiesen.
ich stehe kurz vor meiner bachelorarbeit und habe mich auf gerontologie und public health spezialisiert. ich plane nun eine alltagstaugliche maßnahme entgegen depressionen für personen die ins altersheim einziehen. ich steh noch ganz am anfang und wollte mal hören, ob jemand aus dem psychiatriebereich primäre maßnahmen kennt zur vermeidung von depression (also keine therapie, wenn jemand schon depression hat) oder (an die altenpfleger) ob es vielleicht sogar schon programme in altenheimen bei einzug gibt, die konkret depression verhindern sollen? wäre schön wenn ihr theorien dazu wisst, also auf wessen wissenschaftliches konzept es beruht, damit ich noch mehr dazu rauskriegen kann.
danke bis hierher!



Thanos

AW: primäre prävention vor altersdepression

Beitrag von Thanos »

Hallo.

Spannendes Thema.

Eine Primärprävention zur Depression fällt mir spontan nicht ein. Die Depression selbst soll ein multifaktorielles Geschehen sein, einige Faktoren welche eine Rolle spielen könnte wären unter anderem familiäre Häufung, Stoffwechselstörungen sowie funktionale Hirnschäden.
Als Auslöser einer Depression wird das Vulnarabilitäts- Stress- Modell diskutiert. Ich denke hier könnten vielleicht die Ansätze für Deine Arbeit zu suchen sein.

Ob nun eine Primärprävention oder eine Tertiärprävention (Psychoedukation, Recovery usw.) eine Depression verhindern können weiß ich nicht. Es lohnt sich jedoch bestimmt den Stress des Umzugs zu reduzieren.

In dem Haus in dem ich arbeite ist es so, dass die Sozialarbeiter sehr eng mit den Patienten und Angehörigen zusammen arbeiten, insofern das möglich ist. Falls möglich, kommen die Einrichtungsleitungen der Heime zu den Patienten oder die Patienten sehen sich die Einrichtung selbst an. Es ist also erst mal ein erster Kontakt da, es ist nicht alles fremd. Oft ist es positiv wenn der Name des Unternehmens schon vertraut ist, zum Beispiel wenn das Heim zum Pflegedienst gehört, das vermittelt Sicherheit und Zuversicht (Sr. Inge ist ja immer sooooo nett, da sind die das im Heim bestimmt auch).
Einige Einrichtungen hier bieten auch so eine Art Probewohnen an.

Depressive Patienten aus dem Heim waren teils vorher von depressiv (hier greift dann wohl die Tertiärprophylaxe) oder erkranken dann erstmalig. Von diesen sind einige fleißig dabei sich von Leben zu verabschieden, weil sie ja nun im Heim sind und das Leben angeblich zu Ende ist. Hier ist also Einsamkeit eine Rolle, insbesondere bei jenen, welche noch recht fit sind.



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schnitte
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AW: primäre prävention vor altersdepression

Beitrag von schnitte »

ich überlege eine interventionsstudie zu starten, indem ich einem neueingezogenen bewohner (nach einem interview welche aufgaben ihm zuvor freude bereiteten und wie er anerkennung genoss, was er noch gut durchführen könnte) eine soziale rolle im heim anzubieten, so würde der rollenverlust ausgeglichen werden und eine soziale integration gleichzeitig stattfinden. langfristig könnte so vielleicht sogar ein heim personell entlastet werden. und schließlich gabs auch mal ein experiment, dass jeder bewohner eine pflanze im zimmer pflegte und durch die einfache aufgabe, depression nachweislich gesenkt wurde.



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schnitte
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AW: primäre prävention vor altersdepression

Beitrag von schnitte »

ich müsste dafür aber wissen, ob es solch oder ein ähnliches modell schon gibt. sonst ist der neue erkenntnisgewinn gleich null. kennt jemand solche maßnahmen (theoriegeleitet)?



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schnitte
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AW: primäre prävention vor altersdepression

Beitrag von schnitte »

um mal mein thema wieder etwas zu aktualisieren:
hat niemand in seiner einrichtung ein planungsinstrument, was sich konkret mit maßnahmen gegen depression bei alterseinzug beschäftigt?

(bei uns gibts auch nur ganz normale integrationsbögen, gespräche... aber das wär ja super wenns das noch nicht gibt ;) wär super für meine konzeptentwicklung ;) )



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doedl
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AW: primäre prävention vor altersdepression

Beitrag von doedl »

Hallo Schnitte,

Dein Thema scheint mir eher in der Gerontopsychiatrie beheimatet zu sein; wenn dann wirst Du in den Kliniken fündig.

m.schaeufele@hs-mannheim.de Das ist eine Professorin, die viel zu Depressionen im Alter publiziert hat; nachdem es nicht nur eine kompetente, sondern auch sehr nette Frau ist, hast Du mit einer Anfrage bestimmt Glück.

Momentan fallen mir ein:
Lichttherapie, Aufbau positiver Aktivitäten mit Wochenplan, Psychoedukation, Identifikation von Stressorgen und im weitesten Sinn Kommunikationsverhalten

Gruß Doedl


Wir müssen die Änderung sein, die wir in der Welt sehen wollen- Mahatma Gandhi

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schnitte
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AW: primäre prävention vor altersdepression

Beitrag von schnitte »

vielen dank doedl, werde sie anschreiben.

warum sollte ich in kliniken suchen, die erstellen doch keine konzepte für heime? und ich suche auch nix für demente.

problem ist, dass lichttherapie speziell gegen winterdepression/lichtmangel im winter ist.
bei uns gibt es im heim integrationsgespräche, heimführung und sowas, aber nicht mit dem hintergrund eine depression zu verhindern. ich wollte wissen, ob es heime gibt, die sich vielleicht gerade sowas als ziel gesetzt haben.



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schnitte
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AW: primäre prävention vor altersdepression

Beitrag von schnitte »

zu psychoedukation musste ich mich gerade mal belesen. kann man das als primäre prävention nutzen???



Thanos

AW: primäre prävention vor altersdepression

Beitrag von Thanos »

Hallo.

Primärprävention heißt Verhütung einer Krankheit/ Ersterkrankung.

Psychoedukation ist eine "Patientenschulung"/ "Kundenschulung" oder wie man das auch immer nennen mag mit dem Schwerpunkt Psyche.
Die fertigen Programme richten sich dabei in der Regel an Betroffene und es geht um die Verhütung/ positive Einflussnahme bei einer Wiedererkrankung.

Ich kann mir kaum vorstellen, dass so ein fertiges Programm auf Deine Bedürfnisse passt.
Das was Du suchst, schließt ja auch all jene aus, welche z.B. 50 Jahre vor den Umzug ins Heim mal depressiv waren. Diese fallen hinten runter, obwohl diese ja gerade hier die helfende Hand bräuchten.
Vielleicht wäre eine Maßnahme sinnvoll die alle erreicht, unabhängig davon ob die Person schon mal psychisch krank war, ob sie es ist, ob sie chronisch psychisch krank war, oder ob die vorbelastet ist oder ob all dies überhaut nicht zutrifft.

Ich habe mal gelesen dass es Einrichtungen gibt, welche mit Bezugspersonenpflege arbeiten. Hat jemand Interesse an der Einrichtung, nimmt eine Bezugspflegekraft Kontakt auf, stellt sich vor, berichtet in der Einrichtung, lernt die Person kennen und auch die Lebensumstände. Der potentielle Kunde kann die Einrichtung besuchen, und auch an bestimmten Aktivitäten schon teilenehmen. Gemeinsam mit der Bezugskraft wird dann auch alles geplant von der Einrichtung des neuen Zimmers bis hin zu den Hilfsangeboten. Auch während der Umzugsphase kann der neue Kunde schon an allen Aktivitäten teilnehmen.
Bevor die alten Leute im Heim ankommen haben sie schon Kontakte und kennen jemand. Finde ich eine gute Sache.



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Pflegelobby
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Registriert: Mi 10. Okt 2012, 21:37

AW: primäre prävention vor altersdepression

Beitrag von Pflegelobby »

Nach der Aufnahme den Bewohner erstmal richtig durchkitzeln bewirkt Wunder :D

Spaß ;-)


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