Wo können wir trauern?

Hier könnt ihr euch melden, wenn ihr Fragen zu den Themen Sterbebegleitung und Pflege Sterbender habt.
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Dodger
Beiträge: 1277
Registriert: So 19. Jan 2003, 22:55

Wo können wir trauern?

Beitrag von Dodger »

Hallo

ihr kennt das bestimmt, eine BW verstirbt, und jeder hat einen Ansprechpartner, nur wo kann das Personal Trauern?

Ja sicher kommen einige, und sagen man muss ein professionelles "nähe -distanz" Verhältniss haben, aber dieses hat man nicht immer, und man ist ja auch keine Maschine, die sowas kalt lässt.

Also wo könnt ihr trauern? habt ihr Ansprechpartner in den Heimen, helft ihr euch untereinander im Team?


Gruss


Dodger



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Christl
Beiträge: 840
Registriert: Mi 25. Jan 2006, 22:01

AW: Wo können wir trauern?

Beitrag von Christl »

In unserer Einrichtung lebt auch unser Hausgeistlicher, er ist auf jeden Fall immer Ansprechpartner, gerne zu Gesprächen bereit. Er versucht auch nicht, dieses Gespräche nur mit dem christlichen Hintergrund zu führen.
Ansonsten helfen wir uns im Team gegenseitig, wir sprechen viel darüber.
Grundsätzlich müssen auch die Kollegen, die Sterbende nicht pflegen können, dies nicht tun. Manche können auch den Verstorbenen nicht waschen und umziehen, dies machen ebenfalls nur Kollegen, die sich dazu in der Lage sehen.
Ich wurde zum Anfang meiner Ausbildung beim ersten Todesfall gefragt, ob ich helfen möchte, oder ob ich das nicht kann.

Auf jeden Fall helfen uns die Gespräche, ich fühle mich in unserem Team "gut betreut" in Trauerfragen.

Gruß Christl


Beurteile niemanden, ehe du nicht an seiner Stelle gestanden hast

schnecke2003
Beiträge: 469
Registriert: Mo 2. Jun 2003, 00:42

AW: Wo können wir trauern?

Beitrag von schnecke2003 »

Hallo

Wenn bei uns in der Nacht jemand verstirbt(bin Nachteule)dann habe ich
meine Kollegin mit der ich darüber reden kann.
Ansonsten gibt es bei uns im Haus niemanden mit dem man so richtig darüber
spricht.Ich sehe auch die Kollegen vom Tagdienst gehen ganz anders mit dem
Tod um.Es ist irgendwie schon Routine.....Für mich jedenfalls nicht unbedingt,
klar es gehört dazu,aber jeder Bew.hat einen anderen Bezug zum PP und jeder Bew.hat eine andere Sterbephase.(Schmerz,Angst usw.)

Lg Schnecke



Techno-Junky
Beiträge: 21
Registriert: Di 13. Dez 2005, 09:15

AW: Wo können wir trauern?

Beitrag von Techno-Junky »

Hallo!

Es gehört jetzt nicht direkt zum Thema.
Wir haben mal in einer Einrichtung als ein Bewohner verstorben war die Angehörigen gefragt ob wir uns persönlich von ihn verabschieden dürfen. Die Angehörigen haben dies erlaubt und wir sind mit ein paar Leuten (Personal) zum verstorbenen Bew. ins Zimmer gegangen und haben uns gedanklich von ihm verabschiedet.

Natürlich ist auch schwer sich von einem Bewohner/in zu verabschieden, die einen sehr an´s Herz gewachsen ist.

Gruß an alle :smile



ilios1966
Beiträge: 1622
Registriert: Do 26. Aug 2004, 21:13

AW: Wo können wir trauern?

Beitrag von ilios1966 »

Hallo,wir können mit den Kollegen trauern,haben Zeit uns vom BW zu verabschieden,machen dies auch,wenn wir Angehörige und BW lange kennen und die Erlaubnis haben mit den Angehörigen zusammen.
Bei mir ist es so,daß ich erst mal 10 Minuten Auszeit brauche um mich dann wieder auf die anderen BW einlassen zu können,diese Zeit gibt mir das Team,weil sie das wissen.Ich fühl mich dort gut aufgehoben.

Lg ilios



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schnitte
Beiträge: 893
Registriert: Mi 31. Aug 2005, 12:02

AW: Wo können wir trauern?

Beitrag von schnitte »

ich kenne solche richtige trauerverarbeitung nicht aus dem heim, aber es wurde mir immer die zeit geboten allein oder gemeinsam mit kollegen noch mal zum Verstorbenen ins zimmer zu gehen. und das allein macht schon viel aus.

ich würde mir wünschen, dass das heim stets blumen für die beerdigung spendet und ein mitarbeiter, der vom team selbst gewählt wird oder der gern hin möchte, dort hin geht und abschied nehmen kann. und nicht dass ein vorsitzender/ jemand der leitung aus anstand dort hin geht.



Suse2
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AW: Wo können wir trauern?

Beitrag von Suse2 »

Hallo Schnitte,
das ist bei uns schon so, es wird vom Sozialdienst auf Kosten des Hauses immer eine Blumenschale mit Schleife bestellt auf der einen Seite: als letzten Gruß und auf der anderen Name der Einrichtung, der Heimleitung und Mitarbeiter
und zur Beerdigung gehen immer die MA die es möchten, meist ist die Bezugspflegekraft dabei und sonst wer will, auch Sozialdienst, und soviel MA wie mitgehen soviel Handsträuße werden auch bestellt!
Zuletzt geändert von Suse2 am Sa 13. Jan 2007, 14:19, insgesamt 1-mal geändert.


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WhiteTara
Beiträge: 437
Registriert: Sa 15. Mai 2004, 17:35

AW: Wo können wir trauern?

Beitrag von WhiteTara »

Hallo,

vom Pflegeteam hat jeder, der gerade im Dienst ist, die Möglichkeit allein oder auch gemeinsam mit Kollegen direkt am Bett Abschied zu nehmen von dem Verstorbenen. Wir zünden immer eine Kerze an. Manchmal bitten uns auch Angehörige, gemeinsam mit ihnen Abschied zu nehmen. Wir haben die Möglichkeit zu jeder Tages- und Nachtzeit einen Geistlichen ins Haus zu rufen. Im Hausgottesdienst wird der Toten gedacht. Einige Mitarbeiter haben auch Fortbildungen zur Trauerbegleitung gemacht. Im Foyer gibt es ein Kondolenzbuch bei dem dann auch eine Kerze angezündet wird.
Die Bewohner aus der Tagespflege haben als kürzlich jemand gestorben war, einen Erinnerungstisch aufgebaut mit Kerzen, Fotos von dem Bewohner und täglich frische Blumen niedergelegt und auch gemeinsam gebetet und sich erinnert - der Tisch stand so lange, wie die Menschen es wollten, es waren dann wohl an die 2 Wochen.
Bei uns auf dem Wohnbereich hatten Angehörige auch einmal eine schöne Idee und brachten als Erinnerung und Gedächtnisobjekt einen großen Blumenstrauß, der bis zum Verwelken am Platz der verstorbenen Dame stand - an der Vase lehnte ein Spruch des Abschieds.
Zur Beerdigung geht eigentlich immer ein Mitarbeiter von uns mit, meist sind es sogar mehrere.

Schwieriger finde ich es, Abschied zu nehmen, wenn man gerade nicht im Dienst war. Das ging mir schon oft so: Ich hatte 3 Wochen Schule, noch Urlaub dazu und womöglich noch einen Außeneinsatz und schwups ist man wochenlang nicht im Heim und sieht sich dann plötzlich neuen Bewohnern gegenüber, weil andere gestorben sind. Sicher kann man zum Grab gehen und dort Abschied nehmen, aber das finde ich für mich keinen guten Weg, weil mich mit dem Grab meist nichts verbindet. Ich nehme mir dann eine gedankliche Auszeit an einem ruhigen Ort mitten in der Natur, um ganz persönlich Abschied zu nehmen.
Im Team fühle ich mich gut aufgehoben, denn wir können auch miteinander über unsere Traurigkeit reden und es ist ganz normal, dass einem dann auch mal die Tränen kullern und dann nimmt ein Kollege einen einfach in den Arm!

Es gab es auch schon, dass Angehörige von sich aus eine Gedächtnisstunde gemeinsam mit der Sozialbarbeiterin, einem Geistlichen und anderen Bewohnern/Mitarbeitern gestaltet haben. Das fand ich sehr schön, denn so hatten auch ander Bewohner die Gelegenheit zum Abschied.

Ein Ort, wo ich trauern kann ist für mich auch ein ganz besonderes Bestattungsinstitut Horizonte.Ein Ort, wo Trauer Raum findet, wo man Menschen begegnet, die einen begleiten in der Traurigkeit - ein Ort, wo auch mit den Toten liebevoll umgegangen wird und ein Ort, der trotz des traurigen Anlasses aus dem man dort ist, so viel Wärme und auch Lebensfreude ausstrahlt.


LG WhiteTara

Dodger
Beiträge: 1277
Registriert: So 19. Jan 2003, 22:55

AW: Wo können wir trauern?

Beitrag von Dodger »

ahh Tara gnau das war das Bestattungsinstitut in dem wir waren, hat euch auch eine Frau W. dorthin begleitet? kann es sien, das du in Friedenweiler auf die Schule gehst? schreib mal per PN bitte



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doedl
Beiträge: 6411
Registriert: Sa 11. Aug 2001, 19:12
Beruf: Pflegedinosaurier
Einsatz Bereich: Geschäftsführung Sozialstation
Interessen: Mauern, Verputzen, Betonieren, grins

AW: Wo können wir trauern?

Beitrag von doedl »

Hallo Alle

einige meiner Bewohner, Kunden, Patienten...wie auch immer.... waren mir besonders nahe. Für mich war stets wichtig, dass ich beim Sterben dabei war- damit ist der erste Schritt des Abschiednehmens getan. Die "Leichenwäsche" habe ich stets als letzten Dienst am Menschen verstanden- so behutsam, als ob er/sie noch die Berührungen empfinden könnte. War dies nicht möglich, so hatte ich mein eigenes Ritual- im ambulanten Dienst der Besuch bei den Angehörigen- man redete über den Verstorbenen, wie das Sterben war, ob er/sie ruhig hinüber gegangen war, welche künftigen Leiden nun erspart geblieben sind (das war den Angehörigen oft sehr großer Trost und Hilfe); dann die Beerdigung oder Trauerfeier- im Heim der Besuch beim aufgebahrten Bewohner- nochmal die erkaltete Hand in die eigene nehmen, ein Gebet sprechen und die miteinander verbrachten Monate oder Jahre Revue passieren lassen.

Manche Bewohner oder ambulante Kunden lebten in den Erzählungen der Kollegen noch lange weiter- man hat sich oft erinnert an bestimmte Episoden. Heute find ichs schade, dass ich nicht alle Sterbebilder aufgehoben habe; von vielen ist mir der Name entfallen, die Erinnerung verblasst. An einige sehr eindrucksvolle Menschen erinnere ich mich noch so gut wie damals.... deren Tod genau so eindrucksvoll war, wie ihr gesamtes Leben und ihre Person!!

Es sind viele Tode geworden im Laufe meiner Berufstätigkeit- aber keiner hat dem anderen geglichen. Manches war sehr belastend - nicht einfach zu verarbeiten. So der Tod einer jungen Frau mit Gehirntumor (sie hatte zwei kleine Kinder) oder meine unvergessliche Anni, die mit 21 Jahren an Muskelschwund gestorben ist; Herr X, ein unwahrscheinlich intelligenter Mann, der mit seinem CA noch viele Monate (trotz Arztprognose) weiter lebte, weil er noch so viel zu regeln hatte- als Leiter einer Behinderteneinrichtung, als Vater eines mongoloiden Sohnes, als Ehemann einer sehr belasteten Frau ( die Jahre später als Alzheimer- Patientin wieder in meiner Hemisphäre auftauchte...) meine liebe Sr. F..., die trotz ihres Nonnen- Daseins so viele viel Ängste vor dem Tode hatte usw. usw.

Es war sicherlich nicht besonders professionell, aber ich habe bei vielen meiner Patienten/Kunden/ Bewohnern Tränen vergossen. Sie haben mir einfach gefehlt! Der Pflegeberuf ist ja nichts einseitiges- ich bekam soviel zurück von diesen Menschen- Erkenntnisse, Anteilnahme, Beziehung, Liebe, Lebenserfahrung u.u.u.u......

Wir haben im Kollegenkreis oft über diese Dinge gesprochen; jeder hat es ein bißchen anders erlebt, aber jeder war mitgenommen. Wenn eine Supervision in diesem Falle weiter hilft, dann her damit.

Für mich auch bezeichnend: die berufliche Erfahrung half mir so garnichts im eigenen Familienkreis- klaro konnte ich professionell pflegerisch agieren; aber die Trauer war so ganz familiär! Da helfen die wohl über hundert erlebten Tode auch nicht weiter........
Gruß Doedl


Wir müssen die Änderung sein, die wir in der Welt sehen wollen- Mahatma Gandhi

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