Umgang mit unruhigen BW in der Sterbephase

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Monchichi
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AW: Umgang mit unruhigen BW in der Sterbephase

Beitrag von Monchichi »

Das hatte ich ja oben geschrieben,die Angehörigen ,wer sonst noch wichtig ist alle holen,den Pastor oder Pfarrer,Ordensschwestern,Krankensalbung.

Und zu Fe Bearth.Was denkst Du,daß ich meine alle Med. zusammen???Jetzt werd mal nicht komisch...
Das hätte ich dem Arzt der Bereitschaftsdienst schon gesagt,was sie bisher bekommen hat,wie es hilft oder auch nicht,wann die letzte Gabe war...
Das will ich auch nicht wissen,wie alles zusammen wirkt,so war das doch wirklich nicht gemeint :) .

Manchmal kommen ja so Sachen die man schreibt,anders rüber als man meint und wie es war.Unsere Frau B. z.Bsp.:

Ich habe den Notdiensthabenden Arzt nicht angerufen nach einer Stunde Unruhe,nach ein paar mal hin und her wälzen und stöhnen,sie fing um halb drei an und um halb acht abends habe ich angerufen,die Tochter war die ganze Zeit dabei,wir haben versachiedenes ausprobiert und überlegt und auch einfach die Hand gehalten und ausgehalten.

Uns fiel nichts ein,was es sein könnte und es war für uns nicht mehr auszuhalten,die Grenze war überschritten,es schien uns,als quäle sie sich,also haben wir beschlossen,daß ich den Arzt rufe und sie was bekommt,vielleicht las sich das,wie die kleinste Regung tot machen wollen...

Johannes,natürlich hast Du Recht,tief gläubige sterben anders,wenn man unerledigtes mit sich rumschleppt und dieses Gottvertrauen nicht da ist und Schuld da ist,alles wie ein Film vielleicht vor einen abläuft,was schief gelaufen ist,dann ist es so,gehört dazu und muß bis zu einem gewissen Grad ausgehalten werden können,aber man muß auch die Grenze erkennen,wann man helfen muß und das hat meiner Meinung nacht nichts mit abschießen zu tun,sondern mit Menschlichkeit,es geht hier um quälen und kein mensch sollte sich in den Tod quälen.

Wäre Frau B. in ihrer starken Unruhe gestorben,ich habe ja schon fünf Stunden abgewartet,sie und die Tochter begleitet,ich hätte jedes mal ein schlechtes Gewissen,wenn ich der Tochter heute begegne,so haben wir beide das Gefühl,wir haben richtig gehandelt und dafür gesorgt,daß sie in Ruhe sterben kann,was auch immer das war,wir konnten es nicht lösen und wir hatten das Gefühl,es ist unmenschlich,das ganze weiter auszuhalten,es war nicht etwas Unruhe...

Ich möchte mich nicht in den Tod stöhnen,schreien und rufen und hin und her wälzen müssen,wenn es mal zwischendurch ist und sich wieder beruhigt,so phasenweise,ok-aber in eins durch,ich hoffe,da würde man mir helfen und nicht einfach nur dabeisitzen und zugucken,wie ich mich in den Tod quäle...Das hätte bei der Angehörigen schlimme Erinnerungen hinterlassen,bei mir ein schlechtes Gewissen und das Gefühl der Unfähigkeit und bei dern Angehörigen auch Angst vor dem eigenen sterben ausgelöst evtl.


LG,Monchi
Zuletzt geändert von Monchichi am Mo 20. Aug 2012, 12:01, insgesamt 1-mal geändert.


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IMC
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Beitrag von IMC »

Johannes,bitte beantworte mir doch dazu mal ne Frage :

Kann ich einem unruhigen Sterbenden,mit dem keine verbale Kommunikation mehr möglich ist,die professionelle Seelsorge (also Pfarrer usw.) einfach so "aufzwingen" ? Ich meine,wenn mir als PP die Zeit zur Sterbebegleitung bzw. zur nonverbalen Kommunikation schlicht fehlt,wie es ja leider fast immer ist (zumindest speziell in meinem Bereich) ?

Diese Frage beruht jetzt auf echtem Interesse,nicht,dass ich Dir per se widersprechen will,denn nicht alle Sterbenden sind ja religiös veranlagt und nicht immer ist die Biographie vollständig (Heim) oder überhaupt vorhanden (KH).


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FeBarth
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Beitrag von FeBarth »

Was denkst Du,daß ich meine alle Med. zusammen???

ne, ich beziehe mit ausschließlich auf das antihistaminikum, das du vorgeschlagen hast.

und ich würde auch gern auf einer antwort bestehen.



@johannes:

du sprichst doch von "den christen" und nicht von dir, verstehe ich das richtig?

wenn ja: dann wäre ich vorsichtig mit dem begriff "schuld", denn die kath. kirche hat ihn - danke, augustinus von hippo - perfekt instrumentalisiert (und wir müssen hier auch mit dem arbeiten und rechnen, was in den köpfen der sterbenden herumgeht - nicht selten ist es dieser angstbehaftete, pervertierte (erb-)sünde/schuld- unfug).

das, was du hier
Manchem ist es gerade in der Sterbephase noch vergönnt, Frieden mit z. B. den Angehörigen zu schließen, wenn Pflegekräfte diese rechtzeitig informieren, daß sie sich an sein Bett setzen können und DEN Händedruck, der Vergebung zum Ausdruck bringt noch machen können, DAS Wort, das von einer vielleicht jahrzehntelangen Last Erlösung bringt, noch sprechen können.
schreibst, ist gelebter humanismus. das, was du seelsorge nennst, ist: die menschen als menschen in den mittelpunkt stellen - humanistisch.

vielleicht meinen wir ja dasselbe?
Zuletzt geändert von FeBarth am Mo 20. Aug 2012, 13:49, insgesamt 1-mal geändert.



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johannes
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Beitrag von johannes »

@ IMC
Kann ich einem unruhigen Sterbenden,mit dem keine verbale Kommunikation mehr möglich ist,die professionelle Seelsorge (also Pfarrer usw.) einfach so "aufzwingen" ?
Nein!

Wenn ein Mensch alt geworden ist, stirbt er in der Regel nicht völlig überraschend. Auch PP wissen, daß in der Regel ein längerer Prozess vorher abläuft. Wer überraschend stirbt, gehört meiner Erfahrung nach auch selten - wenn überhaupt - zu den "unruhig" Sterbenden.

Was die Religionszugehörigkeit betrifft, halte ich es für unbedingt erforderlich, bereits bei Heimaufnahme (KH) die entsprechende Information im Stammblatt zu hinterlegen. Im Heim besteht eigentlich immer die Möglichkeit, entsprechende Informationen über die geübte religiöse Praxis in Erfahrung zu bringen (vom Pflegebedürftigen oder seinen Angehörigen) und die entsprechenden Angaben in der Doku zu hinterlegen. Im KH kann man, wenn der Patient nicht mehr in der Lage ist, sich zu artikulieren, diese Info von den Angehörigen - u. U. ebenfalls breits bei der Einlieferung in Erfahrung bringen. Z. B. die Frage: "Wird geistlicher Beistand im Falle desTodes gewünscht?"

Wird bei der Aufnahme also bereits die nötige Sorgfalt walten gelassen, steht man in der Sterbephase nicht völlig uninformiert da. Dann ist auch bekannt, wer keine religiöse Bindung hat. Die Beziehung zu Gott kann man nicht erzwingen und es widerspricht der christlichen Ethik, diese aufzudrängen. Erst recht in der Sterbephase.


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johannes
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Beitrag von johannes »

@ FeBarth
du sprichst doch von "den christen" und nicht von dir, verstehe ich das richtig?

wenn ja: dann wäre ich vorsichtig mit dem begriff "schuld", denn die kath. kirche hat ihn - danke, augustinus von hippo - perfekt instrumentalisiert (und wir müssen hier auch mit dem arbeiten und rechnen, was in den köpfen der sterbenden herumgeht - nicht selten ist es dieser angstbehaftete, pervertierte (erb-)sünde/schuld- unfug).
Mit dem Begriff Schuld muß ich gewiß nicht vorsichtig sein. Gerade dann, wenn Menschen in angstbehafteter, pervertierter Sündenvorstellung gelebt haben, kann das in der Sterbephase zu einem regelrechten Trauma werden.

Hier gilt es, dem Betreffenden die richtigen Dimensionen vor Augen zu führen und ihm dadurch die Angst, die imaginäre Schuld zu nehmen und ihn in das Erlösungsgeschehen durch Jesus einzubeziehen. Du hast Recht, daß die Kirche oft mit der Angst der Menschen spielt, statt ihnen den Weg in eine bessere Zukunft zu weisen.

Eine "normale" PP wird mit dieser Aufgabe allerdings wohl meist überfordert sein.
das, was du seelsorge nennst, ist: die menschen als menschen in den mittelpunkt stellen
Die Menschen als Menschen in den Mittelpunkt stellen - das ist Humanismus, da stimme ich Dir zu. Das hat aber überhaupt nichts mit Seelsorge zu tun. Seelsorge heißt, den Menschen wieder in die verlorene Liebesbeziehung zu seinem Schöpfer zu stellen. Er ist wertvoll, weil er geliebt wird! Das führt über das eigene reale und/oder vermeintliche Versagen hinaus und gibt halt. Damit geht Seelsorge über das, was Humanismus kennzeichnet, weit hinaus.


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FeBarth
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Beitrag von FeBarth »

ich wollte dir schon großflächig zustimmen... da kam der letzte absatz..


bedeutet dass, dass ein nicht an eine gottheit glaubender keine "vollwertige" seelsorge erfahren kann?



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Monchichi
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Beitrag von Monchichi »

Wie man sich fühlt nach Atosil kann ich Dir nicht sagen,habe es noch nie ausprobiert,Du denn?

Wir hatten eine Dame zur Kurzzeitpflege,die bekam Atosil gegen ihre Angstzustände,3x5 °,aufgrund ihrer COPD,es half ihr,sie war weder schläfrig noch sonstwas,war körperlich soweit fit.Nur wenn die Angst kam,dann verstärkte sich die Atemnot und sie war zu nichts mehr in der Lage.Atosil war ihr Rettungsanker,da klammerte sie sich auch regelrecht dran :) .

Und unsere Frau S.,bei der sich das sterben so hinzog,sie bekam es ja bei Bedarf 5°.Mal brauchte sie es 2-3x am Tag,dann wieder Tage gar nicht.Und wenn ich vergleiche,wie sie war ohne Atosil und wie mit-null Unterschied,es half ihr einfach,wenn die Angst und Unruhe kam.
Sie war so ein Mensch,sie wollte weder Hand halten,noch Gespräche,sie kuschelte sich ein,schloß die Augen,wollte nichts sehen und nichts hören.Kontaktversuche wehrte sie ab durch PP und auch durch die Tochter,die rund um die Uhr anwesend war.Die Hospizdame begleitete die Tochter,Frau S. wehrte auch sie ab.Sie sagte auch zwischendurch"Laß mich in Ruhe,ich will sterben".
Wenn dann die Unruhe und Angst kam,das war echt angsteinflößend,nach den 5°Atosil drehte sie sich nach kurzer Zeit wieder auf die Seite,nach 15-20 Min. war wieder ihr "Normal"-Zustand hergestellt,sie war ansprechbar,aber wollte dies ja gar nicht,mit jemanden sprechen.Zu der Tochter sagte sie"Fahr nach Hause,ich sterbe doch bald".Sie wartete regelrecht auf den Tod und nicht jeder mag dann betüddelt werden und mit Kirche hatte sie nix am Hut,wir durften nicht mal die Hand halten-sie wollte ganz für sich sein.
Wir waren alle froh,daß die paar Trpf. Atosil so gut halfen und das warin ihrem Sinne,das glaub mal.

Von daher,was hast Du so gegen dieses Medikament???

LG,Monchi
Zuletzt geändert von Monchichi am Mo 20. Aug 2012, 15:08, insgesamt 1-mal geändert.


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FeBarth
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Beitrag von FeBarth »

ich habe nichts gegen das medikament.


ich halte es nur für grob fehlplatziert in der sterbephase -> es gibt dutzende geeignetere.



ja, ich habe es ausprobiert. wäre aber hier auch nicht nötig, es ist nämlich ein histaminantagonist mit typischer wirkung. es wirkt nicht anxiolytisch.

und vor diesem hintergrund werde ich mich auch nicht auf einzelfallbesprechungen einlassen. nur soviel: 5 tropfen atosil (also nicht promethazin 'forte', das ist nämlich 5fach konzentriert) dürfte außer einem placeboeffekt keine wirkung haben - wobei ich den placeboeffekt nicht schlechtmachen möchte; aber hier geht es ja um was anderes.


was ich ansonsten gegen melperon und atosil bei nicht psychiatrisch erkrankten sterbenden habe?

nunja, ich find's ziemlich pervers, sterbende menschen in roboter zu verwandeln. insbesondere melperon ist dazu geeignet. absolut brutal wird's bei haloperidol (leider schon erlebt; leiderleiderleider wurde das nicht an mich selber delegiert.)



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johannes
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Beitrag von johannes »

@ FeBarth

daß Du mir nicht umfassend zustimmen kannst,
bedeutet dass, dass ein nicht an eine gottheit glaubender keine "vollwertige" seelsorge erfahren kann?
Richtig, ein nicht an einen lebendigen Gott Glaubender kann wohl Psychotherapie erfahren, aber keine Seelsorge. Ich gehe sogar noch etwas weiter. Auch ein an irgend eine Gottheit Glaubender kann keine vollwertige Seelsorge erfahren.

Die Psychotherapie lenkt, wie Du schon richtig schreibst, den Menschen auf sich selbst.

Die an "irgendeine" Gottheit Glaubenden haben in der Regel eher ein Angstverhältnis zu dieser, das mit unterschiedlichsten Riten das Wohlwollen dieser Gottheit beschwört. Dazu kannst Du durchaus auch verschiedene christliche Denominationen zählen.

Seelsorge hingegen lenkt den Menschen auf seine Schöpfer hin. In echter Seelsorge wird ein Liebesverhältnis gebaut, das Vertrauen, Geborgenheit, Frieden und Wahrheit (und noch einiges mehr) zum Inhalt hat. Da geht es nicht um irgendeine Kirche, sondern um eine ganz tiefe, innige Beziehung, wie sie in einem liebenden Ehepaar am deutlichsten sichtbar wird. (Ich durfte schon einige kennen lernen, die mehr als nur der Ehering für ein langes, gemeinsames Leben zusammen geschweißt hatte)

Ich denke, auch Dir sind die Unterschiede durchaus bewußt.


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FeBarth
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Beitrag von FeBarth »

die religionen haben nicht die hoheitliche nutzung des begriffs "seelsorge" gepachtet.

wer erkennt, dass zwar die schöpfer des neugeborenen seine eltern sind, aber dass das neugeborene und alle erbgutträger vor ihm teil des "systems erde" (und damit auch des systems universum & des systems 'leben') sind und auch wieder in den großen kreislauf eingehen werden oder sind, dem ist wahre erleichterung der seele möglich.

"der mensch selbst" ist ein fraktales kleinstes der welt - und ihr damit ähnlich; er ist ein integraler bestandteil.

zu erkennen, dass das leben nur einen sinn hat - nämlich zu leben ohne das system unnötig zu (zer)stören, das lässt einen in frieden gehen.
zu jemandem, der schlimmes getan hat, sagen zu können, dass das nunmehr nicht mehr relevant ist, das lässt einen in frieden gehen.
anzuerkennen, dass menschen in religionen oder sekten an götter glauben und aufrichtig den letzten weg mit ihnen _zusammen_ gehen, dass lässt einen in frieden gehen.

ich z.b. kann leider keine liebe zu etwas aufbauen, das es nicht gibt: einer gottheit.

mir reicht es, meinen planeten zu lieben, denn ich bin nunmal ein teil von ihm - untrennbar (zumindest so lange er existiert).
und dabei zu wissen, dass es erlösender weise kein "leben nach dem leben" gibt (jaja, ein glaube, ich weiß schon ^^) - und das wir alle vollständig irrelevant sind - das wird mich in tiefem frieden gehen lassen, wenn es so weit ist.



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Monchichi
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Beitrag von Monchichi »

Fe Barth:Ich habe hier ein palliativ Buch von einem Palliativmediziner,er schlägt das vor,wo Du so gegen bist-in der Sterbephase-.Haldol,Melperon und dann noch als weitere Med. Lorazepam,Midazolam,Levomepromazin und Flunitrazepam.

Die 5° Atosil haben unserer Frau S. geholfen,o.k.wer weiß,vielleicht war es ein Placeboeffekt,vielleicht reicht es aber doch bei Menschen,die nichts mehr zu sich nehmen,sehr alt und schwach sind...

LG,Monchi


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FeBarth
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Beitrag von FeBarth »

jop, mit den benzos hat er auch vollständig recht. wäre aber gut, wenn du mal grad die komplette quelle angeben könntest und den vollständigen kontext.



wenn du an einer erklärung (zu den benzodiazepinen) interessiert bist, sag bescheid.


p.s.:

eigentlich würde ich dir jetzt gerne vorschlagen, mal eine halbe anfangsdosis haloperidol zu nehmen. dann würdest du wissen, was ich mit roboterhaft meine. aber aus rechtlichen und versicherungstechnischen gründen schlage ich das natürlich nicht vor.
alternativ: informier dich mal über stark antidopaminerge und antimuscarinische neuroleptika. vielleicht wird sich dein blickwinkel auf haloperidol in der sterbephase dann verändern.



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johannes
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Beitrag von johannes »

@ FeBarth
die religionen haben nicht die hoheitliche nutzung des begriffs "seelsorge" gepachtet.
Ja, da stimme ich Dir zu. ICH spreche auch nicht von Seelsorge im Zusammenhang mit Religionen - zu denen auch das gehört, von Du hier sehr ausführlich gesprochen hast.

Mich würde durchaus interessieren, wie ein Mensch in der Sterbephase reagiert, wenn Du ihm sagst
"der mensch selbst" ist ein fraktales kleinstes der welt - und ihr damit ähnlich; er ist ein integraler bestandteil.
oder "Die Sinnlosigkeit ist der Sinn Deines Lebens!"

Wie ein Mensch reagiert, der erfährt oder auch weiß, daß ein liebender Vater auf ihn wartet, das weiß ich, habe ich oft genug erlebt.

Du weißt ja, in der auch so aufgeklärten Zeit können die Menschen nur noch recht wenig mit einem Vaterhaus, mit Geborgenheit und Liebe anfangen. Das ist leider sehr vielen schon fremd geworden.

Für mich ist der Mensch mehr als nur ein Krümel in einer lebensfeindliche Unendlichkeit. Und das ist gut so!


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Monchichi
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Beitrag von Monchichi »

Hi Fe Barth:

Auch Atosil steht in einem meiner palliativ Bücher vorgeschlagen(und ich habe nur die neuesten)- bei akuter Agitation und Unruhe,bei Übelkeit und Erbrechen und Juckreiz,wenn gleichzeitig Sedierung erwünscht ist.Das steht in dem Leitfaden "Palliative Care" aus dem Urban Fischer Verlag.

Und was ich oben geschrieben habe,ist aus dem Buch"So lindern Sie die 10 häufigsten Symptome in der Palliativpflege" aus dem PPM Verlag.

Dort steht bei Angst/Unruhe,einmal die pflegerischen Maßnahmen,die wir alle kennen,Zuwedung/Präsenz,Ruhiges Verhalten,Validation,Ruhige Musik,Vertraute Gegenstände in die Hand geben(ein Foto oder Stofftier,Handschmeichler),beruhigendes ätherisches Öl,Einreibungen und Massagen,Tierbesuch, usw..

Dann als Vorschlag für die Medikamentösen Maßnahmen:

Also erst mal steht dort,nicht sofort Med. und gegensteuern,erst dann wenn es zum Streßfaktor wird für die Betroffenen.
Also dort steht in kürzester Form dies:

Lorazepam,stark angstlösender Effekt,rascher Wirkungseintritt,sedierend.

Midazolam,stark sedierende Wirkung,kurze Halbwertzeit

Melperon,gute Wirksamkeit bei starker psychomotorischer Unruhe

Haldol,gute Wirksamkeit bei Halluzinationen

Levomepromazin,gute Wirksamkeit bei Halluzination

Flunitrazepam,stark sedierend

Die Dosierungsbeispiele sind auch angegeben.

Ich habe bisher ehrlich gesagt nur diese beiden unruhigen sterbenden erlebt und bin froh,daß wir es in den Griff bekamen,für den betroffenen selber und für die Angehörigen-ich finde es sehr wichtig,daß man gegen steuert,wenn es extrem und kaum zum aushalten ist,da die Angehörigen sonst traumatisiert werden und die Erinnerung einfach keine Gute ist.Es ist wichtig,wenn man sagen kann,er/sie ist ruhig und friedlich gestorben,mußte sich nicht quälen,es wurde alles getan,um das zu ermöglichen.

Und wegen Haldol ausprobieren,ich trau mich sowas nicht.Früher mit 20-25 Jahren,da hätte ich das gemacht,da habe ich etliches ausprobiert,hatte einen Freund,der so drauf war.Und habe mit meinen ausprobieren keine guten Erfahrungen gemacht.Das ich sehr merkwürdig reagiere,bekam Angst,Kontrollverlust und so.Nee,ne,ich will kein Haldol :)
Hoffe aber,daß man mich in der Sterbephase,wenn ich stark unruhig bin über längere Zeit,daß ich sediert werde und habe das auch in meiner Patientenverfügung,ist mir ganz wichtig.Das alle belastenden Symptome gelindert werden und wenn es denn sein soll,auch die chemische Keule.Hauptsache nicht leiden.

Vor Wochen hatte ich eine Magenspiegelung,bekam Midazolam,da hatte ich auch son Robotergefühl,äußerlich war ich ruhig,lag da,wollte nicht mehr aufstehen und innerlich war ich so mies drauf dabei,ich fand das widerlich.Konnte hinterher nicht mal sagen,was der Arzt gesagt hat,ob er alleine oder noch mehr anwesend waren,den Schlauch habe ich als sehr unangenehm und störend empfunden,war die ganze Zeit am würgen,aber ich konnte es aushalten,son bißchen "Scheiß Egal"Stimmung und dennoch nicht angenehm die Stimmung*schade eigentlich*-Grins-.

LG,Monchi
Zuletzt geändert von Monchichi am Mo 20. Aug 2012, 20:47, insgesamt 1-mal geändert.


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Beitrag von Monchichi »

Und in dem Heft pflegen :p alliativ aus dem Friedrich Verlag,dort geht es in dem gesamten Heft um Unruhe und Verwirrtheit auf den beigelegten Karten steht,das man bei leichter Unruhe Lorazepam,Midazolam oder Clomethiazol gibt und bei ausgeprägter psychomotorischer Unruhe Prothipendol,Pipamperon,Melperon oder Levomepromazin.

Habe mal nachgesehen was der palliativ Doc unseres Kreises vom palliativ Netz gibt an Medis.Er schreibt:

Die wichtigsten Medikamente in der Finalphase:
Morphin bei Schmerzen,Luftnot,Midazolam zur Sedierung,Haldol bei Übelkeit und zur Sedierung,Glycopyrrolat oder Butylscopolamin beim präfinalen Todesrasseln.

Auch wieder Haldol und das als eines der wichtigsten Medis :) .

LG,MOnchi


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FeBarth
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Beitrag von FeBarth »

der verfluchte beitrag ist weg. ich heule gleich :(

ich schreibs morgen neu... das ist zuviel bei den temperaturen.


kleine anmerkung vorweg:

ich hab nochmal nachgelesen, was mich an deinen beiträgen so störte: ich habs leider nicht mehr gefunden; es wird daran liegen, dass es nicht da war.

bis auf deinen vorschlag mit dem promethazin. und darauf gehe ich morgen in ruhe nochmal ein.

nur soviel: lieber psychomotorisch etwas unruhiger, dafür nicht in einen roboter verwandelt sein, wenn man seine letzten stunden im leben verbringt.

daher auch pro benzodiazepine (in angemessener dosierung) und eher contra antidopaminerge und auch antimuscarinische neuroleptika.

rest morgen. gute nacht :)



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Monchichi
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Beitrag von Monchichi »

Uh Beitrag weg ist ärgerlich.Ja mach das morgen,schreib mir noch was zu Promethazin.Schlaf gut :) .

Ich frag mal nach bei meinem pall. Care Trainer,womit die in seinem Hospiz die besten Erfahrungen haben bei starker Unruhe.

Die Erklärung zu den Benzos-ja interessiert mich.

LG Monchi
Zuletzt geändert von Monchichi am Mo 20. Aug 2012, 21:31, insgesamt 1-mal geändert.


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A.v.Stösser
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Beitrag von A.v.Stösser »

Oh je, mir wird schlecht, wenn ich diese Medikamentenempfehlungen lese.
Warum nicht gleich ein Narkotium, in einer Dosierung, die den Sterbenden nicht mehr wach werden lässt?
Ich dachte in der Palliativmedizin würde man auch Alternativen kennen.

Kürzlich berichtete eine Altenpflegerin von einer sehr unruhigen Bewohnerin, die sich auch nicht mit Worten und Berührung beruhigen ließ, jedoch auf eine bestimmte Kirchenmusik sehr gut reagierte. Die Wohnbereichsleiterin lehnte diese Musik-CD jedoch ab, mit der Begründung davon würde man ja depressiv.

Alte Menschen - auch Demente - sprechen "Angesichts" des Todes auf vertraute Gebete oder Kirchenlieder, oft erstaunlich gut an. Das konnte ich selbst oft beobachten, z.B. bei der Krankensalbung.

Im Übrigen kennt auch die Homöopathie wirksame Mittel, zur Begleitung von Sterbenden.
Nicht selten hängt ein gequältes Sterben, auch damit zusammen, dass dem körperlichen Sterbeprozess durch künstliche Flüssigkeits- und Nahrungszufuhr entgegen gewirkt wird. Spätestens dann, wenn sich sichtbar Wasser im Körper einlagert, sollte das abgestellt werden. Man stelle sich vor, innerlich zu ersticken, weil die Lunge voll läuft (Lungenödem), wer würde da nicht in Panik geraten. Wie auch durch Studien belegt werden kann, sterben diejenigen am leichtesten, denen in der letzten Sterbephase nur noch die Lippen befeuchtet werden.



FeBarth
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Beitrag von FeBarth »

die homöopathie kennt leider gar keine wirksamen mittel. ich denke, auch das haben diverseste studien belegt.

den placeboeffekt natürlich ausgenommen -> und wenn es der sein sollte & er auch eintritt und es keine besseren alternativen gibt: dann gerne homöopathie.





€:

danke übrigens für diese
Oh je, mir wird schlecht, wenn ich diese Medikamentenempfehlungen lese.
Warum nicht gleich ein Narkotium, in einer Dosierung, die den Sterbenden nicht mehr wach werden lässt?
Ich dachte in der Palliativmedizin würde man auch Alternativen kennen. (...)
krasse erinnerung daran, dass wir schon wieder die ganze zeit die sachebene verlassen hatten, auf die sie, a.v.stösser, uns nun zurückholen!
Zuletzt geändert von FeBarth am Mo 20. Aug 2012, 22:36, insgesamt 1-mal geändert.



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Beitrag von Monchichi »

Nenn mir Alternativen bei der Unruhe die ich meine,nicht bei leichter( wo singen und Hand halten und alles was ich schon nannte hilft).

Wenn mir einer in so einer belastenden und quälenden Situation in meinen letzten Tagen/Stunden einer mit Kügelchen kommt,dem pfeffer ich die um die Ohren.Bei Krebsschmerzen vielleicht auch 5 Kugeln,ne wie heißen die noch,ah ja Globuli- und einmal pusten und dann wird alles gut?

Alternative Methoden mache ich pflegerisch zusätzlich,Wickel und Auflagen,balsale Stimulation,Aromapflege,wenn der Zustand es zuläßt,bei dermaßen belastenden Symptomen,da ist die Chemie ein Segen und wenn der Schmerz,die Unruhe nachläßt dann kann ich auch wieder kommen mit den alternativen Sachen-zur Unterstützung.
Zuletzt geändert von Monchichi am Mo 20. Aug 2012, 22:59, insgesamt 1-mal geändert.


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