Sterbehilfe - oder: Welches Leben ist lebenswert

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johannes
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Sterbehilfe - oder: Welches Leben ist lebenswert

Beitrag von johannes »

Sterbehilfe
oder
Welches Leben ist lebenswert?

Es ist unmöglich, angemessen über Sterben und Tod zu reden, wenn ich mir nicht vorher Gedanken über das Leben gemacht habe. Hierbei spielt die Weltanschauung des Einzelnen eine entscheidende Rolle. Gestatten Sie mir daher eine kleine Reise in die dieses Thema prägenden Weltanschauungen.

In unserer „westlichen Welt“ treffen wir auf drei große Weltanschauungen, die das Leben, und damit auch das Sterben und alles was sich darum abspielt, wesentlich beeinflussen. Die ursprünglich christliche (bis zum Ausgang des 18. Jhdts.), die evolutionistisch-nihilistische (seit der französischen Revolution im Ausgang des 18. Jhdts.), und seit einigen Jahrzehnten mit zunehmender Tendenz die asiatische.

Während die christliche mit fast allen anderen Weltanschauungen – auch den sogenannten „Naturreligionen“ – die Herkunft und Beeinflussung des Menschen von einer Gottheit lehren, geht die evolutionistisch-nihilistische von der Zufälligkeit des Lebens aus. Aus der asiatischen Weltanschauung, die von einem ständigen Kreislauf des Lebens ausgeht, werden in unserer westlichen Welt in der Regel nur die uns sympathischen Elemente übernommen – Entspannungsübungen, Kampftechniken, medizinisches Wissen, usw. -, ohne sich um Herkunft, Bedeutung und Auswirkung Gedanken zu machen.

Nach der für unsere Breiten (noch?) bedeutsamen christlichen Weltanschauung hat der Mensch nicht das Recht, Hand an sein Leben oder das seiner Mitmenschen zu legen, das steht allein Gott zu. Nachzulesen in dem Glaubensbuch der Christen – der Bibel, ohne jetzt näher darauf einzugehen.

Nach der evolutionistisch-nihilistischen Weltanschauung bedarf es konsequenterweise keiner Rechtfertigung, da der Anhänger dieser Anschauung nur das Produkt des Zufalls ist. Er ist nicht gewollt, niemand verantwortlich, von niemand abhängig. Ethik und Moral sind antiquierte Relikte der christlichen Weltanschauung und dem Zufall fremd.

Die asiatische Weltanschauung betrachtet das Lebewesen schlechthin als wertvoll, da es im ständigen Kreislauf immer wiederkehrt. Die menschliche Existenzform wird als die bessere angesehen, da der Mensch in der Lage ist , bewusst zu handeln und Veränderungen herbei zu führen. Auch hier ist das „Hand an sein Leben legen“ oder das seiner Mitmenschen undenkbar.

Wer sich mit den verschiedenen Weltanschauungen befasst, wird schnell herausfinden, dass es dort keine autonome Entscheidung über lebenswert oder nicht lebenswert gibt. Nirgendwo wird das „Hand-an-sich-selber-legen“ toleriert, mit Ausnahme kleiner Bereiche, z.B. der Ehrenrettung (Japan, China, u. a.). Auch der asiatischen Weltanschauung ist die aktive Einflussnahme auf den Tod fremd.

Das Thema „Sterbehilfe“ ist eine neue Qualität der Lebensäußerung des „modernen“, westlichen Menschen, die erst wenige Jahrzehnte publik gemacht wird. Sie kommt aus der gleichen Quelle, aus der die sogenannte „Geburtenkontrolle“ gespeist wird – der absoluten Egozentrik, in der sich der Einzelne zum letzten Maßstab macht.

Wie werden wir diskutieren – oder vielleicht bereits handeln, wenn in den 50 – er Jahren dieses Jahrhunderts 2/3 der deutschen Bevölkerung über 65 Jahre und deshalb nur unnützer Ballast sind? Wenn diese Menschen dem eigenen Wohlstandsstreben und der egozentrischen Selbstverwirklichung nur im Wege stehen?

Wir in der westlichen Welt behaupten, wir seien „aufgeklärt“ und modern. Dabei meinen wir doch nur, dass wir individuell entscheiden dürfen, was richtig und falsch, gut oder böse ist. Nicht erkannt wird hierbei, dass wir uns analog der These der „Herrenmenschen“ zu DEN Herren und Herrinnen aufspielen die meinen, über jeglicher Ordnung zu stehen. Wer sich erinnert: Das hatten wir schon – in vereinfachter Form – heute mit fataleren Folgen als damals.

Ist es nicht richtig, dass vor sechzig Jahren Juden, Roma und Sinti, psychiatrisch Erkrankte, Körperbehinderte – mit Ausnahme der Kriegsbeschädigten – und andere Minderheiten – wohlgemerkt: Dritte - von den damaligen „Herrenmenschen“ als „lebensunwert“ bezeichnet und behandelt wurden? Von einem Dr. Mengele wenden wir uns mit Abscheu ab, der medizinische Versuche an denen vornahm, die sich nicht wehren konnten. Und heute? Wir entscheiden nach dem Lustprinzip nach dem Motto: „Mein Bauch gehört mir!“, ob ein Kind – das Eigene – lebenswert ist oder nicht. Wir entscheiden nach Ultraschall und Fruchtwasseruntersuchung, ob ein Mensch lebenswert ist oder nicht. Krankenkassen wollen entscheiden, bis zu welchem Lebensalter und unter welchen Bedingungen bestimmte medizinische Versorgungen genehmigt werden können oder nicht. Wir fordern eine Freigabe der aktiven Sterbehilfe bei - unserer Meinung nach - „lebensunwertem“ Leben. Schwerstkranken und Sterbenden. Gleichzeitig wird zur Befriedigung unserer Geltungssucht so mancher mit Maschinen über Jahre „in Funktion“ – wir sagen „am Leben“ - gehalten und als Wunder der Technik hingestellt.

Was rechtfertigt unseren Aufschrei über damals bei unserem eigenen Denken und Handeln heute? Ist es nicht die gleiche Anmaßung, die damals eine kleine Gruppe für sich in Anspruch nahm? Heute ist dieser Kreis wesentlich größer. Damals ging es um die Ausübung von Macht. Und heute? Heute kommt zu diesem „Macht ausüben“ noch als wesentlicher Faktor Geld, Besitz und Geltungsstreben hinzu. Der „Lebensunwerte“ könnte mir ja etwas wegnehmen oder mich daran hindern, noch mehr zu bekommen.

Sind wir uns eigentlich bewusst, auf welchem Niveau wir uns bereits heute bewegen? Ist uns eigentlich klar, dass viele bereits die Grenzen der „Herrenmenschen“ von vor sechzig Jahren weit überschritten haben, die wir selbstherrlich verdammen?

Johannes
Zuletzt geändert von johannes am Sa 8. Jul 2006, 19:26, insgesamt 1-mal geändert.



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johannes
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AW: Sterbehilfe - oder: Welches Leben ist lebenswert

Beitrag von johannes »

Hallo Baru.

wenn du eine Aussage aus dem Zusammenhang reißt, mag dein Kommentar vielleicht stimmen. Du solltest den Gesamtzusammenhang berücksichtigen und dann deine Stellung beziehen.

Nur, wer sich den Realitäten stellt, wird zukunftsweisende Entscheidungen treffen können. Das ist meine Meinung

Johannes



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johannes
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AW: Sterbehilfe - oder: Welches Leben ist lebenswert

Beitrag von johannes »

Hallo Baru,

Du verweist auf Kant, der ethische Regeln gelten läßt. In diesem einen Satz hast Du allerdings zwei Ungereimtheiten festgehalten.

1. durch Zufall wird nichts erschaffen, sondern entsteht etwas bestenfalls. Erschaffen steht immer im Zusammenhang mit einer Person, die aus einer willentlichen Entscheidung handelt. Diese wollende Person wird aber in der Evolutionstheorie ausdrücklich verneint!

2. Könnte es sein, daß selbst Kant sich bewußt war, daß es nicht ohne die ethischen Regeln geht, die ihm von Kind an vermittelt wurden - in diesem Falle christlicher Herkunft? Ethische Regeln können nicht, sie müssen auch in einer evolutionistisch orientierten Welt weiterbestehen, weil sonst diese Weltanschauung nicht einmal die Kinderschuhe überstanden hätte.

Du fragst, was Sterbehilfe und "Geburtenkontrolle" mit Egozentrik zutun hat.

Wenn du die Hintergründe für beide Entwicklungen durchforschst, wirst du dies schnell herausfinden. Frage doch einfach mal nach den Begründungen für beide Entwicklungen.

Zunächst ist es in beiden Fällen ein willkürlicher und unnatürlicher Eingriff in universal vorhandene Abläufe. Dann ist es in beiden Fällen die Motivation der persönlichen Vorteilnahme derjenigen, die hier aktiv werden wollen. Sicher werden zunächst verschiedene Gründe vorgeschoben, die unverfänglich erscheinen. Deine Einlassung
die Bemühungen die Bevölkerungszahlen in Ländern nicht explodieren zu lassen
ist solch ein vorgeschobener Grund. Es sind die sogenannten zivilisierten Gesellschaftsschichten, die die sogenannten Entwicklungsländer mit ihren Errungenschaften beglücken wollen. Nicht jene, bei denen eine Überbevölkerung herrscht.

Bezüglich der Sterbehilfe verweise ich auf Jaques Atteli, nachzulesen in meinem anderen Beitrag. Es geht um die Vorteilsnahme der mittleren Generation, die sich durch die ältere Generation gestört fühlt. Bei manchen Dingen des Lebens lohnt es sich also, einmal hinter die Kulissen zu schauen.

Ich erinnere an Adam und Eva, als sie nach der Begründung ihres Handelns gefragt wurden. Zunächst brachten sie, wie wir heute immer noch, eine Ausrede. Erst beim Nachhaken gaben sie den wirklichen Grund ihres Handelns an. Wo Menschen schuldig werden, versuchen sie immer zuerst, sich heraus zu reden. Klappt das nicht, versuchen sie es mit Schuldverschiebung. Du kannst es nachlesen, du kannst es beobachten, ganz nach Belieben.

Daß das Auswirkungen auf die Situation der Menschen in der Phase des Sterbens hat, liegt eigentlich auf der Hand. Das Gewissen ist der letzte Mahner eines jeden Menschen. Egal, was er unternimmt - spätestens am Ende eines Lebens muß sich jeder dieser Stimme stellen. Da gibt es kein Ausweichen mehr.

Darum ist es wichtig, sich als Begleiter mit solchen elementaren Dingen zu beschäftigen wie Schuld und Sühne. Die Weltanschauung hat hier also einen gravierenden Einfluß auf die Sterbephase. Darum sollte darüber gesprochen werden.

Heinrich Heine, der große Spötter, schrieb beispielsweise an seinem Lebensende folgende bedenkenswerte Zeilen:

"Zerschlagen ist die alte Leier am Felsen, welcher Christus heißt!
Die Leier, die zur bösen Feier bewegt ward von dem bösen Geist.
Die Leier, die zum Aufruhr klang, die Zweifel, Spott und Abfall sang.
O Herr, o Herr, ich knie nieder, vergib, vergib mir meine Lieder!"

Gruß

Johannes



Dirk Höffken
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Tatsächlich?

Beitrag von Dirk Höffken »

Hallo Johannes.
... „Nach der für unsere Breiten (noch?) bedeutsamen christlichen Weltanschauung hat der Mensch nicht das Recht, Hand an sein Leben oder das seiner Mitmenschen zu legen, das steht allein Gott zu. Nachzulesen in dem Glaubensbuch der Christen – der Bibel, ohne jetzt näher darauf einzugehen.“ ...
Werfen wir doch gemeinsam mal einen Blick in die Bibel – das Glaubensbuch der Christen:

Beispiele:

4. Mose 31,14-15
Und Mose wurde zornig über die Hauptleute des Heeres, die Hauptleute über tausend und über hundert, die aus dem Feldzug kamen, und sprach zu ihnen: Warum habt ihr alle Frauen leben lassen?

4. Mose 31,17-18
So tötet nun alles, was männlich ist unter den Kindern, und alle Frauen, die nicht mehr Jungfrauen sind; aber alle Mädchen, die unberührt sind, die lasst für euch leben.

Psalm 137,9
Wohl dem, der deine jungen Kinder nimmt und sie am Felsen zerschmettert!

(Ein hübscher Psalm für eine Taufe ;-) )

Matthäus 10,34
Jesus: „Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.“

Die Liste lässt sich ohne Probleme fortsetzen. Ganz abgesehen von den vielen Fehlern. Schon merkwürdig bei einem unfehlbaren Gott!

Die Botschaften der Heiligen Schrift sind: Grausamkeiten, Unmenschlichkeiten, Völkermord, Menschenraub, das Hinschlachten von Kindern, Frauen und Greisen, Vergewaltigung, barbarische Methoden des Mordens, die blutige Ausrottung Andersdenkender, u.s.w..

Und genau das hat sie der Menschheit gebracht!


Gruß Dirk



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johannes
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AW: Sterbehilfe - oder: Welches Leben ist lebenswert

Beitrag von johannes »

Tja Dirk,

das kommt dabei heraus, wenn man selektiv zitiert und dabei ein ganz bestimmtes Ziel verfolgt.

Doch wenn der Tod an deine Tür klopft, hören die großen Sprüche auf. Da winseln selbst die Großen der Gottesleugner um ihr bischen Leben. Dann kommt auf einmal die Frage auf: "Und wenn ich mich geirrt habe und es ist doch so, wie die Christen sagen?"

Jaroslawski, Präsident der internationalen Gottlosenbewegung (ganz recht, sowas gibt es): "Bitte, verbrennt alle meine Bücher. Seht den Heiligen! Er wartet schon lange auf mich, er ist hier."

oder Buddha: "Ich habe es nicht geschafft."
oder Churchill: "Welch ein Narr bin ich gewesen!"

Auch diese Stimmen ließen sich unbegrenzt fortsetzen. Doch sie drücken alle gemeinsam das große Bangen aus darüber, daß es doch anders sein könnte, als sie immer behauptet haben.

Anstatt wie die Zeugen Jehovas die Bibel in der Art zu zitieren: "Kain erschlug seinen Bruder Abel. Gehe hin und tue desgleichen!" ist es vielleicht doch hilfreicher genauer hinzusehen und das Angebot der Hoffnung, das auch noch auf dem Sterbebett trägt zu überdenken.

Davon bin ich überzeugt!

Johannes



Dirk Höffken
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Selektiv zitiert?

Beitrag von Dirk Höffken »

Hallo Johannes.
@johannes
„Tja Dirk,

das kommt dabei heraus, wenn man selektiv zitiert und dabei ein ganz bestimmtes Ziel verfolgt.“ ...
Ich verfolge kein Ziel! Ich sehe nur die Realität! Die Grausamkeiten ziehen sich durch die ganze Bibel. Gott betrachtet u.a. Frauen als minderwertige Geschöpfe und die Tötung ungeborenen Lebens ist in Ordnung.

Wir wollen festhalten: Für die Christen ist Gott unfehlbar und allmächtig. Ein vollkommener Gott hätte wissen müssen, das sein unvollkommenes Geschöpf Mensch mit einem begrenzten Verstand die Bibel (seine Worte) nur so verstehen kann. Warum drückt er sich nicht klarer aus? Warum verstrickt er sich in so viele Widersprüche, die sein unvollkommenes Geschöpf Mensch nur verwirren?

Im fünften Gebot ist zu lesen: „Du sollst nicht töten“. Gott tötet aber in der ganzen Bibel lustig und ohne Gewissen vor sich hin und befiehlt zu töten. Merkwürdiges Vorbild!

Na also, was hat das noch mit selektivem Zitieren zu tun?
@johannes
... „Auch diese Stimmen ließen sich unbegrenzt fortsetzen. Doch sie drücken alle gemeinsam das große Bangen aus darüber, daß es doch anders sein könnte, als sie immer behauptet haben.“ ...
Bangen? Ach ja, genau! Das ist das Argument mit denen die großherzigen und mitfühlenden Christen so gerne arbeiten. Sie haben keine anderen Argumente als an das Urgefühl der Angst zu appellieren um zu unterdrücken!

Du distanzierst dich, wenn ich mich recht erinnere, von den Kirchen. Arbeitest aber mit den selben abstoßenden Methoden! Christen sind nun mal alle gleich. Daran geht kein Weg vorbei!


Gruß Dirk



Dirk Höffken
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Geschichte

Beitrag von Dirk Höffken »

Hallo.
@Baru
... „Nein es ist nicht die gleiche Anmaßung, die Nationalsozialisten haben gegen andere Menschen entschieden, gegen Menschen die sie nichtmal als Menschen anerkannt haben.“ ...
Es waren nicht (nur) die Nationalsozialisten! In der damaligen Bevölkerung existierte eine der neuen Zeit entgegengesetzte Grundstimmung. Die Juden standen für das Böse und Schlechte.

Ein Zitat aus der Bibel kann ich mir an der Stelle nicht verkneifen :-) :

Röm 2,9
„Trübsal und Angst über alle Seelen der Menschen, die Böses tun, zuerst der Juden und ebenso der Griechen.“


Gruß Dirk



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johannes
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AW: Sterbehilfe - oder: Welches Leben ist lebenswert

Beitrag von johannes »

Nun, Baru,

Die Geschichte hat gezeigt daß, wenn Politiker anfangen, über etwas laut nachzudenken, dann wird das auch kommen, mal langsamer, mal schneller. So auch hier im Falle der Sterbehilfe. Gewiß, bisher wurde sie offiziell nur nach strengen Kriterien angewandt. Wer aber gibt dir die Garantie, daß das so bleibt? Da du offensichtlich nicht in meinem anderen Beitrag nachgelesen hast, hier noch einmal die entscheidende Passage:
Wie schnell könnte bei einer generellen Freigabe aus „Du darfst töten“ – vielleicht unter dem Gesichtspunkt einer zukünftigen „Gesundheitsreform“ – „Du musst töten“ werden? Ein Horrorszenario: Aus Kostengründen wird der Patient eliminiert – ohne gefragt zu werden. Science Fiction? Keineswegs! 1982 äußerte sich der Berater des damaligen französischen Präsidenten Mitterand, Jacques Atteli, in einem Interview dahingehend:

„Wenn der Mensch das 60. oder 65. Lebensjahr überschritten hat, lebt er länger, und kostet die Gemeinschaft sehr viel. Zwei Drittel der Gesundheitskosten sind auf seine letzten beiden Lebensmonate konzentriert. Vom gesellschaftlichen Standpunkt aus ist es daher besser, wenn die menschliche Maschine plötzlich zum Stillstand kommt, als dass sie sich fortwährend abnützt.. Die Euthanasie wird auf jeden Fall eines der wesentlichen Instrumente eines künftigen Gesellschaftssystems sein.“
Nicht nur ich, auch andere machen sich Gedanken darüber! Du erkennst an dieser Aussage, daß meine Meinung, es drehe sich um egoistische Interessen der Besitzenden, auch von anderer Seite bestätigt werden. Von jenen, die das Sagen haben!

Des weiteren begehst du einen schwerwiegenden Denkfehler, wenn du den Schwenk auf Vernichtungspolitik machst. Davon habe ich zu keinem Zeitpunkt gesprochen!

Gruß

Johannes



Dirk Höffken
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Barmherzigkeit: Gott – Jesus - Bibel

Beitrag von Dirk Höffken »

Hallo.
@Baru
„Also zunächst mal zum akuten Bangen der Gottlosen beim Tod:
Wenn Gott so barmherzig ist, daß er es verdient hat angebetet zu werden, so wird er auch jeden Gottlosen und jeden Angehöriger aller Religionen aufnehmen, wenn dieser Mensch auch nur Ansatzweise versucht hat mitfühlend und helfend zu leben. Ob man an ihm im Leben selber glaubt oder nicht, dürfte einem barmherzigen Wesen recht egal sein.“ ...
Dazu muss ich noch was schreiben! Die Leser bitte ich mir den sarkastischen Unterton zu verzeihen. Ich kann mich mit diesem Thema nur schwer anders auseinandersetzen.

1. „Wer eine Arbeit tut am Sabbattag, soll des Todes sterben.“ (2. Mose 31,15)

Na, da hat u.a. das Pflegepersonal ein erhebliches Problem :-) .

2. „Und wenn jemand mit etwas Unreinem in Berührung gekommen ist, (…) der wird ausgerottet werden aus seinem Volk.“ (3. Mose 7,21)

Frauen sind der Bibel nach, insbesondere während der Menstruation, unrein. Das Verhältnis zur Frau ist bei den Christen eh ziemlich krank (Na ja, zumindest in der Bibel. Im praktischen Leben sehen das die Christen nicht so eng und lassen Gott Gott und die Bibel Bibel sein ;-) ).:

3. „Eine Frau lerne in der Stille mit aller Unterordnung. Einer Frau gestatte ich nicht, dass sie lehre, auch nicht, dass sie über den Mann Herr sei, sondern sie sei still.“ (1. Tim 2,11-12):

„Unter Mühen sollst du Kinder gebären. Und dein Verlangen soll nach deinem Manne sein, aber er soll dein Herr sein.“ (1. Mose 3,16)

„Es ist gut für den Mann, keine Frau zu berühren.“ (1. Korinther 7,1)


Lässt sich irgendwie nicht mit der Gleichberechtigung vereinbaren. Der letzten Aussage widerspreche ich im übrigen mit allem Nachdruck ;-) .

Aber was will man machen. Selbst Jesus nimmt die Gebote nicht ernst:

Betrachten wir mal das 8. Gebot in dieser Form: Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten. (An die Gebote schließen sich im übrigen unmittelbar die Regeln zum Halten von Sklaven an. Praktisch. Praktisch. Da können die barmherzigen Christen nach den moralisch hochtrabenden, im übrigen praktisch unbrauchbaren, Geboten gleich noch mal nachschlagen wie der Sklave zu halten ist. Wenn ich die Bibel da richtig verstehe, empfiehlt sich vor allem Schläge :-) ).

Sehr vernünftig dieses 8. Gebot! Sollten wir unsern Kindern beibringen. Aber hat Jesus nicht selbst dieses Gebot gebrochen? Kündigt er in der Bibel, dem Wort Gottes, seines Vaters, nicht unentwegt seine baldige Rückkehr an?

Beispiel:
Markus zitierte Jesus Versprechen (Markus 13,30): „Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis dies alles geschieht.“


Na, wo ist er denn? Oder hat Jesus etwa gelogen? Dann hätte er ja gegen ein Gebot seines Vaters verstoßen? Na, der Sohn Gottes hat wohl mehr Freiheiten als das durchschnittliche Kind ;-) . Vielleicht hat er aber auch nur seinen Terminplaner verlegt. Passiert mir auch mal. Vielleicht hat der Markus ja auch einfach nicht richtig zugehört. Wer weiß?

Wie kann ein halbwegs normaler Mensch an so was Glauben? Das Christentum, das gilt für alle anderen Religionen genauso, sind Fantasiegebilde des Menschen!

Und falls jetzt der Einwand kommt, man dürfe die Bibel nicht beim Wort nehmen:

Entweder sie ist das Wort Gottes, des Allmächtigen, und das Buch der Wahrheit oder sie hat uns Menschen nichts Verbindliches zu sagen!


Gruß Dirk



andrea
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AW: Barmherzigkeit: Gott – Jesus - Bibel

Beitrag von andrea »

Dirk Höffken hat geschrieben: Wie kann ein halbwegs normaler Mensch an so was Glauben? Das Christentum, das gilt für alle anderen Religionen genauso, sind Fantasiegebilde des Menschen!
Entweder sie ist das Wort Gottes, des Allmächtigen, und das Buch der Wahrheit oder sie hat uns Menschen nichts Verbindliches zu sagen!
Hallo Dirk,
vielleicht hast du Recht, ich selbst bin mir über sehr viele Dinge die in der Bibel zu lesen sind auch nicht im Klaren. Wie ist die Bibel entstanden, sie wurde aufgeschrieben, umgeschrieben erweitert. Wir Menschen neigen nun mal dazu nicht alles so weiterzugeben wie wir es gehört haben. Manch einer neigt zur Ausschmückung, ein anderer möchte seine Ideen mit hineinbringen usw.
Vielleicht ist Gott einfach unsere Welt, unser Universum,unsere Natur wer weiß es denn genau. Auch wenn ich mir hinsichtlich der Bibel viele Fragen stelle, so weiß ich doch ganz sicher dass es einen Gott gibt. Wie er ist, was er ist muß ich nicht wissen und was in den Geboten steht wußte ich instinktiv schon bevor ich die Bibel bewußt gelesen habe. Ich denke das wissen die meisten Menschen.
Die 10Gebote gefallen mir gut, sie teilen der Welt mit welche Regeln zu befolgen sind (meines Erachtens) ob sie nun wirklich von Gott kommen kann ich nicht beurteilen, ich kann daran glauben oder nicht.
Regierungen versuchen durch fadenscheinige Begründungen zu rechtfertigen wenn sie Leben auslöschen, indem sie vorgeben nur hilfreich zu sein. Wenn es dann irgendwann dazu kommt dass Sterbehilfe geleistet werden darf ,wird es wahrscheinlich damit begründet, dass man den leidenden Menschen helfen muß. Die Wahrheit ist dann aber wohl dass diese leidenden Menschen(von denen sicher nicht jeder sterben möchte) für uns zu teuer geworden sind. Deshalb glaube ich auch, dass wenn aktive Sterbehilfe erlaubt werden sollte dieses Thema weiter ausgehöhlt..................bis alte Menschen irgendwann eine Pille zugeschickt bekommen die sie schlucken sollen.
Deshalb hoffe ich sehr, dass man die Erlaubnis zur aktiven Sterbehilfe nicht erteilt.
Gruß andrea



Dirk Höffken
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Zehn Gebote & Geschöpf Menschen

Beitrag von Dirk Höffken »

Hallo Andrea.

Ich setze mich nach und nach mit den Argumentationen in diesem Thread auseinander. An der Stelle mit den 10 Geboten.
@andrea
... „Die 10Gebote gefallen mir gut, sie teilen der Welt mit welche Regeln zu befolgen sind (meines Erachtens) ob sie nun wirklich von Gott kommen kann ich nicht beurteilen, ich kann daran glauben oder nicht.“ ...
Das Gott, Jesus und viele Figuren die 10. Gebote in der Bibel für überflüssiges Gefasel halten und sich über sie hinwegsetzten möchte ich an der Stelle nicht weiter ausführen. Schon das macht sie unglaubwürdig!

Komisch das ein großer Teil keine moralische Anleitungen enthalten, sondern sich nur damit beschäftigen wie dem Herrn zu schmeicheln ist: Du sollst ihn anbeten, dir kein Bildnis von ihm machen, seinen Namen nicht missbrauchen, ihm jede Woche einen ganzen Tag widmen und keinen anderen Gott neben ihm dulden. Ja, da verlangt der Herrgott schon einiges von seinen Geschöpfen.

Aber zum praktischen Nutzen:

Du sollst nicht töten, lautet das sechste Gebot. Na toll. Was ist mit Notwehr? Tieren? Soll Tötung im Affekt wie Mord oder ein Unfall behandelt werden? Da lässt der Allmächtige aber einige Fragen offen.

Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, verrät und das fünfte Gebot. Den Umgang mit Kindern will Gott offenbar nicht regeln.

Im zehnten Gebot heißt es: Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Haus, Acker, Knecht, Magd, Rind, Esel noch alles, was sein ist. Merkst du etwas? Die Frau ist der Besitz des Mannes! So sieht es die ganze Bibel.

Es ist für die Menschheit schwierig ohne Gott auszukommen, sich einzugestehen das die Bibel, das Christentum und alle anderen Religionen ein Irrtum, ein menschliches Fantasiegebilde sind.
@andrea
... „Regierungen versuchen durch fadenscheinige Begründungen zu rechtfertigen wenn sie Leben auslöschen, indem sie vorgeben nur hilfreich zu sein. Wenn es dann irgendwann dazu kommt dass Sterbehilfe geleistet werden darf ,wird es wahrscheinlich damit begründet, dass man den leidenden Menschen helfen muß. Die Wahrheit ist dann aber wohl dass diese leidenden Menschen(von denen sicher nicht jeder sterben möchte) für uns zu teuer geworden sind. Deshalb glaube ich auch, dass wenn aktive Sterbehilfe erlaubt werden sollte dieses Thema weiter ausgehöhlt..................bis alte Menschen irgendwann eine Pille zugeschickt bekommen die sie schlucken sollen.
Deshalb hoffe ich sehr, dass man die Erlaubnis zur aktiven Sterbehilfe nicht erteilt.
Gruß andrea“
Wie wunderbar ist der Mensch. Ein unglaubliches Produkt der Evolution! Nicht Gottes! Fähig zu Mitgefühl, Hilfe und Liebe, wenn auch nicht ohne Eigennutz. Der Mensch hat aus seinen Fehlern gelernt! Und der Mensch wird weiter aus seinen Fehlern lernen. Ganz ohne Bibel, Gott oder irgendeine Religion.

Der Mensch ist sich seiner eigenen Fehler früher oder später immer bewusst geworden! Hat seine eigene moralischen und ethischen Regeln entwickelt. Artikel 4 der allgemeine Erklärung der Menschenrechte lautet:

Niemand darf in Sklaverei oder Leibeigenschaft gehalten werden; Sklaverei und Sklavenhandel sind in allen ihren Formen verboten.

Der Mensch hat alleine erkannt das es falsch ist andere Menschen als Sklaven zu halten. Die Bibel sieht die Sklavenhaltung hingegen als normal an. Wir müssen weiter Ethik und Moral aus uns selbst heraus entwickeln. Dieser Prozess muss mit dem ständigen und immer schneller werdenden Fortschritt und Wissenszuwachs Schritt halten.

Dann wird der Siegeszug der Spezies Mensch weiter gehen! Irgendwann ohne Blutvergießen!

Trau dem Geschöpf der Evolution Mensch, obwohl es in Anbetracht seiner barbarischen Geschichte sicher nicht so leicht ist, einfach ein bisschen mehr zu!


Gruß Dirk
Zuletzt geändert von Dirk Höffken am Di 11. Jul 2006, 21:22, insgesamt 1-mal geändert.



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johannes
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AW: Sterbehilfe - oder: Welches Leben ist lebenswert

Beitrag von johannes »

Hallo Baru,

die Begründung der Mediziner für die medizinischen Versuche an Menschen, die nicht in die Vorgänge eingeweiht wurden und sich nicht wehren konnten, in der NS-Zeit war, wie aus den Nürnberger Prozessen hervorging die medizinische Forschung. Auf diesen Umstand bin ich eingegangen, wenn du bitte einmal nachlesen möchtest. Heute werden immer wieder Fälle bekannt, in denen medizinische Versuche an Menschen vorgenommen werden, die sich nicht wehren können, ohne daß diese in die Vorgänge eingeweiht werden! Die Argumentation ist interessanterweise immer noch die gleiche!

Für das Handeln damals machte ich deutlich, daß eine kleine Gruppe Menschen sich anmaßten, Menschen als lebensunwert zu bezeichnen und sie wie lebensunwert zu behandeln. Ich verwies darauf, daß heute wieder eine Aufteilung in lebenswert und lebensunwert vorgenommen wird. Dies in noch umfassenderem Maße als damals. Ich mache deutlich, daß beides - damals wie heute - unverantwortlich ist!

Ein Sprichwort besagt: Wer selbst im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen.

Du führst Gesetzesänderungen an, die mißbraucht werden könnten, die aber dennoch vorgenommen werden. Das ist dem Grunde nach durchaus richtig. Problematisch wird es allerdings dann, wenn es um gesetzliche Regelungen geht, in denen der Mensch über Leben und Tod eines anderen Menschen zu entscheiden hat. Im Zusammenhang mit der Sterbehilfe hat das eben endgültige Auswirkungen, die nicht mehr korrigiert werden können. Dann nützt es auch nichts mehr, wenn gesagt wird: "Das haben wir nicht gewollt!" Ein Leben ist vorsätzlich ausgelöscht worden.

Warum also daran arbeiten, endgültige Entscheidungen zu treffen? Ich halte es für richtiger, dem alten Menschen oder auch dem Sterbenden Beistand zu gewähren, statt ihn zu eliminieren! Auch wenn sich das volkswirtschaftlich nicht rechnet. Gerade wir als Pflegekräfte sollten für die Wertigkeit eines Menschenlebens sensibler sein. Das meint

Johannes



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