erfahrungen mit Suizid?

Hier könnt ihr euch melden, wenn ihr Fragen zu den Themen Sterbebegleitung und Pflege Sterbender habt.
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Dodger
Beiträge: 1277
Registriert: So 19. Jan 2003, 22:55

erfahrungen mit Suizid?

Beitrag von Dodger »

Hallo

mich würde mal intressieren, ob ihr schon Erfahrungen gemacht habt, mit Suizid im Altenheim (gerne auch privat wenn ihr darüber reden wollt).

Also hier meine Erfahrungen:

Ich kam morgens in das Zimmer ein, und dort lag der BW im Bett, soweit nciht auffällig, doch reagierte er nicht auf ansprache und auch nicht auf berührung, also habe ich die Schichtleitung verständigt, und den Notarzt gerufen.

Nun für ihn kam jede Hilfe zu spät, wie sich herausgestellt hatte, hatte er ein haufen Medikamente eingenommen, dazu Alkohol.

Nun im nachhinein, kammen bei uns im Team vorwürfe hoch, nicht gegn andere gerichtet, sondern jeder machte sich selber vorwürfe, er habe die Zeichen übersehen und konnte somit nicht helfen. Es war eine schwierige Zeit, weil jeder viel zu sehr mit sich selber beschäftigt war, und sich vorwürfe gemacht hat.

Gruss

Dodger



julimond
Beiträge: 79
Registriert: Sa 29. Jul 2006, 15:49

AW: erfahrungen mit Suizid?

Beitrag von julimond »

Hallo Dodger ,
bei uns hat sich mal eine Bewohnerin aus dem Fenster im dritten Stock gestürzt . Sie hat noch gelebt , verstarb aber bevor der Notarzt eintraf.
Die Nachtwachen waren fix und fertig mussten aber ihre Schicht zu ende machen . Krass oder ? Wenn einem Lokführer jemand vor den Zug springt kommt der sofort in Behandlung...


bye bye Julimond

schnecke2003
Beiträge: 469
Registriert: Mo 2. Jun 2003, 00:42

AW: erfahrungen mit Suizid?

Beitrag von schnecke2003 »

Hallo Dodger

Hier mal ein Erlebniss aus meiner Nachwache.Wir hatten eine Bew.welche nicht schlafen konnte,sie bat immer die Kollegen um einen Schltb(nur um mal zu schlafen)es wurde ins Ärztebuch in die Doku eingetragen,keinerlei Reaktion von seiten des Arztes.Sie hatte keinen Bedarf in der Doku stehen,und so auf gut Glück geben wir keine Medis.Gut,also die Bew.rin konnte weiterhin nicht schlafen,wir haben alles mögliche versucht,Tee,Vorlesen,Tv guggen lassen,Musik hören etc.nichts half,dann eines nachts klingelte ein anderer Bew.wir gingen hin,und ich sagte zu meiner Kollegin,du schau mal ob Fr.XXX nun endlich schläft,nein sagt sie geht ins Zimmer und kommt blass wieder raus,komm schnell sagt sie zu mir,ich rein ins Zimmer,die Bew.rin sass im Rolli beide Arme hingen runter und es lief Blut die Hand runter,wir Erste Hilfe geleistet,Bew.rin war ansprechbar,..lasst mich sterben ich will endlich schlafen :eek: Notarzt...Polizei kam auch..Betreuer angerufen,ich meine Kollegin erstmal versucht zu trösten,obwohl auch ich den Schock in den Gliedern hatte,dann noch schnell den Mann von meiner Kollegin gerufen,der dann auch kam....wir haben auch unseren Dienst zuende gebracht mehr schlecht als Recht.Polizei kam fragte wegen Abschiedsbrief..nix...Zimmer versiegelt...dann morgens um 4.00uhr kam ein Anruf aus dem Khs.....wir bringen die Bew.rin zurück :eek: ..ich die arme Schwester angeblafft,das wir nicht bei Bew.rin hocken können,weil sie (Bew.rin)sagte wenn ich wiederkomme dann mach ich das nochmal :eek: ob sie nicht die Nacht über dort bleiben könne...nein...wir haben keinen Platz...ob sie nicht in eine geeignete Klinik könne...nein...also kam Bew.rin..leicht sediert wieder,schlief bis 5.30.....wir ganz schnell die Übergabe gemacht..ab nach Hause...total fertig.....hatten Gsd die letzte Nacht(beide)Als wir wieder angefangen haben mit dem Block....sahen wir das Bew.rin Nachtbl bakm.Sie lebte dann noch einige Zeit und verstarb dann indem sie einfach eingeschlafen war.
Was mich und meine Kollegin aber noch heute und das sind nun fast 3 Jahre her,zu schaffen macht ist einfach die Sache....wir wurden nieeee gefragt wie geht Ihr damit um,gut in einer Nw.besprechung wurden wir gefragt wie es uns geht und ob wir eine Supervison haben möchten in Bezug auf den Vorfall....das geschah aber bis heute noch nicht :( ....jetzt wollen wir das auch nicht mehr..aber unsere meinung dazu ist einfach wir fühlen uns allein gelassen..Und sowas nennt sich dann Mitarbeiterführung????

sry für den nun doch sehr langen Text.tat aber gut darüber zu schreiben

Lg Schnecke



Dodger
Beiträge: 1277
Registriert: So 19. Jan 2003, 22:55

AW: erfahrungen mit Suizid?

Beitrag von Dodger »

@schnecke

du brauchst dichnicht für die länge des Textes zu entschuldigen, wennes dir gut getan hat, es zu schreiben, ist doch sehr gut.

Also, ich muss sagen, bei sowas wird man leider viel zu oft alleine gelassen, man bekommt keine, wenig oder nur halbherzig hilfe, so erging es auch mir und meinem Team. Es wurde mla so nebenbei auf dem Flur gefragt na gehts wieder? und das wars dann.

Schade schade, und sowas im sogenanten "sozialen Sektor"

Gruss

Dodger



schnecke2003
Beiträge: 469
Registriert: Mo 2. Jun 2003, 00:42

AW: erfahrungen mit Suizid?

Beitrag von schnecke2003 »

hallo Dodger

thx...ja sicher wird es sowas immer wieder geben das man es einfach ....unter den Tisch kehrt....iss ja schnell und einfach....aber ich weiss zb das meine Kollegin meist ein **komisches gefühl hat**wenn sie in das Zimmer geht,da es ja weitervermietet wurde.

Schade eigentlich...aber wohl nicht zu ändern....

Lg Schnecke



Dirk Höffken
Beiträge: 2083
Registriert: Mi 18. Jun 2003, 20:00

Ansätze & Experimente

Beitrag von Dirk Höffken »

Hallo.
@Dodger
... „Also, ich muss sagen, bei sowas wird man leider viel zu oft alleine gelassen, man bekommt keine, wenig oder nur halbherzig hilfe, so erging es auch mir und meinem Team. Es wurde mla so nebenbei auf dem Flur gefragt na gehts wieder? und das wars dann.

Schade schade, und sowas im sogenanten "sozialen Sektor"“ ...
Experimentiert einfach mal! Balint-Gruppen, psychosoziale Beratung (nichtprofessionell) o.ä. bieten Möglichkeiten mit solchen Situationen und ähnlichem besser zurechtzukommen.

Nur Mut!


Gruß Dirk



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Cenny
Beiträge: 117
Registriert: Mi 1. Mär 2006, 21:19

AW: erfahrungen mit Suizid?

Beitrag von Cenny »

Hallo ihrs,

ja stimmt in solch einer Situation alleine gelassen ist schlimm, irgendwie sollte die ganze Sache schon verarbeitet werden, versucht doch selber in euren Teams Supervision oder ähnliches auf die Beine zu stellen, gerade weil einige von euch diese miese Erfahrung machen mussten, ist das doch die beste Möglichkeit anderen und sich selber in Zukunft zu helfen. ich denke wer nicht schon selber einmal so eine Situation erlebt hat, tut sich schwer in eine solche sich reinzuversetzten. Nur so als Anregung gedacht


:D viele Grüße Cenny


Sobald du dich auf den Weg machst, öffnet der Horizont seine Grenze

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Tani
Beiträge: 445
Registriert: Di 15. Mär 2005, 08:25

AW: erfahrungen mit Suizid?

Beitrag von Tani »

Hallo,
ich habe so etwas erlebt in meinem Praktikum in der geschlossenen Psychiatrie :d ort stürzte sich ein Patient vom Balkon.Alle MA auf Station gaben sich mehr oder weniger die Schuld an dessen Tod.Hier gab es Supervision,erst immer in kleineren Gruppen,später dann mit dem ganzen Team.Gut fand ich dass wirklich ALLE MA teilnahmen,nicht nur die,die unmittelbar betroffen waren(also auch die,die an dem besagten Tag gar nicht anwesend waren).
Leider habe ich so eine Aufarbeitung in der Form nicht wieder erlebt...was ich schlimm finde für Pflegekräfte,die mit ihren Ängsten und Gefühlen allein gelassen werden...
Grüße


Liebe Grüße von Tani und den wilden Kerlen Felix und
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schnecke2003
Beiträge: 469
Registriert: Mo 2. Jun 2003, 00:42

AW: erfahrungen mit Suizid?

Beitrag von schnecke2003 »

ich hätte ja auch nix gegen eine Supervision gehabt...aber die anderen Ma.haben gleich gesagt neee da haben wir keine lust und die die länger als ich(12J)in dem Heim arbeiten sagten es ist in der vergangenheit schon mal passiert das Bew.sich das leben genommen haben,und da gab es sowas auch nicht.
Ich habe einmal in meinem Leben an einer Supervision teilgenommen,es war schrecklich für mich...da wurde nur aufeinander rumgehackt..was man doch alles falsch machte usw.....das ist doch nicht der Sinn einer Supervision.....

Lg Schnecke



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Tani
Beiträge: 445
Registriert: Di 15. Mär 2005, 08:25

AW: erfahrungen mit Suizid?

Beitrag von Tani »

Hallo Schnecke,
"früher gab es so etwas nicht"...hört sich fast so an,als würden Bew mit einem reden,nicht...!? :) .Nein im Ernst,auch ich höre das oft von Kollegen (vielleicht aus Angst vor etwas Neuem/Unbekanntem?).
Nein,das "Aufeinander-rumhacken" ist sicher nicht der Sinn einer Supervision...wir hatten die damals unter der Moderation eines proffessionellen Supervisors...und meiner Meinung nach haben alle MA davon profitiert.Es kommt halt darauf an,wie so etwas durchgeführt wird.Ich glaube,eine schlecht durchgeführte Supervision schadet mehr als das sie nützt und schürt evtl. auch Ängste bei Kollegen.Und bevor diese sich das dann noch mal antun,heißt es lieber:"sowas gibt´s bei uns nicht".Verständlich aber schade... :confused: !
Schönen Tag...


Liebe Grüße von Tani und den wilden Kerlen Felix und
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