BITTE UM MITHILFE: Hausarbeit Sterbebegleitung in der Altenspflege

Hier könnt ihr euch melden, wenn ihr Fragen zu den Themen Sterbebegleitung und Pflege Sterbender habt.
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enzianblume
Beiträge: 8
Registriert: Mi 13. Okt 2010, 12:34

BITTE UM MITHILFE: Hausarbeit Sterbebegleitung in der Altenspflege

Beitrag von enzianblume »

Hallo an alle,

ich studiere Sozialwissenschaften und schreibe an einer Hausarbeit über Sterbebegleitung in der Altenpflege.
Hierbei möchte ich vor allem darauf eingehen, wie Mitarbeiter in der Pflege mit der Situation umgehen, wenn sie einen ungewöhnlichen Sterbefall in ihrem Arbeitsbereich erleben.
Deshalb würde es mir sehr helfen, wenn ihr mir helfen könntet.

1. Habt ihr schon einmal einen Fall erlebt, der euch oder euren Wohnbereich, auch noch lange Zeit nachdem der Bewohner/die Bewohnerin verstorben war, sehr stark beschäftigt hat?
2. Wie seid ihr oder eure Kollegen damit umgegangen?
3. Könntet ihr mir diesen Fall schildern?
4. Wie habt ihr euch gegenüber dem Sterbenden während des Sterbeprozesses verhalten?

Ich möchte sehr gerne einige Beispiele in der Arbeit verwenden, darum:

ALLE DATEN WERDEN AUSSCHLIESSLICH ANONYMISIERT VERWENDET, DASS HEISST, NIEMAND KANN NACHVERFOLGEN, VON WEM ODER WOHER DIE BEISPIELE STAMMEN!!!!!!

Gerne könnt ihr mich auch per PN kontaktieren.
Ich zähl auf euch und danke.



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Sternschnuppe_Heike
Beiträge: 133
Registriert: Mi 9. Dez 2009, 15:58

AW: BITTE UM MITHILFE: Hausarbeit Sterbebegleitung in der Altenspflege

Beitrag von Sternschnuppe_Heike »

Bei den gestellten Fragen, muss ich an meinen ersten Sterbefall denken, denn ich miterlebt hab.
An sich war er nicht ungewöhnlich. Ab der BW hat sehr lange gekämpft und als sie endlich gehen durfte, waren meine Kollegin und ich mit im Zimmer.
Wir haben uns beide angeschaut und wussten uns nicht so recht zuhelfen, wir wussten nur das die Bewohnerin jetzt stirbt.
Da hab ich ihre Hand genommen (nur um irgenwas zu tun) und sie gehalten, bis sie nicht mehr geatmet hat.

Damals war ich noch im FSJ (also Praktikant) und hatte das Glück die Zeit zuhaben mich der Bewohnerin zu widmen und ihr z.B. vorzulesen. Das hat mich auf meinen ersten Todesfall in der Pflege gewissermaßen "vorbereitet2.



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Monchichi
Beiträge: 1781
Registriert: Sa 3. Sep 2005, 13:19

AW: BITTE UM MITHILFE: Hausarbeit Sterbebegleitung in der Altenspflege

Beitrag von Monchichi »

Hi,

als ich im KH Praktikum gemacht habe,sollte ich einen Patienten vor einer Untersuchung zur Toilette bringen.In dem Moment wo er von der Bettkante aufstand,fing er an Blut zu spucken,er verblutete,das Zimmer sah aus,überall war Blut hingespritzt,es waren natürlich sofort Ärzte zur Stelle,aber helfen konnte ihm keiner,geplatzte Ösophagusvarizen waren der Grund.
Ich war ziemlich fertig,habe es dann aber ziemlich schnell verdrängt.

Eine Bew. im Heim ist uns in der Badewanne verstorben,sie war Wochen vorher nur am reden über den Tod,das war ich sehnlichster Wunsch endlich zu sterben,es war vorher alles in Ordnung mit ihr und das Wasser nicht zu warm,auf einmal machte sie die Augen zu für immer.Wir haben sie erst mal schnell mit dem Lifter raus aus die Wanne aufs Bett,anschließend als wir merkten da ist echt nix zu machen wieder zurück in die Wanne und noch mal schön zuende gewaschen,sie hatte ja die Haare noch voller Schaum.Ich war so fertig mit den Nerven und so froh,die Stationsleitung die ganze Zeit an meiner Seite war...

Einmal habe ich einer Bew. Bescheid gegeben daß Kaffezeit ist,sie sollte mit ihrem Rollator kommen,auf einmal hörte ich einen Knall,lief zu ihr,da lag sie auf dem Fußboden,die Perücke zwei Meter weiter,sie atmete,war aber nicht bei Bewußtsein.Als der Notarzt eintraf und ihr eine Spritze gab,öffnete sie ihre Augen,sagte,daran sei ihr Vater auch gestorben und weg war sie,also verstarb dann.Ich bin heulend in den Zug gestiegen,nach Hause gefahren und war drauf und dran,den Beruf zu schmeißen.

Da fällt mir noch etliches ein,aber mein Junior ruft...

LG,MOnchi


"Du bist wichtig, weil du du bist und wir werden alles für dich tun, damit du nicht nur in Frieden sterben, sondern leben kannst bis zuletzt"Cicely Saunders

enzianblume
Beiträge: 8
Registriert: Mi 13. Okt 2010, 12:34

AW: BITTE UM MITHILFE: Hausarbeit Sterbebegleitung in der Altenspflege

Beitrag von enzianblume »

Erstmal herzlichen Dank für eure Beiträge...ihr habt euch bisher als einzige "getraut" ;-)

Wie geht ihr heute mit Todesfällen bei der Arbeit um?
Habt ihr das Gefühl, dass ihr in euer Ausbildung ausreichend auf die Problematik der Sterbebegleitung vorbereitet worden seid?
Wird, eurer Meinung nach, im Krankenhaus (abgesehen von bestimmten Fachstationen) und im Pflegeheim anders mit dem Thema Sterbebegleitung umgegangen?



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Monchichi
Beiträge: 1781
Registriert: Sa 3. Sep 2005, 13:19

AW: BITTE UM MITHILFE: Hausarbeit Sterbebegleitung in der Altenspflege

Beitrag von Monchichi »

Ich bin schon ausreichend darauf vorbereitet worden,wir hatten ein Sterbeseminar,wo das Thema ausreichend besprochen wurde.Ich muß jetzt echt sagen,in den letzten drei oder sogar vier Jahren ist niemand in meiner Anwesenheit verstorben,war irgendwie immer in einer anderen Schicht oder im Krankenhaus,es macht mich schon betroffen,wenn ich es dann erfahre,gerade wenn es unverhofft kam,aber ich leide nicht darunter.
Wenn jemand stirbt in meiner Schicht,wo ich mich drauf vorbereitet habe und dies abzusehen war,dann habe ich auch keine Probleme,jedoch schon ein bißchen,wenn es notfallmäßig bei uns passiert,dann bin ich schon fix und fertig mit der Welt.
Im Pflegeheim wird glaube ich intensiver und bewußter mit dem Thema Sterbebegleitung umgegangen,weiß ich aber auch nicht genau,ist schon zu lange her,als ich im KH mal gearbeitet habe und es hat sich ja viel getan in den letzten Jahre,ob in diese Richtung weiß ich nicht.

Ich mache jetzt eine spezielle Weiterbildung zum Thema,wir haben Ordensschwestern,die sich kümmern,wenn sich der AZ verschlechtert,die werden immer sofort informiert,wir reden mit den Angehörige und ermuntern zum begleiten,wir haben jetzt ganz neu zusätzlich ehrenamtlich Hospizmitarbeiter,die zu uns kommen und diese Menschen mit betreuen,auch nachts.Und wir haben Rituale,die es im KH nicht so oft wohl gibt,der verstorbene bleibt auf seinem Zimmer,wir nehmen mit den Angehörigen gemeinsam Abschied,beziehen die auch vorher mit ein,den verstorbenen zurecht zu machen,gemeinsam waschen,frisches Nachthemd anziehen,Blume/Rosenkranz zwischen die Hände.
Der verstorbene wird nirgendswo in einen Raum abgeschoben,sonder bleibt dort in seinem Sterbebett,bis das Bestattungsunternehmen kommt und wehe die kommen ohne Sarg,dann könne sie gleich wieder ohne Leiche fahren.Bei uns kommt keiner in eine Zinnwanne oder in einen Leichensack,alles schön würdevoll.Wir haben eine Tafel auf jedem Wohnbereich,da steht dann drauf,wer verstorben ist und es gibt ein Kondolenzbuch,wo sich auch jeder der mag eintragen kann und in dem monatlichen AH-Infoschreiben vom HL steht dann noch mal,wer uns im letzten Monat alles verlassen hat.Wir reden mit den Bewohnern über das Thema und ermuntern die aktiven Angehörigen uns weiterhin zu besuchen,so bekommt man den ein oder anderen ehrenamtlichen Helfer,viele gehen ja regelmäßig mehrmals die Woche ein/aus im Heim und behalten dann eine Aufgabe.
Als mein Opa im KH starb,die haben es schon ganz gut gemacht,haben uns rechtzeitig angerufen,so daß wir zu vier Angehörigen ihn begleitet haben auf der Intensivstation.Die Schwester hat positiv reagiert,als ich ihr gesagt habe,daß ich beim lagern etc. helfe,sie haben uns Getränke angeboten,haben uns genug Zeit zum Abschied nehmen gegeben nach dem versterben.Waren einfach lieb,verständnisvoll,haben zugehört und nach dem Krankheitsverlauf gefragt,man will dann ja auch reden,seinen ganzen Frust los werden über alles was war,er hatte viele Monate des Leidens hinter sich,das erste KH hatte nicht erkannt,was er genau hat,eine Ursache beseitigt,die zweite nicht erkannt,im 2. KH,die haben es erkannt,hatten aber kein Intensivbett,wurde also ins 3. KH gebracht,wo er nach einer Not-OP sich nicht mehr zum Leben bekrabbeln konnte,der Körper war zu schwach nach allem.Was ich auch sehr schön fand,daß wir nach einem Jahr zu einem Gedenkgottesdienst eingeladen wurden in die KH Kapelle und sowas macht unser Heim auch-super Idee!!!Man fühlt sich nicht ganz so allein und vergessen...

LG,MOnchi


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Sternschnuppe_Heike
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Registriert: Mi 9. Dez 2009, 15:58

AW: BITTE UM MITHILFE: Hausarbeit Sterbebegleitung in der Altenspflege

Beitrag von Sternschnuppe_Heike »

Wow Monchichi!
Soviele schöne "Bräuche" haben wir nicht. Bei uns werden die BW gerichtet (leider mit Flügelhemd) und kommen unseren Abschiedsraum. Der ist wirklich würdevoll, schön gestrichen mit Kerzen und Sesseln für die traurenden Angehörigen.
Der Verstorbende wird mit gefalteten Händen aufgebahrt und eine Blüte auf seine Brust gelegt. Der Rosenkranz (sofern vorhanden und gewünscht) kommt zwischen die Hände.
Auch wir schreiben eine Mitteilung für das schwarze Brett, sodass alle BW wissen wer verstorben ist. Auf Station gibts auch ne Mitteilung und ein Kerzchen.

Ausreichend vorbereite wurde ich persönlich im Unterricht überhaupt nicht! Das Sterbeseminar von dem Monchichi erzählt hat, hätte es bei uns auch geben sollen, allerdings haben unsere Lehrer das mal wieder nich hingekriegt! Hatten in der Woche in der es nur ums Sterben gehen sollte (in Medizin, Pflege, Rechtskunde, Ethik...) Qualitätsmanagement.



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Sternschnuppe_Heike
Beiträge: 133
Registriert: Mi 9. Dez 2009, 15:58

AW: BITTE UM MITHILFE: Hausarbeit Sterbebegleitung in der Altenspflege

Beitrag von Sternschnuppe_Heike »

Ich konnte bis jetzt mit allen Sterbefällen positiv umgehen, da die BW schon langen gelitten haben und es eine Art "Erlösung" war. Jedenfalls sehe ich diese Sterbefälle oft als Erlösung. Was mir persönlich immer ein bisschen nachhängt, sind die liebgewonnenen BW die im KH versterben. Von denen kann ich mich dann nicht verabschieden, was ich immer wenn Verstorbener noch im Abschiedsraum sind tue, dass hilft mir immer sehr.
Außerdem denk ich manchmal an BW die verstorben sind, dann aber nicht traurig und schwermütig sondern ich erinner mich eher an positive Situationen wie Blödeln usw.

Mag jetzt vielleicht blöd klingen, aber ich will einfach nicht das jemand vergessen wird.



enzianblume
Beiträge: 8
Registriert: Mi 13. Okt 2010, 12:34

AW: BITTE UM MITHILFE: Hausarbeit Sterbebegleitung in der Altenspflege

Beitrag von enzianblume »

Vielen Dank für eure Hilfe,
habe Freitag die Arbeit abgegeben, mal sehen, was draus wird. :-)

Gruß
enzianblume



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