Aktive Sterbehilfe?

Hier könnt ihr euch melden, wenn ihr Fragen zu den Themen Sterbebegleitung und Pflege Sterbender habt.

Aktive Sterbehilfe?

ja
45
33%
nein
57
42%
bin mir nicht sicher
24
18%
ja, aber nicht im AH
9
7%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 135

Dodger
Beiträge: 1277
Registriert: So 19. Jan 2003, 22:55

Aktive Sterbehilfe?

Beitrag von Dodger »

Hallo mich würde intressieren, was ihr von aktiver Sterbehilfe haltet, schreibt eure Meinungen egal ob für pro oder kontra hier rein.


Gruss

Dodger



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Pflegehosenmechaniker
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Registriert: Sa 29. Jan 2005, 11:39
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AW: Aktive Sterbehilfe?

Beitrag von Pflegehosenmechaniker »

Ich habe mit einem eindeutigen NEIN zur aktiven Sterbehilfe gestimmt.

Ich bin mir aber auch darüber im klaren, dass es Grenzfälle geben kann, bei denen ich unter Umständen nicht so klar entscheiden könnte. Aber letztendlich bin ich der Überzeugung, dass es mir nicht zusteht, ein Leben zu beenden, egal wie unwürdig es aus meiner Sicht auch sein mag.
Und da bin ich auch schon beim eigentlichen Punkt. Was ist unwürdig, was ist würdig?
Es ist nichts weiter als ein persönlicher Wertmaßstab, den jeder anders anlegen mag. Ich habe Menschen erlebt, wo ich auf den ersten Blick selber gedacht habe "so will ich nicht leben, das ist unwürdig".
Ich war dann überrascht, wieviel Lebensfreude und Energie in diesem Menschen gesteckt hat und habe daraus gelernt, dass das, was ich als ein bischen oder fast kein Leben bezeichnen würde, für einen anderen Menschen alles bedeuten kann.



andrea
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AW: Aktive Sterbehilfe?

Beitrag von andrea »

Hi
auch ich antworte hier mit einem klaren Nein..................aber ob dieses Nein nun wirklich so klar ist kann ich nicht sicher sagen.
Ich würde niemanden aktiv unterstützen wenn ich darum gebeten würde.
Ich finde jedoch dass palliative Maßnahmen wünschenswert sind und wäre auch bereit diese auf Verordnung des Arztes zu geben.
Na ja ich glaube dass auch das ein Stück weit Hilfe beim Sterben bedeutet. Wenn ich jedoch erlebe dass die Sterbenden sich quälen müssen weil sie starke Schmerzen, Luftnot, haben denke ich dass die Gabe z.B. von Morphium angebracht ist, auch auf die Gefahr hin, dass dadurch der Sterbeprozess um Stunden beschleunigt werden könnte.
Dieses Thema hat mich schon sehr oft beschäftigt, denn eigentlich könnte man meine Tätigkeit dabei schon als "Sterbehilfchen" betrachten.
Nachdenkliche Grüße andrea



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doedl
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AW: Aktive Sterbehilfe?

Beitrag von doedl »

Hallo Alle

vielleicht erstmal die Definition von aktiver Sterbehilfe:

http://de.wikipedia.org/wiki/Sterbehilfe

Damit wird auch klar, dass die Verabreichung von Morphin zur Schmerzlinderung- und der damit verbundenen Akzeptanz eines u. U. beschleunigten Todes nicht zur aktiven Sterbehilfe gehört.

Wer mit der Morphingabe ein moralisches Problem hat, sollte von Kollegen pflegerisch entlastet werden. Ich würde keinen Mitarbeiter ranlassen, der damit eventuell hinterher nicht fertig werden kann.

Auch die Unterlassung von lebensverlängernden Maßnahmen kann schwere seelische Krisen bei Pflegekräften auslösen. Ich hatte in einer Einrichtung genau diesen Fall und es war für viele sehr sehr schwierig, damit umgehen zu können.

Irgendwo im Forum hatten wir es mal von pflegerischer Ethik- von Grundsätzen, nach denen Pflegeeinrichtungen leben sollten. Sterbehilfe ist nur ein Beispiel davon.

Gruß Doedl


Wir müssen die Änderung sein, die wir in der Welt sehen wollen- Mahatma Gandhi

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*Angie*
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AW: Aktive Sterbehilfe?

Beitrag von *Angie* »

Meiner Erfahrung gemäß aus meiner Arbeit im Hospiz mit Sterbenden kann ich nur ganz klar mit NEIN antworten. Ob es Fälle gibt, in denen ich aktive Sterbehilfe befürworten würde, vermag ich nicht zu entscheiden.

Ich weiß, dass es tatsächlich hier und dort Menschen gibt, die möchten, dass ihr Leben beendet wird.

Meine Angst besteht darin: sollte es jemals eine gesetzliche Grundlage geben, die aktive Sterbehilfe erlaubt bzw unter Straffreiheit stellt, wird es immer auch GESETZESLÜCKEN geben, die sich andere zunutze machen, um Menschenleben zu beenden und sind geschützt durch Paragrafen.

Dann möchte ich nicht wissen, wieviele alte Menschen anderen plötzlich lästig werden............. Also NEIN NEIN und nochmal NEIN !!!!!!!!!!!!!!!!!


» Wer glaubt, ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich. Man wird ja auch kein Auto, wenn man in einer Garage steht. « (Albert Schweitzer)

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*Angie*
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AW: Aktive Sterbehilfe?

Beitrag von *Angie* »

Sehr nachdenklich hat mich übrigens der Film "Das Meer in mir" gemacht, der kürzlich erschienen ist....



Goldi
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AW: Aktive Sterbehilfe?

Beitrag von Goldi »

hi hi!

Ich habe auch mit nein gestimmt.. denn ich denke,niemand hat das recht ein leben einfach so zu beenden.



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Christl
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AW: Aktive Sterbehilfe?

Beitrag von Christl »

Ich konnte mich nicht entscheiden, ob klares JA oder klares NEIN.

Wenn ich mir vorstelle, ich selbst bin in einer so aussichtslosen Lage, dass ich jemanden darum bitte, mir zu helfen, dann ganz klares JA, ist meine eigene Entscheidung.

Aber: Wenn mich eine Person, die mir anvertraut ist darum bittet, dann klares NEIN, damit könnte ich nicht fertig werden. Ich könnte das für mich nicht verantworten, da es nicht um MEIN Leben geht.

Schwere Frage....

Christl


Beurteile niemanden, ehe du nicht an seiner Stelle gestanden hast

Dodger
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AW: Aktive Sterbehilfe?

Beitrag von Dodger »

Goldi hat geschrieben:hi hi!

Ich habe auch mit nein gestimmt.. denn ich denke,niemand hat das recht ein leben einfach so zu beenden.

Die Frage ist hier nicht, ob du einfach ein leben auslöscht, sondern ob du jemanden Helfen würdest, der darum bittet.

Soweit ich weiss, wird das in Holland gemacht, aber nicht einfach so, sondern jeder fall wir von Prüfern geprüft, und erst danach wird eine offizielle genehmigung gegeben. Man soll nicht hier wahllos einfach Leute umbringen!!



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doedl
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AW: Aktive Sterbehilfe?

Beitrag von doedl »

Hallo Gast

gebe Dir recht. Der Wunsch des Todeswilligen ist das eine- später mit einer Tötung auf Verlangen leben zu können, das bleibt dem, der es ausführt.

Ich habe oben angedeutet, einen Fall (allerdings passive Sterbehilfe) einmal im Heim gehabt zu haben. Die Bewohnerin war schon seit Jahren im Wachkoma- nach Apoplex- und es war furchtbar mit anzusehen.

Die Angehörigen haben sich auf frühere Aussagen der Bewohnerin berufen, in denen sie äusserte, niemals "SO" leben zu wollen. Sie machten eine Eingabe beim Vormundschaftsgericht, welches sich für diese Entscheidung nicht zuständig befand.

Zusammen mit dem Arzt haben die Angehörigen auf Abstellen der PEG Sonde entschieden. Der Aufschrei unter den Pflegekräften war riesengroß. Wir haben sofort einen Ethiktheologen gebeten, zu intervenieren. Für viele Mitarbeiter war es furchtbar, dem Tod zusehen zu müssen.

Das Problem entstand aber schon Jahre vorher- als man der Frau eine PEG legte und damit einen natürlichen Tod verhinderte.

Hm, alles sehr schwierig in Worte zu fassen.

Schönen Tag noch alle

Doedl


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Jutti
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AW: Aktive Sterbehilfe?

Beitrag von Jutti »

Hi
ich möchte mal nur auf den einen Satz von Doedl eingehen:
Das Problem entstand aber schon Jahre vorher- als man der Frau eine PEG legte und damit einen natürlichen Tod verhinderte.
Alleine diese Entscheidung fällen zu müssen, finde ich schon unglaublich. Mir gehen dann Argumente pro und Kontra durch den Kopf. PEG, zwingen zum Leben oder Hilfe zum weiter leben.........................? Den natürlichen Tod zwangsweise verhindern? oder oder oder

Ich habe in meinem Berufsleben zwei Begleitungen gemacht, wo der Betroffene selbst die Entscheidung getroffen hat. "Ich werde mir keine PEG legen lassen, dann sterbe ich lieber" Einige Kollegen konnten nicht damit umgehen, obwohl auch vom Arzt die Unterstützung da war, Er hat die Entscheidung seiner Patienten unterstützt. Beide hatten Krebs im Endstadium und die PEG hätte nur das Leiden etwas verlängert.
nachdenkliche Grüße von Jutti



andrea
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AW: Aktive Sterbehilfe?

Beitrag von andrea »

Cathy22 hat geschrieben:Hi,
weil in Deutschland die Palliativmedizin nicht wirklich u. flächendeckend funktioniert. Die meisten Menschen mit schweren Erkrankungen haben nicht Angst vor dem Tod, sondern Angst vor den Schmerzen u. der Unwürde.
Hallo Cathy
gott sei dank scheint Deutschland was Palliativmedizin angeht immer mehr flächendeckend zu arbeiten. Zumindest bei uns haben einige Hausärzte die Zusatzqualifikation erworben, so dass auch ambulant eine Einstellung mit entsprechender Medikation für die Schmerzeinstellung gewährleistet ist.

Auch ich bin der Meinung dass die Angst vor den Schmerzen höher wiegt als die Angst vor dem Tod.
Gruß andrea



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schnitte
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AW: Aktive Sterbehilfe?

Beitrag von schnitte »

also ich bin ehrlich gesagt schon dafür, dass wenn jemand ein medikament haben möchte oder eine injektion, die den sterbeprozess einleitet, es akzeptiert werden muss. dass das ganze umfangreich mit anderen gesetzen abgesichert werden muss ist mir klar. ein ganz anderes problem ist für mich: wäre ich selbst dazu in der lage, würde dieses gesetz eingeführt werden, könnte ich als altenpflegerin wirklich "töten auf wunsch" so sehr ich es auch befürworte?
was nutzt es, wenn man das gesetz einführt, aber keiner dazu im stande ist, so zu handeln.

daher möchte ich nach etwas erfahrung, gern mal in die schweiz gehen und sowas erleben. ich möchte einfach nur wissen wie ich damit umgehen kann. ich kann mir solange kein klares bild darüber machen. ich möchte nicht von deutschen mitbürgern verlangen so etwas tun zu müssen, wenn ich es selbst nicht könnte.

liebe grüße schnitte



Teddy
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AW: Aktive Sterbehilfe?

Beitrag von Teddy »

Stimmt es nun das die aktive Sterbehilfe nur in Holland legal ist und dass nur Staatsbürger, das durchführen lassen dürfen?
also in den Niederlanden is dies auch verboten, jedoch nicht strafbar.
http://de.wikipedia.org/wiki/Aktive_Ste ... terbehilfe

Nein es dürfen nicht nur die niederländischen Staatsbürger das machen lassen.

Wir hatten zu diesem Thema einen Film in der Schule gesehen, der in Deutschland gedreht wurde, wo ein Ehepaar so schwer krank war, das sie nicht mehr leben wollten und ein schnelles Ende wollten. so hat deren Arzt sie nach Holland übermittelt, wo sie Gespräche mit dem dortigen Arzt hatten, der dann alles weitere Veranlasst hatte. So wurde den ein Mittel in Überdosis injiziert wo sie anschließend noch ca 20 minuten für sich alleine waren und sich noch voneinander verabschieden konnten.
Das ganze hat in diesem Film in einen Wohnwagen stattgefunden, der auf einen einsamen Parkplatz stand..............



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