Qualität in Pflegeheimen

PQSG, QM, IQM, Jeder der eine Frage oder Anregung hat sollte hier fündig werden......
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doedl
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Qualität in Pflegeheimen

Beitrag von doedl »

Hallo Alle

wir hatten an anderer Stelle eine Diskussion über Qualität in Pflegeheimen (gute Heime)

Ich möchte die Diskussion aus eigennützigen Gründen (brauche ein paar Gedanken von Euch für meine Abschlussarbeit) hier aufgreifen.

Was mich so grundsätzlich beschäftigt:

Alle QM Systeme sprechen von Kundenwünschen und -bedürfnissen

Ich frage mich oft: sind die Qualitätsmaßstäbe in Pflegeheimen wirklich das, was Heimbewohner wünschen, wollen?

Was bedeutet Qualität für Heimbewohner- sie leben dort- ist es also das Wort Lebensqualität, welches Qualitätsbeflissene beschäftigen sollte?

Was ist Lebensqualität- ist es gleichzusetzen mit Pflegequalität?
Oder überschneiden sich Pflegequalität und Lebensqualität in einigen Bereichen, in anderen nicht?

Was sind Eure Erfahrungen, Ideen?

Ich bitte um eine Art Brainstorm- danke.
Brainstorming geht übrigens nur, wenn Gedanken, Meinungen nicht sofort klassifiziert werden, sondern einfach geäußert werden und so auch stehen bleiben dürfen.

Im Voraus danke

Doedl
Zuletzt geändert von doedl am So 30. Sep 2012, 20:46, insgesamt 1-mal geändert.


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ilios1966
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AW: Qualität in Pflegeheimen

Beitrag von ilios1966 »

Hallo Doedl

ok, Bewohnerzufriedenheit hat zu 90% nichts mit den Qualitätsmaßstäben MDK/HA zu tun.
Bewohnerzufriedenheit ist indidviduell und nicht in Rahmenprüfkataloge zu pressen.
Die Zeit um Bewohnerzufriedenheit zu erlangen geht auf dem langen Weg unsinniger Bürokratie verloren.
Oft steht Angehörigenzufriedenheit über der Bewohnerzufriedenheit.
Bewohnerzufriedenheit lässt sich über Mitarbeiterzufriedenheit leichter erreichen.
Pflegequalität wird von Bewohnern mit Zuwendung,Empathie in verbindung gebracht, allerdings ist die Pflegequalität dann wichtig, wenn die BW sich auf die Qualifizierung verlassen/vertrauen, wenn sich der Bedarfsfall ergibt.
Es gibt auch BW die nur dann zufrieden sind, wenn sie unzufrieden sind.

Erste Gedanken...

Lg ilios


Ich bin nicht nur für das verantwortlich was ich sage,sondern auch für das was ich nicht sage!

thorstein
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AW: Qualität in Pflegeheimen

Beitrag von thorstein »

Hallo doedl,

vielleicht ist die Fragestellung an sich absurd und führt daher zu so vielen Irritationen.
Was wäre, wenn der Begriff Qualität auf unser Heimsystem ohne Ignoranz oder Zynismus oder Verlogenheit gar nicht anzuwenden wäre?
Ein Beispiel:
Jedes QM-system erwartet als Zeichen guter Pflegequalität eine ganze Reihe von Prophylaxen. Pflegefachlich lässt sich sehr leich nachweisen, dass diese Prophylaxen nie und nimmer in einem irgendwie sinnvollen, und damit auch die Lebensqualität verbessernden Sinn durchgeführt werden können.
Stattdessen wird das Heben des Beines beim Waschen als Kontrakturenprophylaxe eingespeist und schon haben wir Pflege-und Lebensqualität generiert -auf dem Papier.
Zweiter Gedanke:
Warum sollten QM-Systeme die Pflege-und Lebensqualität messen, wenn sie dafür gar nicht gedacht sind. Die eigentliche Funktion besteht doch in einer Täuschung: getäuscht werden soll entweder der MDK, die Heimaufsicht (die sich übrigens auch täuschen lassen wollen) oder der Kunde. Und nur wenn diese Täuschung nicht gelingt, hat das QM-System versagt.



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doedl
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AW: Qualität in Pflegeheimen

Beitrag von doedl »

Was wäre wenn:

keine Prüfungen- über was auch immer- stattfänden?

Mich beschäftigt der Gedanke: was wollen die Bewohner?

Was wollen sie denn eigentlich?

Wie sähe es dann aus?

Doedl


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Anton-68
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AW: Qualität in Pflegeheimen

Beitrag von Anton-68 »

[quote=""doedl""]Hallo Alle
~ ~ ~
Was ist Lebensqualität- ist es gleichzusetzen mit Pflegequalität?
Oder überschneiden sich Pflegequalität und Lebensqualität in einigen Bereichen, in anderen nicht?

~ ~ ~

Im Voraus danke

Doedl[/quote]

Nun Doedel,

eine rein physich einwandfrei gepflegte Person (warm, satt, sauber und ohne Dekubitus)
kann miserabelst gepflegt sein, wenn ihr psychischer Zustand nicht gestützt wird.
Dieses zeigt sich besonders bei Patienten, die nicht dement sind, sondern sich nur
begrenzt ausdrücken können.
Die Gruppe der von einem Schlaganfall, mit einer ausgeprägten Sprachstörung, betroffenen
leidet hier oft in Pflegeheimen, die auf alte und demente Menschen ausgerichtet sind.
Ohnehin gefährdet in eine Depression abzurutschen, werden diese oft nicht aufgefangen,
sondern nur mit Psychopharmaka ruhig gestellt (Mirtazapin!), zur Bettlägerigkeit "erzogen"
und sich selbst überlassen.
Auch bei ansonsten psychisch recht stabilen Heimbewohnern können sich dann
leicht Symptome zeigen, die in der Wikipedia unter dem Begriff Erlernte Hilflosigkeit
zu finden sind.
In der Kriegsgefangenschaft sterben selbst kerngesunde Gefangene wie die Fliegen
an dieser speziellen erlernten Form einer Depression, die nicht organisch oder chemisch bedingt ist.
Die Babysterblichkeit in früheren Waisenhäusern sprach da auch ein sehr deutliches Bild!

Dieses Problem wurde seitens der Diakonie in Hamburg erkannt und in meiner Nähe wird
jetzt ein Pflegeheim um einen Neubau erweitert, der speziell auf jüngere
Schlaganfall-Patienten ausgerichtet sein wird und letztendlich deren
Rehabilitation stark im Fokus hat.

- Ein theoretisch geschäftsschädigendes Modell . . .
- Ich bin gespannt, ob und wie man in diesem erweiterten Pflegeheim der Diakonie
das Problem der nur ungern in Heime kommenden Neurologen/Psychologen lösen wird.

Anton
__________________________________________
Ein Fallbeispiel zur "erlernten Hilflosigkeit"



thorstein
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AW: Qualität in Pflegeheimen

Beitrag von thorstein »

Mich beschäftigt der Gedanke: was wollen die Bewohner?


Was wollen sie? 70% sind inzwischen dement!!! Wie bekomme ich heraus, was Demente wollen? Ohne hier in Fachchinesisch abzudriften: genau hinschauen, sich Zeit nehmen, erspüren, was jemand braucht.
Die Realität: Akkordpflege mit Hilfe von Schwester Melperon und Bruder Risperdal. Da stellt sich für mich doch nicht die Frage,was Demenzkranke wollen, sondern zunächst einmal, was sie erdulden müssen.
Mich würde interessieren, wie eine Pflege und Betreuung aussehen würde, in der genügend Zeit für nichtmedikamentöse Massnahmen wäre und anleitende Pflege nicht nur auf dem Papier steht.



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*Angie*
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AW: Qualität in Pflegeheimen

Beitrag von *Angie* »

Mich würde interessieren, wie eine Pflege und Betreuung aussehen würde, in der genügend Zeit für nichtmedikamentöse Massnahmen wäre und anleitende Pflege nicht nur auf dem Papier steht.
Das wäre wohl für ALLE der Himmel auf Erden!


» Wer glaubt, ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich. Man wird ja auch kein Auto, wenn man in einer Garage steht. « (Albert Schweitzer)

hauptstadtpfleger
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AW: Qualität in Pflegeheimen

Beitrag von hauptstadtpfleger »

ich habe grosse schwierigkeiten damit kundenwünsche und -bedürfnisse in irgendeine art von papierform gepresst zu sehen. ich meine, wir reden hier über menschen, individuen. wünsche und bedürfnisse können sich ändern und ändern sich auch.



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johannes
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AW: Qualität in Pflegeheimen

Beitrag von johannes »

Die Qualität in unserem Hause entspricht den Anforderungen des MDK.
Die Qualität in unserem Hause entspricht nicht den Anforderungen der Heimaufsicht.
Die Qualität in unserem Hause läßt Menschen (unser Pflegebedürftigen und Mitarbeiter) leben. Leben im Sinne des Worte.
Eine Einblick, wie das bei uns aussieht, kann man auf meiner Homepage bekommen - aber nur einen Einblick, nicht mehr.

Wenn jemand kommt und mir sagt, dieses oder jenes könnte man noch besser machen - bitte sehr! Ich bin der Letzte, der sagt: "Geht nicht!" Ihr seid eingeladen!


Ein Mensch existiert nicht - er lebt!
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Ich vertrete nicht immer die herrschende Meinung - aber ich habe eine Meinung!
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einfachnurich
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AW: Qualität in Pflegeheimen

Beitrag von einfachnurich »

Mich beschäftigt der Gedanke: was wollen die Bewohner?
was bewohner wollen? :

-ein respektvolles, wertschätzendes gegenüber
-sich nicht in eine starre heimalltagstruktur pressen lassen
-das gefühl gebraucht zu werden
-aktivitäten, die einem "normalen" alltag entsprechen (hausarbeit,kochen,gartenarbeit etc)
-die chance etwas selbst bestimmen zu dürfen
-ein offenes ohr für ihre sorgen und nöte


was sie NICHT wollen :

-reglementiert und bevormundet zu werden
-zu aktivitäten "gezwungen" werden, die ihnen wenig sinnvoll erscheinen (z.b.basteln, ballspielen etc)
-das jeder glaubt zu wissen, was gut für sie ist ausser sie selbst
-nur eine gut geführte akte sein


nur ein paar beispiele
lieben gruß
nicole



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johannes
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AW: Qualität in Pflegeheimen

Beitrag von johannes »

Mich beschäftigt der Gedanke: was wollen die Bewohner?
Was wollen sie denn eigentlich?
Auf diese Fragen von Doedl antworte ich mal so:

Die Bewohner wollen leben. Leben im Sinne des Wortes. Nicht verwaltet werden.
Ein Mensch funktioniert nicht – er lebt

Der Mensch ist ein soziales Wesen. Jeder ist in irgendeiner Weise mit dem Anderen verbunden. Sei es, daß er für den Anderen da ist oder daß er von dem Anderen abhängig ist. In diesem Wechselspiel des Miteinander ergänzt und unterstützt einer den anderen.

Da gibt es die sozialen Bindungen innerhalb der Familie, welche durch die Pflegebedürftigkeit oft auf eine harte Probe gestellt werden. Oft begegnen die Angehörigen dem Verhalten des Pflegebedürftigen mit Unverständnis, weil er doch früher ganz anders war. Auch auf Seiten des Pflegebedürftigen, der seine Einschränkungen nicht wahrnimmt, herrscht oft Verunsicherung, weil seine Angehörigen ihn aus seiner Sicht nicht mehr verstehen.

Häufig sträubt sich der Einzelne schon bei den funktionalen Bereichen des Lebens (wie essen, trinken, schlafen, arbeiten), seine Defizite anzuerkennen. Bei den Einschränkungen seiner psychischen Verfassung wird es erst recht kritisch, weil diese mit dem Verlust des Menschseins gleichgesetzt werden. Es wird nicht mehr realisiert, daß diese auch nur eine Facette des Vergehens ist, wie die Einschränkungen der körperlichen Verfassung auch.

So, wie andere Menschen mit ihrem Handicap außerhalb eines Pflegeheimes umgehen - und dies von ihren Gegenüber erwarten - ist es erforderlich, dies auch im Heim zu tun.

Zusammenarbeit mit den Angehörigen ist eine große Hilfe


Mit einem sinnvoll gestalteten Tagesablauf, der eine gewisse Ordnung herstellt, dem Eingehen auf persönliche Wünsche und Bedürfnisse und der Art, miteinander umzugehen, bilden die Grundlage dafür, daß die Verluste der körperlichen und psychischen Fähigkeiten nicht so stark zum Tragen kommen - wenn überhaupt. Die Angehörigen werden durch unsere Arbeit in den funktionalen Aufgaben entlastet und haben die Möglichkeit, sich wieder voll der persönlichen Zuwendung, des emotionalen Miteinander, hinzugeben.

Nicht nur, daß sie (die Angehörigen) wieder in die Lage versetzt werden, ihr ureigenstes Leben zu führen, ihren Bedürfnissen nachzugehen - sie können versichert sein, daß gut für ihre Lieben gesorgt wird und es ihnen an nichts fehlt. Der so wiedergewonnene Freiraum läßt die Begegnung stressfrei vonstatten gehen.

Angehörige werden so als große Unterstützung erfahren. Darum ist es uns wichtig, so weit wie möglich den Kontakt mit ihnen aufrecht zu erhalten und zu pflegen. Ob sie unseren Bewohner zu Festlichkeiten und Feiern oder auch einfach nur zum "Kaffeeklatsch" mit nach Hause nehmen, sie hier im Hause umsorgen (z. B. Haare frisieren), an Festlichkeiten im Hause teilnehmen (Geburtstagsfeiern, Weihnachten, u. a.) oder ihnen kleine Annehmlichkeiten mitbringen, immer sind sie willkommene Gäste. Selbst, wenn sie im Einverständnis unseres Bewohners an pflegerischen Maßnahmen teilnehmen - alles, was unser Handeln transparent macht, ist erwünscht.

Wir sind uns dessen bewusst, dass wir nicht alle Wünsche erfüllen können, da dies nicht finanzierbar wäre. Auch sind wir uns darüber im Klaren, dass es im Zusammenleben nicht immer friedlich zugehen kann und wird, da wir alle zu verschieden sind mit unserer unterschiedlichen, individuellen Geschichte. Ein jeder kennt dies aus seiner eigenen Familie.

Aber indem jeder wieder einen festen Platz in einer großen Gemeinschaft gefunden hat, werden positive Erfahrungen verstärkt und negative Erfahrungen relativiert. So kommen positive Verhaltensweisen wieder zu ihrem Recht und negative Verhaltensweisen führen nur noch ein Randdasein. Wir schaffen damit wieder ein Stück Harmonie des Einzelnen mit sich selber und der Umwelt. Der größte Lohn für unseren Einsatz ist, wenn der Pflegebedürftige nach einem Besuch bei seinen Angehörigen äußert:
"Ich will jetzt wieder nach Hause!"
Das zeigt uns dann, daß wir etwas richtig gemacht haben, auch wenn wir nicht perfekt sind.


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doedl
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AW: Qualität in Pflegeheimen

Beitrag von doedl »

Hallo Johannes,

wenn ich Deine Ausführungen in Schlagworte zusammenfasse:
soziale Bindungen, innerhalb des Heimbetriebes, zu Angehörigen, Freunden
das Wissen, dass Angehörige, Freunde im derzeitigen Umfeld Heim willkommen sind
der Umgang, der mit dem Bewohner gepflegt wird
ein sinnvoller Tagesablauf
Unterstützung bei Defiziten
Das Gefühl im Heim "zuhause" zu sein

Das meintest Du

Gruß Doedl


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Rebecca1969
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AW: Qualität in Pflegeheimen

Beitrag von Rebecca1969 »

[quote=""doedl""]

Ich frage mich oft: sind die Qualitätsmaßstäbe in Pflegeheimen wirklich das, was Heimbewohner wünschen, wollen?

Was bedeutet Qualität für Heimbewohner- sie leben dort- ist es also das Wort Lebensqualität, welches Qualitätsbeflissene beschäftigen sollte?

Was ist Lebensqualität- ist es gleichzusetzen mit Pflegequalität?
Oder überschneiden sich Pflegequalität und Lebensqualität in einigen Bereichen, in anderen nicht?

Was sind Eure Erfahrungen, Ideen?
[/quote]

Hallo doedl,

so wie ich das erlebe unterscheidet sich das was Lebensqualität für einen Bewohner ist und dem was Pflegequalität ausmacht(unter anderem bedeutet das ja auch die Gesundheit zu bewahren und/ oder wieder herszustellen)schon des öfteren.
Ein Mensch der in einer Einrichtung lebt oder leben muss, hat ja seine persönlichen Gewohnheiten, die manchmal sogar dazu geführt haben, dass er Pflege braucht( ich denke dabein zB an alte Menschen die völlig verwahrlost zu uns kommen)
Das sie dann so etwas erfahren, wie regelmässiges morgendliches waschen, Wechsel der Kleidung( insbes. der Unterwäsche) kommt so jemanden sicher wie ein totaler Eingriff in seine Entscheidungsfreiheit vor. Er hat es ja bisher nie so gehalten.
Ich tausche gelegentlich die schwarzen Strumpfhosen einer unserer Bewohnerinen aus, sie akzeptiert keine Einlagen( wenn ihr versteht was ich meine) und findet diese ständige Klamottenwascherei völlig bekloppt.
Ich glaube sie hat mir sogar schon mal den Vogel gezeigt( natürlich hinter meinen Rücken*gg*)als ich die Bettwäsche einer Bettlägerigen nach einer Nass -Waschung (incl Haare waschen) ausgewechselt habe. Aus ihrer Sicht war die Frau nicht dreckig und die Bettwäsche auch nicht.
Ich kann mich auch an eine alte Dame erinnern, die so trockene Haut hatte das sie sich geschuppt hat...sie war aber trotzdem jedesmal sauer wenn ihr jemand etwas Creme angetan hat.
Das was unser Ziel war, eine gesunde Haut, war nicht ihr Wunsch- weil sie es nie mit "einschmieren" hatte, sie wollte das so beibehalten.
Ich finde also, das die Lebensqualität eines Bewohners, was eine gewisse Entscheidungsfreihet angeht, sehr wohl beeinträchtigt sein kann, obwohl die Pflegequalität passt.
Zuletzt geändert von Rebecca1969 am Mi 3. Okt 2012, 16:48, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: ein bisschen verbessert



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johannes
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AW: Qualität in Pflegeheimen

Beitrag von johannes »

Richtig, Doedl, ich sehe, wir verstehen uns. Das zu erreichen fordert alle unsere Kräfte. Dabei muß man nicht nur zu Kompromissen bereit sein. Aber Du kennst ja auch meine Intention. Danke!

Gruß

Johannes


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doedl
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AW: Qualität in Pflegeheimen

Beitrag von doedl »

Hallo Ihr lieben Mitstreiter,

eine Hürde ist für mich genommen; meine Projektarbeit hab ich soeben beendet. Das dicke Ende kommt noch mit der Abschlussarbeit; aber alles nach der Reihe.

Ihr seid mir sehr hilfreich; grad was die diversen Blickwinkel angeht.

Um noch ein paar weitere Antworten zu erhalten, möcht ich nochmal anders fragen:

Was wäre denn für EUCH SELBST das Wichigste, damit Ihr euch im Heim wohlfühlen könnt (immer unter dem Aspekt, ihr seid hilfsbedürftig, könnt bestimmte Dinge nicht mehr selbst)

und lasst mal die Sicht der Pflegekraft außen vor ( Personalschlüssel, funktionierendes Team, gute Leitungskräfte, Geld für weiß ich was), sondern einfach Ihr selbst im Heim.

Schönen Feiertag weiterhin, für mich fängt er grad an, grins

Doedl


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*Angie*
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AW: Qualität in Pflegeheimen

Beitrag von *Angie* »

Für mich wäre wichtig, dass meine "innere Uhr" beachtet wird.
Es wäre tödlich, wenn die mich um halb 7 aus dem Bett reißen ...... und abends um 19 Uhr wieder reinpacken.

Halb 10 wär okay und abends ab 23 Uhr ^^ - bin halt n Nachtmensch.

Dass mir keine ekelhafte Selter aufgezwungen wird
und ich weiterhin auch abends meinen Kaffee trinken kann.

Ich will meine Musik haben dürfen und "hinter meiner Tür" zuhause sein dürfen, also so leben, wie ich es mag.

Und ich will nicht "abgestellt" werden, sondern entsprechend meiner dann noch vorhandenen Fähigkeiten noch was machen "dürfen".

... kein Singkreis, kein Sitztanz und all so n Mist.

Ich will nix aufgezwungen kriegen was ich schon immer nicht mochte ......
zB eincremen (auch Bodylotion) finde ich sowas von widerlich !!!!!!!!!!!

Naja, es gibt sicher noch viele Dinge, die mir grad nicht einfallen.


» Wer glaubt, ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich. Man wird ja auch kein Auto, wenn man in einer Garage steht. « (Albert Schweitzer)

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agidog
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AW: Qualität in Pflegeheimen

Beitrag von agidog »

Es wäre tödlich, wenn die mich um halb 7 aus dem Bett reißen ...... und abends um 19 Uhr wieder reinpacken.
... und ich steh aus Gewohnheit um 2 Uhr auf - das müsste berücksichtigt werden - wenn ich bis 6 Uhr liegenbleiben müsste ... :mad:

Und um 3 Uhr will ich Frühstücken :hehe
... kein Singkreis, kein Sitztanz und all so n Mist.

Ich will nix aufgezwungen kriegen was ich schon immer nicht mochte ......
zB eincremen (auch Bodylotion) finde ich sowas von widerlich !!!!!!!!!!!
Da sind wir einer Meinung!!! Find ich auch UNMÖGLICH!!!


Wer mein Schweigen nicht versteht, versteht auch meine Worte nicht


Viele Menschen sind zu gut erzogen, um nicht mit vollem Mund zu sprechen, aber sie haben keine Bedenken, es mit leerem Kopf zu tun (Orson Welles) 8)

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