Was seht ihr Schwestern

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sporthotti
Beiträge: 12
Registriert: Fr 25. Mär 2005, 17:58

Was seht ihr Schwestern

Beitrag von sporthotti »

Was seht ihr Schwestern?
Was seht ihr Schwestern,was seht ihr?

Denkt ihr, wenn ihr mich anschaut:
Eine mürrische alte Frau,
nicht besonders schnell, verunsichert in ihren Gewohnheiten,
mit abwesendem Blick,
die ständig beim Essen kleckert,
die nicht antwortet, wenn ihr sie anmeckert,
weil sie wieder nicht pünktlich fertig wird.
Die nicht so aussieht, als würde sie merken, was ihr macht
und ständig den Stock fallen lässt und nicht sieht, wo sie geht,
die willenlos alles mit sich machen lässt:
Füttern, waschen und alles, was dazu gehört.

Denkt ihr denn so von mir ,Schwestern, wenn ihr mich seht, sagt?
Öffnet die Augen, Schwestern! Schaut mich genauer an!
Soll ich euch erzählen, wer ich bin,
die hier so still sitzt,
die macht, was ihr möchtet und ißt und trinkt, wann es euch passt?

Ich bin ein zehnjähriges Kind
mit einem Vater und einer Mutter, die mich lieben
und meine Schwester und meinen Bruder.
Ein sechzehnjähriges Mädchen, schlank und hübsch,
die davon träumt, bald einem Mann zu begegnen.
Eine Braut, fast zwanzig,
mein Herz schlägt heftig beim Gedanken an die Versprechungen,
die ich gegeben und gehalten habe.
Mit fünfundzwanzig noch habe ich eigene Kleine,
die mich zu Hause brauchen.
Eine Frau mit dreizig, meine Kinder wachsen schnell und helfen einander.
Mit vierzig, sie sind alle erwachsen und ziehen aus.
Mein Mann ist noch da und die Freude nicht zu Ende.
Mit fünfzig kommen die Enkel, die sie erfüllen unsere Tage,
wieder haben wir Kinder-mein Geliebter und ich.

Dunkle Tage kommen über mich, mein Mann ist tot.
Ich gehe in eine Zukunft voller Einsamkeit und Not.
Die meinen haben mit sich selbst zu tun,
aber die Erinnerungen von Jahren und die Liebe bleiben mein.
Die Natur ist grausam, wenn man alt und krumm ist
und man wirkt etwas verrückt.

Nun bin ich eine alte Frau, die ihre Kräfte hahin siechen sieht
und der Charme verschwindet.
Aber in diesem alten Körper wohnt immer noch ein junges Mädchen,
ab und zu wird mein mitgenommenes Herz erfüllt.
Ich erinnere mich an meine freunde, ich erinnere mich an meine Schmerzen
und ich liebe und lebe mein Leben noch einmal,
das all zu schnell an mir vorübergeflogen ist
und akzeptiere kühle Fakten, das nichts bestehen kann.

Wenn ihr eure Augen
AUFMACHT
SCHWESTERN
so seht ihr nich nur eine mürrische alte Frau.
Kommt näher, seht
MICH!

Dieses Gedicht schrieb eine alte Frau, die seit langem in einem Pflegeheim in Schottland lebte und von der man meinte sie sei desorientiert.
Nach ihrem Tod fand man dieses schöne Gedicht bei ihren Sachen.

Gruß Horst :wave



sporthotti
Beiträge: 12
Registriert: Fr 25. Mär 2005, 17:58

Beitrag von sporthotti »

Hi, Marie

Es ist ein sehr schöner Text den Du geschrieben hast.

Ich wünsche mir, das entlich die Pflegekräfte aufwachen und miteinander arbeiten und nicht gegeneinander.

Ich bin fest davon überzeugt, wenn die Pflegekräfte miteinander arbeiten würden, könnte eine Menge erreicht werden.

Sicherlich gibt es bestimmt in einigen Einrichtungen Pflegekräfte die miteinander arbeiten, aber die kann man an 10 Finger abzählen.

Mann sollte sich mal darüber gedanken machen, das jeder einmal in ein Pflegeheim kommen kann, und ich glaube nicht das jemand so behandelt werden möchte. ( Menschenunwürdig )

Und ich glaube auch nicht das jemand wegschauen würde, wenn seine eigene Mutter oder Vater so behandelt wird.

Ich weise darauf hin, das ich nicht alle Einrichtungen über einen Kamm schere.
Es gibt bestimmt einige Einrichtungen, wo die Bewohner Menschenwürdig behandelt werden.

Liebe Grüße aus Berlin :wave



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