Kommunikation

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Zephalagie
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Registriert: Do 5. Apr 2007, 21:03

Kommunikation

Beitrag von Zephalagie »

Alternative Kommunikation

Liebe Leser,

kennen Sie das auch, es gibt Situationen, in denen die Kommunikation von Mensch zu Mensch nicht einfach ist. Ob es nun die Übermittlung unangenehmer Botschaften ist oder einfach etwas, dass man nicht direkt sagen möchte, manchmal fällt es schwer miteinander zu kommunizieren. Deshalb greifen viele Menschen auf andere Formen der Kommunikation zurück, wie zum Beispiel die Kommunikation über Nachrichten- oder Klebezettel. Am Abstellplatz für Mülltonnen fand sich ein Zettel: „Hier für Müll! Im Garten bitte kein Müll und keine vollen Windeln. Danke.“ Oder in einem Mietshaus war bei den Briefkästen für alle deutlich sichtbar ein Zettel platziert: „Liebe Nachbarn, danke für die laute Musik, aber ich habe selbst ein Radio.“ Und vor einigen Tagen las ich an einem Gartenzaun vor einem viel genutzten Spazierweg: „Vorsicht! Die Hundekacke ist nicht mehr gefroren. Es wird wärmer!“

Paul Watzlawick hatte mal gesagt: „Man kann nicht nicht kommunizieren.“ Damit meinte er, dass auch das eigene Verhalten immer eine Form der Kommunikation ist. Und genauso wie man sich nicht nicht verhalten könne, so könne man auch nicht nicht kommunizieren. Kommunikation bedeute dabei eben nicht nur das gesprochene Wort, sondern auch das sichtbare Verhalten, also die Körpersprache und unsere Gestik und Mimik. Wir Deutschen kommunizieren gerne über Gestik und Mimik. Weitverbreitet ist das Kopfschütteln. Tut jemand etwas, was uns nicht gefällt, schütteln wir dezent, aber deutlich sichtbar für alle den Kopf. Drängelt sich jemand an der Supermarktkasse vor: Kopfschütteln. Fährt jemand bei Gelb-Rot über die Ampel: Kopfschütteln. Muss jemand niesen und hält sich die Hand nicht vor den Mund: Kopfschütteln. Ja, beim Kopfschütteln sind wir Deutschen bestimmt Weltmeister.

Wir Deutschen tun uns aber wiederum sehr schwer, unangenehme Botschaften zu übermitteln. Ein Bekannter erzählte mir letztens, dass es in seiner Firma einen Kollegen gäbe, dessen Körpergeruch sehr ausgeprägt sei. Dieser Kollege sei sehr sympathisch und er sei eine Stütze der Abteilung, wenn da nur nicht dieser unangenehme Geruch wäre. Im Kollegenkreis überlege man sich, wie man dieses Thema ansprechen könne, ohne den Kollegen zu verletzten. „Du stinkst!“, würde man ja nicht sagen, kein Mensch würde sich in diese Konfrontation begeben wollen. Also versuchten sie es gerade mit tangentialen Botschaften: „Sieh mal, das habe ich mir gerade gekauft. Ein neues Deo. Riecht gut. Willst Du auch mal?“ Oder: „Meine Freundin hat ein tolles Hobby. Sie macht ihre Seife selbst. Ich habe mal ein Stück mitgebracht. Das schenke ich Dir, kannst Du gerne mal ausprobieren.“ Der Kollege lehnte jeweils freundlich dankend ab und hinterließ ratlose Kollegen. Was also tun?

Endlich fasste sich ein Kollege ein Herz und versuchte es mit direkter Kommunikation: „Es ist mir jetzt sehr unangenehm, darüber zu sprechen, aber ich möchte Dir von einer persönlichen Wahrnehmung berichten. Ich nehme starken Körpergeruch wahr, und das löst in mir den Wunsch aus, es anzusprechen, weil ich es als störend empfinde.“ Der übel-riechende Kollege erwiderte: „Das kenne ich, ich hatte mal einen Kollegen, der hatte aus dem Mund gerochen, da wäre eine Jauche-Grube ein Parfümladen dagegen gewesen…“

Auch mein Freund Kronberger berichtete mir von einer alternativen Form der Kommunikation. Er hatte Streit mit seiner Frau, eigentlich wegen einer Kleinigkeit. Aber statt sich zu versöhnen, führte es dazu, dass sie nicht mehr miteinander sprachen. Über Facebook erfuhr er nun, dass der Beziehungsstatus seiner Frau „es ist kompliziert“ sei. Kurz überlegte er, ob er seinen Beziehungsstatus in „verwitwet“ ändern sollte. Doch dann hatte er eine bessere Idee: ebenfalls über Facebook teilte er mit, dass er etwas verloren habe und er nun seine Freunde um Hilfe bei der Suche nach „Versöhnung“ bitten würde. Kurze Zeit später sprachen er und seine Frau wieder miteinander.

Auch meine Frau und ich haben eine Form der indirekten Kommunikation gefunden. Bei uns in der Wohnung steht ein immer währender Kalender mit Sinnsprüchen. Auf mysteriöse Art und Weise sind auf diesem Kalender immer wieder neue Seiten aufgeschlagen, je nachdem, was gerade so Thema in der Ehe ist. Neulich las ich dort: „Ordnung ist das halbe Leben.“ (Deutsches Sprichwort) Ich erinnerte mich, dass meine Frau sich am Tag zuvor bei mir beklagt hatte, dass ich die Küche nicht immer ordentlich hinterlassen würde, so wie sie es täte. In dem deutschen Sprichwort vermutete ich eine Anspielung darauf, dass ich mein Verhalten doch bitte überdenken solle.

In dem immerwährenden Sprüche-Kalender fand ich die passende Antwort: „Das Streben nach Vollkommenheit lässt uns für die Details erblinden.“ (Damaris Wieser)
Die Antwort erfolgte prompt mit einer neuen Seite im Sprüche-Kalender: „Er musste erst mit dem Kopf gegen die Bäume rennen, ehe er merkte, dass er auf dem Holzwege war.“ (Wilhelm Busch)
Doch auch ich fand schnell einen passenden Spruch: „Nichtstun ist besser als mit viel Mühe nichts zu schaffen.“ (Laotse)
Wenig später las ich dies: „Der ist kein freier Mensch, der sich nicht einmal dem Nichtstun hingeben kann.“ (Marcus Tullius Cicero)
Und ergänzend auf einem gelben Klebezettel hatte meine Frau notiert: „Schatz, Du hast mich überzeugt. Ich habe Dir die Küche zum Aufräumen hinterlassen…“

Und wie kommunizieren Sie so?

Es grüßt Sie
Ihr Harry FrankenfurterHarry Frankenfurter

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