Körperverletzung im Dienst - Täter-Opfer-Ausgleich?

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Buddy
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Körperverletzung im Dienst - Täter-Opfer-Ausgleich?

Beitrag von Buddy »

Moin,

mir ist vor einem Monat ein Missgeschick passiert, dass mir im Dienst eine Radfahrerin mit Kleinkind hinten in den Wagen gefahren ist. Nun sind wir ja angewiesen, stets die Polizei hinzuzuziehen. Die kam schließlich auch, konnte am Fahrzeug keinen Schaden feststellen, damit war die Angelegenheit erledigt, zumal die Radfahrerin auf eine Anzeige verzichtet hat. Es erfolgte nur ein Personalienaustausch.

Zu meiner Entlastung muss ich sagen, dass ich über 40 Jahre unfallfrei fahre und mir im Rückblick auf die Situation nur erklären kann, dass die Radfahrerin nicht auf der Straße, sondern auf dem Gehweg fuhr (wegen Gegenverkehr).

Vier Tage später sprach mich auf der Rückkehr von einem Kunden eine männliche Person an. Wie sich in dem kurzen Dialog herausstellte, handelte es sich wohl um den Partner der Radfahrerin. Er teilte mir mit, die Anzeige sei unterwegs. Als ich mich ein wenig begriffsstutzig stellte, meinte er, die Radfahrerin sei hochschwanger. Ich erklärte ihm, dass ich einer möglichen Anzeige wohl oder übel entgegensehe, darüber hinaus sei ich unter Zeitdruck, er möge die Tür freigeben (ich hatte mich bereits in mein Fahrzeug gesetzt und war bereits angeschnallt).
Darauf erhielt ich von der Person einen heftigen Faustschlag auf das linke Ohr, meine Freisprecheinrichtung flog auf die Straße.
Bei der ärztlichen Untersuchung zeigte sich übrigens eine geringfügige Hörbeeinträchtigung (Flüssigkeit hinter dem Trommelfell). Ich hatte über 2 Wochen ein ausgeprägtes Hämatom, dass mich nahezu jeder darauf ansprach.

Nach der Anzeige durch die Polizei und der Dokumentation für die BG erhielt ich heute den Anruf eines Polizeibeamten, der mich nach meiner Haltung zu einem Täter-Opfer-Ausgleich fragte.

Kann das denn wirklich sein, dass die Staatsanwaltschaft einfach auf die Verfolgung einer Körperverletzung verzichtet, wenn ich gegen einen Täter-Opfer-Ausgleich bin?

Der Vorstandsvorsitzende meines Arbeitgebers ist ein Rechtsanwalt. Müsste der mich nicht kostenlos beraten?

Da ich meine Tour überwiegend in einem Gebiet mit hoher Kriminalitätsrate habe, muss ich ggf. damit rechnen, dem Täter irgendwann wieder über den Weg zu laufen. Ich habe schon jetzt überlegt, mich mit einem Reizgas zu schützen.

Könnte ich meinem Wunsch nach einer gerichtlichen Ahndung durch ein Gutachten wegen einer posttraumatischen Belastungsstörung Nachdruck verleihen?

Hat vielleicht schon jemand ähnliches erlebt?



Benutzer 204 gelöscht

AW: Körperverletzung im Dienst - Täter-Opfer-Ausgleich?

Beitrag von Benutzer 204 gelöscht »

Müsste der mich nicht kostenlos beraten?
Nein .Es sei denn in dessen Vertrag gibt es dafür eine Klausel was ich aber bezweifle.
der mich nach meiner Haltung zu einem Täter-Opfer-Ausgleich fragte.
Hast Du selbst keinen Anwalt konsultiert ?
Wenn nein würde ich das schnellstens nach holen .Ohne anwaltlichen Beistand
würde ich gar nichts unternehmen .
mich mit einem Reizgas zu schützen
Rate Dir davon ab .Im Ernstfall mußt Du beweisen das Du in Notwehr gehandelt hast .

LG



resigniert
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AW: Körperverletzung im Dienst - Täter-Opfer-Ausgleich?

Beitrag von resigniert »

mir ist die Unfallsituation umklar! Die Radfahrerin ist dir hinten reingefahren, aber du bist schuld?



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Buddy
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AW: Körperverletzung im Dienst - Täter-Opfer-Ausgleich?

Beitrag von Buddy »

Nein, ich bin nicht schuld. Die Unfallsituation dient nur als Ausgangssituation. Für mich war die Sache erledigt, nachdem die Polizei keine Maßnahmen ergriffen hat.

Es wird so gewesen sein, dass die Radfahrerin den Vorfall ihrem Partner geschildert hat und der mir auf meiner Tour aufgelauert hat.

Nachdem nun einige Stunden seit dem Anruf der "Polizei" vergangen ist, habe ich meine Zweifel, ob das überhaupt die Polizei war. Anruf mit unterdrückter Rufnummer? Keine Kontakt-Adresse für Rückruf genannt? Es könnte sich auch um den Anwalt des Täters handeln.



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doedl
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AW: Körperverletzung im Dienst - Täter-Opfer-Ausgleich?

Beitrag von doedl »

Na sowas aber auch!!

Erstmal zur Unfallsituation: egal wer letztlich am Unfall schuld ist, als Autofahrer hast eine Art "Grundschuld" gegenüber eines Fußgängers oder Radfahrers.

Ich würde meine strafrechtliche Klage noch durch eine zivilrechtliche wegen Schmerzensgeld usw. ergänzen.

In Absprache mit dem Arbeitgeber bestünde auch die Möglichkeit, dass selbiger wegen Arbeitsunfähigkeit (die müsste halt zügig stattfinden) aufgrund des Unfalls einen Anspruch auf Erstattung des Arbeitsentgeltes an den /die Verursacher stellt.

Wenn der Vorstand Rechtsanwalt ist, hm, also da würde ich als Geschäftsführerin einfach erwarten, dass der bei Rechtsfällen auch in seine Wissenskiste zum Nutzen des Pflegedienstes greift- wozu hat man schließlich Vorstände??

Täter Opfer Ausgleich- sorry, aber dazu kann ich garnichts sagen.

Buddy, lass Dich bloß nicht unterkriegen!!

Gruß Doedl


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Buddy
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AW: Körperverletzung im Dienst - Täter-Opfer-Ausgleich?

Beitrag von Buddy »

@pegean:

Warum soll ich einen Anwalt nehmen? Ich bin das Opfer, der Unfall mit der Radfahrerin ist für den Täter nur der Auslöser gewesen.
Sollte es da zu einer Anzeige kommen, hätte ich nach einem Monat schon einen Anhörungsbogen erhalten, da bin ich mir sicher.

Und bislang bin ich immer davon ausgegangen, dass solche Taten im öffentlichen Interesse geahndet werden. Hier ist immerhin Heimtücke und Wehrlosigkeit im Spiel.
Ich hatte dem Täter den Rücken zugekehrt und saß bereits angeschnallt im Auto. Hätte er mich außerhalb des Fahrzeuges frontal angegriffen, hätte ich mich vermutlich wehren können.

Übrigens, so eine posttraumatische Belastungsstörung, die mir das Arbeiten in der mobilen Pflege unmöglich machen könnte, kommt mir sechs Monate vor meiner möglichen Pensionierung gut in den Kram ;-)



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Buddy
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AW: Körperverletzung im Dienst - Täter-Opfer-Ausgleich?

Beitrag von Buddy »

Hallo Doedl,

Du hast Recht, gerade hier in der radfahrerfreundlichsten Stadt in NRW muss man fast schon mit Lynch rechnen, wenn ein Radfahrer beteiligt ist ;-)

Aber Tempo 30-Zone, links und rechts parkende Autos, da kann man nicht anders, man fährt ohnehin schon vorsichtiger. Ich habe auch unmittelbar vorher noch Gegenverkehr vorbeigelassen und danach eben keine Radfahrerin gesehen. Allerdings ist direkt im Unfallbereich der Bordstein abgesenkt, dass ich mir nur erklären kann, dass die Radfahrerin auf dem Gehweg gefahren ist.
Aber wie gesagt, die Polizei hatte keine Veranlassung, irgendwas zu unternehmen.

Und Täter-Opfer-Ausgleich sieht vor, dass die Staatsanwaltschaft möglicherweise auf eine Strafverfolgung verzichtet, wenn der Täter Reue zeigt und einer, durch einen Mediator kontrollierten Wiedergutmachung zustimmt.

Nur, solche Gewalt, das geht gar nicht. Ich bin mir auch sicher, wenn ich der Täter gewesen wäre, hätte mich die Härte des Gesetzes voll getroffen.

Achja, ich war nicht arbeitsunfähig, bin ja kein Weichei ;-) .

Aber wer weiß, wie sehr mich das psychisch trifft, wenn mir der Täter nochmal über den Weg läuft, immerhin habe ich dort viele Kunden wohnen.



Skjaldar
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AW: Körperverletzung im Dienst - Täter-Opfer-Ausgleich?

Beitrag von Skjaldar »

Bis jetzt ist scheinbar nichts weiter passiert?

Wäre ich an deiner Stelle hätte ich eine Anzeige wegen Körperverletzung gegen Unbekannt gestellt.

Zudem hat er dich ebenso an der Weiterfahrt gehindert, indem er deine Tür nicht frei gab. Ob das auch zu Freiheitsberaubung zählt?

Der Tatbestand mit der Fahrradfahrerin ist ja in diesem Sinne irrelevant, von daher erklärt sich mir der Täter-Opfer Ausgleich gar nicht.

Das sind nun ja Zwei ganz verschiedene Fälle.

Einmal der "Verkehrsunfall" mit der Radlerin und zum anderen die Körperverletzung.


Das Problem das ich in solchen Dingen immer sehe ist, dass derjenige der die Körperverletzung begann, ungestraft davon kommt, und es für sich selber als wirksames und straffreies Mittel ansieht, Probleme zu lösen!

Ich würde ihn nachträglich auf jeden Fall noch anzeigen. Du kannst ja immerhin eine Täterbeschreibung abgeben, sowie die Vermutung dass es der Lebensgefährte/ein guter Freund /Familie der Radlerin sein kann.

Oft stellt sich heraus dass diese Menschen schon eine lange Karriere haben in Sachen Raub/Körperverletzung/Diebstahl usw!

Kein normal denkender Mensch würde jemandem Gewalt antun, körperliche.

LG

Skjaldar



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Buddy
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AW: Körperverletzung im Dienst - Täter-Opfer-Ausgleich?

Beitrag von Buddy »

Richtig, das sind zwei verschiedene Dinge. Nur, der Vorfall mit der Radfahrerin, der eigentlich jedem passieren kann, jeden Tag, ist der Anlass für den Täter gewesen.

Strafanzeige habe ich sofort gestellt, das ist eigentlich sebstverständlich, allein schon wegen der Berufsgenossenschaft.

Inzwischen habe ich vor einer Woche einen Anruf mit unterdrückter Rufnummer erhalten, der Anrufer gab sich als Polizeibeamter aus. Demnach seinen die Ermittlungen abgeschlossen, der Täter habe zunächst geleugnet. Inzwischen habe er seinen Fehler eingesehen und der Vorfall täte ihm unendlich leid.

Der Polizeibeamte wollte nun wissen, wie ich zum Täter-Opfer-Ausgleich stehe, denn es könne durchaus sein, dass die Staatsanwaltschaft die Sache gegen eine Geldbuße einstellt, da es sich um einen minder schweren Fall von Körperverletzung handelt.

Damit bin ich jedoch nicht einverstanden, denn ich erkenne in dem Vorfall sogar Heimtücke, immerhin war ich bereits angeschnallt, war einigermaßen wehrlos und habe dem Täter den Rücken zugekehrt.

Zudem habe ich den Eindruck, dass es sich gar nicht um einen Polzeibeamten gehandelt hat, ebeso kann das der Anwalt gewesen sein. der die Chancen ausloten wollte. In meinem Bekanntenkreis sind alle der auffassung, dass die Polizei sich sogar schon durch die Rufnummernanzeige leditimieren muss.

Für den Fall, dass der Anruf nicht von der Polizei kam, kommt vorsorglich eine Anzeige gegen Unbekannt hinzu. Und für den Fall, dass die Staatsanwaltschaft das Verfahren einstellen will, beschwere ich mich darüber und beantrage ein Adhäsionsverfahren, gewissermaßen als Nebenkläger.

Und wenn das nicht hilft, wird man das in der Presse lesen können ;-)



Maja2003
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AW: Körperverletzung im Dienst - Täter-Opfer-Ausgleich?

Beitrag von Maja2003 »

Täter-Opfer-Ausgleich wäre hier doch auch fehl am Platz.
Das dürfte doch nur machbar sein, wenn die Radfahrerin dich tätlich angegriffen hat.

Ich würde da auch nicht nachgeben.



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doedl
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AW: Körperverletzung im Dienst - Täter-Opfer-Ausgleich?

Beitrag von doedl »

Hallo Buddy,

das riecht mir aber gewaltig nach was anderem als Polizei.

Eine Zeugenbefragung findet nämlich im Polizeigebäude statt, mit vorheriger schriftlicher Benachrichtigung.

Rufe doch einfach bei der Polizei an und frage nach, welcher Beamte Deinen Fall bearbeitet. Der weiß hundertpro, ob ein Kollege bei Dir angerufen hat oder nicht. Wenn nicht, dann weißt du, woher der Wind geweht hat.

Gruß Doedl


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hauptstadtpfleger
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AW: Körperverletzung im Dienst - Täter-Opfer-Ausgleich?

Beitrag von hauptstadtpfleger »

1. Die Polizei ruft nicht mit unterdrückter Rufnummer an.

2. Der Täter-Opfer-Ausgleich wird von der Staatsanwaltschaft und eben nicht von der Polizei vorgeschlagen und schließt eine Verurteilung des Täters nicht aus.

3. Er wird in der Regel eher bei jugendlichen Straftätern angewendet, wo man der Meinung ist, dass die quasi in die Straftat "reingeschlittert" sind und nicht bei Leuten, die vielleicht schon mehrere vorsatztaten aus dem selben Spektrum begangen haben.


"trust and you'll be trusted." says the liar to the fool.

thomas09
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AW: Körperverletzung im Dienst - Täter-Opfer-Ausgleich?

Beitrag von thomas09 »

Was sollen denn diese Spekulationen?
Nimm das AZ geh auf die Dienststelle, frag nach dem Sachbearbeiter und Interview diesen, dann weiß du Bescheid.



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Buddy
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AW: Körperverletzung im Dienst - Täter-Opfer-Ausgleich?

Beitrag von Buddy »

Was ich bereits im Thread vermutet hatte, ist nun eingetroffen: gestern erhielt ich ein Schreiben der Staatsanwaltschaft, die das Ermittlungsverfahren gemäß § 153 b StPO (geringfügig - kein öffentliches Interesse) eingestellt hat.

Meine Nicht-Bereitschaft, am Täter-Opfer-Ausgleich teilzunehmen, könne man dem Täter, der ja ernsthaft seine Absicht zur Wiedergutmachung erklärt hat, nicht zur Last legen.

Eine Einstellung nach dem obigen Paragraphen sieht nicht einmal ein Rechtsmittel vor, folglich enthielt das Schreiben keine Rechtsmittelbelehrung.

Trotzdem habe ich sofort Beschwerde eingelegt, weil

es sich nicht um eine geringfügige Körperverletzung handelt,

ich den Schlag nicht habe kommen sehen, um ihn abzuwehren,

ein öffentliches Interesse sehr wohl gegeben ist,

der Täter sich nicht zum Richter in einer ihn nicht betreffenden Sache erheben kann.

Hinsichtlich des Anrufes einer unbekannten Person mit unterdrückter Rufnummer sehe ich den Versuch eines unerlaubten Eingriffs in den Verfahrensablauf (Rechtsbeugung).



RR77/38
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AW: Körperverletzung im Dienst - Täter-Opfer-Ausgleich?

Beitrag von RR77/38 »

Um eins klarzustellen:

Es gibt sehr wohl polizeiliche Diensttelefone, die Rufunterdrückung haben!

Das ist mir durch einen Freund, der Polizist ist bekannt!



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