Was können wir noch tun, es geht nicht mehr

Bietet Pflegebedürftigen, Angehörigen, Mitarbeitern, ehrenamtlich Engagierten, Berufsbetreuern und allen die Zeuge von Verletzungen der Menschenwürde sind, die Möglichkeit darüber zu berichten sowie Rat und Unterstützung einzuholen. Positive Beispiele und Vorbildhaftes kann hier ebenfalls hervorgehoben werden.
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marzahno
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Was können wir noch tun, es geht nicht mehr

Beitrag von marzahno »

Einen schönen Freitagabend hier ins Pflegenetz.
Ich habe dieses Thema gewählt, es kommt unserem Problem am nächsten.
Liebe Adminis wenn falsch bitte verschieben!!!

Wir sind neu hier. Darum ein paar Angaben. Vater 91 Pflegestufe 1, Pflegestufe 76 kniegeschädigt, ich der Sohn 50 fast gesund.

Zum Problem:
Unser Vater schon 91 schon immer kein einfacher Mensch hat seit ca. 2 Jahren die Pflegestufe 1. Im Kopf ist noch alles wunderbar für dieses stattliche Alter. Er möchte auch nicht mehr leben
Nach einem leichten Schlaganfall vor 2 Jahren geht es stätig bergab. Laufen ist fast gar nicht möglich auch mit Stöckern oder Rollator nicht. Er muss ständig stark gestützt werden, allein geht gar nichts.
Aufstehen, hinsetzen oder drehen im Bett ist allein nicht möglich. Der Weg vom Wohnzimmer oder vom Schlafzimmer bis zum WC (6-7mtr.) sind ein fürchterlicher Akt der dann auch mal 45min dauern kann. Meine Mutter mit ihren 76 Jahren schafft das oft nicht ihm zuhelfen. Oft genug (mehrmals am tag) schlägt mein Vater dann hin, was dazu führt das sich Urin und Stuhlgang seinen Weg suchen. Meine Mutter muss dann immer die 112 anrufen, um ihm wieder hochzuhelfen. Sie ist schon so geschafft von der Situation seit gut 2 Jahren, sie kann und sie will auch nicht mehr. Sie hat seit 2 Jahren keinen Urlaub, kein Wochenende und fast einen 24 stunden tag. Wenn ich zeitlich in der Lage bin beim Aufstehen oder anderen Erledigungen
zuhelfen mache ich das, es sind immer 30km strecke. Vielleicht sollte ich meinen Beruf aufgeben und von hartz4 leben, den Leuten soll es ja wunderbar gehen, die davon leben (laut unseren Politikern).
Ich weiß jedenfalls nicht mehr weiter, die Situation ist einfach nur noch unerträglich. Ach so eins, noch ein Pflegeheim können wir uns nicht leisten.
Was kann Mann hier in dem Land in einer solch bes... Situation noch tun.
Gibt es da überhaupt noch was??? Bitte helft uns!!!

Vielen dank schon mal vom mazahno und ein schönes Wochenende ohne pflegebedürftige angehörige.


Wer Rechtschreibfehler findet, darf diese mit einem Edding auf seinem Monitor anmalen und verbessern. Dabei beachten das dieser Edding wasserfest und Rot ist! 8)

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Angie
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AW: Was können wir noch tun, es geht nicht mehr

Beitrag von Angie »

Hallo Marzhano,

also das erste was ich euch raten würde, ist deinen Vater neu begutachten zu lassen. Nach deiner Beschreibung ist das schon lange keine Pflegestufe 1 mehr.
Dann würde ich einen ambulanten Dienst dazu holen, der euch unterstützt.
Entsprechende Hilfsmittel vom Arzt verordnen lassen, wie Rollstuhl, Toilettenstuhl, Urinflasche.
Einiges geht einfacher wenn der Weg zur Toilette nicht mehr zurückgelegt werden muss.
Auch entsprechendes Inkontinzenzmaterial, wie Einlagen usw. verschreiben lassen.
Schau doch mal ob es bei euch einen Pflegestützpunkt gibt, der euch beraten kann, es sind soviele Möglichkeiten da um Angehörige zu unterstützen.

Auch steht euch 2 x im Jahr ein Betrag von 1510,- € zur Verfügung einmal für Verhinderungspflege und 1 x für Kurzzeitpflege. Damit könnte dein Vater mal für 3-4 Wochen in ein Pflegeheim gehen und deine Mutter mal Urlaub machen, sie muss dafür nicht wegfahren, sondern sich einfach mal erholen.

LG Angie


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lonicera66
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AW: Was können wir noch tun, es geht nicht mehr

Beitrag von lonicera66 »

Angie hat schon vieles aufgezeigt, was Euch das Leben erleichtern kann und somit auch die Lebensqualität verbessert.

Nach einer neuen Einstufung durch den MDK sollte auch ein Zuschuß zu Umbauten der Wohnung durch die Krankenkasse möglich werden,falls diese notwendig sind.

Ich denke hier z.B. an erleichternde Veränderungen von Badewanne/Dusche, wenn ein Lifter räumlich nicht möglich sein sollte.

Um die Finanzierung der häuslichen Pflege weiter zu sichern, gibt es neben den von Angie genannten Möglichkeiten auch noch die sog."Seniorenhilfe" der örtlichen Sozialämter. Vielen alten Menschen steht eine staatliche Unterstützung zu, aber sie nehmen sie aus Scham oft nicht in Anspruch.

Wichtig finde ich: frei machen von der Philosophie, das man ja alles allein schaffen muß.
In der jetzigen Situation Deiner Eltern ist es wichtig, dass Du mit Ihnen gemeinsam einen Weg in ein neues, leichteres Leben mit der Behinderung planst.
Selbsthilfegruppen für Angehörige können Dir sicher eine Stütze und Hilfe sein.
Im Raum Berlin sollte das Angebot ausreichend vorhanden sein.

Veränderungen akzeptieren und Entscheidungen über das eigene Leben ein stückweit an andere(vielleicht auch Fremde) abzugeben fällt vielen sehr schwer. Da ist die Kommunikation innerhalb der Familie sehr wichtig.


liebe Grüße
Loni

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Griesuh
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AW: Was können wir noch tun, es geht nicht mehr

Beitrag von Griesuh »

hallo, ein Antrag zur Unterstützung für den Badumbau kann jetzt schon gestellt werden, denn er hat ja schon die Pflegestufe I.
Dafür muss der Kasse ein Kostenvoranschlag von einer Fachfirma vorgelegt werden. Selbstumbau wird nicht bezuschußt!!
Bitte beachten: Erst mit dem Umbau beginnen wenn eine Kostenzusage der Kasse vorliegt. Wird vor einer Bewilligung mit dem Umbau angefangen gibt es nichts mehr von der Kasse.

Auf jeden Fall einen Höherstufungsantrag stellen. Dazu genügt ein Anruf bei der Pflegekasse des Vaters. Die Kasse schickt evtl. einen Fragebogen. Den Bogen ausgefüllt an die Kasse zurück geben. Die Kasse beauftragt dann den MDK zur Begutachtung im Wohnumfeld des Vaters.
Warum ruft ihr die 112 wenn der Vater stürzt? Frag einen Pflegedienst nach einem Hausnotrufgerät. Einen Teil der Kosten trägt die Pflegekasse nach Antragstellung.
Wier schon gesagt, holt euch einen ambulanten Pflegedienst zur Unterstützung ins Haus.

Einen ambulanten PD habt ihr ja sicher schon für die Pflegeberatungsbesuche nach § 37.3 SGB XI. Denn wenn ein pflegebedürftiger von privat Personen gepflegt wird und eingestuft ist muss je nach Pflegestufe ( PS I und II 2 x jährlich und bei PS III 4 x jährlich), so ein Pflegeberatungsbesuch der Kasse nachgewiesen werden. Bei diesen Beratungsbesuchen sollten solche Probleme angesprochen werden und der beratende PD sollte euch Lösungsvorschläge unterbreiten können.
Gibt es in Berlin schon Pflegestützpunkte? das sind Beratungsstellen, die euch auch weiter helfen könnten.


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Griesuh
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AW: Was können wir noch tun, es geht nicht mehr

Beitrag von Griesuh »

Angie zum Tema 2x 1540€ für Verhinderungspflege u. Kurzzeitpflege schaue einmal hier:

http://www.pflegewiki.de/wiki/Kurzzeitp ... leistungen.

Die Leistungen sind begrenzt und es gibt nicht x 1540 €


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Angie
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AW: Was können wir noch tun, es geht nicht mehr

Beitrag von Angie »

Hallo Grieshu,

2 mal im Jahr gibt es 1510 €
1x für Verhinderungspflege = 1510 €
und 1 x für Kurzzeitpflege = 1510 €
vieleicht ist es so besser zu verstehen.

;-)


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Telse04
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AW: Was können wir noch tun, es geht nicht mehr

Beitrag von Telse04 »

Hallo, es gibt auch die Möglichkeit eine deutschsprachige Pflegekraft aus dem Osten (frei Kost und Logis) bei dem Vater wohnen zu lassen. Die deutschen Pflegedienste werden sicher laut aufgschreien, aber es muss auch alles finanzierbar sein...
Die Kosten werden teilweise von der Pflegekasse getragen, die Damen sind (je nach Anbieter) natürlich sozialversichert. Es ist also keine Schwarzarbeit.
Und...."to Hus ist to Hus". Kosten: ca. 1.000,- € im Monat
Bei unseren Pflegeheimen eine denkbare Alternative. Diese Form der Pflege lässt sich auch mit Tagespflege und Pflegedienst kombinieren. Kosten übernimmt (teilweise) auch die Pflegekasse.
Gruß
Telse



Benutzer 204 gelöscht

AW: Was können wir noch tun, es geht nicht mehr

Beitrag von Benutzer 204 gelöscht »

Kosten: ca. 1.000,- € im Monat
Das reicht nicht .Unter 1600 € läuft da meistens nichts .Die Vermittler wollen nämlich auch ordentlich verdienen .
Was nämlich die Pflegekräfte selbst verdienen bleibt sehr oft ein "Geheimnis" .

LG



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Lena V.
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Registriert: Mi 30. Mär 2005, 13:46

AW: Was können wir noch tun, es geht nicht mehr

Beitrag von Lena V. »

@ marzhano:

Und wie ist nun der Stand der Dinge? Was ich noch empfehlen kann, wäre die Tagespflege. Aber wahrscheinlich habt ihr schon alles geregelt. Wäre lieb zu erfahren, wie es nun weiter ging :confused:


Lebe Liebe Strahle :D

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