was hättet ihr getan?

Bietet Pflegebedürftigen, Angehörigen, Mitarbeitern, ehrenamtlich Engagierten, Berufsbetreuern und allen die Zeuge von Verletzungen der Menschenwürde sind, die Möglichkeit darüber zu berichten sowie Rat und Unterstützung einzuholen. Positive Beispiele und Vorbildhaftes kann hier ebenfalls hervorgehoben werden.
LARA
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was hättet ihr getan?

Beitrag von LARA »

hi,
ich habe eine bewohnerin, die gerne wenn sie mittagschlaf macht, ihren seitenschutz dazu hoch gemacht haben will.sie sagte als ich sie fragte warum sie das wolle, dann fühle sie sich sicherer.
diese bw schlang nun letzte woche ganz schnell ihr mittagessen herunter um schnell ins bett zu kommen. das passte den pp nicht und deshalb sagten sie zu ihr , das sie ihr den seitenschutz nicht hoch machen würden, als strafe.
das passte der bw nicht und sie tobte und wütete richtig rum. sie wurde hysterisch und total unruhig , weinte und schmiss sich vor verzweiflung auf den boden.
als ich das pp fragte warum sie so handeln, wurde mir erklärt das frau x sich überhaupt nicht für die gemeinschaft intressieren würde und immer so schnell isst, um wieder in ihr zimmer zu gehen.
als frau x mich sah, bettelte sie mich an ich möge ihr doch den seitenschutz hoch machen.
nun stand ich da zwischen den fronten.
das pp nahm mir die entscheidung ab, indem es frau x erklärte ich dürfte das nicht machen, als schülerin.
mir war bei der ganzen sache richtig übel, denn ich sehe den sinn nicht darin.
also fragte ich nochmal nach und sagte auch das ich es nicht gut finde. mir wurde erklärt das es sowieso immer lästig war mittags den seitenschutz hoch zumachen und das frau x absolut nichts für die gemeinschaft täte und so versucht werden soll, sie dazu zu "erziehen" es anders zu machen.eine pflegekraft sagte noch , das müsste man jetzt nur paar tage aushalten, dann hätte sie sich das abgewöhnt.
nun mir geht die geschichte einfach nicht aus dem kopf, weil ich genau weiss wie frau x darunter leidet. ausserdem habe ich ein totales versagensgefühl, weil ich von meiner denkweise, den seitenschutz hoch gemacht hätte und es nicht getan habe.
hättet ihr den seitenschutz gegen den willen des restlichen pp hoch gemacht????

traurigengruss von


lg
LARA


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Petra
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Beitrag von Petra »

Sorry, aber von Erziehung im ALtenheim halte ich nun gar nichts. Wir sind ja nicht im Kindergarten. Die Bewohner haben ein Alter erreicht in dem die Persönlichkeit sich schon längst geprägt hat. Die Pflege soll sich individuell auf den Bewohner richten und nicht umgehkehrt. Frau X muß sich auch nicht für die Gemeinschaft interessieren wenn sie nicht will. Es ist nicht jeder gleich geartet und fühlt sich in einer Gruppe wohl.
Ich finde es sehr traurig wenn man sich als Bewohner in einem Altenheim so unter Druck setzen lassen muß. Als Schülerin sind einem schon fast die Hände gebunden, man möchte mit dem Pp auskommen und sitzt somit zwischen den Stühlen.
Du konntest vielleicht jetzt nicht einschreiten aber vergessen wirst du den Vorfall nicht. Mach es an den vielen Bewohnern die du noch kennenlernen wirst, nach deiner Ausbildung besser.

Liebe Grüße

Petra



LARA
Beiträge: 54
Registriert: Do 24. Jul 2003, 21:54

RE: was hättet ihr getan?

Beitrag von LARA »

Original von celeste

Sollte es allerdings nur der Willkür einiger Pk's bei Euch entsprungen sein, dann fände ich das schrecklich, diese Frau so zu behandeln und Dich in so einen Zwiespalt zu bringen.
Celeste
hi,
es ist der willkür des diensthabenden pp entsprungen, denn diese haben es sich ja direkt in anschluss an das schnelle essen von frau x als strafe ausgedacht.

lg


lg
LARA


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Hachi
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Beitrag von Hachi »

@targav
Die Zahlen eine Menge Geld und dann werden sie so behandelt. Das sind Kunden die eine service verlangen können
Zu dem vorliegenden Fall von Dienstleistungen, Kunden, Service usw. zu reden finde ich, gelinde gesagt, übertrieben und unangebracht. Das gehört in eine andere Rubrik. Heime als Dienstleistungsunternehmen können sich die Wohlfahrtsverbände doch schon lange abschminken, oder? Wer kann denn noch die zurecht zu erwartende Pflege gewährleisten? Aber wie gesagt, das lässt sich besser in einem anderen Thread diskutieren.

@Lara
Wenn Frau X ihr Essen extra deswegen herunterschlingt, um möglichst schnell wieder ins Bett zu kommen, kann man als PK die Maßnahmen, die ich im übrigen lächerlich finde(!), höchstens aus medizinischer Sicht begründen (wir wissen alle, daß es nicht gut für den MDT ist zu schnell zu essen). Weiterhin stellt das dauerhafte Liegen einen größeren Pflegeaufwand dar (Dek.-Prophylaxen). Zudem kommt, daß Bettgitter einer richterlichen Anordnung bedürfen, sollte der/die Bew unter Betreuung stehen. Ist das hier der Fall?

@celeste
Oh je, das hört sich nach Instrumenteller Konditionierung an. "Verhaltensbeeinflussung durch Belohnung und Bestrafung"
Klassisches Konditionieren ist durchaus ein probates Mittel zum Zweck. Nehmen wir doch einfach mal Toiletten-, Ess-, An/Ausziehtraining usw. als Beispiele. Bei Lara`s Beispiel ist das aber völlig daneben eine "Strafe" zu verhängen, wenn jemand nicht in der Gruppe bleiben will. Wer weiß, wie die anderen Bew drauf sind. Demente ohne Ende wohlmöglich, vielleicht jaulend, nölend, handgreiflich werdend usw. Wer möchte in so einer Gruppe schon freiwillig seinen Tag verbringen !?

@Petra
Wir sind ja nicht im Kindergarten. Die Bewohner haben ein Alter erreicht in dem die Persönlichkeit sich schon längst geprägt hat.
Richtig, einen alten Baum kann man naturgemäß auch nicht mehr verpflanzen - doch Versuch macht klug, man sollte nicht aufgeben! Aber das mit dem Kindergarten? Ich denke, ein klitzekleines bisschen ist das schon, auch wenn man das nicht gerne hört oder/und zugibt.

FAZIT:
Ich denke, daß die PK`s hier falsch gehandelt haben. Dennoch bin der Meinung, daß ein Nachdenken über Alternativen der Problembehebung sinnvoll ist, sodaß beide Parteien profitieren. :yo



andrea
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Beitrag von andrea »

...............super da schlingt ein Mensch (erwachsener) sein Essen herunter und will schlafen und bittet darum das Bettgitter hochzumachen............und es wird ihm verwehrt weil dieser Mensch sich nicht an die Gemeinschaft hält. Was sind das für eigenartige Methoden ?( Was wollen eure PK diesen Menschen dazu zwingen so zu sein wie sie es für richtig halten???)
Das ist Gewalt ..............und reine Erpressung ...............und eine Frechheit egal ob das Team eine Strategie hat oder nicht. Diese Strategie muß neu durchdacht werden. Was ist so schlimm daran das Bettgitter hochzuziehen wenn ich sowieso abräume ?( Ich hätte ihr diesen Wunsch erfüllt und dann das Diskutieren angefangen. Was gibt es für andere Möglichkeiten diese Dame in die Gemeinschaft einzubinden, wo liegen ihre Interessen und woran liegt es dass sie sich so zurückzieht. Vielleicht überlegst du dir eine Strategie und schlägst sie einfach mal vor. Manchmal soll es Teams geben die offen für Vorschläge und dergleichen sind. :wave


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LARA
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Beitrag von LARA »

hi,
erstmal danke für eure tollen beiträge.vieles davon ist für mich sehr anregend gewesen.
aber auf meine frage was hättet ihr getan, hat leider nur pfleger michi geantwortet.
oft weiss ich nicht was besser ist, als schüler den mund zu halten und das so zu akzeptieren, weil durch meinen einwand ja sowieso nichts geändert wird, oder sich dagegen aufzulehnen..............

lg


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LARA


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doedl
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Beitrag von doedl »

Hm,

komme leider jetzt erst dazu zu lesen und zu antworten.

Was mich an der Schilderung von Lara stutzig macht, ist die Reaktion der Bewohnerin- sie tobte, schrie und warf sich auf den Boden- also nicht grad die Reaktion ein psychisch gesunden Menschen.

Was nun der genaue Hintergrund des Verhaltens ist, kann ich nur vermuten, aber das hilft wohl auch nicht weiter. Es gibt wohl immer wieder Menschen, die den totalen Rückzug machen, weg von der Gemeinschaft, weg von allen sozialen Bindungen. Solchen Rückzug würde man in jüngeren Jahren sicherlich therapeutisch behandeln; ob das in einem fortgeschrittenen Lebensalter noch möglich ist, wage ich zu bezweifeln.

Das Verhalten der Pflegekräfte halte ich für nicht angemessen- Strafe für nicht erwünschtes Verhalten hat in der Altenpflege nichts zu suchen.

Um Lara nun auf ihre Frage zu antworten:

Als Schüler hast keine besonders gute Position und wenn Du länger in dem betreffenden Heim bist, dann versteh ich gut, dass Du nichts gemacht hast.
Ich glaube, ich hätte zu meinen Schülerzeiten auch den Kopf eingezogen. Heute- hihi- da würd ich Rabatz machen, aber bin auch ein paar Jahre älter geworden.

Auf alle Fälle musst Du Dir keine Vorwürfe machen Lara, Du hast wohl als einzige des Pflegeteams richtig und wirklich über die Situation nachgedacht.

Lieben Gruss

Doedl

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doedl
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Beitrag von doedl »

Hallo Michi

es gibt nicht nur Schwarz- Weiss im Leben............. oft hast auch Zwänge, die Dir nicht angenehm sind, aber die zu berücksichtigen sind.

Meine Erfahrungen sind die- diejenigen, die unbequem sind, sind auch die, die einen Betrieb weiter bringen, weil sie die Augen offen haben und nicht im alltäglichen Fahrwasser schwimmen. Frag mal die heute Selbständigen, ob sie für ihre Vorgesetzten angenehm waren- und Du wirst sicherlich die Antwort "nein" erhalten.

Leider sind unsere hierarchischem Systeme nicht unbedingt für die individuelle Entfaltung geeignet. Wenn Du eine/n Vorgesetzte/n hast, der unbequeme Mitarbeiter/Innen akzeptiert, dann preise Dich glücklich. Die Regel ist es aber nicht.

Lieben Gruss

Doedl

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andrea
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Beitrag von andrea »

:wave Hallo zusammen,
wenn ein Bewohner so betteln muß um sein Bettgitter hochzubekommen ist das ein deutliches Zeichen das man hier an "eigene Bedürftigkeit" der PK denkt. Der BW hat das sicher auch verstanden und versucht sich auf diese traurige Weise ein kleines "Bestimmungsrecht" für seine eigene Persönlichkeit zu erzwingen. Hier läuft sicher sehr viel mehr falsch denn wer hat recht wenn er sagt " sei erst einmal aufgeschlossener pass dich an dann gehts dir besser ?( ?( ?(
Wenn ich einen BW habe der sich nicht an der Gemeinschaft interessiert zeigt dann versuche ich ihn dafür zu interessieren. So etwas erreiche ich mit Biographiegesprächen. Erst hier werde ich die Möglichkeit haben etwas zu erfahren über Erfahrungen Wünsche Ängste usw. Dadurch kann ich handeln und versuchen etwas Positives für den BW am Zusammensein mit anderen zu finden. Dieses Heim zeigt dem BW jedoch auf was er ohnehin schon weiß nämlich "pass dich an dann gehts dir gut" du hast nichts zu sagen sondern wir . Ich glaube die Pflegekräfte müssen ersteinmal das Vertrauen des BW bekommen was unter diesen Umständen wohl niemals eintritt. Wenn ich mir überlege dass der BW bis zum Rest seines Lebens so leben muß und auch nach dort sterben muß tut er mir sehr leid. Vielleicht muß er sogar auf Kommando aufhören zu atmen ?( ?( So würde man mit Menschen aus der Nachbarschaft sicher nicht umgehen, man stelle sich mal vor eine Kellnerin sagt zum Gast den Aschenbecher bringe ich erst wenn sie noch einen Nachtisch nehmen. :lol dieser Gast würde nicht wieder kommen denn er kann frei entscheiden was er will. Die alten Leute zahlen viel Geld für ihren Heimplatz, haben sie eine "späte Erziehung" gewollt??? Wohl ehr nicht. Auch wenn man den alten Menschen in den Heimen durch den Zeitmangel nicht immer gerecht werden kann die Wünsche des Einzelnen und dessen Wohlergehen stehen immer im Vordergrund. Statt das Hochziehen des Bettgitters zu verweigern wäre dieser Bewohner besser in das nächste Teamgespräch einzubringen. Und zwar nicht mit der Frage was muß er tun um respektiert zu werden sondern was müssen wir als PK tun um diesem Bewohner ein Zuhause zu schaffen indem er sich wohlfühlt. Bei dieser Fragestellung käme der Gedanke Erziehung gar nicht erst auf. Leider gibt es aber sehr viele die sich die erste Frage stellen. Schüler die sich nicht trauen den Mund aufzumachen und Mitarbeiter die sich den Gewohnheiten anpassen und mitmachen................ist ja einfach alle denken so und der um den es geht kann ja nicht ganz klar sein wenn er sich auf den Boden wirft.( Welche Möglichkeiten hat er denn noch sich zur Wehr zu setzen???
Ich habe bisher immer meinen Mund aufgemacht, Bei meinem vorletzten Einsatz habe ich sogar erst darüber geschlafen weil ich mir sicher sein wollte nicht den falschen Ton zu treffen. Mein Ton war gut aber die Frage nach dem Warum und die Aussage ich hätte diese Situation nicht verstanden, man möchte sie mir erklären war einfach zu viel. Ich wurde als anmaßend und respektlos getadelt und gefragt wie ich als Schüler es wagen könnte das Tun eines PK anzuzweifeln der jahrelange Pflegeerfahrung hat!!! (So etwas ist mir aber nur einmal passiert hier hatte einer das Sagen alle anderen folgten und sprachen nur hinter vorgehaltener Hand) Da meine Schule der gleichen Meinung war wie ich konnte ich dann aber wechseln muss aber dazu sagen das ich dieses Dillemma schon befürchtet hatte denn es zeigte sich in anderen Situationen dass diese PK keinen Widerspruch duldete.In den anderen Einsätzen bin ich mit meiner offenen Art gut gefahren. Manches mußte ich selbst einsehen konnte aber auch nach der Diskussion den Sinn erkennen. Es gab auch Dinge die wurden durch mich erst aufgegriffen und nach Lösungsmöglichkeiten gesucht. In unseren Bewertungsbögen sind Kritikfähigkeit und Kritikanbringen ein wichtiger Punkt. Mir liegt es völlig fern Dinge zu tun von denen ich überzeugt bin sie schaden. Ich arbeite mit Menschen nicht mit Maschinen. Wenn mein Meister mir sagen würde ich sollte die Produktion steigern täte das der Maschine nicht weh selbst wenn sie dadurch leiden müsste. Unser Klientel hat Gefühle und ein Recht auf :god Respekt und den gebe ich nicht indem ich versuche irgendwelche Dinge gewaltsam zu erreichen oder zu bestrafen.Ich verstehe deshalb auch nicht wenn jemand schreibt, wenn es nicht Ansicht eines Einzelnen war kann das in Ordnung sein. Dement oder nicht ein Bettgitter hochziehen darf nicht verwehrt werden nur weil ein BW nicht nach der Pfeife dummer PK tanzt. Wenn das ganze Team dieser Meinung ist, sollte es zum Überdenken angeregt werden und dafür eignen sich Schülermeinungen hervorragend :yo Ich verstehe die Angst die Schüler davor haben wenn sie nur eine feste Stelle haben , ich könnte das einfach nicht aushalten ich habe einen Kopf ,Gefühle und kann selbstständig denken und bin keine Marionette die ohne nachzudenken tut was man ihr sagt auch mit der Gewissheit das ist falsch. Sicher gibt es Leitungen die ähnlich reagieren wie in meinem Fall aber es gibt genug Menschen die ihr eigenes tun überprüfen werden und Fragen und Anregungen nicht als Anstoss sehen werden. Wenn Ton und Fragestellung stimmen kann nichts falsch daran sein seine Meinung zu äußern. Mir war einfach danach das noch mal ausdrücklich zu betonen. Auch Schüler lernen aus Fehlern anderer oder erkennen den Zusammenhang der vorher unverständlich erschien. Ich hoffe dass noch mehr Menschen in der Pflege diese Ansicht vertreten und offen zu ihrer Meinung stehen können.


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Jutti
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Beitrag von Jutti »

Hallo Zusammen

Nun haben wir uns alle mal kräftig aufgeregt über diese Art und Weise, aber Lara ist damit nun nicht wirklich geholfen. Sie braucht sachliche Argumente, die sie entgegen halten kann, wenn sie jemals wieder in so eine Situation kommt.
Lasst uns also den Startbeitrag mal ruhig auseinander nehmen:

Rechtlicher Aspekt:
Bettgitter hoch bedeutet normalerweise eine Fixierung, sprich erfüllt den Tatbestand der Freiheitsberaubung nach 3 239 StGB. In diesem Fall sieht das aber nun ganz anders aus.
Die Einwilligung ( diese Dame hat ja selber darum gebeten) des Betroffenen in freiheitsentziehende Maßnahmen schließt (abweichend vom Grundsatz, wonach die Einwilligung eine Tat rechtfertigt) hier bereits den Tatbestand aus. Die Einwilligung durch den Betroffenen selbst ist allerdings nur dann wirksam, wenn er einsichtsfähig genug ist, die Bedeutung der freiheitsberaubenden Maßnahme zu erkennen.
(Quelle: Katrin Markus, Rechtsfragen in der Altenarbeit, Strafrecht)
Dies bedeutet, in dem Zusammenhang damit, wie das Verhalten (schreit, schmeißt sich auf Boden usw) geschildert wurde, ist diese Dame voll entscheidungsfähig? Das wäre also zunächst zu klären. Dann müsste man wissen, gibt es eine Betreuung? Wenn ja, in welchem Umfang und was würde der Betreuer dazu sagen?
Klienten Aspekt:
Seit wann konditioniert man einen Klienten, einen Erwachsenen Menschen, der für Leistungen viel Geld bezahlt?
Ich denke, dazu wurde bereits genug erklärt!
Dann wäre für mich zu klären, warum verhielt sich diese Dame genauso? Gibt es Vorerkrankungen? Ist das einfach nur der übliche Stil, wie diese PK ihre Vorstellung vom Tagesablauf haben? Gab es andere Vorfälle, die diese Dame dazu bewegt haben, sich so zu verhalten? Eine Aktion zieht eine Reaktion nach sich. Vielleicht reagiert sie nur auf die Art, die ihr geblieben ist mit Gegenwehr? Zieht sie sich immer vom sozialen Umfeld zurück? Hat sie ein Einzelzimmer, soziale Isolation, oder vielleicht viel Besuch, das Kontakte nicht ganz so wichtig sind??? Wie sieht die Biographie aus?? Die ganze Anamnese, Erkrankungen, die ganze Palette halt.
Eigentlich möchte ich bewertungsfrei nun ganz viele Fragen stellen, um Licht in diese Angelegenheit zu bringen und das Ganze mal eher emotionslos betrachten!!!! (....was nicht bedeutet, das mich das nicht aufregt, sowas zu lesen, es regt mich auf!!!!, aber Probleme löse ich auf der sachlichen Ebene in diesem Fall)
Viele Grüße von Jutta



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