verhungern und verfaulen bei Demenz

Bietet Pflegebedürftigen, Angehörigen, Mitarbeitern, ehrenamtlich Engagierten, Berufsbetreuern und allen die Zeuge von Verletzungen der Menschenwürde sind, die Möglichkeit darüber zu berichten sowie Rat und Unterstützung einzuholen. Positive Beispiele und Vorbildhaftes kann hier ebenfalls hervorgehoben werden.
Evilina
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Registriert: Do 26. Nov 2009, 12:55

AW: verhungern und verfaulen bei Demenz

Beitrag von Evilina »

So ein bisschen muss ich nun doch schmunzeln, wie ihr beide, Iceage und (garn nicht- ) Überflüssig, sofort in die Bresche springt, sobald es gegen Krankenhaus geht. :) Es kommen immer wieder im Krankenhaus und auch im Pflegeheim Vorfälle / Mißverständnisse zu tage, die mit einer vernünftigen ehrlichen Pflegeüberleitung locker aus der Welt zu schaffen sind.

Nur wenn wir Fehler zugeben, können wir daraus lehrnen. Dieses gilt für beide Institutionen :)


*wink*

Evilina



überflüssig
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Beitrag von überflüssig »

Off-Topic:

Hallo Evilina,
mein; und ich bin sicher, auch iceages´ Beitrag hatten eigentlich weniger etwas mit „in die Bresche springen“ zu tun, als mit der Tatsache, dass mein Vorschreiber (# 17 ) haltlose und in keinster Weise objektiv nachvollziehbare Vorurteile über Kh verbreitet hat.
Das Ganze auch noch gepaart mit unglaublichen, mehr oder minder geschickt versteckten, Beschuldigungen von körperlicher Gewalt.
Das wollte ich so nicht unkommentiert lassen.
Mein Beitrag sollte nicht aussagen, dass nur weil ich im Kh arbeite, dort alles toll sein muss.
Überall gibt es gute, wie schlechte, egal ob AP oder KP.
Tatsächlich passt hier: war so, ist so, bleibt so.
[quote]Nur wenn wir Fehler zugeben, können wir daraus lehrnen. Dieses gilt für beide Institutionen [/quote]
Genau so isses.
VG überflüssig



mamma
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Beitrag von mamma »

Grüß Dich Janina,

ich melde mich hier nur, weil es mir nicht gefällt, was ich auf DEinen Beitrag hin lesen musste. Gestöhne und Gejanke der Pflegekräfte.

Du selbst leistet nichts im Vergleich zu den 20, 30 Leuten, die diese Kräfte stemmen müssen. - sagen die. Du hast nur eine daheim und sie soviele.

Hier liegt eine Diskrepanz vor, die mir nicht passt. Ich pflege meine Mutter seit mehr als vier Jahren. Ich bin hinein geworfen worden wie ins kalte Wasser. Alle ach so gut ausgebildeten und erfahrenen Kräfte waren nicht in der Lage, klar und deutlich zu sprechen.

Muttern kam nach Hause und nicht ins Heim. Das war klar und ist auch heute noch klar.
Wenn ich schon höre, dass man sich überlegen soll, ob der demente Mensch überhaupt noch essen will! DAss es die einzige Möglichkeit für einen dementen Menschen ist, die Nahrung zu verweigern, um zu sagen, dass man nicht mehr leben will!!!! kriege ich - entschuldigt bitte - das Kotzen!!!

Meine Mutter, frontotemporal dement, 90 jährig, hängt am Leben und das jeden Tag aufs Neue. Viele ach so gut ausgebildete Kräfte habe ich gesehen, die nicht in der Lage waren, eine Unterhaltung mit ihr zu führen, eine Unterhaltung, die man ohne Weiteres führen kann, wenn man denn Ahnung und Einfühlungsvermögen hat. Kleine Schulungen bringen es hier nicht. Der Demente an sich unterscheidet sich vom nächsten. Unter Alzheimer wird alles zusammengefasst. Die ach so geschulten und im Leben erfahrenen Kräfte, die in Windeseile ihre Alten abklappern müssen, stellen einfach nur die Frage: "Und, Frau X, wollen Sie das noch essen?" und Frau X antwortet nicht, dann wird es weggeräumt, dann wollte Frau X nicht. Frau X will auch nicht unbedingt immer Mikrowellenheißes Essen essen, das ist Frau X zu heiß und ja! Frau X mag auch kaltes Essen, denn Frau X ist dement, hat eine andere Wahrnehmung als wir, als ein 16-20jähriger unerfahrener Mensch, der von sich auf andere schließen muss, der den anderen nicht wahrnehmen kann, der immer nur sich selbst in den Vordergrund stellen muss. Hört Ihr denn eigentlich noch zu? Seht Ihr denn eigentlich noch, wen Ihr vor Euch habt?!
Selbst wenn die Leutchen Zeit bekämen, wie sie meinen zu wollen, dann könnten sie doch in der Vielzahl der Fälle gar nicht mit einem alten Menschen kommunzieren. Es ist doch viel zu Ichbezogen was da abläuft. Das ist erbärmlich und hat nichts mit Geld und Zeit zu tun. Hilflosigkeit an vielen Stellen, die ich wahrnehme.
Der arme demente MEnsch, der sich nicht mehr äußern kann, meint Ihr! Schaut doch hin und hört doch hin!
Janina hat mein volles Mitgefühl. Ich habe dasselbe erlebt und ich sage, dass meine Mutter Lebensgefühl behalten soll. Der Tod kommt, wann er will und ich will nicht, dass sie dahinsiecht. Denn das muss nicht sein. Jeder Tag bringt etwas. Ich wünschte mir mehr Zeit fürs Lesen, obwohl, Zeit, - ...., es ist Kraft. Wenn ich dann ein dahergelaufenes Mädchen bekomme, die nicht singen will, kein Gedicht rezitieren kann oder dergleichen, die sich geniert oder sonstwas, kommt mir das Kotzen. Entschuldigung, aber es ist so. Die primitivsten menschlichen Handlungen werden nicht vollzogen. Man hat Demenzschulungen besucht, aber man schämt sich, mit dem alten Menschen zu singen.
Herzlichen Glückwunsch! Klar, dass der Angehörige da stört.
Und: Demente essen über einen langen Zeitraum, das ist bekannt, und sie haben auch schon mal den Kamm im Essen liegen.
Lasst ihn dort liegen, gönnt dem Menschen seine letzte Selbstbestimmung. Es ist doch gar nicht so wichtig, ein ewig sauberes Fräckscken anzuhaben.
So. Nun ist die erste Wut raus.



A.v.Stösser
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Beitrag von A.v.Stösser »

Hallo mamma

Ich hoffe, es geht Ihnen besser nachdem Sie Ihrer Wut über die unfähige Fachpflege öffentlich gemacht haben. Es ist Ihre Wahrnehmung oder wohl eher gesagt Verbitterung/Enttäusschung: Niemand hilft mir. Niemand versteht mich und meine Mutter. Ich weiß alleine was meiner Mutter gut tut.

So kommt Ihre Klage bei mir an.

A.v.Stösser



mamma
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Beitrag von mamma »

AvStösser

Ich habe das GEfühl, dass Sie nur hören, was Sie denken. Mein Beitrag ist lang, enthält viele Punkte, auf die man sachlich eingehen könnte, doch Sie greifen sich nur meine Wut.
Lesen sie den Beitrag noch einmal mit etwas Distanz, dann schwindet die Einseitigkeit.
Ich will diese Aussage keinesfalls als Angriff verstanden wissen, denn sie ist nicht so angedacht.



A.v.Stösser
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Beitrag von A.v.Stösser »

Hallo Janina2

Zu Ihrer Forderung: "An erster Stelle muß meines Erachtens die Frage stehen, welcher Umgang mit dementen (schwerstpflegebedürftigen) Menschen ist menschenwürdig (Verpflichtung lt. Grundgesetz) und sollte unsere Gesellschaft fähig sein zu leisten. Wer das leistet und wie, muß an zweiter Stelle stehen."

Genau um diese Frage ging es in der AG, die 2005 die Charta der Rechte hilfe- und pflegebedürftiger Menschen, formuliert hat. Ich habe an diesem Papier mitgewirkt und setze mich heute dafür ein, dass die Charta verbindlich eingeführt wird. Wir müssen also das Rad nicht nochmals neu erfinden, sondern für die Beachtung dieser Rechte sorgen, siehe http://www.pflegecharta.de

Wenn ein pflegebedürftiger Mensch seinen Willen nur noch z.B. in Form von "den Mund nicht aufmachen" - "nichts mehr runterschlucken" (auch bildlich zu verstehen) - ausdrücken kann, sollten sowohl Fachkräfte als auch Angehörige achtsam reagieren und versuchen sich in die Lage des Betreffenden zu versetzen. Daran vor allem scheint es mir zu mangeln.

Mit besten Grüßen
A.v.Stösser



Evilina
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Registriert: Do 26. Nov 2009, 12:55

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Beitrag von Evilina »

Hallo Janina, hallo mamma

vielen Dank für eure offenen Worte. So fühle mich in meinem ständigen schlechten Gewissen bestätigt, welches mir sagt, dass ich als Pflegefachkraft nicht fähig bin, alles für die Bewohner / Klienten/ Patienten zu tun. Am besten ich verlasse diesen Beruf wieder, denn bei derzeitigen Rahmenbedingungen bin ich nicht in der Lage, meine ureigenen Anforderungen zur Pflege eines Menschen zu erfüllen.

Liebe Fr. v. Stösser

Ihre Charta ist ein interessantes Papier, ändert aber leider an den Rahmenbedingungen auch nichts. Hat aber sicher einen Haufen Geld gekostet.

An alle:

Solange ca 100 Millionen Euro für Überprüfungen ausgegeben werden die im System fehlen, solange Angehörige Pflegepersonal als dumm, unfähig und faul hinstellt, solange "interessante Papiere" ( Expertenstandard, Charta usw.) entwickelt werden, die uns Pflegepersonal erzählen sollen , wie wir zu ticken haben - solange wird sich in der Pflege auch nix ändern.


Eine frustrierte

Evilina



BiFi
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Registriert: Di 26. Feb 2008, 18:03

AW: verhungern und verfaulen bei Demenz

Beitrag von BiFi »

Danke, Evilina! :god
Anscheinend bin ich auch nicht geeignet für den Beruf, es reicht nicht und ist reiner Egoismus das ich jeden Tag um sechs Uhr auf der Matte stehe statt um viertel vor sieben, um halb zwei zum Spätdienst komme statt um zwei, meine wenigen freien Tage und Wochenenden opfere (ich bitte darum, diese Ü-Std auf einen Monat hoch zu rechnen- nur nebenbei, ich darf sie NICHT aufschreiben!). Ach ja, ich Esse und Trinke nicht etwa aus Zeitmangel nichts und nicht, damit ich ein BISSCHEN Zeit habe für Gespräche o.ä, sondern nur weil es mir doch eigentlich sch*** egal ist ob jemand den Mund aufmacht! Nö, lieber noch nen Kaffee trinken und die Doku schreiben, denn darauf kommt es mir doch eigentlich an!
Angehörige? Finde ich grundsätzlich scheisse, meckern immer nur.
Und demente Leute? Kriegen eh nix mehr mit, kann ich behandeln wie ein Stück Fleisch und sauen eh immer nur die Tischdecke ein. Schrecklich! Wenn die den Mund nicht auf machen wollen sie wohl alle Sterben. Besuche zwar FoBis und lese privat auch darüber, aber was soll ich tun? Mein Alltag ist doch sonst so langweilig...
Ja, wir sind doch alle gleich, oder? Nur am jammern und ändern wollen wir doch eigentlich nix. Wer sich nur diesen Quatsch mit der Unterbesetzung ausgedacht hat... Wenn Besucher kommen sehen sie doch das alles Tutti ist...

Sorry, ich weiß dass das nicht konstruktiv zur Diskussion beiträgt, aber jetzt muss ICH meiner Wut mal Luft machen wenn ich so einen ausgemachten Schwachsinn lese!!!
Entschuldigt bitte meine Wortwahl, das ist sonst nicht meine Art. Aber wenn ich eure beiden Beiträge lese braucht es schon sehr viel Fantasie, sich nicht angegriffen zu fühlen!!!!!!!! :mad: :mad: :mad:



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-Felicitas-
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AW: verhungern und verfaulen bei Demenz

Beitrag von -Felicitas- »

Schulz von Thun:

mamma - Sie haben die Beziehungsebene durch Ihren niedergeschriebenen Wutausbruch so sehr in den Vordergrung gerückt, dass insbesondere die Sachebene dahinter im Nichts verschwindet.

Resultat: Einmal Interpretation Ihrer Gefühlslage, zweimal Antwort auf die Beziehungsaussage Ihres Beitrages.

Sich auf die Sachebene zu beziehen fällt angesichts Ihrer Angriffe auf die beruflich Pflegenden schwer.

Nur soviel möchte ich dazu sagen:
Sie kennen Ihre Mutter. Besser als jeder andere Pflegende sie jemals kennen wird. Sie sehen in ihrer Mimik wahrscheinlich Dinge, die sie schon seit 60 Jahren von ihr kennen und deswegen gut interpretieren können. Sie sehen also z.B. den Lebenswillen, die Freude, die Anspannung usw.
Sie sind Spezialistin in Kommunikation mit und der Pflege Ihrer Mutter geworden, das stelle ich nicht in Abrede.


Was Sie aber nicht sehen, sind andere demente Menschen in ihrem Tagesablauf, ihrer Befindlichkeit, ihrer Bedrücktheit, ihrem Glück und mit ihren nonverbalen Äußerungen.

Dass Sie bei einigen dieser Menschen dann eine ähnlich dumme Figur machen würden wie die, die Sie bei den Pflegekräfte kritisierten, die in Kontakt mit Ihrer Mutter waren.... würden Sie das kategorisch ausschließen können?

Respektieren Sie deswegen UNSERE Qualifikation als beruflich professionell Pflegende, häufig mit einem Haufen an Zusatzqualifikationen und viel, viel Engagement - denn wegen des Geldes oder der tollen Arbeitszeiten bliebt niemand in diesem Beruf!


...Mal sehen, ob wir jetzt doch noch die Kurve hin zu einer sachlichen Diskussion finden... und genau deswegen verbitte ich mir solche verhöhnenden Vokabeln wie Gestöhne, Gejanke, erbärmlich und so weiter - quid pro quo!

MfG
Felicitas


Diskutiere nie mit einem Idioten. Erst zieht er Dich auf sein Niveau herunter, dann schlägt er Dich mit Erfahrung!

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agidog
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AW: verhungern und verfaulen bei Demenz

Beitrag von agidog »

Bravo Felix :yo


Wer mein Schweigen nicht versteht, versteht auch meine Worte nicht


Viele Menschen sind zu gut erzogen, um nicht mit vollem Mund zu sprechen, aber sie haben keine Bedenken, es mit leerem Kopf zu tun (Orson Welles) 8)

antonella123
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AW: verhungern und verfaulen bei Demenz

Beitrag von antonella123 »

Hallo,

Ich danke dem Herrn für jeden Tag an dem solche Angehörigen nicht meinen Weg kreuzen.

Nicht alles in der Pflege ist toll und noch viel weniger aus den Standards ist umzusetzen, leider ist in da das Papier geduldig. Aber einen ganzen Berufszweig als unfähig, dumm und faul hinzustellen, dazu gehört mal was.
Wovor habt ihr 2 eigentlich solche Angst? Keine Aufgabe mehr wenn Mutti tot ist? Wisst ihr nicht wohin dann mit Eurer Zeit ? Oder hascht ihr über Eure Aufgabe nach Aufmerksamkeit und Anerkennung? ISt uns Pflegenden nicht unbekannt. Vielleicht auch unbewältigte Eltern - Kindkonflikte ?

Solche Angehörigen mag ich wie Zahnschmerzen. Nur Kritik und völlig kontraproduktiv, leider auch was den Willen und die Selbstbestimmung der Kranken angeht, denn die sind Ihnen hilflos ausgeliefert... Tag und Nacht...


antonella123



mamma
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AW: verhungern und verfaulen bei Demenz

Beitrag von mamma »

Liebe Frau v. Stösser,

so gefällt es mir schon besser. Ja, es stimmt wahrscheinlich auch, was sie sagen. Aber:
In meinem, oder unserem Fall ist es anders als Sie denken. Muttern braucht lange, um zu kauen und zu schlucken. Letztlich isst sie sogar sehr gesund; sie nimmt sich Zeit, nimmt einen Löffel voll in den Mund und kaut durch, bis zum Schluss. Das braucht seine Zeit. Ihr schmeckt das Essen in der Vielzahl der Fälle auch gut. Sie will auch partout selber essen. Der Teller ist groß, eine QuicheForm, zwei große Löffel, ein kleiner und eine Gabel liegen parat. Den Schnabelbecher, den sie nicht mit Schnalbeaufsatz benutzen will, stellt sie dann mitten in den Teller, da hat er Platz, da ist es ihr bequem, da steht er gut. Nun sieht man, wie sie sich anstrengt und man sieht auch ein zufriedenes Gesicht, wenn es geklappt hat. Ein wenig Normalität, sie kann doch noch alleine, (denkt sie wahrscheinlich, denn so siegesmutig sieht sie aus, wenn es klappt)- und ich lasse sie auch. Der Mund ist verschmiert, das Besteck fällt ins Essen, beim Hantieren kippt der Becher um, die Flüssigkeit ist entweder im Bett oder im Teller verteilt.
Das aber macht nichts! hier bei uns zu Hause geht das alles.
Nach sechs, sieben Löffeln stockt alles. Du siehst es ihr an. Das angestrengte Gesicht, das Hirn denkt, aber die Hand will nicht.
Ok. Dann komm ich an die Reihe. Sie hält immer noch einen Löffel in der Hand und ich gebe ihr einen Löffel in den Mund. Sie isst gerne! und auch gute Portionen.

HIER KANN KEINE REDE VON ZWINGEN SEIN!!!!

WEnn ihr etwas nicht schmeckt, biete ich ihr Alternativen an, oder letztlich vielleicht ein Eis?

Wenigestens am Essen hat sie Spaß.

Aber: Pflegemädels, und ich sage das hier bewusst, denn es ist auch alles eine Frage der menschlichen Reife, packen das nicht in der Form. Ich musste lange erklären...

Und bitte, das erklärt mir keiner hier im Netz, dass in den Heimen oder Krankenhäusern soviel Zeit und Musse zur Verfügung stehen.
Der Teller muss abgeräumt werden, es geht alles nach Plan, alles hat seine Stunde. Da macht jeder Teller, der stehengeblieben ist Mühe und Stress. Jedes Bett, das neu bezogen werden muss, macht Stress.
Manchmal muss ich Muttern ein neues Nachtoutfit obenrum anziehen, weil sie mal wieder den Becher umgekippt hat. Nicht wissentlich, aber einfach, weil sie ihn vergessen hat.
Ich ziehe ihr was Neues an, ich beziehe auch das Bett neu, denn ich will nicht, dass sie mit feuchtem Zeug am Körper liegt. Ich will keinen Decubitus mehr. Mir hat eine versierte mobile Kraft das Ganze eingebrockt. Sie hat vergessen die Statikstaste am Bett wieder zurückzustellen - sie war der Meinung, dass sie mit der Statik flotter arbeiten kann.
Ich war am Flaschencontainer, damit ich die Kraft als Angehörige nicht störe und habe mich voll auf sie verlassen. Ich kam zurück, Muttern lag bettfein vor der Flimmerkiste und am nächsten Morgen war es so weit.
Matsche. Drei Wochen Zusatzpflege, die uns natürlich mehr kostet, klar, keine Entschuldigung, gar nichts nur Pampigkeit in der Folge.

Das ist Realität und an diese pampige Art habe ich mich beim Lesen hier im Forum erinnert gefühlt.
Heute bin ich mit ihr gut bekannt.

Und bei Janina2 glaube ich, dass sie genau diese Situation anspricht. Es ist und bleibt immer noch richtig: Mütter kennen ihre Kinder am besten und die Kinder kennen ihre Mütter am besten, denn sie haben viele Jahre miteinander verbracht.

Eine Zusammenarbeit ist anzustreben.



mamma
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AW: verhungern und verfaulen bei Demenz

Beitrag von mamma »

Ja, Evilina, so ist es leider.
Ich kann Dich sehr gut verstehen. Es ist ein knochenharter Job im Altenheim zu arbeiten. Die Konditionen sind nicht gut, darüber wurde auch in den Medien viel berichtet.
Auch ich sehe es so, dass es so, wie es derzeitig ist, Mist ist. Ganz großer Mist. Man kann Menschen nicht abhandeln wie Industriegut.
Man geht mit vollem Herzen und Überzeugung an den Job, man will den alten Leutchen etwas Lebensqualität bieten und findet sich in einer "Rennpflege" wieder, in der Papiere, Statistiken, Prüfungsstandards etc viel wichtiger geworden sind, als der Dienst am Menschen.
Es stimmt, Evilina, Du hörst am besten mit diesem Job auf, denn Du kannst an einer Hand abzählen, wielange Du das aushälst.
Anstatt mehr Kräfte einzustellen, werden Stellen abgebaut, weil die Zahlen stimmen müssen. Zwei Kräfte stemmen da mitunter die Arbeit von drei Kräften und dürfen noch nicht einmal aus sich heraus entscheiden, für wen die umfassendere Pflege heute wichtiger ist, ob man Frau X nun unbedingt um 16.00 h, sagen wir mal, den Popo auswischen muss oder das der Kollegin überlassen darf, die dann Monatelang nicht mehr mit einem spricht, während vielleicht ein paar Zimmer weiter ein alter Mensch alleine vor sich hinweiht oder, oder, oder.
Euch gebührt Ehre und das meine ich tatsächlich so.

Solche Angehörigen, wie wir das sind, Janina2 und mamma, will man da überhaupt nicht sehen, kann man da nicht verkraften. Das kann ich mir gut vorstellen, sehr gut vorstellen sogar. Wir haben Fragen, wir haben Ängste und wir sehen das Dilemma. ES sind auch nicht alle Pflegekräfte, sprich Deine Kolleginnen und Kollegen von der guten überzeugten Sorte, oder?

Ihr reißt Euch auf deutsch gesagt den Arsch auf, im besten Falle ist es so, und es reicht nicht. Häufig geht Ihr mit hängenden Schultern nach Hause und manchmal ist der Mensch verstorben, den Ihr vielleicht noch hättet besuchen wollen.

DAS ALLES GLAUBE ICH SOFORT; SEHE ICH.

Aber das Problem auf unserer Seite bleibt!!! Nach einer Woche Krankenhausaufenthalt folgen Wochen Aufarbeitung. Alter ist ja keine Krankheit und wenn nicht überall gut funktionierende geriartrische Stationen vorhanden sind, kannste eh alles vergessen.
Keime, ist bekannt, falsche Medikament, Fallpauschalen und so weiter, alles bekannt.
Das alles hast Du dann zu Hause. Tag und Nacht. Du bist eine Person im DreiSchichtenDienst. Und: Es ist Dein Angehöriger. Das unterscheidet uns Angehörige von denen, die das als Job machen.

Ihr habt Eure Stunden zu leisten und wir leisten und leisten ohne Bezahlung, ohne Wochenende und ohne Urlaub.

Ich denke mal, dass Verständnis auf beiden Seiten weiter hilft. Klar ist für mich, dass erst mal alles benannt werden muss und evelina, da ist dein Beitrag ein Anfang für mich. Offene Worte, erst mal alles benennen und auch aushalten. Kritik aushalten. Es ist nicht an Dich persönlich gerichtet, es ist Kritik am Regime des Ganzen in dem wir uns bewegen.

Eine Zusammenarbeit im Heim von Angehörigen und Bediensteten könnte ich mir gut vorstellen, aber bis es dazu kommen könnte!!! mein lieber Herr GEsangsverein. Wir Angehörigen würden doch erst mal alles gehörig durcheinanderbringen.



mamma
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AW: verhungern und verfaulen bei Demenz

Beitrag von mamma »

Mensch Bifi,

ich finde Wutattacken gut. Erst mal raus damit. ABer, wo steht in meinem Text, in Janinas Text das, was ich bei Dir vorfinde? Es zeigt doch nur, dass sich viele Dinge angestaut haben.
Ich kann Verständnis aufbringen, kann sehen, was geschieht und ich begreife jetzt, dass Angehörige, die sich zu stark kümmern, verhasst sind. Sag ich doch.
GEbe ich Muttern ins Heim, muss ich draußen bleiben, damit die Pflegekräfte nicht ausrasten. (lies das mal nicht so angebiestert, bitte)
Verständnis für meine oder unsere Seite lese ich nicht. Ich lese nirgendwo den Hinweis darauf, dass man unsere Situation der Pflege zu Hause versteht.
Das fehlt mir. Ich würde eine Teamarbeit bevorzugen.



Suse2
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Beruf: AP - PDL - Stellv. HL
Einsatz Bereich: Seniorenheim
Wohnort: NRW
Interessen: Lesen, Schwimmen, Stricken

AW: verhungern und verfaulen bei Demenz

Beitrag von Suse2 »

@ Mamma

schade das du alle über einen Kamm scherst

bei uns gibt es nämlich die "gemeinsame Sorge mit den Angehörigen"

wir holen sie ins Boot, die Angehörigen die es denn wollen!!!

wir pflegen und betreuen 47 BW morgens mit 7K
wir haben kein ÜStunden Paket
wir "handeln nicht " ab
wir gehen nicht auf dem Zahnfleisch
wir sind ein starkes und lang zusammenarbeitendes Team

und ich pflege privat noch einen lieb gewordenen Menschen mit PS 1


Auch wer nicht zählen kann, zählt mit!
Auch wer nicht sprechen kann, hat was zu sagen!
Auch wer nicht laufen kann, geht seinen Weg!

mamma
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AW: verhungern und verfaulen bei Demenz

Beitrag von mamma »

Felicitas

danke für die ausführliche Antwort. Ja, es stimmt. Andere dementiell Erkrankte sind anders, da stünde ich auch erst mal ein wenig blöd da, wie Du sagst. Klar.
Ich weiß es sogar, weil ich in einem Heim das Essen abhole und mich mit den Älteren beschäftige. DA hat man Vorlieben, ganz klar. Mit dem einen kann man besser als mit dem anderen, klar. Aber ich kriege einen Stein zum Reden, ist eine Gabe.
Verdienen kann man nicht viel in der Pflege. Das stimmt. Was kann man mit einer derartigen Ausbildung sonst arbeiten? DAs ist eine ernstgemeinte Frage. Habt Ihr eine Alternative? Könnt Ihr einfach das Fach wechseln? Oder hängt auch Ihr an Eurem Job?
Es ist schwierig, wenn sie jemand gleich persönlich angegriffen fühlt, wenn der andere seinen Frust ablässt. Warum fühle ich mich nicht angegriffen, zum Beispiel. Ist doch mal einen Gedanken wert.
"Die Männer taugen alle nix" heißt es doch IMMER, wenn man mit seinem Freund mal handfesten Streit hat. So ist es doch auch hier. Alles Mist.
Aber damit habe ich keinen Berufsstand aus den Angeln gehoben im Sinne von: Die taugen alles nichts.
Altenpfleger - Krankenpfleger - exam. Schwester und Pflegerin usw. usw. In dem Berufsstand splittet sich doch auch alles auf, oder?
Ich habe übrigens seit geraumer Zeit die Zusammenarbeit, die ich immer angestrebt habe. ES gab doch tatsächlich jemanden, der mir zugehört hat, mich wahrgenommen hat und geholfen hat und hilft. Wir haben ein gemeinsames Interesse, dass es uns allen dreien gut geht. Hier wird viel gelacht und Stress gibt es da nicht mehr. Man darf sich eben nicht angegriffen fühlen und dann gleich zu weisen Sprüchen greifen: Der Feind schwimmt vorbei, diskutiere nie mit einem Idioten.

Vielleicht habe gerade ich das größte Verständnis für Euch. Mal drüber nachdenken, vielleicht lohnt es sich ja.



mamma
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AW: verhungern und verfaulen bei Demenz

Beitrag von mamma »

Oma Suse

na, so würde ich es mal nicht nennen. Dass die Menschen unterschiedlich sind, wissen wir hinlänglich. Dass Chaos herrscht, wissen wir auch. Die Presse ist voll davon, Menschen sprechen miteinander, deswegen ist das Gros verbesserungswürdig.

Nebenbei noch jemanden pflegen. Deiwi zwei. Ich kann noch nicht einmal an einen Halbtagesjob denken hier, es sei denn, ich lasse sie liegen und rede mir ein, dass das der Lauf der Zeit ist. Kann man eh nix machen. ABer egal.

Bemerkenswert ist, dass 47 Bewohner am Morgen von 7 Kräften versorgt werden. Ich hörte letztens von einer Nachtkraft, dass auf gute dreißig Bewohner eine Kraft kommt. Normal. Ich hatte bei der Arbeitszeit einen Schnitt von 12 Minuten ausgerechnet. Da war die noch nicht aufm Klo und rauchen tut sie ja nicht. Da war der Weg von einem Zimmer ins andere nicht gerechnet, von Dokumentation ganz zu schweigen.

In welcher Stadt ist das Heim? Das klingt gut.



Evilina
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Registriert: Do 26. Nov 2009, 12:55

AW: verhungern und verfaulen bei Demenz

Beitrag von Evilina »

Hallo mamma :)

Ich kann deine Gedanken und Gefühle verstehen. Es ist nicht leicht , einen Menschen 24 Std , Tag für Tag zu versorgen, mein Respekt dafür :) .

Mir ist es eben wichtig, dass die Wut, sei es von Angehörigen oder Pflegekräfte sich nicht gegeneinander richtet, sondern das System in Frage stellt. Ich bin vor Jahrzehnten in die Altenpflege gegangen, um alte Menschen zu pflegen und zu betreuuen. Dann kamen einige kluge Köpfe, die das Stichwort "Qualiltätsicherung" eingeführt haben und dann gings bergab.

Mit jedem Formular zur Qualitätssicherung ging die Qualität bergab. Die Ressourcen werden immer mehr gekappt, immer mehr Leistung bei gleichbleibenden Bugdet. Wo das hinführt, kann sich jeder an 5 Fingern abzählen.

Mensch, ich bin doch auf der Arbeit und nicht auf der Flucht!!!



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Monchichi
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AW: verhungern und verfaulen bei Demenz

Beitrag von Monchichi »

Evilina,ich könnte Dich knutschen.Eine Vorgesetzte,die schreibt,wie es ist,mir wurde mal gesagt,es ist böse,so als Fachkraft zu denken*lach*.Aber wo Du Recht hast,hast Du Recht,nur das wollen die schlauen Köppe natürlich nicht einsehen-in Wirklichkeit machen sie alles kaputt und kaum einer will sich das noch antun...

Ich setz mir meine rosarote Brille auf,denke nicht zu viel drüber nach,gebe mein Bestes,opfer Freizeit,um allem gerecht zu werden,wie ich es möchte,um mit gutem Gewissen nach Hause zu gehen und trauer im geheimen den alten Zeiten hinterher...Tja,machen wir das Beste raus,nützt ja alles jammern nix.

@Mamma:Ich finde es ganz toll,wie Du Dich um Deine Mutter kümmerst und ich mag Angehörige,die Anforderungen stellen und hinterher fragen und kontrollieren,ich ermuntere sogar dazu,wir haben nichts zu verbergen und ich finde es wichtig,zusammen zu arbeiten um das Beste für den betreffenden Angehörigen rauzuholen...

Du hast meinen Respekt vor Deiner Aufgabe,ich kann mir vorstellen,wie schwer das ist rund um die Uhr da zu sein,seine eigenen Bedürfnisse,sein eigenes Leben zurück zu stellen für einen Angehörigen.

Ich werde es auch tun neben meiner Arbeit im Heim,ich habe meiner Oma und meiner Mutter versprochen,daß ich sie nicht ins Heim gebe,sie haben da so eine Abneigung gegen und ich denke,wenn es mal soweit ist,kriegen wir das schon hin mithilfe vom ambulanten Dienst...

Ich selber bin so gerne im Heim und würde da im Alter auch gerne wohnen,nicht alleine sein,keinen zur Last fallen,liebevolle Schwestern,die sich kümmern und betüddeln(hoffentlich),immer was los,also ich kann es mir gut vorstellen*lach*.

Liebe Grüße-MOnchi


"Du bist wichtig, weil du du bist und wir werden alles für dich tun, damit du nicht nur in Frieden sterben, sondern leben kannst bis zuletzt"Cicely Saunders

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