Sexuelle Belästigung

Bietet Pflegebedürftigen, Angehörigen, Mitarbeitern, ehrenamtlich Engagierten, Berufsbetreuern und allen die Zeuge von Verletzungen der Menschenwürde sind, die Möglichkeit darüber zu berichten sowie Rat und Unterstützung einzuholen. Positive Beispiele und Vorbildhaftes kann hier ebenfalls hervorgehoben werden.
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johannes
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Sexuelle Belästigung

Beitrag von johannes »

Sexuelle Belästigung

Pflege ist noch immer ein überwiegend von Frauen ausgeübter Beruf. In früheren Jahren stand Sexualität weniger im Mittelpunkt als heute. Dieses Tabuthema rückt mehr und mehr ins öffentliche Rampenlicht.

Es gab und gibt in der Pflege immer wieder sexuelle Übergriffe, sowohl unter den Arbeitskollegen, als auch von Pflegebedürftigen. Offensichtlich bedurfte es eines Aufschreis einer Reporterin, um eine breite Diskussion herbei zu führen.

Niemand hat das Recht, eine andere Person - meist handelt es sich um eine Frau - sexuell zu belästigen. Das gilt für Vorgesetzte, Kollegen, aber auch und vor allem Pflegebedürftige. Diese betrachten nicht selten eine Pflegerin als "Freiwild".

Der Arbeitgeber ist in der Pflicht, eindeutige Regeln aufzustellen, aus denen hervor geht, daß sexuelle Übergriffe jeglicher Art nicht ohne Folgen bleiben. Das bezieht sich sowohl auf handgreifliche als auch auf verbale Übergriffe!

Die Pflegekraft selbst ist gefordert, "einladendes" Auftreten zu vermeiden. Hierzu zählt nicht nur eine angemessene Kleidung, sondern auch der sprachliche Umgang und/oder die Duldung sexistischer Äußerungen. Ein entschiedenes STOPP ist hier gefragt. "Ich möchte nicht, daß Sie in meinem Beisein jene Äußerungen machen oder daß sie mich so anfassen!" sollten klare Ansagen sein.

Sowohl bei Übergriffen von Kollegen wie auch von Pflegebedürftigen ist es erforderlich, auch kleine Übergriffe - sogenannte Bagatellen - abzuwehren.

Reichen diese Maßnahmen nicht aus, sollte jede Pflegekraft den Mut haben, sich an einen Vorgesetzten zu wenden, den Vorgang genauestens zu beschreiben und auf Abhilfe zu drängen. Zur Rückverfolgbarkeit ist die Schriftform anzuraten. Im Wiederholungsfalle können sich arbeitsrechtliche (bei Kollegen) oder heimrechtliche (bei Bewohnern) Konsequenzen ergeben, die den Betreffenden zur Kenntnis gebracht werden müssen.


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Benutzer 1685 gelöscht

AW: Sexuelle Belästigung

Beitrag von Benutzer 1685 gelöscht »

Hallo,

sollten wir dann nicht generell offener mit dem Thema umgehen? Es ist doch auch für viele PK ein Tabu-Thema. Schliesslich geben die BW ihre Sexualität ja nicht beim Heimeinzug an der Haustür ab. Das sollten wir akzeptieren und Lösungen finden.

Sophie



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johannes
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AW: Sexuelle Belästigung

Beitrag von johannes »

Aus meiner Zeit als Vormund (heute: Betreuer) hatte ich eine Entscheidung zu treffen für einen jungen, pflegebedürftigen Mann mit psychiatrischer Erkrankung. Die Pflegekräfte suchten nach einer Lösung. Wir kamen überein, daß sie einmal im Quartal mit ihm in ein "Etablissement" fuhren. Er hatte keine Probleme mehr, ob zu Mitbewohnern oder Mitarbeitern. Manchmal sind die einfachsten Lösungen die Besten.

Bei mir im Hause hatte ich einen Bewohner, der meine MA anmachen wollte. Ich bot ihm an, eine Dame "des Gewerbes" kommen zu lassen (natürlich Einzelzimmer). Ein Rücksprache bei diesen Damen ergab, daß sie auch Hausbesuche machten. Für einen Termin lagen die Kosten bei ca. 120 € in diesem speziellen Fall. Also durchaus erschwinglich, wenn man sein Taschengeld aufsparte ...


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schwarzer sonnenstrahl
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AW: Sexuelle Belästigung

Beitrag von schwarzer sonnenstrahl »

Eine angehörige die gestern ihren mann besuchte, war echt erstaunt als ich ihr erzählte das wir bei ihrem mann 2-3 deckenwechsel inklusive bettwäsche machen müssen. Sie ist eine sehr konservative und meinte das sie so ein benehmen nicht kennt und nicht duldet. Sie meckerte ihn in meinem beisein aus. Er konnte sich nicht erinnern und verstand gar nicht was sie von ihm will.

Ich erklärte ihr dass das gar nicht so unüblich ist und das das zu unserem alltag gehört. Sie war noch mehr empört.
Ihr war das thema sichtlich unangenehm und wechselte das thema.
Als er wieder an seiner hose herrum zippelte und hinein griff, haute sie ihm sanft auf die hand und ermahnte ihn erneut.

solche reaktionen hab ich schon öfter erlebt.

Die angehörigen können sich das oft nicht vorstellen das in "dem alter" das noch gut aus machbar ist.

Hab auch schon zu pflegende gehabt die mit einem besuch einer prostituierten gut aus klar kamen und es gerne in anspruch nahmen.


ich schreibe hier alles in kleinschrift, weil man beim sprechen auch nicht großspricht!

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doedl
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AW: Sexuelle Belästigung

Beitrag von doedl »

Hm ja

anscheinend ist Sexualität nur in jungen Jahren denkbar.....

Das krasseste Beispiel, welches ich auf Lager habe:

Eine sehr demente Frau, Gerontostation, sah einen Mitbewohner als ihren "Mann" (der richtige war schon ein paar Jahre verstorben). Der Mitbewohner war geistig noch so klar, dass er realisierte, dass er mit der Dame nicht verheiratet war; aber er kümmerte sich rührend, profitierte emotional total von der Situation.

Die Dame konnte- logischerweise- nicht verstehen, wieso ihr Mann und sie nicht ein gemeinsames Zimmer hatten; für mich also Anlass genug, mit den Kindern der Dame zu sprechen.

Ochjo: absolutes Unverständnis; einmal wieso die Frau ihren "rechtmäßigen" Mann offensichtlich vergessen hatte; zum zweiten, wieso eine derart unmoralische Verbindung auch noch Förderung erfahren sollte..........

Nachdem die Tochter auch die Betreuerin war ( ihr ahnt schon die Folge), war es nicht möglich, die beiden so nett Verliebten in ein Zimmer zu verlegen.

Ob die beiden nun wirklich Sex gehabt hätten oder nicht, egal... allein diese Haltung, dass "in DEEEEM Alter" doch solche Gefühle gefälligst nicht mehr vorhanden sein sollten, trieb mich schon an den Rand der Verzweiflung.

Ich hoffe für mich, dass ich Sex so lange haben darf, wie es mir Spaß macht, ohne dass irgendjemand meint, dass mir das "altersmäßig" nicht mehr zusteht.

Gruß Doedl


Wir müssen die Änderung sein, die wir in der Welt sehen wollen- Mahatma Gandhi

Zephalagie
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AW: Sexuelle Belästigung

Beitrag von Zephalagie »

Supervision:

Mehrere (weibl) Ehrenamtliche hatten sich darüber beklagt das Bew x sie sexuell belästige .Der Bw könne sowohl seine Hände als auch seinen Mund nicht "im Zaum halten" .Antwort des Supervisors: Wir sollten den Mann untersachreiben lassen das Sex im AH untersagt sei.....***Wie bitte?? **
(Natürlich hatten wir den Ehrenamtlichen geraten keinesfalls mehr mit dem Mann allein "irgendwo" sich aufzuhalten)



schwarzer sonnenstrahl
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AW: Sexuelle Belästigung

Beitrag von schwarzer sonnenstrahl »

mal ne geschichte die ich für meine tante aufschrieb ;)
Anmerkung: alles bissle einfacher geschrieben als sonst, da meine tante nicht aus dem medizinischen bereich kommt und so diese geschichte besser verstehen kann.

Kein Geburtstagsfick

2011: Ein Ehepaar hatte bei uns ein Doppelzimmer mit Durchgang.
Er hatte Parkinson, zusammen mit der Krankheit Demenz.
Sie war an Darmkrebs erkrankt. Die Kinder schliffen sie immer noch zu den Chemotherapien, obwohl sie sichtlich von der Krankheit im Kopf schon betroffen war.
Wir mussten ihr bei fast allem helfen: Brote schmieren, Ankleiden, sich selbst Waschen.
Wir bekamen nie bescheid von der Tochter, wenn sie mit ihr zu den Behandlungen ging, wir merkten es immer nur am Stuhlgang, er war dann übermäßig viel und sehr, sehr, sehr übel riechend. Sie war dann auch immer sehr durcheinander, mehr als an anderen Tagen.
Oftmals war es so, das wir zu zweit in die Räumlichkeiten der beiden gehen mussten, verkleidet als Ailleen mit blauen Plastikschuhen zum überstülpen, weißen Kittelschürzen, Handschuhen und unser Mundschutz war mit unserem Deo oder Parfüm besprüht. Die Bewohnerin neigte dazu, dass sie das ganze Zimmer mit ihrem eigenen Stuhlgang beschmierte. Anfangs nur das Badezimmer, später auch die restlichen Räumlichkeiten, Betten, Nachtschränke, Fernseher.
Geöffnete Fenster brachten keinen erfolg bei der Geruchsbelästigung, Raumsprüher ebenso wenig.
Der Ehemann war sehr Fixiert auf seine Frau.
Sie betüddelte ihn früher immer sehr, sogar die Brote schmierte sie ihm und laut seinen Aussagen wusch sie ihn auch früher. Dafür war er sich viel zu fein, sagte er oft.
Einmal gingen eine Kollegin und ich in die unbeabsichtigte Stinkbombe um sauber zu machen, da kam der Ehemann mit herunter gelassener Hose in das Zimmer, welches wir gerade reinigten. Er Sagte seine Frau solle ihm JETZT etwas Gutes tun.
Meine Kollegin und ich schauten uns an. Wir konnten es nicht so recht glauben!

Einige Wochen später erkrankte sie so stark, das sie bettlägerig wurde. Der Ehemann verstand diese Situation nicht. Nachdem er von uns morgens gewaschen worden ist, er gefrühstückt hatte und dann in sein Wohnzimmer kam, fragte er wo seine Frau sei. Wir erzählten ihm aufgrund seiner Demenz zum mindestens 100x das es ihr sehr schlecht geht und sie noch im Bett liegt.
Nicht viel später hörten wir es laut krachen aus dem Bewohnerzimmer. Wir gingen hin. Er hatte sie aus dem Bett ziehen wollen, damit sie aufsteht und für ihn den Fernseher anstellt.
Wir trennten die beiden in der Situation, als auch die Zimmer.
Er bekam das eine Zimmer mit Anbauwand, Fernseher, Bett und Nachttisch und sie das andere Zimmer mit Kleiderschrank, Bett und Nachttisch. An beiden Zimmern sind Bäder angeschlossen.
Die ersten Tage schlossen wir die Durchgangstür nicht ab.

Fehler!
Der Nachtdienst erzählte uns, dass er im dunklen mit nacktem Schwert zu seiner Frau wollte und sie sollte ihn beglücken. Als der Nachtdienst ihn fragte was er in dem Zimmer vor seiner Frau machte, antwortete der Bewohner das er heute Geburtstag habe und seine Frau einfach frech und faul in ihrem Bett liegt und ihm nicht einmal einen Geburtstagfick geben will.
Zwei Wochen später verstarb seine Frau.
Jetzt wohnt er auf einem anderen Wohnbereich speziell für Demenzerkrankte.
Anfangs fragte er viel nach seiner Frau.
Jetzt hat er eine neue Freundin, die ihm bei seinem harten Problem hilft.
(es gab da schon so einige bettwäsche die das Pflegepersonal wechseln mussten weil beide sich vergnügten)


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Gundel
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AW: Sexuelle Belästigung

Beitrag von Gundel »

In einigen Situationen fällt es mir schwer den Männern eine klare Abfuhr zu erteilen. Diese sind meist bettlägrig und dement. Da es im ländlichen Bereich auch eher konservativ einher geht ist es ein großes tabu-Thema.
In diesen speziellen Fällen (bei mir sind es derzeit 3 Männer) versuche ich tgl. eine Gradwanderung hinzubekommen. Berührungen am Rücken, Po in Richtung Brust wehre ich mit klarer Mimik und Gestik ab. Verbal versuche so auszuweichen das die Herren sich nicht auf den Schlips getreten fühlen.
Was mich aber innerlich berührt sind nicht die Äußerungen oder Fühlversuche sondern der scheinbar große Wunsch nach Liebe. Ich möchte später auch noch Berührungen geben können auch wenn ich mal dementiell erkranke. Ich möchte weiterhin meine Sexualität ausleben dürfen auch wenn ich vielleicht nicht verstehen werde das es nicht mein Mann ist.
Natürlich verstehe ich das eine Pflegekraft kein Frauen bzw. Männerersatz ist. Aber ein anderes mal empfinde ich den Aufschrei mancher Kollegen als überempfindlich.
Wenn ein dementiell erkrankter Mann äußere das sie sehr hübsch sei und ob er sie Süße nennen darf. Natürlich darf er das nicht! Aber ist es ein Thema welches so hoch gepuscht werden muss?
Ich erklärte der Kollegin meine Umgangsweise mit diesem Mann jedoch erweckte sie den Eindruck das es ihr scheinbar nicht möglich ist auf diesen Mann einzugehen. Schade! Vielleicht hat sie privat schlechte Erfahrungen gesammelt.



resigniert
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Registriert: Mi 6. Feb 2013, 20:35

AW: Sexuelle Belästigung

Beitrag von resigniert »

Ich empfinde das "Problem" vielschichtiger.
Ich arbeite seit 34 Jahren in einem Krankenhaus, natürlich auch mit männlichen Kollegen.
Damals wurde ein "Schwung" junger Schwestern eingestellt und wir haben noch immer gute Kontakte untereinander, auch wenn wir jetzt im Haus verteilt sind.

Meine/unsere Erfahrungen: Wir Schwestern wurden sehr oft nur mit Vornamen ohne "Titel" Schwester angeredet und es kamen verbale sex. Belästigungen und manchmal zu Grappschversuchen.
Meine männlichen Kollegen wurden immer mit Pfleger/Wärter/Sani angesprochen und bekamen keine Angebote.

Heute bin ich/sind wir keine jungen Gemüse mehr, sondern gestandene Frauen, man sieht es mir/uns auch an.
Trotzdem landen die Finger der männl. Pat. noch immer an den falschen Körperteilen!
Die männl. Kollegen werden noch immer nicht von den weibl. Pat. begrappscht!

Es ist ein männliches Problem - der Glaube/Wunsch? das Frauen eine Art Beute?/Freiwild? - wie soll ich es bezeichnen? - sind.
Denn auch viele ältere Frauen haben ja noch Wünsche und Bedürfnisse ohne die Männer zu belästigen, zumindest nach Aussage meiner männl. Kollegen.
Belästigungen sind männlich.

Ich wehre jeden Übergriff ab, auch von dementen Patienten!
Wenn ich schon mal gefragt werde: Schwester, darf ich sie einmal umarmen?
Ja, dann darf er es. Er hat gefragt und ich konnte mich entscheiden, aber Übergriffe? NEIN!



schwarzer sonnenstrahl
Beiträge: 825
Registriert: Fr 23. Apr 2010, 23:44

AW: Sexuelle Belästigung

Beitrag von schwarzer sonnenstrahl »

da könnte ich dir auch so einige weibergeschichten erzählen, die beweisen das auch wir wesen mit brüsten nicht gerade heilige sind ;)


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Pflegelobby
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Registriert: Mi 10. Okt 2012, 21:37

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Beitrag von Pflegelobby »

Belästigungen sind männlich? Also ich wurde schon von einigen alten Damen begrabscht.... Immer diese generalisierungen....


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