Pflegerisches Selbstbild

Bietet Pflegebedürftigen, Angehörigen, Mitarbeitern, ehrenamtlich Engagierten, Berufsbetreuern und allen die Zeuge von Verletzungen der Menschenwürde sind, die Möglichkeit darüber zu berichten sowie Rat und Unterstützung einzuholen. Positive Beispiele und Vorbildhaftes kann hier ebenfalls hervorgehoben werden.
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Dirk Höffken
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Pflegerisches Selbstbild

Beitrag von Dirk Höffken »

Hallo.

An dieser Stelle möchte ich eine Diskussionsreihe starten. Eine Diskussionsreihe über das Selbstverständnis der Pflege, ihr Bild in der Öffentlichkeit, u.s.w.. Alles im Leben hat einen Grund. So auch mein Bedürfnis gerade jetzt über das Gesamtbild einer Berufsgruppe zu diskutieren, der ich bald (zumindest im engeren Sinne) nicht mehr Angehören werde. Durch Zufall bin ich vor Kurzem auf eine Webseite gestoßen, deren Inhalt die Pflege aus meinem Blickwinkel als Unfähig, Grausam und Faul hinstellt. Eine Berufgruppe die mehr oder minder nichts Besseres zu tun hat als die ihr anvertrauten, oft hilflosen, Menschen zu Vernachlässigen, zu Quälen und nicht in der Lage ist, diese Menschen mit Sach- und Fachkenntnis zu versorgen. Beeindruckt war ich von der Tatsache, dass die Pflege sich gegen solche Diffamierungen nicht Massiv zur Wehr setzt. Somit sehe ich die Angelegenheit entweder zu Eng bzw. Falsch, habe die kritischen Stimmen aus der Pflege überhört oder aber die Pflege interessiert sich nicht für ihr Selbstbild.

Zum Einstieg ein Textausschnitt der Webseite http://www.verhungern-im-heim.de.

...“Auch die Einschätzung des fehlenden Fachwissens ist durchaus realistisch.

Besonders positiv hervorzuheben ist die Erkenntnis, dass nicht nur die Fachqualifikation, sondern auch die soziale Kompetenz des Pflegepersonals wichtig wäre – dies ist bisher in der Praxis nirgends berücksichtig worden. Fachleute (z. B. Heimleiter, Schulleiter) sprechen davon, dass zwischen 50 % (in Pflegeheimen) und 80 % (in Schulen) des Pflegepersonals nicht für den Beruf geeignet sind, und es sogar verantwortungslos ist, diese „auf die alten Menschen loszulassen“. In den Einrichtungen erlebt man dies immer wieder – es fehlt an den grundlegendsten Einstellungen. Auch die neue MDK-Broschüre zur Ernährung vom Juli 2003 trägt diesem Rechnung: Es ist hanebüchend, wenn man einen Leitfaden schaffen muss, der ausgebildetem Pflegepersonal mitteilt, dass Trinkbecher bitteschön in Reichweite des Pflegebedürftigen zu stellen sind, damit der überhaupt die Chance hat, etwas zu sich nehmen zu können! Der Leitfaden ist voll mit solch „praxisnahen“ Tipps.

Zu lösen ist diese Problematik dringlichst – z. B. mit Eignungstests an den Schulen – und – mit einer durch finanzielle und andere Anreize geschaffenen Aufwertung des Berufes – da die Schulen vor dem Problem stehen, dass mangels Bewerbern jeder mit Handkuss genommen wird, um überhaupt die Klassen voll zu bekommen, und damit die staatlichen Zuschüsse in vollem Umfang für den Weiterbetrieb der Schule sicherzustellen. Wir müssen den Zustand erreichen, dass sich viel zu viele für den Beruf bewerben, um eine Auswahl zu ermöglichen. Dieser Forderung ist umgehend Rechnung zu tragen.“...

MfG DH

Zitat:
„Die Kraft, große Dinge zu entscheiden, kommt aus der ununterbrochenen Beobachtung der kleinen Dinge.” - Gerd Bucerius (1906-95), dt. Verleger, Herausg. "Die Zeit")



andrea
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pflegerisches Selbstbild

Beitrag von andrea »

Hallo Dirk.
ich finde dieses Thema wirklich interessant weil darüber fast nie gesprochen wird. Meist geht es nur um Fachwissen und weniger um soziale Kompetenzen. Deine Beschreibung passt auf meine Beobachtung in den einzelnen Praxiseinsätzen. Es gibt meines Erachtens viele Pflegekräfte die nicht über weitreichende soziale Kompetenzen verfügen.
Das kann man dann im Umgang mit den zu Pflegenden beobachten. Auf dem Gebiet der Fachlichkeit sind diese Pfleger oft ein absolutes As, spätestens im Umgang mit Dementen, Menschen die sich nicht äu0ern oder wehren können sieht man dann oft, dass genau die Pflegekräfte im sozialen Bereich versagen. Es herrscht kein respektvoller Umgang mit diesen Menschen, da wird über den Kopf des zu Pflegenden gelästert, die Pflege ratz fatz ohne Gespräch geschweige denn Information durchgeführt und "Wut" im Zimmer des zu Pflegenden, der sich nicht wehren kann gelassen. Ich selbst habe schon einige Situationen diesbezüglich mitbekommen. auf Fragen warum wurde mir geantwortet dass ich erst mal lange genug im Beruf tätig sein solle und dann würde das von allein kommen. Wie gehen diese Pflegekräfte erst mit den Anvertrauten um wenn sie allein, ohne Schüler, mit ihnen arbeiten ?(
Was Bewerbungen an unserer Schule angeht weiß ich von begründeten Absagen für Bewerber. Hier liegt das Problem nicht an den Zahlen der Bewerber sondern an Einrichtungen die keine Schüler einstellen.
An unserer Schule gibt es eine 3-monatige Probezeit, meiner Meinung nach viel zu kurz um Schüler richtig kennenzulernen.
Über Eignungstests könnte man sicher eine Menge mehr erfahren hat jedoch auch keine Sicherheit, dass die dadurch ausgewählten Schüler sämtliche erforderlichen Kompetenzen auch erbringen können.
Leider zeigt dein link nur an dass die Seite nicht vorhanden ist?!
Zu deiner Forderung dass man einen finanziellen Anreiz schaffen sollte bliebe nur zu sagen, dass sich das eher ins Gegenteil umschlägt. Der Staat hat keine Gelder mehr so dass Gelder gekürzt statt erhöht werden. Wenn ich mit meiner Ausbildung fertig bin und eine Stelle finden sollte bekomme ich bedeutend weniger als die anderen weil ich als "Neue" weder Urlaubs- oder volles Weihnachtgeld erhalte und zusätzlich 2 Stunden mehr arbeiten muß.
Also die Zukunft der Altenpfleger sieht zumindest hier nicht rosig aus, wir werden zwar gebraucht, sind aber nicht mehr finanzierbar. ( so wie unser Klientel dem man vorwirft sie schädigen die Gesellschaft)
liebe Grüße und einen schönen feiertag :wave


„Rechthaben ist erst eine Kunst; wenn auch die anderen glauben, dass mans hat!”

schensi
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Beitrag von schensi »

Hatte auch schon die Ehre, die Seite zu besuchen. Hier der "richtige" Link:

http://www.verhungern-im-heim.de

Bei Dirk war da irgendwas in der URL zu viel. :smile

MfG

Schensi


... wieder da ...

Ich weiß, was ich weiß, lass mich aber gern eines besseren belehren :)

Dirk Höffken
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Registriert: Mi 18. Jun 2003, 20:00

Danke für den Hinweis

Beitrag von Dirk Höffken »

Hallo Schensi.

Vielen Dank für die Korrektur. Hab den Link geändert.

MfG DH

Zitat:
Es ist an der Zeit, dass ich das Feld räume. Ich beginne, die Dinge so zu sehen, wie sie sind. - Unbekannt



geo
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Pflegerisches Selbstbild

Beitrag von geo »

Hallo allen
aus meiner Arbeit ist es eine traurige Realität :
Zitat:
Trinkbecher bitteschön in Reichweite des Pflegebedürftigen zu stellen sind, damit der überhaupt die Chance hat, etwas zu sich nehmen zu können! Der Leitfaden ist voll mit solch „praxisnahen“ Tipps.

Es sind einfach unsere kleinen " Unsachtsamkeiten " in den Abläufen die beschrieben sind und auch sich ständig ( mit neuen Mitarbeitern wiederholen !! ) auch wenn es viele nicht lesen möchten ! :o hwell

Gruß Geo



schensi
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Beitrag von schensi »

Es sind einfach unsere kleinen " Unsachtsamkeiten " in den Abläufen die beschrieben sind und auch sich ständig ( mit neuen Mitarbeitern wiederholen !! ) auch wenn es viele nicht lesen möchten !
Aber sind es nicht eben diese "Unachtsamkeiten", die uns das Leben schwerer machen? Ist es nicht so, dass sich Menschen schlechte Dinge besser merken als gute? An einer Dienstleistung - was ja die Pflege auch ist - kann alles perfekt sein, bis eben auf eine Kleinigkeit, die vielleicht nicht so optimal war. Der Kunde wird sich zuerst an diese Kleinigkeit erinnern bevor er an das "Gute" denkt.

Und wenn sich dieses Problem - hier das Beispiel mit dem Trinkbecher - gerade bei neuen Mitarbeitern immer wieder wiederholt, muss man sich doch mal Gedanken darüber machen, wie man dieses Problem vielleicht abstellen kann. Z.B. indem man "die Neuen" nochmal (und wenn es sein muss auch mehrmals) auf den Sachverhalt hinweist.


... wieder da ...

Ich weiß, was ich weiß, lass mich aber gern eines besseren belehren :)

Dirk Höffken
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RE: Pflegerisches Selbstbild

Beitrag von Dirk Höffken »

Hallo.

Aus Zeitgründen möchte ich mir für den Moment einen Punkt herausgreifen:
@Geo:
...“aus meiner Arbeit ist es eine traurige Realität :
Zitat:
Trinkbecher bitteschön in Reichweite des Pflegebedürftigen zu stellen sind, damit der überhaupt die Chance hat, etwas zu sich nehmen zu können! Der Leitfaden ist voll mit solch „praxisnahen“ Tipps.

Es sind einfach unsere kleinen " Unsachtsamkeiten " in den Abläufen die beschrieben sind und auch sich ständig ( mit neuen Mitarbeitern wiederholen !! ) auch wenn es viele nicht lesen möchten !“...
Zumindest ich möchte es lesen. Es kann und soll hier nicht darum gehen die vorhanden pflegerischen Mängel zu beschönigen bzw. zu vertuschen. Die Pflege kann und soll von der Vorgehensweise anderer Berufgruppen lernen. Den Punkt sollten wir aber Getrost überspringen. Es kommt auf die Art und Weise der Kritik an.

"Die kleinen Unachtsamkeiten der neuen Kollegen" verwundern mich. Jede ausgebildete Pflegekraft sollte gewisse Dinge im "Schlafe beherrschen". Klingel und Trinkbecher in die Nähe eines (hilflosen) Patienten (Bewohners) zu legen bzw. zu stellen gehören dazu. Wenn ein neuer Kollege stationsspezifische Abläufe nicht sofort Beherrscht. Gut. Aber solche Selbstverständlichkeiten sollten fast nie vergessen werden.

MfG DH

Zitat:
Mit dem Beruf geht es wie mit der Ehe, man merkt das Störende darin schließlich nicht mehr so. - Honoré de Balzac



schensi
Beiträge: 537
Registriert: Sa 17. Apr 2004, 23:01

Beitrag von schensi »

es liegt ja nicht nur an den Pflegefachkräften oder an dem Bewohner selbst, egal in welchem Bereich der Pflege. Es liegt wohl eher an mangelnde Kenntnissen der Pflegehelferinnen oder an die Pfleger
Ich glaube nicht, dass man Probleme lösen kann, indem man sie auf andere schiebt. Als Pflegekraft - egal ob Fachkraft oder Hilfskraft - ist man automatisch Ansprechpartner der Pflegebedürftigen. Kaum einer weiß zwischen Fach- und Hilfskräften zu unterscheiden - auch die Angehörigen nicht bzw. nur selten.
Wenn es zu solchen Ereignissen wie auf der Page beschrieben kommt, wird daher nicht wirklich unterschieden, wer die Schuld daran trägt. Es ist dann immer nur DIE PFLEGE- und dazu zählen Fach- und Hilfskräfte.
Im übrigen sollte es die selbstverständliche Aufgabe von Fachkräften sein, nicht nur Schüler, Praktikanten und ähnliches anzuleiten, sondern auch den pflegerischen Hilfskräften zur Seite stehen und diese anleiten.

Es sollte in der Pflege eher darum gehen ZUSAMMEN zu arbeiten anstatt gegeneinander, ohne Rücksicht auf die Qualifkation der Mitarbeiter.
Ich glaube die körperlich und psychisch schwere Arbeit in der Pflege kann man nur gemeinsam bewältigen.


... wieder da ...

Ich weiß, was ich weiß, lass mich aber gern eines besseren belehren :)

Dirk Höffken
Beiträge: 2083
Registriert: Mi 18. Jun 2003, 20:00

RE: Pflegerisches Selbstbild

Beitrag von Dirk Höffken »

Hallo Christiane.

Die Pflege dreht sich seit Jahren im Kreis und das wird sich auch so schnell nicht ändern. Ich für meinen Teil kann, das habe ich jetzt endlich eingesehen, nichts daran ändern und ich will es auch nicht mehr.
@Christiane
...“ Es ist mein großer Wunsch, Pflegekräfte auszubilden, die "geeignet" sind. Nur, wenn Priorität ist, so viele wie möglich durch das Examen zu bringen, weil allein in Schleswig - Holstein 40000 Pflegekräfte fehlen, dann "kämpfe" ich gegen Windmühlen.“...
Tja, du wirst den „Kampf“ wohl weiterführen müssen. Für mich ist er jetzt endgültig beendet. Ein paar Dinge habe ich hierbei aber gelernt. Eine der wohl wichtigsten Erkenntnisse: Ich bin nicht zur Pflegekraft geeignet!

MfG DH

Zitat:
Nie aufzugeben ist eine Sache - eine andere ist zu wissen wann man aufgeben muss. - Unbekannt



andreas79
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Registriert: Di 22. Jun 2004, 17:57

RE: Pflegerisches Selbstbild

Beitrag von andreas79 »

hallo...

Ideal und Wirklichkeit...
vor fünf Jahren bin ich HOCHMOTIVIERT, im wörtlichen Sinn, ins Pflegeheim aufgenommen wurden, als Zivi meine ich...
Ich meinte die Welt, also den Wohnbereich, verändern zu können...
sah die Mißstände, die Vereinsamung der Bewohner, den Umgang des langjährigen Personals, die Abläufe... und war schokiert...
So stand ich vor der Frage aufhören oder etwas dagegen zu tun versuchen... Auf keinen Fall diese eingefahrenen Unmöglichkeiten unterstützend mitmachen...
ich entschied mich für das Bleiben...
und ich versuchte zu verändern... im Kleinen...
nahm mir Zeit, auch nach Feierabend...
gestaltete einigen Bewohnern, und auch mir, unvergeßliche Augenblicke...
berufsbegleitend folgte dann die Ausbildung zum Altenpfleger... die Zeit wurde immer weniger... und immer kämpfte, kämpfe ich darum... nie so zu werden wie jene, welche schon eine Ewigkeit dort arbeiten...
Manchmal... betrachte ich kritisch meine Arbeit... erschrecke ich zutiefst... wie viel von meinem Idealismus ich schon aufgegeben habe...
Stumpft die Pflege den Menschen ab?
Oder ist es einfach meine persönlcieh Schwäche?
Ideal und Wirklichkeit?

Andreas



Dirk Höffken
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Registriert: Mi 18. Jun 2003, 20:00

Falsches Selbstbild!

Beitrag von Dirk Höffken »

Hallo Andreas.

Du zeichnest u.a. eines der vielen Bilder, welche der Pflege mehr Schaden zufügen als das sie ihr nutzen. Das Bild der selbstlosen Schwester die Engelsgleich über Station schwebt. Der Schwester die keine Freizeit benötigt und nie Krank ist oder Probleme hat.

Genau dieses Bild herrscht in der Gesellschaft immer noch vor. Und wir unterstützen das auch noch. Pflege ist eine Dienstleistung!!! Eine Dienstleistung wie die eines Psychologen, Arztes, Rechtsanwaltes, Physio- und Ergotherapeuten, Unternehmensberaters, u.s.w..

All diese Berufgruppen gehen mit Menschen um, aber von keiner wird das Erwartet, was man von der Pflege erwartet. Für das geringste Gehalt. Wir wollen es mal nicht vergessen. Das dieses Bild von den (angehenden) „Pflegeeliten“ (Wie hasse ich diesen Begriff!) noch gefördert und unterstützt wird, lässt für die Zukunft nichts gutes ahnen.

MfG DH

Zitat:
Ich habe ein Magengeschwür, aber wenn ich sterben würde, würde es ihm sehr schlecht ergehen. - Woody Allen



andreas79
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Registriert: Di 22. Jun 2004, 17:57

RE: Pflegerisches Selbstbild

Beitrag von andreas79 »

Hallo Dirk,

nicht ein Bild, welches der Pflege noch mehr Schaden zufügt, wollte ich zeichnen...
einfach meine Gedanken niedergeschrieben habe ich...
so ist es mir wiederfahren...
unvorbereitet in die Pflege gekommen... Zivildienst...
...
nun versuchend die "Engelsflügel", an jenen Stellen wo sie störend, abzulegen...

andreas



Dirk Höffken
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Visionen der Pflege

Beitrag von Dirk Höffken »

Hallo Andreas.

Meinetwegen kannst du die "Engelsflügel" weiterhin tragen. Überlegen solltest du dir nur, welche Konsequenzen dieses Bild für die Kollegen und später mal für die dir unterstellten Mitarbeiter hat.

Ich stelle deinem Bild mal meine Vision der Pflege entgegen. Immerhin die größte Berufsgruppe im Gesundheitssystem, welche zudem noch die meiste Zeit mit den Patienten bzw. Bewohnern verbringt.

Pflege benötigt dringend ein neues Pflegeverständnis und damit einer neuen Einstellung zum Pflegeberuf. Entscheidend sind hier eine dramatische Verbesserung der Fachkompetenz sowie das Beherrschen der sog. Schlüsselqualifikationen. Zudem müssen die einzelnen pflegerischen Berufsgruppen zusammenarbeiten anstatt sich gegenseitig zu „zerfleischen“. Wichtig sind auch vorbehaltene Aufgabenbereiche.

Dies kann und wird man mit dem größten Teil des vorhanden Pflegepersonals nicht erreichen. Der entscheidende Schritt ist also ein radikaler Schnitt im pflegerischen Ausbildungssystem. Hier schließe ich mich einem Modell der Robert Bosch Stiftung an. Einem Modell der gestuften Ausbildung.

1 Stufe: Pflegefachperson I, 2-jährige berufsbildende Pflegeschule
2 Stufe: Pflegefachperson II, 4-jährige berufsbildenden Pflegeschule
3 Stufe: Pflegefachperson II, Fachhochschule/Berufsakademie (Bachelor/FHDiplom) 4 Jahre
4 Stufe: Pflegefachperson III, Hochschule (Universitätsdiplom oder Master)

Die positiven überwiegen die negativen Aspekte aus meiner Perspektive um Längen. Zudem könnte in einem Zeitraum von 10-15 Jahren eine neues Bild der Pflege entstehen. Sowohl innerhalb als auch außerhalb der Pflege.

MfG DH

Zitat:
Seien wir realistisch, fordern wir das Unmögliche. - Ernesto ´Che´ Guevara



andreas79
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Registriert: Di 22. Jun 2004, 17:57

RE: Pflegerisches Selbstbild

Beitrag von andreas79 »

Hallo Dirk,

dem von Dir aufgezeigten Ausbildungssystem stimme ich bedingungslos zu...
...vor allem war einer der Wichtigsten Schritte die bundesweit einheitliche Ausbuildungsordnung...

Teilweise in der Ausbildung, vorrangig jedoch danach, beginnt "man" dann an dem (persönlichen) pflegerischen Selbstbild, welches die Schule ja nur ansatzweise zu vermitteln versuchen zu können in der Lage ist... zu arbeiten...
einen Mittelweg für alle an der Pflege beteiligten, und nicht zuletzt für sich selbst... zu konstruieren...
auf dem "man" viele Jahre unbeschadet gehen kann,
den Schritt überwindend, wonach die meisten Pflegekräfte nach 7 Jahren den Beruf wieder verlassen...
weit entfernt sind wir davon...

doch geben wir den Optimismus nicht auf...

Andreas



Dirk Höffken
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RE: Pflegerisches Selbstbild

Beitrag von Dirk Höffken »

Hallo Andreas.

Was die Ausbildung betrifft sind unsere Ansichten identisch. Unsere Meinungen zur Auswirkung einer bundesweit einheitlichen Ausbildung auf das pflegerische Selbstbild divergieren dagegen etwas.

Das berufliche Selbstbild entwickelt sich schon sehr stark innerhalb der Ausbildung. Im Bereich der Pflege sieht man dies besonders gut.

Die künstliche Trennung von Altenpflege, Krankenpflege und Kinderkrankenpflege führt zum Teil immer wieder zu erbitterten Auseinandersetzungen. Entgegen aller offiziellen Verlautbarungen wird die Ausbildung in der Altenpflege immer noch als geringwertiger Angesehen (in Bezug zur Krankenpflege). Selbst innerhalb der Krankenpflege werden sinnlose Kämpfe ausgetragen. Arbeite mal als einfacher Krankenpfleger mit Intensivpflegern zusammen. Oh je. Oh je.

Die gemeinsame Ausbildung könnte hier eine Basis schaffen. Pflegekräfte in sämtlichen Einrichtungen und Bereichen würden sich einer Berufgruppe zugehörig fühlen. Was ja auch stimmt!!!

Zudem könnte der Gesetzgeber mit einer neuen Ausbildungsordnung ungelernten Kräften die Arbeit in der Pflege untersagen. Noch ein Vorteil für das berufliche Selbstbild.

Die Fülle der kurz-, mittel- und langfristigen positiven Veränderungen lassen alle Schwierigkeiten die erwartet werden können minimal erscheinen.

Leider hat man mit der Einführung der Pflegestudiengänge einen weiteren „Fremdkörper“ in die Pflege implantiert. Eine weitere künstliche Trennung vorgenommen. Nein, ich bin nicht gegen akademisch ausgebildete Kollegen!!! Ich fordere sie sogar!!! Aber eben in die Pflege integriert. Genauso Sinn- und Zwecklos war die Reform des Krankenpflegegesetzes.

Deinem Satz „doch geben wir den Optimismus nicht auf...“ schließe ich mich an. Aber man braucht schon eine Menge an Optimismus um die pflegerische Zukunft in positivem Lichte zu sehen.

MfG DH

Zitat:
Nur Pessimisten schmieden das Eisen, solange es heiß ist. Optimisten vertrauen darauf, dass es nicht erkaltet. - Peter Bamm



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