Ich brauche einen Rat

[koeb707]

Seit drei Monaten arbeite ich in einem Pflegeheim.
Zu meiner Verwunderung musste ich schnell feststellen, dass einiges nicht in Ordnung ist. So wird von den Mitarbeitern erwartet, dass acht bis zehn Bewohner vom Nachtdienst gewaschen bzw. geduscht werden.
Ich mache dies aber nur mit großen Widerwillen. Als Begründung wird ausgegeben, der Frühdienst soll entlastet werden. Diese Praxis wird schon seit Jahren in diesem Haus vollzogen.
Erschreckend finde ich auch die verbale Ausdrucksweise von Kolleginnen. So sind Bewohner schon als „Drecksau“ und „dumme Kuh“ bezeichnet worden.
Beim Insulin spritzen viel folgender Satz: „Soll ich ihnen in die Muschi stechen?“
Neulich beschwerte sich eine Bewohnerin lautstark, dass sie um 5:00 Uhr geweckt wurde und im Speisesaal gebracht wurde. Sie wollte zurück in ihr Zimmer. Von der Nachtwache kam die antwort: „Wenn sie nicht gleich ruhig sind schiebe ich sie raus in den Regen“.
Es hat keine fünf Minuten gedauert und sie war tatsächlich im Regen.
Zur Relativierung sie war keine Minute im Regen, aber sie war sichtbar nass.
Ich möchte mich mit diesen Arbeitsbedingungen nicht zufrieden geben und etwas dagegen tun, aber was?
Wenn ich mich an die Geschäftsleitung wende, gelte ich als Nestbeschmutzer und muss mit Mobbing rechnen. Außerdem weiß sie vom „Waschen in der Nacht“. Am liebten würde ich Kündigen aber dann bekomme ich eine Sperre vom Arbeitsamt.
Kann mir jemand einen Rat geben?

[*Angie*]

Das sind ja Zustände - wie froh ich wieder bin, dass meine Mutter schon lange unter der Erde ist!

Du könntest Dich, um Dich selbst zu schützen zB anonym schriftlich an die Heimaufsicht wenden und das würde ich auch tun.

Was Du noch tun kannst ist nicht so zu werden wie die Kollegen - scheinbar sind ja die Arbeitstbedingungen übel, oder was denkst Du warum die Kollegen so sind ????????

Bezüglich des Waschens in der Nacht: die Bewohner haben ein Anrecht auf eine ungestörte Nachtruhe - wohl wenigstens bis 6 Uhr.

Ich würde Deinen Beitrag so wie er ist ausdrucken und an die Heimaufsicht schicken - natürlich mit Betreff und Angabe der Einrichtung.


man man man ....

[Monchichi]

Als erstes würde ich zum Heimleiter gehen,ist er/sie nicht interessiert was zu ändern,dann ab zur Heimaufsicht.

Und fang schon mal an Bewerbungen zu schreiben.

Was für Zustände,da wird einem echt schlecht,wenn man nur drüber nachdenkt,ich würde mich so lange krank melden,bis ich was anderes hätte,was ja son Problem als Fachkraft nicht ist...

Helf den alten Menschen unbedingt...

Viel Glück wünscht Monchichi,die nicht einen Tag da bleiben würde und nach nicht erfolgreichem Gespräch mit dem HL die Sachen packen und gehen würde ohne Rückkehr-ich glaube nicht,daß man bei so einem Fall eine Sperre bekommt.Aber besser ist krank schreiben und was neues suchen.Nur bitte,bitte-tu was für die Bew...

Warum sind die Kolleginnen so geworden?Was ist da los in dem AH?

[ilios1966]

Hallo

Diese Zustände sind nicht duldbar!! Geh zum Arbeitsamt und beschreibe Deine Erfahrungen dort, sage, dass Du nicht bereit bist so einen Menschenunwürdigen Umgang mit den Bewohnern zu dulden. Dann höre nach was Dir dort gesagt wird bezüglich Sperre. Nieman kann verlangen, dass man unter solchen Umständen arbeitet.
Gleichzeitig würde ich die Heimaufsicht informieren.

Lg ilios

[schwarzer sonnenstrahl]

[quote=""koeb707""] Am liebten würde ich Kündigen aber dann bekomme ich eine Sperre vom Arbeitsamt.
[/quote]

du bekomsmt keine sperre vom AA wenn du dich am lgiechen tag der kündigung als arbeitslos meldest...hab das auch grad erfahren müssen^^

such dir unbedingt was anderes und sorg dafür das dieses heim keine nachkömmlinge mehr kriegt^^

viel glück. :p

[Benutzer 204 gelöscht]

Vorsicht !
Wenn man selbst kündigt muß man das schon sehr genau begründen warum man gekündigt hat und wenn dann beim AG nach gefragt wird kann man Probleme bekommen :
http://www.arbeitsagentur.de/nn_25642/N ... t-Nav.html

LG

[Sternschnuppe_Heike]

Wenn man selber kündigt kriegt man doch auf jeden Fall ne sperre?! Außer man kündigt wegen Mobbing, Krankheit oder so.
Ich glaub denen vom A-Amt sind die Arbeitsumstände doch ziemlich schnuppe, aber das ist wohl eine anderes Thema!

Aber ich glaub ich hätte lieber ne Sperre als mich an solchen Quälereien zu beteiligen bzw. auch nur davon zu wissen!
Wenn ich um 5 Uhr aufstehen müsste und dann auch noch gedusche werden würde, würde im Pflegebericht sicherlich stehen "BW heute sehr aggressiv, beißt, schreit und kratzt!"

[schwarzer sonnenstrahl]

[quote=""pegean""]Vorsicht !
Wenn man selbst kündigt muß man das schon sehr genau begründen warum man gekündigt hat und wenn dann beim AG nach gefragt wird kann man Probleme bekommen :
http://www.arbeitsagentur.de/nn_25642/N ... t-Nav.html

LG[/quote]

ich hatte meine erfahrungen in einem anderen theard geschrieben und daraufhin auch gekündigt. das arbeitsamt gab mir einen 2seitigen zettel mit den ausfüllen sollte warum ich gekündigt hatte. sie haben mir eine sperrfrist von einer woche gegeben weil ich am 3. statt am 1. tag nach der kündigung mich arbeitslos gemeldet hatte.

ob die vom AA das genau nachprüfen weiß ich leider nicht. noch kam keine rückmeldung.

@ koeb707: aber ich würde dir dringenst empfehlen das du dir dringenst gedanken machen solltest ob du was ändern möchtest(gespräche,MDK oder ähnliches) oder ob du dich einlullen lassen möchtest und im entefekt unterkriegen lässt.
nichts für ungut, aber wir können dir nur ratschläge geben und leider dich nur so unterstützen und vor allem motivieren.

bewerbe dich schonmal wo anders. es gibt so eingie freie stellen

[Evilina]

Tja , aus meiner Sicht geht es weniger darum,ob nun Sperrfrist oder nicht. Du musst dir darüber im Klaren sein, dass , wenn es sich wirklich so zuträgt, wie du geschrieben hast, es sich um den Straftatbestand der Nötigung und Körperverletzung handelt. Du trägst die Dinge, wenn auch passiv, mit und musst es somit mitverantworten. Da verblasst das dunkle Schwert der Sperrfrist....

Liebe Grüße

Evilina

[ilios1966]

Hallo

Nun, eine Sperrfrist ist ja nun kein Pappenstiel, davon kann eine Existenz bedroht sein, von daher würde ich mich SOFORT ohne Zeitverzögrung beim Arbeitsamt melden und wie schon gesagt gleichzeitig bei der Heimaufsicht.
Also nicht warten und überlegen sondern handeln!!!!

Lg ilios

[koeb707]

Hallo!

Danke für eure Ratschläge, das hat mir sehr geholfen. Ich war, auf Grund der Missstände, total Niedergeschlagen und regelrecht gelähmt. Ich kann es immer noch nicht glauben wie abgestumpft Pflegekräfte werden können und nur noch einen „Satt, Sauber, Trocken“ Tunnelblick haben.
Dieses Haus ist kein klassisches Alten- und Pflegeheim. Es handelt sich um eine Art Betreutes Wohnen mit Pflegeabteilung. Die Kundschaft ist meist besser betucht.
Während die rüstigen Damen, die Pflegekräfte wie Dienstpersonal behandeln, werden die „hilflosen“ Bewohner beschimpft. Es herrscht ein total gestörtes Verhältnis zwischen Bewohner und Personal. So wird der „schwarze Peter“ oft von Küchenpersonal zum Pflegepersonal geschoben und zurück. Es viel auch schon der Satz: „Die soll bald Pflegebedürftig werden, die möchte ich in meine Finger kriegen“, oder „Was erlaubt die sich einfach zu läuten, ich habe zu ihr gesagt ich habe jemand unter der Dusche stehen ich kann sie jetzt nicht machen und habe erst einmal Wäsche gebügelt“.
Ich habe zuerst die Heimaufsicht anonym informiert, aber nach drei Tagen hatte sich nichts getan. Nun bin ich krank geschrieben und werde heute noch schriftlich Kündigen. Falls ich dann eine Sperre vom Arbeitsamt erhalte, werde ich die in kauf nehmen. Bei der Heimaufsicht werde ich auch noch einmal vorsprechen. Diesmal nicht anonym.
Noch etwas! Dieses Haus wurde mit 1,4 benotet, Pflege Note 3. Das sagt schon viel über die Benotungskriterien aus.

[koeb707]

Hallo!
Ich habe nun gekündigt und folgendes an die Geschäftsführerin geschrieben:

Ich kann das seit Jahren in ihrem Haus übliche Wecken und durchführen von Grundpflege bei Bewohnern bzw. Duschen von Bewohnern, während des Nachtdienstes, nicht mit meinem Gewissen vereinen. Ich bin der Meinung, dass dies dem Selbstbestimmungsrecht des einzelnen verletzt.

Dies widerspricht auch ihrem Pflegeleitbild, in dem auf Respekt und Achtung der Rechte eines jeden Menschen hingewiesen wird.
Ich bin der Meinung, dass jeder Bewohner das Recht auf ungestörte Nachtruhe bis 6:00 Uhr hat und dass der Nachdienst nur das pflegerisch notwendige verrichtet.
Nächste Woche habe ich dann einen Termin bei der Arbeitsagentur und beim Psychotherapeuten.

[Evilina]

Sehr gut

Liebe Grüße

Evilina

[Monchichi]

Das hast Du gut gemacht!

Laß mal hören,ob Du eine Sperre bekommst...

[A.v.Stösser]

Ich habe mich diesmal absichtlich nicht früher in die Diskussion eingeschaltet. Zum einen, weil ich die Reaktionen der regelmäßigen Forenmitglieder sehen wollte und zum anderen, weil der Pflege-Selbsthilfeverband eine Anlaufstelle für derartige Meldungen ist und wir uns in solchen Fällen auch ganz konkret einschalten.

Ich gehe bei Beschwerdemitteilungen ähnlicher Art wie folgt vor:

1. Kontaktaufnahme mit der BeschwerdeführerIn und Erörterung der Situation. Haben Sie schon mit der Heim- oder Pflegedienstleitung über ihre Beobachtungen gesprochen? Wie haben diese reagiert? Werden die Bewohner mit deren Duldung nachts gewaschen oder wissen diese womöglich nicht einmal davon? Auch letzteres kommt vor. Grundsätzlich sollte jeder den korrekten Weg der Beschwerdeführung einhalten. Nicht zuletzt um bessere Chancen vor Gericht zu haben. Stellt man fest, dass die Leitung die Praktiken im Pflegebereich deckt oder sogar angeordnet hat, kann man sich sofort an Schutzinstanzen wenden.

2. Formulierung der uns mitgeteilten Vorkommnisse in einer Form, die nicht erkennen lässt, wer uns die Missstände mitgeteilt hat. Weder Heimaufsicht, noch MDK noch übergeordnete Behörden oder Heimträger erfahren von uns den Namen der Pflegekraft.
Ich rate von sofortiger Kündigung grundsätzlich ab, sondern bitte die betreffende Pflegekraft, jedes Vorkommnis menschenunwürdiger Behandlung mit Uhrzeit und Name aufzuschreiben. Pauschale Angaben können leicht als Lüge abgestraft werden. Je konkreter die Angabe, desto größer die Chance, dass ein Missstand tatsächlich aufgedeckt und die Schuldigen zur Verantwortung gezogen werden.
Wenn sich der Pflege-SHV einschaltet, reagieren die Behörden und Heimträger promt. Auch schon, weil diese sonst befürchten müssen, dass wir als nächstes die Medien von diesen Vorkommnissen in Kenntnis setzen.

Im vorliegenden Falle können wir das immer noch tun. Für solche Fälle brauchte man jedoch eine Heimaufsicht, die das Personal und die Kompetenz hat, verdeckt zu ermitteln. Denn in dem Moment, wo jemand von der Heimaufsicht an der Tür klingelt, zeigen sich Leitungen und Mitarbeiter von ihrer vorbildhaften Seite. Beschwerden werden als haltlos von der Hand gewiesen und die Bewohner, wenn sie denn überhaupt antworten könnten, werden nichts sagen, aus Angst vor noch schlechterer Behandlung.

Es braucht mutiger Pflegekräfte, die sich offen und offensiv einschalten, wenn Sie Zeuge derartiger Missstände werden. Einfach nur kündigen und denken, dass man mit einem Anruf bei der Heimaufsicht oder einem Hinweis an die Heimleitung seine Pflicht erfüllt hat, trägt nichts zur Behebung solcher Misstände bei.

Adelheid von Stösser
http://www.pflege-shv.de

[doedl]

Ohne Worte!!!!

Unbedingt handeln- keine Frage- Adelheid sagte schon wie.

Gruß Doedl

[Evilina]

Eingangs hat Koeb davon berichtet, dass die Geschäftsleitung vom nächtlichen Waschen weiss. Bei allen netten Ratschlägen, liebe Adelheid, es kann nicht sein, dass Pflegepersonal mitprotokollieren soll, welche Vorfälle es sind. Zu einem, weil sie dann unerträgliche Pflegehandlungen weiter aushalten müssen. Zum anderen sollte ein Hinweis an die Heimaufsicht reichen, sie sollte grundsätzlich unangemeldet auftauchen. Man kann auch anhand von Dienstplänen und Dokumentation plus Bewohnerbefragung Hinweise untersuchen. Eine Heimaufsicht, die zur anderen Seite schaut, muss ebenfalls mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen rechnen müssen. Arbeitnehmer, die diese widerlichen Zustände melden, müssen besonders arbeitsrechtlich geschützt werden. Ich würde nach einer Anzeige auch nicht weiter dort arbeiten wollen.

Liebe Grüße

Evilina

[Sternschnuppe_Heike]

ich wünsch dir wirklich alles Gute koeb707. Ich find dein Handeln sehr mutig!!

[A.v.Stösser]

Mut sieht anders aus !!!

Die hier überwiegend gegebenen Ratschläge helfen den Menschen, deren Würde verletzt wird nicht im mindesten. Um selbst seinen Hintern zu retten braucht es keinen Mut, dafür sorgt der Selbsterhaltungstrieb.

A.v.Stösser

[doedl]

Harte Worte Adelheid!

Doedl