Gewalt hat viele Gesichter...

Bietet Pflegebedürftigen, Angehörigen, Mitarbeitern, ehrenamtlich Engagierten, Berufsbetreuern und allen die Zeuge von Verletzungen der Menschenwürde sind, die Möglichkeit darüber zu berichten sowie Rat und Unterstützung einzuholen. Positive Beispiele und Vorbildhaftes kann hier ebenfalls hervorgehoben werden.
Dirk Höffken
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Beitrag von Dirk Höffken »

Hallo Michi.

Richtig.

Aber zum einen kann man nicht die gesamte Ausbildung auf Station verlagern. Wir sind in aller erster Linie für die Patienten (Bewohner) da, nicht für die Schüler. Zum anderen ist nicht alles was aus der Schule kommt fachlich Richtig. Ich Erwarte, dass sich Schüler vorbereiten. Ist das der Fall kann man auch über das Thema Gewalt in der Pflege sprechen und praktisch Angehen. Ein paar Möglichkeiten haben wir ja bereits Genannt. Wenn Schüler z.B. mit Patienten (Bewohner) über das Thema sprechen wollen oder aber Selbsterfahrung beim Lagern sammeln wollen, kann man durchaus Zeitkorridore schaffen. Zwingen kann, darf und will ich aber Niemanden.

MfG DH

Zitat:
Ich habe eiserne Prinzipien. Wenn ihnen die nicht gefallen, habe ich auch noch andere.
(Unbekannt)



andrea
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Beitrag von andrea »

[quote]Original von Gast
ich denke das dieses thema erst mal auf die stationen gehört den dort werden schüler ja eingesetzt. Die schulen werden dann irgenwann auch nachziehen wenn sie merken das es den Arbeitgebern wichtig is.
quote]
..............ich habe es eigentlich schon erwähnt, zumindestens bei uns in der Schule ist das Thema Gewalt ein Thema dass in fast jedem unserer Fächer aufgegriffen wird. Ich habe in meinen bisherigen Einsätzen aber leider nur wenige PFK gefunden die Gewalt in der Pflege so beurteilten wie wir. Es fehlte meist an der nötigen Bereitschaft sich und das Wie mache ich meine Arbeit zu reflektieren. Ich habe viele Male Sätze wie mach du das erst mal so lange wie wir, du hast noch den Kopf voller Flausen usw. anhören müssen wenn ich Gespräche in diese Richtung gelenkt habe. Wie schon gesagt wenn in der Schule (denn die weiß dass das ein wichtiges Thema ist) das Gespür auf vorhandene Gewalt gestärkt wird und es während der Praxis auf den Wohnbereichen überhaupt nicht beachtet sondern eher abgelehnt wird darüber zu sprechen dann sehe ich einen verstärkten Bedarf an Informationen in erster Linie bei den alten Hasen der Pflege.
Nach meinen Erkenntnissen wird Gewalt überwiegend bei Menschen die sich nicht mehr darüber auslassen können geschweige denn sich beschweren könnnen angewendet und ich bin der Meinung dass zumindestens diese Art nicht unbedingt unbewusst geschieht auch wenn einige von euch mir jetzt böse sind. Diese PK wissen wo sie sich zu benehmen haben weil es Beschwerden hageln könnte und wo eigentlich nicht zu befürchten ist weil der Betroffene keine Möglichkeit (Demenz,völlige körperliche geistige Immobilität) sich zu wehren. :(


„Rechthaben ist erst eine Kunst; wenn auch die anderen glauben, dass mans hat!”

Dirk Höffken
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Beitrag von Dirk Höffken »

Hallo Andrea:

Ich möchte Deinen Satz
...“Ich habe viele Male Sätze wie mach du das erst mal so lange wie wir, du hast noch den Kopf voller Flausen usw. anhören müssen wenn ich Gespräche in diese Richtung gelenkt habe.“...
mal mit einem Textausschnitt kommentieren:

...„Wenn ein Mensch seine Ziele durch Mächtigere, Institutionen, Regeln und Gebote jäh durchkreuzt sieht (Frustration), fühlt er sich doch zunächst einmal hilflos, ohnmächtig unterlegen. Die aggressive Handlung ist einerseits Ausdruck dieses unangenehmen Gefühlszustandes und hat andererseits den „Sinn“, durch aggressive Handlung wieder Macht und Überlegenheit zu gewinnen. Aggressionen können aber auch in weniger vordergründigen Lebenshaltungen zum Ausdruck kommen, (...): Nörgeln, Jammern, Klagen, Schmollen, Imponiergehabe usw. Selbst in der Schüchternheit kann Aggression verborgen sein, was jeder, der schon vergeblich versucht hat, einen Schüchternen ins Gespräch zu ziehen, an den eigenen in ihm aufsteigenden Aggressionsgefühlen nachvollziehen kann“... (Hugo-Becker & Becker 1992, S. 35).

Eine Medaille hat eben immer zwei Seiten.

MfG DH

Zitat:
Der Idealismus der Jugend ermöglich die Weisheit des Alters.
(Hans Arndt)



olafohl
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Registriert: So 1. Dez 2002, 22:31

Beitrag von olafohl »

Hallo Andrea !
Stimmt ! regelmäßige Teamsitzungen zu diesem Thema wären ideal, um nicht zu sagen ein unbedingtes muss !
Jeder von uns übt Gewalt anders aus, nimmt sie anders war, ja definiert sie selbst anders als andere....
Der Mensch ist eben individuell, einzigartig, nur müssen wir eben gemeinsam miteinander auskommen, was erfordert das wir einen „gemeinsamen Nenner“ finden. Dieses finden können, und sollten, wir jedoch nicht dem bloßen Zufall überlassen, sondern gemeinsam erarbeiten...
Diese Teamsitzungen würden jedoch etwas erfordern : Vertrauen, Offenheit, sich und anderen gegenüber... und letztendlich qualifizierte Begleitung / Betreuung.

Dies macht es nun kompliziert da dem Thema Gewalt in der Pflege, meiner Meinung nach, immer noch nicht wirklich begegnet wird.
Sie wird bagatellisiert oder im schlimmsten Fall tot geschwiegen, einer der Gründe warum dieses Forum existiert...
Ja du hast recht bloßes Gerede ist ineffizient, ja ich fürchte sogar kontraproduktiv...

***Was nützt das viele Gerede wenn man nicht am eigenen Leib erfährt wie sich die Menschen fühlen wenn ihnen Gewalt angetan...***

NICHTS ! Wir sind aufgefordert empathischer zu werden, und diese Empathie bei anderen zu fördern...Jedoch meine ich das wir auch „fühlen“ lernen müssen was einen Menschen bewegt, was er fühlt, wenn er Gewalt ausübt...

Rauf Haare, wie erklär ich das ? Also neulich in meinem Nachtdienst, habe allein ND... auf meiner letzten Runde... dreh ich immer so kurz vor Ende des Dienstes... komm ich in ein Bewohnerzimmer... alles düster, nur im Bad brennt Licht ... komisch... ?!
Ich also nachschauen, und Bingo da steht Fr. A. ... ist gar nicht ihr Zimmer, sondern das von Fr. B,C,D, nun kurze Szenenbeschreibung :
Fr. A. von oben bis unten mit Kot beschmiert, ebenfalls WC, Badezimmerfußboden, Badezimmerwändewände, ihr Inkomaterial hat sie über die Heizung gehängt, ... Ich also gedacht Supi ! mach also Zimmerlicht an, und ... Jawoll gesamter Zimmerfußboden... überall hat sie „Spuren“ hinterlassen... Wat nu ? ik denne um die „Spuren Slalom drumrum und Waschzeug organisieren , sie hinterher, allerdings nit Slalom sondern... dabei neue „Spuren“ schaffend hinterher... ich mach nu Licht im Flur und... Jaaaaaaaaaa auch hier eindeutig ... nun guck ich mich natürlich etwas genauer um und... Au wie fein sie war an allen Zimmertüren dran, überall sind deutlich ihre „Fingerabdrücke“ ... Ihr Zimmer ist denn der Highlight im Waschbecken läuft der Wasserhahn drinn schwimmen ihre Exkremente... inzwischen ist Fr. B wach geworden und sagt wie immer denselben Satz: „Seid’s doch glücklich, seids doch gnädig...“ Fr C. ist auch erwacht, sie „leidet an einer Logorhoe, sprich redet ununterbrochen völlig „zusammenhangloses Zeug“, bleibt aber wenigstens auf dem Bett sitzen während Fr. B plötzlich einfällt sie müsse brunzen (sprich zum Klo)... aber wenigsten Fr. D schläft ruhig und friedlich weiter... also Fr. B. auf’s Klo von Fr. E bringen weil ihres ... ,dann GP Fr. A. , ihr Bett neu beziehen, das ebenfalls, dies aber nur am Rande, anschließend Reinigung der Badezimmer, die Exkremente aus dem Waschbecken fischen, ... als ich nun fast fertig bin und zu Füßen von Fr. A knie und den Boden schrubbe, lächelt sie mich an und sagt : „Das muss ihnen nicht peinlich sein.“ DAS MUSS IHNEN – sprich mir – NICH PEINLICH SEIN ??? also weißt du Andrea bei der Übergabe konnte ich schon schmunzeln aber in der Situation....
[ :eek :evil: ]


Vor dem Spiel ist nach dem Spiel

olafohl
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Beitrag von olafohl »

Hallo Dirk Höffken
Stimmt das mit der Selbsterfahrung ist immer ein Problem, mich würde interessieren inwieweit du diese speziell bei jüngeren Schülern als Problem erfahren hast... könnte es vielleicht damit zu tun haben das diese solche all zu oft als eine Form der Prüfung erfahren (subjektiv/objektiv) und sich auch vor Demütigung, dem bloß gestellt werden fürchten... ?
Ich meine ohne Selbsterfahrung geht es nicht ! Meine aber das diese ein anderes Thema ist ...

Austausch zwischen Schülern und Bew./Pat. .. äh ? Wieso nur zwischen Schülern und Bew./Pat. ? Ich meine es wäre wünschenswert wen auch das „normale“ Personal sich gelegentlich mit diesen austauschen würde... Probleme dabei.. jede Menge aber lohnen täte es sich alle mal....

z.B. wie Jutta erwähnte das dieses grade mit Dementen recht schwierig ist....

Gestellte Szenen... hmmm.. ja wäre eine Möglichkeit aber warum nicht die Realität „aufzeichnen“ selbstverständlich mit Einverständnis der Bew./Pat. ...

***...muss man den Schülern beibringen in belasteten Situationen, quasi automatisch, das richtige Verhalten an den Tag zu legen. Den wie heißt es so schön „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“***
automatisch ??? ist mir im Zusammenhang mit Menschen immer suspekt... kann aber auch Wortklauberei sein... trotzdem wäre mir professionell, routiniert, oder unbewusst kompetent lieber...

***Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr***
Dem möchte ich entgegen setzen „Man wird alt wie ne Kuh und lernt immer noch dazu“ ... (oder so ähnlich, gilt meiner Meinung nach übrigens auch für Ochsen) ... außerdem heißen nicht alle Hans... :D

***...Jedem muss doch Klar sein, dass eine Ausbildung nicht Erziehung und Sozialisation ersetzen oder negieren kann... ... Die Vermittlung der sogenannten Kernkompetenzen kann nicht die (Haupt-) Aufgabe einer beruflichen Grundausbildung sein...***
Stimmt ! aber was ist wenn diese Kernkompetenzen gesellschaftlich nicht vermittelt wurden/ werden ... ???

Letztendlich ist es doch so dass das Thema Gewalt gesellschaftlich entweder tabuisiert ist, jedenfalls bezüglich seiner Ursachen, oder aber sogar Gewalt als ein legitimes Mittel anerkannt wird, nach dem Motto dem Starken gehört die Welt... da jetzt wirklich drauf eingehen zu wollen sprengt leider den Rahmen, aber Pflege ist kein in sich geschlossenes System sondern ein Teil der Gesellschaft... Kein Kosmos für sich sondern nur ein Teil des Kosmos...
Wir bringen diese „Welt“ mit in die Pflege ein...

Was den von dir erwähnten Schülerreflex betrifft ... Ja es gibt Schüler die nicht lernen wollen... aus den unterschiedlichsten Gründen ... Faulheit, Desinteresse, Frustration weil die Realität anders ist als das was in der Schule gelehrt wird, weil die Unterstützung fehlt, und, und, und ... Fakt ist jedoch das der Transfer Schule – Berufsalltag oft nicht funktioniert... mal etwas grob gesagt die Schule sagt all zu oft
„Ihr müsst... !“
die Firma:
„Ihr sollt... !“
und ich denke dann:
Ihr könnt ...
Haben wir vielleicht ein Kommunikationsproblem ???


Vor dem Spiel ist nach dem Spiel

Jutti
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Beitrag von Jutti »

Hi @ all
Ich wussele mich mal so langsam durch die Beiträge von gestern an:

Ich hätte ja nie gedacht das soviel über dieses thema geschrieben wir.

Finde ich spitze denn so ereicht man doch einige die sich damit auseinander setzten….
Jo Michi, das finde ich auch. Es ist ein Thema, das man endlos bei ner guten Tasse Kaffee weiterverfolgen kann und doch niemals auf direktem Wege zu einem gemeinsamen Nenner kommt. Dies ist das schöne an diesen Foren, wir können es miteinander diskutieren, einander abgleichen, austauschen und wer weiß, vielleicht findet sich ja ein Lösungsansatz.
Ich wollte einfach nur mal ein paar langfristige Lösungsmöglichkeiten zur Diskussion stellen……
Gut, Dirk, genau das finde ich gut. Stelle doch weiterhin diese Vorschläge rein, ich habe gerne weitere Denkanstöße, meine Denke geht ja nun mal och krumme Wege und ab und zu paar Abzweigungen tun der gut.

Wat meinst du aber nun damit?????
...“Ich habe viele Male Sätze wie mach du das erst mal so lange wie wir, du hast noch den Kopf voller Flausen usw. anhören müssen wenn ich Gespräche in diese Richtung gelenkt habe.“...


...„Wenn ein Mensch seine Ziele durch Mächtigere, Institutionen, Regeln und Gebote jäh durchkreuzt sieht (Frustration), fühlt er sich doch zunächst einmal hilflos, ohnmächtig unterlege………..
Möchtest du in die Richtung, jemand wurde kritisiert und reagiert im Sinne von Angriff und Verteidigung, anstatt zu agieren, sich selbst zu hinterfragen??? Er reagierte nicht sachbezogen, nur situationsbezogen und tja, wenn ich gleich versuche mitzudenken, klaro, wir alle suchen Anerkennung und da wurde jemandem nicht nur die Anerkennugn verweigert sondern sogar noch offen kritisiert , seine Kompetenz wurde in Frage gestellt und das auch noch von ganz unten.. ( wenn ich´s völlig falsch verstanden haben, schieb mich büdde in die richtige Richtung)

inzwischen ist Fr. B wach geworden und sagt wie immer denselben Satz: „Seid’s doch glücklich, seids doch gnädig...“….
grins, das hat doch was…..ich erinnere mich an die Nacht und an deine SMS, kicher, ich musste da schon lachen obwohl du mir echt leid getan hast….aber genau an dieser Situation, die ich komisch finde, trotz der entstandenen Arbeit, die wie jeder aus der Pflech weiß, nit so cool war, kann Gewalt entstehen. Vorwürfe werden gegen Bewohner erhoben, die da ja nun mal nix für können.

Das bringt mich nun in die Richtung Schule:
***...Jedem muss doch Klar sein, dass eine Ausbildung nicht Erziehung und Sozialisation ersetzen oder negieren kann... ... Die Vermittlung der sogenannten Kernkompetenzen kann nicht die (Haupt-) Aufgabe einer beruflichen Grundausbildung sein...***
Stimmt ! aber was ist wenn diese Kernkompetenzen gesellschaftlich nicht vermittelt wurden/ werden ... ???
Empfinde ich als richtig und gleichzeitig als falsch: ich denke, mein „Erziehungsprozess“ war wohl mit 38, als ich die Schule angefangen habe, bereits abgeschlossen, aber ich habe dort zum ersten Mal was über Kommunikation gehört, Schulz von Thun, Witterstätter, Watzlawik, Muisjers…..usw. Viele Zusammenhänge kommunikativer sowie auch gruppendynamischer Art waren mir vorher fremd. Ich wusste auch vorher was „richtig und falsch“ war, aber fachlich durchschauen kann ich bestimmte Vorgänge erst heute. Allerdings ist das nicht nur der Verdienst der Schule, das liegt auch bissi an meiner großen Wissensneugierde und an den vielen Gesprächen mit dir.

Ich brems mir nu mal ab, lach, aber Olaf, ja, ich denke und fühle sehr, es liegt auch an Kommunikationsproblemen, innerhalb der Teams, der Hierarchie, dem Klientenverhältnis……………..

liebe Grüße von Jutta



andrea
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Beitrag von andrea »

:loltschuldige lieber Olafohl aber ich mußte beim Lesen wirklich lachen. Dein Beispiel ist supi. Ich kann mir wirklich vorstellen wie es in dir brodelte und weißt du was, ich finde es klasse, dass du schon bei der Übergabe wieder schmunzeln konntest und das bei diesem Extrembeispiel :lol :lol :god Aber du hast Recht wir (ich) sollte(n )auch die andere Seite beachten, wie es zur Gewalt kommt,was dahinter steht. Ich muß gestehen an derartige Situationen hatte ich nicht gedacht da ich hier bisher nur ein ähnliches Erlebnis dieser Art hatte, wo die PK (wir waren da zu dritt)das ganze als Witz verpackten und lachend "Patient" geduscht und Bad, Bett und Fußboden wieder herrichteten. Deshalb habe ich dieses Erlebnis eigentlich als positiv empfunden. Na ja in deiner Situation gehört schon sehr viel dazu um das Ganze lustig zu finden, egal ob einem bewusst ist, dass der Bewohner gar nichts dafür kann. :lol :lol Ich finde es trotzdem superlustig


„Rechthaben ist erst eine Kunst; wenn auch die anderen glauben, dass mans hat!”

andrea
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Beitrag von andrea »

Hallo Marci,
:lol danke für deine Hilfe ich habe mich schon die ganze Zeit gefragt ?( wie ihr eure Zitate immer so deutlich heraushebt. :lol Aber auch andrea findet mal ein korn und wenn man ihr's vor die Nase legen muß. Dankeschön, nu hab ich's glaub ich begriffen :yo
:wave


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Dirk Höffken
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Beitrag von Dirk Höffken »

Hallo Jutta.
Möchtest du in die Richtung, jemand wurde kritisiert und reagiert im Sinne von Angriff und Verteidigung, anstatt zu agieren, sich selbst zu hinterfragen???
So in etwa will ich in die Richtung. Wobei die Schülerkritik nur eine Nebenrolle spielt.

Zur Erklärung von Aggression gibt es ja viele Theorien. Eine der Bekanntesten (neben der Triebtheorie und lerntheoretischen Ansätzen) ist die Frustrations – Aggressions – Hypothese. Die Kernaussagen sind.

1. Frustration führt stets zu einer Form von Aggression
2. Aggression ist stets die Folge von vorangegangen Frustrationen.

Eine Frustration liegt hierbei vor, wenn eine zielbezogene Handlung gestört wird. Aggression wird als Handlung verstanden, die die Verletzung (psychisch – physisch) eines anderen Lebewesens zur Folge hat.

Übertragen:
Vielleicht hatte das Stationspersonal mal die selben Ideale und Vorstellungen wie die Schüler. Konnte sie aufgrund der Umstände aber nicht Realisieren. Das Pflegepersonal nimmt sich also vor eine gute Arbeit abzuliefern, wird bei dieser zielbezogenen Handlung aber immer wieder Gestört. Die Folge ist Frustration und damit Aggression.

Alles sehr Kurz und Unvollständig um hier Niemanden mit theoretischen Ansätzen zu Langweilen. Auch wenn es gegen diese Hypothese berechtigte Einwände gibt, kann man aggressives Verhalten darüber Erklären.

MfG DH

Was wir brauchen, ist die Synthese
von praktischen Denken und idealistischem Streben.
(Willy Brandt (1913 - 1992), deutscher Bundeskanzler)



Jutti
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Beitrag von Jutti »

Hallo Dirk
.....du langweilst mich absolut und gar nicht. Im Gegenteil, ich würde gerne etwas mehr über die Agressionshypothese hören, wissen.

Aber nur am Rande nebenbei mag ich dir erzählen, dass ich und übrigends Olaf auch, berufsbegleitend die Ausbildung machen. Wat heißt, wir hatten nicht irgendwann Praktikum und aubacke, dat ist ja ganz anders als in der Schule....nein, wir kannten, kennen die Realität, die Grenzen nur zu genau, wir erleben sie ja im Berufsalltag....und das seit einigen Jahren schon.....ich weiß, wie sehr dir das eine Wort "Schweeeeeeeeeeeeeeester" schon an den Nerven zerren kann, so nach dem hundersten Mal oder so..........aber ich versuche eben, es nicht bis an die Nerven dringen zu lassen, mir klar zu machen, das derjenige schon einen Grund hat zu rufen, egal was auch immer..........und wenn er nur Aufmerksamkeit braucht

Jutta



Dirk Höffken
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Beitrag von Dirk Höffken »

Hallo.

Selbst eine kurze Übersicht über den gegenwärtigen Stand der Aggressionsforschung würde den Rahmen dieses Forums leider bei weitem Sprengen. Zumal man Aggression nicht Isoliert betrachten darf. Versucht man Aggression zu Erklären muss man sich zwangsläufig mit prosozialem Verhalten auseinandersetzen. Wir haben uns bisher auch weitestgehend mit psychologischen und/oder rein soziologischen Ansätzen beschäftigt. Allerdings sollte man zur Erklärung aggressiven und prosozialen Verhaltens auch auf die Soziobiologie schauen. Ein Ergebnis aus diesem Forschungszweig könnte man in dem Satz zusammenfassen: Sowohl aggressives wie auch prosoziales Verhalten beruhen auf Egoismus.

Nun gut. Es gibt, wie bereits Erwähnt, drei bekannte Theorien zur Aggression. Dies wären:
1. Die Triebtheorien der Psychoanalyse
2. Die Frustrations – Aggressions – Hypothesen (schon kurz Vorgestellt)
3. Die lerntheoretischen Ansätze (Dürften jedem Bekannt sein) – Wobei man Heute davon Ausgeht, dass dem Imitationslernen hier eine besonders gewichtige Rolle beizumessen ist (z.B. Bandura und Walters, 1963).

In den Triebtheorien sieht Freud Aggression nicht als eigenständigen Trieb neben der Libido, sondern nimmt an, dass die Aggression als Begleiterscheinung der Libido auftritt. Die Aggression dient hierbei der Überwindung von Hindernissen auf dem Weg zum Lustgewinn

Später, in seiner dritten Triebtheorie, geht Freud davon aus das sich im ES (neben Ich und Über – Ich) die Libido („Lebenstrieb“) und Thanatos („Todestrieb“ oder „Zerstörungstrieb“) befinden. Je nach gerade vorhandener Energiemenge ist der Mensch dann bereit gegen Objekte seiner Umwelt aggressiv zu handeln.

Für Freud ist Aggression somit Unvermeidbar, aber Steuerbar. Die Psychoanalyse bietet allerdings noch mehr Theorien um Aggression zu Erklären.

(Hoffe es ist nicht zu Unsortiert)

MfG DH

Zitat:
Wir leben in einer Zeit vollkommener Mittel und verworrener Ziele.
(Albert Einstein)



olafohl
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Beitrag von olafohl »

Hallo Dirk Höffken
Selbst eine kurze Übersicht über den gegenwärtigen Stand der Aggressionsforschung würde den Rahmen dieses Forums leider bei weitem Sprengen.
Och "wir" freuen uns immer über gute Ausarbeitungen... :D :D :D


Vor dem Spiel ist nach dem Spiel

Dirk Höffken
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Beitrag von Dirk Höffken »

Hallo.

Na, dann schreib ich mal was.

Zitat:
Gilt für Menschen und Autos:
Laster sind schwer zu bremsen.
(Heinz Erhardt (1909 - 1979))



Jutti
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Beitrag von Jutti »

Hallo Dirk
...........na dann mach mal, ich freu mich drauf, hab ab Montag Urlaub und viiiiiel Zeit zum lesen :yo

...........ähem, falls es ma nix zu mampfen gibt, Olaf, ich arbeite.... 8)

L.G. Jutta



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