Getränke mit Spritze verabreichen

[starflyer70]

Was haltet Ihr von Verabreichen von Getränken mittels Spritze in den Mund?
Ich finde das einfach nur unmenschlich, das ist Gewalt in der Pflege, oder?
Seit 3 Monaten bin ich in einem Pflegeheim tätig, wo diese Maßnahme praktiziert wird. Begründet wird das, indem man behauptet, den Bewohner nicht verdursten lassen zu können. Aber es gibt ja auch Andickungsmittel, die leider kaum verwendet werden. Die Heimleitung und PDL weiß davon, für die ist es leider auch normal.

[johannes]

Was hältst Du vom Verabreichen von Getränken mittels Strohhalm? Stell Dir vor, der Betroffene kann sich daran verletzen - das nennt man dann Körperverletung, oder wie?

Hast Du übrigens schon mal ausprobiert, wie sie Getränke als Schwabbel so im Mund anfühlen? Sehr empfehlenswert, das mal selbst auszuprobieren.

Ich bin fasziniert, was heute so alles als unmenschlich und Gewalt betrachtet wird. Glaubst Du wirklich, dass die Wissenschaft des 21. Jhdts. die Weisheit für sich gepachtet hat?

[ilios1966]

Hallo,

nun, man muss den Einzelfall betrachten und den jeweiligen Bewohner. Bei mir in der Einrichtung ist diese Vorgehensweise untersagt. Es muss alles andere ausprobiert werden.
Sollte eine solche Maßnahme unumgänglich sein, so wird diese Maßnahme durch den Arzt festgelegt. So z.B. auch in welcher Weise die Verabreichung mittels welcher Spritze und in welchem Fall durchgeführt werden soll. Ohne mein Einverständnis als PDL darf eine solche Maßnahme nicht durchgeführt werden. Sollte diese unumgänglich sein, dürfen dies nur examinierte Kräfte tun.
Maßgeblich ist ja auch die Art und Weise wie die Verabreichung erfolgt.

Ich bin als Gastdozentin in einer Altenpflegeschule tätig. Hier wird teilweise durch die Schüler vermittelt, dass aufgrund von Personalmangel den Bewohnern ihre Mahlzeiten püriert und im "Schnelldurchlauf" mittels Blasenspritze verabreicht wird, weil es schneller geht. Solche Vorgehensweisen sind absolut unmenschlich und nicht tolerierbar. Leider fehlt manchem Schüler hier ein Unrechtsbewusstsein, weil diese Vorgehensweise wie selbstverständlich dargestellt wird. Traurig aber wahr.

Auch bei diesem Thema gilt, hinschauen wieso, weshalb, warum welche Vorgehensweisen durchgeführt werden. Hinterfragen, nicht nur hinnehmen und mit machen. Wenn es schlüssige Begründungen gibt, würde ich nicht alles kategorisch von vorneherein ablehnen, aber eben auch nicht gut heißen.

Lg ilios

[johannes]

Wir hatten eine Bewohnerin, der mittels der Spritze Tropfen für Tropfen die Flüssigkeit gegeben wurde - weil alle anderen Möglichkeiten ausgeschlossen werden mussten. Dies als "unmenschlich oder Gewalt in der Pflege" zu bezeichnen ist für mich ungerechtfertigt. Da gibt es andere Maßnahmen, die man als solches bezeichnen müsste.

Wie ilios schon schrieb - es kommt auf den Einzelfall an!

Allerdings halte ich auch eine Anordnung durch den Arzt für unangemessen. Es geht schließlich "nur" um die pflegerische Maßnahme der Gewährleistung der Flüssigkeitsaufnahme. Auch dass dies nur Pflegefachkräfte auszuführen hätten entbehrt m. E. einer sachliche Grundlage.

[ilios1966]

Hallo,

ja, man muss keine ärztliche Anordnung haben, ich möchte allerdings, dass nicht jeder "Depp" der meint, dass es gerade angemessen scheint, aus eigener Initiative wild mit der Blasenspritze herum rennt. Einen "guten" Grund findet man immer. Ich lasse das, wenn denn überhaupt notwendig, examinierte machen, weil die Flüssigkeit unter Umständen mit zu viel Druck eingegeben wird, das kann zu einer Aspiration führen, eine examinierte weiß um die Risiken.

Lg ilios

[Lilli2710]

[quote=""ilios1966""]Hallo,

ja, man muss keine ärztliche Anordnung haben, ich möchte allerdings, dass nicht jeder "Depp" der meint, dass es gerade angemessen scheint, aus eigener Initiative wild mit der Blasenspritze herum rennt. Einen "guten" Grund findet man immer. Ich lasse das, wenn denn überhaupt notwendig, examinierte machen, weil die Flüssigkeit unter Umständen mit zu viel Druck eingegeben wird, das kann zu einer Aspiration führen, eine examinierte weiß um die Risiken.

Lg ilios[/quote]

... ich bin PH und weiß auch um die Risiken Ich bin aber auch schon seit Jahren in der Pflege tätig und dort sollte man eventuell den Unterschied sehen und nicht zwischen FK und PH Und wird eine PH gut angeleitet kann man diesen das durchaus auch zutrauen.

[ilios1966]

Hallo,

es gibt einige Dinge die ich erfahrenen Helfern eher zutraue als einigen Exen, das ändert aber leider nichts an der Tatsache der Qualifikation und der daraus resultierenden Verantwortung wenn etwas passiert.

Lg ilios

[Lilli2710]

[quote=""ilios1966""]Hallo,

es gibt einige Dinge die ich erfahrenen Helfern eher zutraue als einigen Exen, das ändert aber leider nichts an der Tatsache der Qualifikation und der daraus resultierenden Verantwortung wenn etwas passiert.

Lg ilios[/quote]

Dann wurde entweder dein Satz etwas ungünstig formuliert oder einfach von mir falsch verstanden Mit der Verantwortung hast du natürlich Recht, aber wenn so mancher wüßte, wie der Alltag wirklich aussieht ...

[quote=""ilios1966""]Hallo,

... >Ich lasse das, wenn denn überhaupt notwendig, examinierte machen, weil die Flüssigkeit unter Umständen mit zu viel Druck eingegeben wird, das kann zu einer Aspiration führen, eine examinierte weiß um die Risiken.

Lg ilios[/quote]

[Elpida]

Also ich mache das neuerdings mit dem pürierten Essen so.
Habe eine dicke Spritze unten aufgeschnitten, ziehe eine Löffelportion ein und stecke sie meiner Mutter in den Mund. Das läßt sie sich auch eine Weile gefallen. Ich merke dann schon, wenn sie genug hat und höre auf.
Ich hatte schon an anderer Stelle beschrieben, daß sie oft zu früh den Mund schließt, wenn ich ihr Essen mit dem Löffel geben will. Und sie kapiert nicht, daß sie den Mund wieder, bzw. zuvor weiter, aufmachen muß.
Trinken ist hier auch eine Katastrophe. Geht nur mit etwas Nachdruck.
Noch funktioniert es mit einem Kindertässchen.

[Benutzer 204 gelöscht]

Leider ist das Verabreichen von Nahrung und Getränken laut Wohnbereichsleitung im Pflegeheim nicht zulässig.

Dann sollte Dir die WBL mal sagen auf wer das verbietet .Mit Namen und Adresse! Er/sie wird es nicht können .

Wollen bei uns Angehörige Essen anreichen dann wird z.Bsp. bei bettlägerigen Bew. darauf hingewiesen auf was zu achten ist .Muß der Ordnung halber sein.
Aber es wird den Angehörigen auch gesagt das man ihre Erfahrungen in der zuvor erfolgten häuslichen Pflege sehr wohl zu schätzen weiß.
Sie tragen auch in die Essens/Trinkpläne ein wieviel gegessen-bzw. getrunken wurde u. unterschreiben dann mit ihrem vollen Namen .
Dieses Vorgehen wurde auch noch nie bei den MDK-Prüfungen kritisiert .

LG

[Suse2]

ich schließ mich für unsere Einrichtung Pegean
uneingeschränkt an....

so manches Mal kann man nur den KOpf schütteln

[KerstinKathrin1978]

[quote=""Cocopina""]
Meiner Mutter mit einem Trinkbecher Flüssigkeiten verabreichen geht gar nicht, sie verschluckt sich derart, daß man ihr Nahrung und Trinken nur mit einem großen Eßlöffel verabreicht, ist nicht ideal, warum man keinen Teelöffel verwendet....?[/quote]

@Cocopina

Mich wundert, dass man es nicht mit einem Schnabelbecher versucht hat oder sogar mit einem Trinkhalm, der in der Öffnung des Schnabelbechers steckt. Dadurch kann der Gepflegte selbst bestimmen, wie viel Flüssigkeit auf einmal herauskommen soll, und ein Verschlucken kommt dadurch fast nicht vor.

Was mich auch wundert, ist, dass tatsächlich noch niemand auf die Idee kam, einen Teelöffel zu verwenden. Bei uns im Haus wird geschaut, mit welcher Löffelgröße jemand am besten zurechtkommt. Schließt jemand den Mund sehr schnell wieder oder verschluckt er sich leicht bei zu großen Mengen, ist der kleinere Löffel am besten geeignet.

[KerstinKathrin1978]

Puh, das ist heftig! Es ist würdelos und wenn mich nicht alles täuscht, handelt es sich auch um Nötigung, wenn man jemandem das Essen in den Mund hineinzwingt. Habe ich in einer Einrichtung leider auch gesehen... Die Pflegekraft war sehr ruppig und ungeduldig, da hat sie der Bewohnerin mit strenger Stimme gesagt, sie solle den Mund endlich aufmachen, und hat ihr den Löffel gegen den Mund gedrückt... Wenn man sich nur ein klein wenig die Zeit nimmt und auf jemanden eingeht, wird man erstens schnell herausfinden, wie man das Essen am besten individuell anreichen kann, und zweitens ist es dann ein Miteinander, wie es auch sein sollte.

Du sagst, die Pflegekräfte in dem Heim, wo Deine Mutter ist, sind faul. Gibt es dort zu wenig Personal? Oder springen da tatsächlich genug Leute herum und wischen den Bewohnern nach dem Essen einfach nicht die Gesichter ab?
Das stimmt, spätestens(!) nach der Grundpflege sollte das passieren!

[Stratus]

[quote=""Cocopina""]
Das Trinken muss nun mit teurem Andickmittel angedickt werden, welches meiner Mutter mit einem großen Löffel gegeben wird, Verschlucken vorprogrammiert, zudem das Mitschlucken von Luft, was ihr nicht gut tut.
[/quote]

Anstelle von Andickungsmittel kann man auch Wackelpudding reichen, den gibts oft in vielen verschiedenen Sorten, teuer ist der auch nicht und es ist im prinzip nur Flüssigkeit. Ist aber nicht Jedermanns Geschmack.