Der Todesengel von Wachtberg (und von Sonthofen)

Bietet Pflegebedürftigen, Angehörigen, Mitarbeitern, ehrenamtlich Engagierten, Berufsbetreuern und allen die Zeuge von Verletzungen der Menschenwürde sind, die Möglichkeit darüber zu berichten sowie Rat und Unterstützung einzuholen. Positive Beispiele und Vorbildhaftes kann hier ebenfalls hervorgehoben werden.
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doedl
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Beitrag von doedl »

Hm,

was treibt eine Pflegekraft dazu?? Ich finds auch nicht erheblich, ob Altenpflegerin oder Pflegehelferin; sowas gabs schon in Krankenhäusern, Kliniken etc.

Ist es wirklich der Wunsch, zu erlösen? Oder ist es der Wunsch nach der Macht, die wir nunmal nicht haben und nicht haben dürfen??

Nachdenklichen Gruß

Doedl


Wir müssen die Änderung sein, die wir in der Welt sehen wollen- Mahatma Gandhi

geo
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Todesengel von Wachtberg

Beitrag von geo »

Hallo Doedl / Fibula ;)

Einige Gedanken von mir:

Wie kann es dazu kommen??
Für mich stellt sich nach vielen Höhen und Tiefen in der Pflege immer mehr die Frage nach der persönlichen Stimmigkeit.

z.B.
wie steht es um meine Gesundheit ....seelisch , körperlich......
welche Werte habe ich , vertrete ich
welche Orientierungspunkte begleiten mein Lebenslauf
wie fordere und auch fördere ich mich :
durch Gespräche / Kontakte / Gruppen ............

Meine These : Habe ich eine ausgreifte Selbstpflege kann ich auch mein Gegenüber gut pflegen / begleiten....

Damit will ich nicht sagen das diese traurigen " Verwirrungen " bei uns Menschen nicht möglich sind!

Gruß Geo



ApoPfleger
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Beitrag von ApoPfleger »

Moin!
Ist es wirklich der Wunsch, zu erlösen? Oder ist es der Wunsch nach der Macht, die wir nunmal nicht haben und nicht haben dürfen??
Dritte Möglichkeit: Überforderung. Zumindest lassen die im Artikel zitierten "Motive" darauf schließen. Auch wenn die Staatsanwaltschaft der Heimleitung nichts vorzuwerfen vermag, sollte diese sich dennoch fragen, ob präventive Maßnahmen möglich und sinnvoll gewesen wären, z.B. regelmäßige Teambesprechungen oder Supervisionen. Überforderung ist schließlich einer der häufigsten Auslöser für Gewalt in der Pflege, und im weitesten Sinn kann meines Erachtens niemand für sich ausschließen, in überfordernden Situationen zumindest kurz davor zu sein, unangemessen zu reagieren.

Gruß

Apo 8)


Ich pflege, also bin ich.

t-rex
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RE: Todesengel von Wachtberg

Beitrag von t-rex »

Haben wir denn überhaupt eine Lobby?
Haben Alte und Kranke eine Lobby?

In meiner Runde habe ich zwei Pat, die sich innerhalb kürzester Zeit zu Schwerstpflegefällen entwickelt haben, aufgrund schwerwiegender Erkrankungen. Für die Pat selbst und für die Angehörigen wäre es Erlösung, ich selbst sehe und empfinde es auch so. Aber, ich würde meinen Beruf niemals für derartiges mißbrauchen.
Sicherlich, ist es nicht angenehm zu wissen, die noch so vorsichtige Berührung bereitet Schmerzen ( ich habe schon mehrmals auf eine Schmerztherapie hingewiesen und mit dem HA gesprochen ). Ich bin unangenehm überrascht wie wenig Ärzte bereit sind diese Therapien mit den Pat und deren Angehörigen zu besprechen und auch anzuwenden. Ich frage mich, muß man denn Schmerzen ertragen? Sicherlich ist es lebensverkürzend, aber dennoch qualitativ hochwertig.Lieber drei Wochen ohne Schmerzen, als längere Zeit vor Schmerzen nicht mehr zu wissen wer, oder wo bin ich.
Als ich mich dazu entschlossen habe diesen Beruf zu erlernen und auszuüben, war mir klar, ich kann wenig verbessern aber ich kann es erträglich und menschenfreundlich gestalten. So, das ein alter und kranker Mensch immer noch sein Selbstwertgefühl behält und ernst genommen wird.

Ich hoffe allerdings für mich selbst, das mich später mal niemand pflegen muß
:evil: siese :evil:


:liebe verliebt und verheiratet :evil:

Jutti
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AW: Der Todesengel von Wachtberg

Beitrag von Jutti »

Hi
gegen den Todesengel hat der Prozess begonnen - bei uns sind die Zeitungen voll davon.
Jedoch auch anderswo ist es wieder passiert:
http://www.br-online.de/bayern-heute/ar ... /index.xml
mfG
Jutti



Jutti
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AW: Der Todesengel von Wachtberg

Beitrag von Jutti »

Hat sie nun - oder hat sie nicht? das ist nun eine schwierige Frage.....
http://www.express.de/servlet/Satellite ... 5350645068



Jutti
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AW: Der Todesengel von Wachtberg

Beitrag von Jutti »

komisch - kontrollier mal deine Firewall,gggg, ich habe Text im Link
TODESENGEL-PROZESS
Ich habe den alten Menschen kein Haar gekrümmt

Bonn – Die mutmaßliche Todespflegerin Michaela G.
Im Prozess um die Tötungsserie in einem Wachtberger Altenheim hat die 27-jährige Anklagte am Donnerstag vor dem Bonner Landgericht ihr früheres Geständnis widerrufen.................................................



Jutti
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AW: Der Todesengel von Wachtberg

Beitrag von Jutti »

Off-Topic:

vielleicht war denen die Seite kurzfristig abgestürzt



claridge
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AW: Der Todesengel von Wachtberg (und von Sonthofen)

Beitrag von claridge »

Ich denke das diese Vorfälle nur ein Spiegel unserer Gesellschaft sind und uns zeigen wie krank diese ist.
Zum einen wurde es verlernt mit dem Thema Leiden und Sterben umzugehen (alles was kränkelt wird kurzerhand abgeschoben damit es nicht im Gesichtfeld ist), zum anderen geht es heute nur noch um Superlativen und Machtausübung (superhöher, superschneller, supertiefer, superbreiter etc. und ähnlich dähmliche Wortschöpfungen ). Zusätzlich noch: Gefühle nein danke. Die dürfen mal kurz zwischen Tür und Angel angesprochen werden. Das muß es dann aber auch gewesen sein.
Wen soll es da noch wundern wenn solch kranke Gehirne in der Pflege landen
Wenn ich so sehe wieviel Zuwendung Tiere in unserer Gesellschaft bekommen und dann sehe wie es mit den zwischenmenschlichen Beziehungen aussieht kann ich nur sagen: Grausam geht die Welt zugrunde.
Schafft die Tiere ab, kümmert euch um eure Familie und eure Nachbarn, lernt den Problemen entgegenzusehen und nicht vor ihnen davon zu laufen. Dann gibt es wieder gesunde Familien und weniger Scheidungen. Die Gesellschaft bekommt eine Chance zu gesunden.



Dirk Höffken
Beiträge: 2083
Registriert: Mi 18. Jun 2003, 20:00

Urteil – Lebenslang

Beitrag von Dirk Höffken »

Hm. Heute ist das Urteil verkündet worden: Lebenslange Haft, Feststellung der besonderen Schwere der Schuld und Berufsverbot im Pflegebereich. Es war ein Indizienprozess. Letztendlich wäre ein Freispruch auch vertretbar gewesen. Mal sehen wie der BGH es sieht.

Nachdenklich stimmt eine Pressemeldung der Deutsche Hospiz Stiftung zu dem Prozess:

... „Bundesjustizministerin gefordert: Träger müssen auch in die Haftung genommen werden

Selbst Ärzte, wie der Stationsarzt im Prozess gegen den Pfleger aus Sonthofen, verweisen immer wieder auf Mängel im Versorgungsalltag: etwa auf einen nur grob nach Plausibilität überprüften Medikamentengebrauch oder auf keinerlei Kontrollmöglichkeiten, die ein Arzt habe, wenn Pflegepersonal ohne Anweisung ein Narkotikum verabreiche. Und das, obwohl hier eindeutig gegen bestehendes Recht verstoßen wird. Zudem separiere sich die Pflege immer mehr von den Ärzten – eine Tendenz, die zum politischen Handeln zwingt. „Stattdessen haben wir in unseren Pflegeheimen und Krankenhäusern eine Kultur des Wegschauens und brauchen, um solchen Fällen vorzubeugen, eine Kultur des Hinschauens und Umdenkens“, fordert Brysch. Nicht allein der Täter muss zur Verantwortung gezogen werden. Auch die Träger müssen im Interesse des Opfer- und Verbraucherschutzes für ihre Dienstleistungen haftbar gemacht werden. „Jetzt sind also Regierungskoalition und Bundesjustizministern Brigitte Zypries gefordert, ein Dienstleistungshaftungs-Gesetz für Pflegeheime und Krankenhäuser auf den Weg zu bringen“, betont Brysch.“ ...

http://www.hospize.de/presse/pm12-06.htm

Vielleicht bin ich an mancher Stelle etwas empfindlich, aber beim lesen konnte ich mich eines negativen Bildes der Pflege nicht ganz erwehren. Was meinen die wohl mit dem von mir hervorgehobenen Absatz?


Gruß Dirk



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