In einer Welt, in der sich alles um Geld, Wohlstand und Macht dreht, haben Kinder keine Chance. Wo Kinder keine Chance haben, hört das Leben auf. Ohne Kinder ist es nur folgerichtig, dass die Gesellschaft „überaltert“ und sich schließlich auflöst.
Es ist keine neue Erkenntnis, dass mit immer höherem Alter die Fähigkeiten und Möglichkeiten nachlassen – sowohl die körperlichen als auch die geistigen. Die Demenz – eine Form des Abbaus der geistigen Fähigkeiten – tritt im hohen und immer höheren Alter zunehmend ins Blickfeld der Öffentlichkeit. Niemand lässt sich gern daran erinnern, dass ihm ein ähnliches Schicksal beschieden sein könnte.
Zugegeben, mit Demenz umzugehen, ist nicht gerade einfach. Das überlässt man daher gern Fachleuten. Auch ist es für das eigene Wohlbefinden nicht gerade förderlich, die Begleiterscheinungen des Alters tagtäglich vor Augen geführt zu bekommen. Liegt es da nicht nahe, sie aus der „normalen“ Gesellschaft auszugliedern, z. B. in einem „Dorf des Vergessens“?
In dem Artikel heißt es: „Wir wollen hier kein Ghetto, keine Anstalt, sondern ein Dorf, eine Stätte, wo Demenzkranke leben können und sich wohlfühlen“, so die Projektmanagerin Yvonne van Amerongen über das Konzept der niederländischen Pflegeeinrichtung „De Hogeweyk“.
Ausschließlich Demenzerkrankte werden in einem abgeschlossenen Areal zusammengeführt, um ihnen eine andere als die tatsächliche Wirklichkeit zu vermitteln.
Es wird von den „Gesunden“ vorausgesetzt, dass „Menschen mit schwerer Demenz die Welt da draußen nicht mehr verstehen.“ (Frau van Amerongen) Diese Abgeschlossenheit wird als „Normalität“ verkauft. In diesem abgeschlossenen Areal, das „wie ein normales niederländisches Dorf“ aufgebaut ist, gibt es die Angebote, die den Bewohnern von ihrem Zuhause her bekannt sind. Das „Dorf“ ist für Besucher zugänglich – aber die Bewohner des Dorfes kommen dort nicht mehr heraus!
Innerhalb des Areals können sich die „Bewohner“ frei bewegen, „in der Sonne sitzen, in die anderen Häuser (als das eigene) gehen, zum Friseur, einem Theater, einem Restaurant oder einem Café gehen. Auch einen Supermarkt gibt es dort. Sie dürfen im Supermarkt einkaufen, was sie wollen, soviel sie wollen und nach Hause bringen.“
Und wenn die Einkäufe „unvernünftig“ sind – natürlich in den Augen der „Normalen“ - werden sie wieder heimlich zurück gebracht. Sie werden um ihre Mühen betrogen. Aber zum Glück bemerken sie es ja nicht – oder vielleicht doch!?
„Wir wollen hier kein Ghetto, …“ sagte die Projektmanagerin. Aber was ist es dann?
Frau Rapp von der RNZ war in „De Hogeweyk“ und meint
"Das Modellprojekt bietet eine Antwort darauf, wie eine Gesellschaft mit Demenzkranken umgehen sollte."
Erneut werden alte Vorurteile bedient, wenn sie sagt:
„Indem sie (die Gesellschaft, meine Anmerkung) sich auf deren Bedürfnisse einstellt anstatt sie in Heimen isoliert zu verwahren und ihnen den eigenen Willen abzusprechen.“
Ob die Reporterin wohl weiß, dass allein schon die deutschen Gesetze (SGB XI, § 2 ein isolieren und verwahren verbieten. Ihr scheint auch unbekannt zu sein, dass der Wille eines Pflegebedürftigen so weit als möglich berücksichtigt wird.
Allerdings ist auch bemerkenswert, dass die Managerin der Anlage, Frau van Amerongen, deutschen Bundestagsabgeordneten vorrechnete, dass das derzeitige Butget je Bewohner der Anlage € 5.000 beträgt und mit dieser Summe „haben wir Schwierigkeiten, das Qualitätsniveau zu halten“. Sie benötigen die Unterstützung von Spenden und ehrenamtlichen Helfern.
Mit € 5.000 im Monat für jeden Pflegebedürftigen würde ich wohl eine XXL-Pflege finanzieren können, stehen doch für die schwersten Pflegefälle derzeit nur € 3.395 zur Verfügung.
Wir gehen bei uns nicht den Weg ins Ghetto, wir integrieren unsere Bewohner in die Gesellschaft. Sie nehmen am ganz normalen Leben in unserem Dorfe teil. Mit dem zusätzlichen Geld zwischen rd. € 3.400 und € 5.000 wären wir in der Lage, sogar Träume wahr werden zu lassen.