Therapeutisches Fußbad/ Steriler Wundverband

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ApoPfleger
Beiträge: 205
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Beitrag von ApoPfleger »

Anmerkungen von nem alt-erfahrenen Wund-Pfleger:

1. Die berühmt-berüchtigten Bäder bringen überhaupt nix, weil erstens das Desinfektionsmittel, das da reingerührt wird, gar nicht bis an den Infektionsherd am Wundgrund rankommt, sondern (bei stark belegten Wunden) nur an der Oberfläche wirkt, wo eh nur totes Gewebe rumliegt, zweitens das Wasser derart keimbelastet ist, daß man noch mehr Bakterien auf die Wunde kriegt, und drittes bei einer nicht belegten Wunde das Desinfektionsmittel nicht zwischen Bakterien und frischem Granulationsgewebe unterscheiden würde und somit nachwachsende Zellen gleich mit plattgemacht werden. Guter Merksatz hierzu: Tu nichts in eine Wunde rein, was Du nicht auch am Auge anwenden würdest! (Wobei es hier natürlich auch Ausnahmen gibt.)

2. Prinzipiell sollte man natürlich auch bei solchen chronischen Wunden wie Ulcus cruris steril arbeiten. Erfahrungsgemäß reicht es meines Erachtens aber aus, keimarm zu arbeiten, also mit sauber aus der Packung genommenen unsterilen Handschuhen und sterilen Instrumenten. Zwischen dem "schmutzigen" (Verband abnehmen und Wunde reinigen) und dem "sauberen" (neuen Verband anlegen) Arbeitsgang werden die Handschuhe gewechselt.

3. Mit Kompressionsverband anlegen meinst Du hoffentlich einen Kompressionswickel mit Kurzzugbinden, der vom Fuß bis zum Knie reicht? Wobei hier noch anzumerken ist, daß der Arbeitsschritt "mit Binde fixieren" durch das Wickeln im Grunde überflüssig ist. Außerdem ist das Wickeln auch nur beim Ulcus cruris venosum gestattet, bei arteriellen Durchblutungsstörungen jedoch vollkommen kontraindiziert.

4. Zum Anfeuchten des Sorbalgon würde auch eine (viel preiswertere) Ringer-Lösung ausreichen (aber wenn der behandelnde Arzt soooo ein großes Budget hat....). Vom Allevyn gibt es eine breite Produkt-Palette, die abgestimmt auf Sezernierung der Wunde und Zustand der Wundumgebung angewendet werden kann. Welches verwendet ihr? Unter Umständen kann bei entsprechender Indikation auch auf das Sorbalgon verzichtet werden........

Gruß

Apo 8)


Ich pflege, also bin ich.

Dirk Höffken
Beiträge: 2083
Registriert: Mi 18. Jun 2003, 20:00

Beitrag von Dirk Höffken »

Hallo ApoPfleger.
@ApoPfleger
..."Anmerkungen von nem alt-erfahrenen Wund-Pfleger:"...
Da habe ich ja gleich ein paar Fragen.

Ich war bis vor kurzem ein Feind jedweder Wundantiseptik (z.B. Iodophore, Polihexanid). Auch und gerade gegenüber den oben genannten Bädern. Nach dem Lesen verschiedener Fachpublikationen scheint diese Meinung aber nicht Haltbar zu sein. Wie siehst du das?

Und wenn wir schon gerade beim Thema Wundbehandlung sind noch zwei praktische Frage:

Wie deckst du Wunden im Bereich des Gesäßes ab? Wir hatten Patienten mit Wunden in der Analfalte und zusätzlicher Diarrhoe, welche sich nur schwer Versorgen ließen.

Ebenso bereitet mir das Ausmessen tiefer Wunden immer wieder Probleme. In Fortbildungen wird u.a. die Volumenmessung empfohlen. Das Hört sich in der Theorie gut an, lässt sich in der Praxis aber kaum Umsetzen. Die Ergebnisse sind viel zu Ungenau. Wie gehst du vor?

MfG DH

Zitat:
Viel zuviel Wert auf die Meinung anderer legen ist ein allgemein herrschender Irrwahn. - Arthur Schopenhauer (dt. Philosoph (1788-1860))



ApoPfleger
Beiträge: 205
Registriert: So 12. Aug 2001, 19:37
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Beitrag von ApoPfleger »

Hallo Dirk!

Wie ich bereits geschrieben habe, gibt es zur zitierten Maxime natürlich auch Ausnahmen, die vom Zustand einer Wunde abhängen. Zuallererst zu nennen sind da ausgedehnte Nekrosen und/oder Fibrin-Beläge, schwere Entzündungszeichen und nicht zuletzt eine ORSA-/MRSA-Infektion. Diese sind zu Beginn einer Behandlung aggressiv anzugehen, weil sie die Wundheilung stören. Eine ORSA-Besiedlung sollte sogar in der Granulationsphase noch mit geeigneten Antiseptika saniert werden, weil die Sanierung Vorrang hat. Geeignet sind Octenisept-Lösung und Polyhexanid-Salben, jodhaltige Mittel dagegen nicht, weil diese eine Wirk-Lücke gegenüber Eiweiß aufweisen und deshalb nicht in tiefere Schichten vordringen können. Jod erweist sich auch grundsätzlich wirkungslos gegenüber ORSA, oben genannte Produkte sind meines Wissens als einzige zur ORSA-Behandlung zugelassen.

Wunden in der Analfalte, besonders wenn diese durch Stuhlinkontinenz und/oder Durchfall verursacht werden, sind schwierig zu behandeln. Bei normalem Stuhlgang reicht aber oft, die Stelle regelmäßig, nach jedem Stuhlgang, mit Bepanthen-Salbe einzucremen. Bei Durchfall würde ich die Haut großflächig mit der ja eigentlich verpönten Zink-Salbe abdecken (obacht: zum Entfernen unbedingt Öl verwenden). Wenn der Durchfall immer wieder einen Dekubitus am Steiß verschmutzt, kann man einen Fäkalkollektor verwenden. Das ist ein Beutel, der ähnlich wie ein Stoma-Beutel vor den Anus geklebt wird und eine Öffnung zum Ablassen hat.

Ausmessen von Wundtiefen ist auch ein schwieriges Thema. Bei großflächigen Wunden hilft eigentlich nur schätzen, weil ja ein Bezugspunkt fehlt. Bei kleinen, aber sehr tiefen Wunden wie dem diabetischen Gangrän verwende ich einen Mandrin (dünnes, steriles Kunststoff-Stäbchen, das eigentlich zum Verschließen von Venenverweilkanülen benutzt wird), den ich vorsichtig in die Wunde stecke. Für noch tiefere Wunden gibt es dünne Knopfsonden aus Metall.

Gruß

Apo 8)


Ich pflege, also bin ich.

Dirk Höffken
Beiträge: 2083
Registriert: Mi 18. Jun 2003, 20:00

Beitrag von Dirk Höffken »

Hallo ApoPfleger.

Vielen Dank.

Das Problem besteht auch darin, dass sich bei uns Keiner so richtig mit der Wundversorgung auskennt und ich ebenfalls nur einen groben Überblick besitze. Das Mittel der Wahl sind dann immer die Hydrocolloid - Verbände. Fast ohne Ausnahme. Obwohl im Prinzip ausreichend und geeignetes Material vorhanden ist. Zumindest besitzen wir schon mal eine gute Wunddokumentation.

MfG DH

Zitat:
Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier. - Mahatma Gandhi (indischer Politiker (1869-194 8) )



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