Die Angst vor dem Sterben

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johannes
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Die Angst vor dem Sterben

Beitrag von johannes »

Die Angst vor dem Sterben

Seit der Entscheidung des Menschen, sein Leben ohne Gott gestalten zu wollen, begleitet ihn der Tod. Viele Menschen unserer Zeit betrachten ihn als einen Freund, als eine Erlösung, weil sie dann ihre Schmerzen los sind. Und doch ist er der schwerwiegendste Einschnitt in ihr Leben, wenn er unmittelbar nach ihnen greift.

In den Vorstellungen aller Menschen von einem Paradies hat der Tod keinen Platz, er ist ein Störenfried.


In der Ausweglosigkeit des Sterbens wird der Tod sehr oft als Begründung herangezogen, daß es keinen liebenden Gott geben könne.

Spätestens dann zeigt sich, daß die Angst vor dem Tod, der Versuch, ihm zu entfliehen, durch alle Gesellschaftsschichten geht. Auf einmal werden Dinge im Leben des Betroffenen wichtig, denen im Leben keine Bedeutung beigemessen, oder die bewußt verdrängt wurden.

Einem Sterbenden in dieser Phase seines Lebens mit der Begründung zu kommen, der Tod sei doch etwas ganz Normales, wird nicht selten als Hohn empfunden.


Die vielen Versuche, dem Tod ein Schnippchen zu schlagen durch eine mittlerweile ausufernde Apparatemedizin, einer immer größer werdenden Ersatzteilmedizin und verschiedene andere Methoden, Leben zu verlängern, beruhigen einen Menschen, der sich auf seinen letzten Weg begibt, keineswegs. Bei uns wird darum in besonderer Weise auf die Bedürfnisse eines sterbenden Menschen eingegangen.

Von besonderer Bedeutung in dieser Phase des Lebens ist hier das Vorliegen einer Patientenverfügung.


Wurden dort bereits in einer Situation, die der Betreffende noch selbst einschätzen konnte, Regelungen für schwerwiegende Krisensituationen getroffen, die einen würdigen Umgang sicher stellen und die persönlichen Wünsche offen legen, werden die notwendigen Handlungsabläufe deutlich vereinfacht. Eine Patientenverfügung entbindet uns als Pflegende allerdings nicht, auch auf eventuelle andere, als die festgelegten Wünsche des Betroffenen durch eine vertrauensvolle Begleitung einzugehen.

Bei uns ist es eine Selbstverständlichkeit, daß die Angehörigen rechtzeitig in das Geschehen eingebunden werden, soweit dies von beiden Seiten gewünscht wird.

Ein Sterbender hat in vielen Fällen noch Fragen, die für ihn von ganz großer Bedeutung sind. Er sucht nach Antworten, die ihm den Abschied erleichtern oder überhaupt erst ermöglichen. Er sucht etwas, das ihm inneren Frieden geben kann. Hier hat sich der christliche Glaube durchaus als sehr hilfreich erwiesen.

So sicher, wie Jesus Christus auferstanden ist, hat er zugesagt, daß auch für uns ein Neuanfang möglich ist. Das ist eine Botschaft des Trostes.


Unsere Aufgabe ist es, über die rein medizinische Versorgung hinaus dem Menschen auch hier Antworten zu geben, die für ihn tragfähig sind. Da ist es gut, daß wir meistens seine Biographie kennen und erahnen können, was ihn bewegt. Immer wieder erleben wir, daß ein Mensch erst dann in Frieden "einschlafen" kann, wenn er letzte Unklarheiten - vor allem mit seinen Angehörigen - beseitigt hat. So ist es unser Bemühen, auch die Angehörigen in den letzten Tagen und Stunden einzubinden.

Der Sterbende erlebt, daß er nicht allein gelassen ist und auch die Angehörigen erhalten aus diesem Erleben Kraft, die folgende Zeit besser zu meistern.


Wir erleben, daß diese Einbindung in den Sterbeprozess den Angehörigen hilft, sich viele Vorwürfe zu ersparen, etwas versäumt zu haben. Immer wieder haben wir die Dankbarkeit für diese Möglichkeit eines persönlichen Abschieds erlebt.

Dezent unterstützen unsere Mitarbeiter die Angehörigen, indem sie den Aufenthalt angemessen arrangieren, für Gespräche zur Verfügung stehen, kleine Annehmlichkeiten reichen. Wo es gewünscht wird, werden die entsprechenden Kontakte zu den Geistlichen hergestellt, so daß jeder entsprechend seinem Glauben begleitet werden kann.

Wo keine Angehörigen mehr vorhanden sind, übernehmen sowohl die Mitarbeiter als auch die Leitung unseres Hauses die Begleitung in den letzten Stunden.

Gerade in dieser letzten Phase des Lebens ist die seelsorgerliche Begleitung von großer Bedeutung.


Die Ausbildung der Heimleitung zum Seelsorger ist hier eine gute Grundlage, gezielt auf die Bedürfnisse des Betroffenen einzugehen und die Angehörigen angemessen zu begleiten.

Auch unsere Bewohner nehmen viel Anteil aneinander. So bleibt es nicht aus, daß nicht nur Mitarbeiter, sondern auch Mitbewohner einen Verstorbenen auf seinem letzten Weg begleiten. Ohne eine ganz persönliche Verabschiedung geht es nicht.

Ein jeder erhält in unserem Hause einen ganz persönlichen Nachruf.


Auch das gehört für uns zu einer gepflegten Sterbekultur.


Ein Mensch existiert nicht - er lebt!
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Ich vertrete nicht immer die herrschende Meinung - aber ich habe eine Meinung!
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FeBarth
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AW: Die Angst vor dem Sterben

Beitrag von FeBarth »

So sicher, wie Jesus Christus auferstanden ist, hat er zugesagt, daß auch für uns ein Neuanfang möglich ist. Das ist eine Botschaft des Trostes.
dann sehe ich ziemlich schwarz. :(


und damit würde mich interessieren:
Ein Sterbender hat in vielen Fällen noch Fragen, die für ihn von ganz großer Bedeutung sind. Er sucht nach Antworten, die ihm den Abschied erleichtern oder überhaupt erst ermöglichen. Er sucht etwas, das ihm inneren Frieden geben kann. Hier hat sich der christliche Glaube durchaus als sehr hilfreich erwiesen.
wie begleitet ihr jemanden, der atheist oder sogar antitheist ist?



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hexe1070
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AW: Die Angst vor dem Sterben

Beitrag von hexe1070 »

Hallo Johannes,

ich habe das auch so erlebt. Ich selber bin gläubig aber nicht besonders religiös.

Ich habe auf der Palliativstation eine Dame kennenlernen dürfen, die so in sich zufrieden und durch ihren Glauben derart gestärkt war, dass es mich tief beeindruckt hat.

Wir haben viele Gespräche geführt in denen das unanfechtbar klar wurde. Ich bewundere eine solche Haltung und habe auch den Todestag dieser Dame im Kreise ihrer auch sehr gläubigen Angehörigen als etwas Besonderes erlebt.


viele Grüße Hexe

Geh nicht immer auf dem vorgezeichneten Weg,
der nur dahin führt,
wo andere bereits gegangen sind!
(Alexander Graham Bell)

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johannes
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AW: Die Angst vor dem Sterben

Beitrag von johannes »

@FeBarth
wie begleitet ihr jemanden, der atheist oder sogar antitheist ist?
Wenn der Tod an Deine Tür klopft, darfst Du gern kommen und es erleben.

Es gab übrigens auch bereits Atheisten, die in unserem Hause gestorben sind. Die Angehörigen waren jedenfalls beeindruckt.


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FeBarth
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AW: Die Angst vor dem Sterben

Beitrag von FeBarth »

gut, aber das hilft mir angesicht der tatsache, dass das wohl schwierig und teuer werden dürfte (und sich die gelegenheit hoffentlich nur selten bietet), jetzt gerade nicht weiter.
da wir ja praktischerweise ein forum nutzen, wäre eine etwas konkretere antwort vielleicht eine option?



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johannes
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AW: Die Angst vor dem Sterben

Beitrag von johannes »

Nun, in der direkten Sterbephase mit einem Menschen ins Gespräch zu kommen, dürfte m. E. bereits zu spät sein. Die Gedanken um das Sterben sollten hier bereits weit im Voraus bewegt werden. Das wird bei uns - zumindest von mir - so gehandhabt. Immer wieder finden also Gespräche statt, die sich mit dieser Thematik befassen.

Bisher hat sich noch jeder - auch der größte Atheist - hier auf ein Gespräch eingelassen. Mancher ist zwar in die Sprachlosigkeit verfallen, aber andere sind doch tiefer eingestiegen. Ich denke, das offene Gespräch bietet eine gute Möglichkeit eines konstruktiven Austausches.

Ein Bewohner hatte kategorisch jedes Gespräch abgelehnt. Er hat sich zwar über Glaubende immer wieder negativ geäußert, wollte jedoch keine Diskussionen. Naja, dann war das eben so bei ihm. Eine andere Bewohnerin sagte mir, daß sie soweit mit allem im Reinen sei, aber nicht mit Gott. Daraus haben sich viele Gespräche ergeben. Was diese letztlich in ihr ausgelöst haben, kann ein Außenstehender wohl kaum beurteilen. Am Ende war sie allerdings sehr friedlich eingeschlafen.

Zudem ist es ja auch so, daß unsere Bewohner sehr gute Beobachter sind und daraus manche Veränderungen stattfinden. Sie merken eben, ob jemand etwas nur sagt oder etwas auch lebt. Das ist so bunt wie das Leben.


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FeBarth
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AW: Die Angst vor dem Sterben

Beitrag von FeBarth »

und so ähnlich (oder sogar genauso) kenne ich es auch.


ohne fokus auf gott - es sei denn, der betreffende legt den fokus auf gott. denn dieses thema ist auch für einen atheisten mit interesse immer interessant.
mit den obligaten "grundregeln", z.b. d. pat/bew dort abholen, wo er steht und dann gemeinsam eine strecke gehen, (etc), ist es auch eigentlich immer zum wohle des bew/pat.

der punkt ist: niemand kann mE friedlich einschlafen, wenn ihn große, offene fragen quälen. die kann man theistisch und auch atheistisch gemeinsam besprechen und manchmal auch klären.


aber wie du schon sagst: die sterbevorbereitung fängt nicht erst mit dem physischen sterben an.



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*Angie*
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AW: Die Angst vor dem Sterben

Beitrag von *Angie* »

Off-Topic:

BITTE aber nicht wieder eine Diskussion darum, ob Gott existent ist oder nicht usw .........!

Ihr wißt, was ich meine.

Sollte das hier auch wieder ausarten (was schade wäre), werde ich ohne Ankündigung schließen.

... wollte ich nur mal prophylaktisch angemerkt haben ;)
Schönen Sonntag euch,
Angie :wave


» Wer glaubt, ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich. Man wird ja auch kein Auto, wenn man in einer Garage steht. « (Albert Schweitzer)

FeBarth
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AW: Die Angst vor dem Sterben

Beitrag von FeBarth »

Off-Topic:

bitte den konkreten threadverlauf beachten.


schönen sonntag für dich. :)



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*Angie*
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AW: Die Angst vor dem Sterben

Beitrag von *Angie* »

Off-Topic:

;) das hab ich sehr im Auge


» Wer glaubt, ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich. Man wird ja auch kein Auto, wenn man in einer Garage steht. « (Albert Schweitzer)

IMC
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AW: Die Angst vor dem Sterben

Beitrag von IMC »

Johannes,Deine Beschreibung der Handhabung mit Sterben und Tod,Sterbebegleitung usw. in Deinem Haus ist für mich als Krankenpfleger in der "Apparate-und Ersatzteilmedizin" sehr interessant,wenn mich auch Dein Fokus auf Gott (Danke FeBarth :D ) etwas stört.
Aber darum gehts mir nicht...
Ich hab die letzten Tage wieder mal erleben dürfen,wie das Sterben auf ner anonymen IMC in nem anonymen KH vonstatten geht und bekomme angesichts Deiner Worte iwie "Gewissensbisse" :( . Da liegt nun jemand bei uns im KH-Bett,verkabelt und vor Schläuchen strotzend,die neue Leber tuts nicht und die neue Niere wurde abgestossen. Trotz aller Kabel und Schläuche bleibt nur noch eins,der Tod. Gut,wir versorgen den Pat. nach "Expertenstandard",jedoch fehlt das persönliche Wort zu und mit ihm,genauso mit und zu den Angehörigen.
Als der Pat. dann gestern morgen starb,wurde er in die Kühlung gefahren,der Bettenplatz wurde neu aufgerüstet und schwupps liegt der nächste Pat. da,die Akten des gerade Verstorbenen werden abgeheftet und fertig.
Wirklich fertig ?


Burn Out ist was für Anfänger...Ich hab Fuck Off ! :D

FeBarth
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AW: Die Angst vor dem Sterben

Beitrag von FeBarth »

gibt es denn bei euch überhaupt irgendeine sterbebegleitung?


ich kenne das als relativ normal (wenn auch ziemlich eingeschränkt) von zwei intensivstationen aus der gegend hier.



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*Angie*
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AW: Die Angst vor dem Sterben

Beitrag von *Angie* »

Off-Topic:

[quote]
Wirklich fertig ?[/quote]

IMC,

mich berührt sehr, dass es Dich derart ins Nachdenken bringt ...
und zeigt, wie sehr Du in der "verwirtschaftlichten Apparatemedinzin"
doch MENSCH geblieben bist!


» Wer glaubt, ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich. Man wird ja auch kein Auto, wenn man in einer Garage steht. « (Albert Schweitzer)

IMC
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AW: Die Angst vor dem Sterben

Beitrag von IMC »

Naja,schon. Es stehen 2 Geistliche und eine nichtkirchliche MA im Bedarfsfall zur Verfügung,die wir anrufen können.
Was uns als PP angeht,machen wir nix weiter,nur halt den Beistand,so denn gewünscht,anrufen :confused:


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thorstein
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AW: Die Angst vor dem Sterben

Beitrag von thorstein »

Sterbebegleitung ist doch in erster Linie eine Haltung, in zweiter Linie leider auch ein Zeitproblem. Aber zwischen einer vielleicht auch unter Zeitdruck stattfindenden Hinwendung und überhaupt keiner Sterbebegleitung liegen mit Sicherheit Welten.
Den Umgang mit Sterbenden kann man bis zu einem gewissen Grad lernen. Meiner Ansicht nach geht es da auch weniger um Fertigkeiten sondern um eine Schulung der Aufmerksamkeit. Wäre doch ein gutes Fortbildungsthema, auch für eine IMC:



FeBarth
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AW: Die Angst vor dem Sterben

Beitrag von FeBarth »

Es stehen 2 Geistliche und eine nichtkirchliche MA im Bedarfsfall zur Verfügung,die wir anrufen können.

da würde mich interessieren, welchen zeitpunkt ihr wählt, zu dem ihr die genannten personen informiert.
wenn das körperliche sterben akut einsetzt, oder schon in einer noch deutlich präfinalen phase, stunden vorher - tage vorher - eine woche vorher?
gibt es zusammenarbeit mit anderen stationen bei euch, von denen oder auf die verlegt wurde/wird?



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johannes
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AW: Die Angst vor dem Sterben

Beitrag von johannes »

niemand kann mE friedlich einschlafen, wenn ihn große, offene fragen quälen. die kann man theistisch und auch atheistisch gemeinsam besprechen und manchmal auch klären.
Der Tod - und damit das Sterben - ist der dramatischste Einschnitt in das Leben der Menschen. Während des Lebens wird oft die Beschäftigung mit den elementarsten Grundlagen des Lebens verdrängt - hier: Sterben und Tod. Merkt der Mensch, daß es "dem Ende" zu geht, treten in den meisten Fällen diese Fragen jedoch in den Vordergrund.

Auch, wenn ein Atheist sein ganzes Leben lang behauptet hat, er sei im Recht, kommen am Ende meist doch Zweifel auf. Auf die Frage: "was wäre, wenn .." sucht er dann eine Antwort. Da ist es gut, wenn das Gegenüber aus Erfahrung von etwas Tragfähigem sprechen kann. Es ist nun mal ein Unterschied, ob ich einem Menschen sage: "Du hast umsonst gelebt!" oder "Es gibt auch für Dich noch eine Hoffnung, einen Neuanfang!"

Die eine Antwort offenbart die eigene Sinnlosigkeit im wahrsten Sinne des Wortes und die andere Antwort öffnet ein Tor in eine bessere Welt. Nach meiner Erfahrung ist die zweite Möglichkeit jene, nach der die allermeisten sich sehnen.

Es gibt dieses große DENNOCH tatsächlich - und dieses sorgt dafür, daß noch so mancher seinen Frieden finden kann. Zugegeben, nur noch wenige rechnen damit, auch von jenen, die "gläubig" auf ihren Fahnen stehen haben. Unsere Botschaft im Leben und im Sterben heißt
Laß Dich VERSÖHNEN mit Gott!

und

Euren FRIEDEN lasse ich Euch und meinen FRIEDEN gebe ich Euch noch obendrauf!


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Katshke
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AW: Die Angst vor dem Sterben

Beitrag von Katshke »

[quote=""johannes""]
Auch, wenn ein Atheist sein ganzes Leben lang behauptet hat, er sei im Recht, kommen am Ende meist doch Zweifel auf. Auf die Frage: "was wäre, wenn .." sucht er dann eine Antwort. Da ist es gut, wenn das Gegenüber aus Erfahrung von etwas Tragfähigem sprechen kann. Es ist nun mal ein Unterschied, ob ich einem Menschen sage: "Du hast umsonst gelebt!" oder "Es gibt auch für Dich noch eine Hoffnung, einen Neuanfang!"

Die eine Antwort offenbart die eigene Sinnlosigkeit im wahrsten Sinne des Wortes und die andere Antwort öffnet ein Tor in eine bessere Welt. Nach meiner Erfahrung ist die zweite Möglichkeit jene, nach der die allermeisten sich sehnen.

[/quote]

Deine Ausführungen kann ich so nicht bestätigen.

Meinst Du wirklich, irgendwer dürfte so unverschämt und übergriffig sein, anderen den Lebenssinn abzusprechen, jemandem zu sagen, "Du hast umsonst gelebt!"???

Und meinst Du, es gäbe nichts dazwischen?

Ich habe bisher Atheisten, Moslems und Christen begleiten dürfen. Dabei habe ich für mich erfahren, dass jeder Mensch, auch ein Atheist, seine eigene Spiritualität hat, seine eigene Frage nach dem Lebenssinn - und seine eigene Antwort.

Ob die mir gefällt oder ich sie für richtig halte, war und ist im Prozess der Begleitung für mich belanglos.

Es stimmt, dass nicht jeder leicht stirbt. Aber das beschränkt sich meiner Erfahrung nach nicht auf Atheisten oder auch Agnostiker wie mich.

Und meine Aufgabe sehe ich darin, einen Sterbenden auf seinem Weg zu begleiten.

Das ist schwer auszuhalten manchmal, aber ich habe gelernt, dass ich auf die Frage nach dem Lebenssinn für andere keine Antwort habe, sondern diese ihre Antwort selbst finden können.

Manche müssen ohne Antwort gehen. Trotzdem gibt mir das nicht das Recht, ihnen den Lebenssinn abzusprechen oder ihnen meine Ideen aufzudrängen, nicht einmal im Nachhinein.



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Rebecca1969
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AW: Die Angst vor dem Sterben

Beitrag von Rebecca1969 »

Vor zwei Jahren bin ich völlig ungewollt mit dem Theme konfrontiert worden
Das Erlebnis hat sehr viel bei mir ausglöst denke ich- ich habe danach sogar die Entscheidung getroffen, mich berfuflich in die Richtung zu bewegen, in die ich früher mal wollte.
Ich war damals völlig überumpelt.
ich bin aufgrund eines heftigen Asthmaanfalls auf der Intensivsation gelandet- naja ich habe wirklich fast keine Luft mehr bekmmen und dacht mir, dass könnte es jetzt gewesen sein.
Aber das allein war nicht der Grund, warum ich mich ein bisschen mehr mit dem Thema Tod beschäftig habe.
Nacdems mir besser ging, bin ich in die Pneumonie verlegt worden. Ein Zweibettzimmer. Neben mir lag eine Frau der Tag und Nacht das Wasser aus der Lunge gesaugt wurde und genau in der Zeit in der ich im KKH war, bekam sie Diagnose Lungenkrebs...nicht mehr behandelbar.
Sie hat da eine Untersuchung nach der anderen mitgemacht und ist duch alkle gefühlslagen gegangen. Von Wut darüber, dass sie ein guter Mensch ist, darüber das sie nicht anGott glaubt, bis zur totalen Verzweiflung.
Ihr Mann konnte gar nicht damit umgehen, zumindest nicht in der Zeit in der ich da war.
Während es mir täglich besser ging, gings ihr immer schlechter.
Am Tag meiner Entlassung wars eiskalt draussen und es hat geregnet. Und ich habe sie draussen sitzen sehen. Im Morgenmantel, in Schlappen, mit einer Zigarette in der Hand. Sie hat geweint...und ich auch. Dann hat sie mich gefragt warum ihr das passieren mussund warum nicht einem Menschen der ein schlechtes Leben geführt hat.
Das war für mich eine wirklich heftige Situation, ich habe sie über die Widergeburt erzählen lassen, weil sie daran glauben wollte, aber ich weiß nicht ob ich ihr helfen konnte. Ich war wohl schon überfordert....
Ich glaube Johannes hat recht wenn er meint, dass es ein Problem ist, wenn man das Thema Tod nicht an sich ran lässt.
Meine alten Menschen gehen da oft sehr stark damit um, alsneulich der Mann einer Bewohnerin gestorben ist, habe ich sie umarmt und gesagt, dass wir uns irgendwann alle wieder sehen....und sie hat gelächelt, voller Glauben.
Glauben, betrachte ich als etwas sehr postives, Glauben mindert die Angst vorm sterben und hilft einem loslassen zu können.
Zumindest theoretisch......


Ich bin ein Träumer. Denn ein Träumer ist einer, der seinen Weg nur bei Mondlicht findet, und seine Strafe ist, daß er den Morgen vor der übrigen Welt dämmern sieht.

Oscar Wilde
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Katshke
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Registriert: Mi 29. Feb 2012, 11:22

AW: Die Angst vor dem Sterben

Beitrag von Katshke »

[quote=""Rebecca1969""]
Ich glaube Johannes hat recht wenn er meint, dass es ein Problem ist, wenn man das Thema Tod nicht an sich ran lässt.
[/quote]

Das allerdings unterschreibe ich sofort.



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