Seit der Entscheidung des Menschen, sein Leben ohne Gott gestalten zu wollen, begleitet ihn der Tod. Viele Menschen unserer Zeit betrachten ihn als einen Freund, als eine Erlösung, weil sie dann ihre Schmerzen los sind. Und doch ist er der schwerwiegendste Einschnitt in ihr Leben, wenn er unmittelbar nach ihnen greift.
In der Ausweglosigkeit des Sterbens wird der Tod sehr oft als Begründung herangezogen, daß es keinen liebenden Gott geben könne.
Spätestens dann zeigt sich, daß die Angst vor dem Tod, der Versuch, ihm zu entfliehen, durch alle Gesellschaftsschichten geht. Auf einmal werden Dinge im Leben des Betroffenen wichtig, denen im Leben keine Bedeutung beigemessen, oder die bewußt verdrängt wurden.
Die vielen Versuche, dem Tod ein Schnippchen zu schlagen durch eine mittlerweile ausufernde Apparatemedizin, einer immer größer werdenden Ersatzteilmedizin und verschiedene andere Methoden, Leben zu verlängern, beruhigen einen Menschen, der sich auf seinen letzten Weg begibt, keineswegs. Bei uns wird darum in besonderer Weise auf die Bedürfnisse eines sterbenden Menschen eingegangen.
Wurden dort bereits in einer Situation, die der Betreffende noch selbst einschätzen konnte, Regelungen für schwerwiegende Krisensituationen getroffen, die einen würdigen Umgang sicher stellen und die persönlichen Wünsche offen legen, werden die notwendigen Handlungsabläufe deutlich vereinfacht. Eine Patientenverfügung entbindet uns als Pflegende allerdings nicht, auch auf eventuelle andere, als die festgelegten Wünsche des Betroffenen durch eine vertrauensvolle Begleitung einzugehen.
Bei uns ist es eine Selbstverständlichkeit, daß die Angehörigen rechtzeitig in das Geschehen eingebunden werden, soweit dies von beiden Seiten gewünscht wird.
Ein Sterbender hat in vielen Fällen noch Fragen, die für ihn von ganz großer Bedeutung sind. Er sucht nach Antworten, die ihm den Abschied erleichtern oder überhaupt erst ermöglichen. Er sucht etwas, das ihm inneren Frieden geben kann. Hier hat sich der christliche Glaube durchaus als sehr hilfreich erwiesen.
Unsere Aufgabe ist es, über die rein medizinische Versorgung hinaus dem Menschen auch hier Antworten zu geben, die für ihn tragfähig sind. Da ist es gut, daß wir meistens seine Biographie kennen und erahnen können, was ihn bewegt. Immer wieder erleben wir, daß ein Mensch erst dann in Frieden "einschlafen" kann, wenn er letzte Unklarheiten - vor allem mit seinen Angehörigen - beseitigt hat. So ist es unser Bemühen, auch die Angehörigen in den letzten Tagen und Stunden einzubinden.
Wir erleben, daß diese Einbindung in den Sterbeprozess den Angehörigen hilft, sich viele Vorwürfe zu ersparen, etwas versäumt zu haben. Immer wieder haben wir die Dankbarkeit für diese Möglichkeit eines persönlichen Abschieds erlebt.
Dezent unterstützen unsere Mitarbeiter die Angehörigen, indem sie den Aufenthalt angemessen arrangieren, für Gespräche zur Verfügung stehen, kleine Annehmlichkeiten reichen. Wo es gewünscht wird, werden die entsprechenden Kontakte zu den Geistlichen hergestellt, so daß jeder entsprechend seinem Glauben begleitet werden kann.
Wo keine Angehörigen mehr vorhanden sind, übernehmen sowohl die Mitarbeiter als auch die Leitung unseres Hauses die Begleitung in den letzten Stunden.
Die Ausbildung der Heimleitung zum Seelsorger ist hier eine gute Grundlage, gezielt auf die Bedürfnisse des Betroffenen einzugehen und die Angehörigen angemessen zu begleiten.
Auch unsere Bewohner nehmen viel Anteil aneinander. So bleibt es nicht aus, daß nicht nur Mitarbeiter, sondern auch Mitbewohner einen Verstorbenen auf seinem letzten Weg begleiten. Ohne eine ganz persönliche Verabschiedung geht es nicht.
Auch das gehört für uns zu einer gepflegten Sterbekultur.