Vorstellung Person und aktuelle Herausforderung

Bietet pflegenden und betreuenden Angehörigen die Möglichkeit, Erfahrungen auszutauschen, Unterstützung bei Konflikten mit Heimen oder ambulanten Pflegediensten oder fachkundigen Rat in speziellen Fragen zur Pflege und Betreuung.
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eifellive06
Beiträge: 2
Registriert: Di 25. Nov 2014, 21:39

Vorstellung Person und aktuelle Herausforderung

Beitrag von eifellive06 »

Hallo liebes Forum,

kurz zu meiner Person: Ich heiße Marcus, bin 39 Jahre alt, Vater einer kleiner Tochter und wohne in der Nähe von Mainz.

Weshalb ich hier beim Forum bin: Ich habe bewusst nach einer Möglichkeit gesucht, mich mit Gleichgesinnten auszutauschen und bin über etwas googlen hier angekommen.

Zum Hintergrund: Mein Vater (76) hat vor ein paar Wochen wohl einen Demenzschub bekommen, seitdem ist er nicht mehr der "Alte". Er war schon vorher immer etwas, naja, vergesslich etc., aber dieses Mal bekam er Inkontinenz, fragt meine Mutter x-mal das Gleiche, weiß teilweise nicht mehr, wie er auf Toilette gehen soll, zieht sich 5 Pullis auf einmal an, ist teils aggressiv und manchmal weiß er nicht, wo er ist. Diese Entwicklung verstärkte sich innerhalb der letzten Wochen. Meine Mutter (70), zu allem Überfluss noch mit angebrochener Rippe und auch nicht mehr die Fitteste, ist mit den Nerven ziemlich am Ende. Meine Eltern wohnen beide in der Nähe zur belgisch-luxemburgischen Grenze und ich versuche, als Einzelkind, so oft wie es geht zu Ihnen zu fahren und mich auch um Papa nachts zu kümmern, denn da ist es am schlimmsten.

Ich habe zunächst einmal versucht, die wichtigsten Dinge zu regeln: Demenztest, Pflegeantrag, Pflegestützpunktberatung, MDK (Kommt übermorgen), Schädel-MRT und schon mal die Fühler nach einer Betreuung ausgestreckt. Aber irgendwie sehe ich bisher nur 2 Möglichkeiten: Pflegekraft, die bei meinen Eltern wohnt oder Papa ins Heim. Aber mal ehrlich, 2. Alternative ist mir eigentlich etwas zu krass aktuell, auch wenn der Verlauf von Papas Demenz ganz schön Fahrt aufgenommen hat.

Ich kann auch nicht einfach meinen Job fallen lassen und meine Familie verlassen, um auf unbestimmte Zeit die Betreuung zu übernehmen. Da versuche ich schon, so häufig wie möglich vor Ort zu sein.

Es gibt zwar tausende Möglichkeiten, sich zu informieren, jedoch scheinen mir manche Angebote (gerade bei einer Suche nach einer Pflegekraft) recht unseriös. Deswegen bin ich hier, um mich mit Betroffenen auszutauschen.

Für Tipps bin ich dankbar, vor allem hinsichtlich einer schnellen, praktikablen und bezahlbaren Lösung, um die Situation meiner Eltern zu verbessern bzw. zu entschärfen. So haben die beiden Null Lebensqualität und gehen sich logischerweise ziemlich auf die Nerven. Kein schöner Anblick, wenn man bedenkt, dass sie sich eigentlich ja lieben. Ganz zu schweigen davon, dass sich natürlich Papa als Mensch, Ehemann und Vater natürlich verändert und dies auch weiter tut.

Freue mich auf Eure Ratschläge.

Viele Grüße,

Marcus



Benutzer 10209 gelöscht

AW: Vorstellung Person und aktuelle Herausforderung

Beitrag von Benutzer 10209 gelöscht »

Hallo Marcus !

Wenn möglich : Erst einmal den MDK-Termin abwarten.

Das sind echte Profis. Die zeigen Dir auch die Möglichkeiten
und Grenzen auf. Und dann gehts weiter.



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doedl
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AW: Vorstellung Person und aktuelle Herausforderung

Beitrag von doedl »

Hallo Markus,

bisher hast Du alle wichtigen Dinge bereits eingeleitet- nun ist die Frage, wie es zu Hause weitergehen kann.

Was ich noch nicht verstehe: Demenz verläuft nicht "schubweise", da gab es wohl irgendein Ereignis, welches dieses schnelle Fortschreiten begünstigt hat: Krankenhausaufenthalt, eine Infektionskrankheit mit Antibiotikumbehandlung, ein neues Medikament..?? Möglicherweise auch ein kleiner Schlaganfall, der unerkannt blieb... das MRT wird vielleicht darüber Aufschluss geben.

Nun zu den Hilfsmöglichkeiten:

Da Dein Vater nachtaktiv ist, wäre ggf. eine Nachtpflegeeinrichtung das richtige- erkundige Dich, ob es im Umkreis sowas gibt. Die Finanzierung der Nachtpflege läuft zudem ab Januar zusätzlich zu den Pflegesachleistungen.

Alternative hast Du angesprochen; eine Hilfskraft im Haushalt. Ob dies wirklich 24 Stunden sein müssen, kann ich aus der Ferne nicht beurteilen. Entweder bedienst Du Dich der zahlreichen Vermittlungsagenturen für osteuropäische Hilfskräfte oder Du suchst selbst per Annonce jemand. Die Anstellung erfolgt dann als Haushaltshilfe (mach das ja nicht schwarz). Aus der Erfahrung heraus sage ich, dass bei einem Ehepaar eine stundenweise Betreuung heraus reichen müsste. Vielleicht gibt es auch die Alternative Wohnen für Hilfe- dazu müssten die räumlichen Gegebenheiten aber stimmen.

Für die Entlastung der Mutter untertags bieten Nachbarschaftshilfen, Sozialstationen oder Bürgerinitiativen Unterstützung: Helfer kommen stundenweise und kümmern sich um den Vater. Auch Demenzgruppen werden angeboten: an festen Tagen findet eine Gruppenbetreuung statt.

Die pflegerischen Leistungen erbringt ein Pflegedienst: Medikamentenabgabe (das zahlt die Krankenkasse, nicht Pflegekasse), Hilfe bei der Körperpflege, hauswirtschaftliche Versorgung (wenn Deine Mutter damit einverstanden ist). Diese Leistungen werden von der Pflegekasse übernommen; allerdings nur zu einem gedeckelten Betrag. Alles darüber hinaus muss selbst finanziert werden.

So, das wären so grob die Möglichkeiten, die mir gerade eingefallen sind.

Wichtiges Thema noch: wer hat die rechtliche Betreuung für Deinen Vater? Gibt es eine Betreuungsverfügung, eine Vollmacht? Wenn nicht, dann nimm Kontakt mit der Betreuungsbehörde der nächsten Stadt auf und mache Dich kundig, welche Schritte Du einleiten musst.

Toi toi Doedl


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Suse2
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AW: Vorstellung Person und aktuelle Herausforderung

Beitrag von Suse2 »

Hallo Markus

und wenn du einen Austausch unter Gleichgesinnten suchst
bist du hier

http://www.pflegendeangehoerige.info/

goldrichtig :)


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eifellive06
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AW: Vorstellung Person und aktuelle Herausforderung

Beitrag von eifellive06 »

Hallo liebes Forum,

leider hat sich unsere Situation sehr zum schlechten gewendet. Meine Mama ist vor Weihnachten ins Krankenhaus gekommen und dort vor kurzem leider verstorben.
Papa war seitdem in einem Pflegeheim in meiner Nähe, ursprünglich wohnen meine Eltern ja in der Eifel. Nun ist es so, dass Papa körperlich noch gut dabei ist und auch wieder nach Hause möchte. Allerdings kann ich natürlich dort nicht immer vor Ort sein, da ich hier eine kleine Familie habe und auch Arbeit. Ich möchte ihm aber die Möglichkeit nicht verwehren, wieder heim zu gehen.
Nun stellen sich einige schnell zu lösende Herausforderungen. Ich weiß, dass ich ein Rahmenprogramm aus Betreuung, Hauswirtschaft, Tageseinrichtungen und ggf. ehrenamtlichen Helfern bauen muss, damit er sich maximal gut fühlen kann. Bei mir stellt sich die Frage nach einer 24-Stunden Betreuung. Gibt es vernünftige, solide Vermittlungsagenturen, die auch Leute vermitteln, die gutes Deutsch können, sich mit den Notwendigkeiten von Demenzpatienten ggf. auskennen (wegen dem so wichtigen Tagesablaufplan) und auch noch bezahlbar sind? Wie steht es mit dem Anmelden der Kräfte? Bei welchen Kosten bewegt sich das (Eifel ist vielleicht günstiger als Rhein-Main?)? Schön wäre es, wenn sich 2 Kräfte das Ganze teilen übers Jahr gesehen, damit sich für Papa Vetrauenspersonen entwickeln können.

Hat jemand Rat bzw. gute Agenturen oder Kontakte?

Lieben Dank. Es grüßt Euch Marcus



becks
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AW: Vorstellung Person und aktuelle Herausforderung

Beitrag von becks »

ich finde es sehr schön wenn jemand solange wie möglich zu hause gepflegt werden kann in seiner gewohnten Umgebung, jedoch gerade bei Demenz wird sich der zustand immer weiter verschlechtern und ganz alleine zu hause find ich keine gute Idee, auch wenn tgl der Pflegedienst kommt. er kann schnell mal vergessen zb die herdplatte auszumachen oder isst etwas, was nicht essbar ist oder verlässt irgendwann mal die Wohnung und findet nicht mehr zurück. sicher kann es eine zeit gut gehen, aber sie haben nichts gekonnt wenn sie den aufwand betreiben das er nach hause kann und ein halbes jahr später merken sie, das es doch nicht mehr geht. ist eine schwere Entscheidung, die sie am ende selber treffen müssen



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doedl
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AW: Vorstellung Person und aktuelle Herausforderung

Beitrag von doedl »

Hallo Alle,

da wir seit Januar einen Mindestlohn haben, bin ich doch sehr gespannt, wie mir nächste Woche so eine Vermittlungsagentur erklären wird, wie sie das legal händeln will.

Nun aber zum Thema:
warum müssen es 24 Stunden sein? Meine Mutter hat Alzheimer und vaskuläre Demenz, ich gehe arbeiten und sie ist auch allein zu Hause. Für den Herd gibt es Abschaltautomatiken, wenn sowas befürchtet wird.

Angehöriger demenzkranker Menschen zu sein, bedeutet auch, größtmögliche Freiheit für diesen Menschen anzustreben- und sich durchaus bewusst sein, dass es auch Gefahren gibt, die zum Lebensrisiko gehören.

Ich bin ein absoluter Gegner der Überfürsorge; mit dem Ergebnis, dass meine Mutter, die letztes Jahr noch tägliche Grundpflege und Essensversorgung brauchte, momentan sogar wieder selbst kocht.

Lass den Papa heim, such Dir eine private Haushaltshilfe per Annonce aus Deiner Gegend. Melde den Papa 2-3 mal zur Tagespflege an; die Kosten hierfür gibts ab 2015 EXTRA erstattet,, die anderen Tage kommt die Haushaltshilfe und die Nachbarschaftshilfe.

24 Stunden jemand um sich rum zu haben, ist für die Pflegebedürftigen auch purer Stress- außerdem wozu? Wenn derjenige nicht wegläuft, nachts auch schläft, keine Angstzustände hat und panisch wird, dann sehe ich dafür keine Notwendigkeit.

Toi toi Doedl


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