Pflegestandards

Bietet pflegenden und betreuenden Angehörigen die Möglichkeit, Erfahrungen auszutauschen, Unterstützung bei Konflikten mit Heimen oder ambulanten Pflegediensten oder fachkundigen Rat in speziellen Fragen zur Pflege und Betreuung.
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Kami
Beiträge: 3
Registriert: Do 15. Sep 2011, 20:59

Pflegestandards

Beitrag von Kami »

Hallo,

meine Frage geht in Richtung Pflegestandards. Wir sind nicht immer einverstanden damit, wie der Pflegedienst, der zu uns nach Hause kommt, meinen Vater versorgt. Die Leistungen, die der Pflegedienst im Wesentlichen erbringt, sind, meinen Vater zu waschen, sauberzumachen falls er abgeführt haben sollte und die Verbände an PEG und Cystofix zu wechseln. Hin und wieder sind wir dann über die Arbeitsabläufe und die Handhabung der Hygiene bei einigen Pflegekräften gelinde gesagt verwundert. Was sie bei sich selbst wohl nie täten, tun sie dann am Patienten. Wenn man sie darauf anspricht, kriegt man zur Antwort, das sei nicht so wichtig, das würde nichts machen, darauf müsse man nur bei Patienten mit Problem XY besonders achten u.ä.

Konkret geht es gerade um den Verbandswechsel bei PEG und Cystofix. Eigentlich alle Pflegekräfte (es sind halt auch immer wieder andere) bisher haben erst das eine und dann das andere gemacht. Jetzt war jemand da, die beides gleichzeitig gemacht hat und mit bloßen Händen. Geht das!? Kurz darauf war mein Vater wieder mit einem Harnwegsinfekt im Krankenhaus. Ich kann natürlich nicht beurteilen, ob da ein Zusammenhang besteht, aber man macht sich natürlich so seine Gedanken.

Es ist mir klar, dass die in Lehrbüchern beschriebenen Abläufe den Idealfall wiedergeben, dass die Praxis (oft auch aufgrund von Zeitdruck) anders aussieht. Aber wo ist die Grenze zwischen Pragmatismus und Schluderei? Oder war das tatsächlich o.k.? Ich kann's eben einfach nicht beurteilen und meine Mutter macht sich viele Sorgen. :(


An wen kann man sich sonst noch wenden, um Fragen zu einer konkreten Situation stellen zu können?
Es kann ja sein, dass in einigen der Fälle die Sache tatsächlich nicht dramatisch ist und nur eine Frage der persönlichen Vorliebe, aber wir empfinden den Umgang des Pflegedienstes mit uns, den Angehörigen, tendenziell als unehrlich und auch respektlos, sodass das Vertrauen zunehmend geschwunden ist.

Vielen Dank im Voraus

Kami



Benutzer 204 gelöscht

AW: Pflegestandards

Beitrag von Benutzer 204 gelöscht »

Willkommen hier im Forum !

Mit blossen Händen dürfen keine Verbandswechsel gemacht werden .
Handschuhe anziehen kostet absolut keine Zeit .

Sprechen Sie mit dem PDL des Pflegedienstes .Bitten Sie ihn die Mitarbeiter darauf hinzuweisen das die einfachsten Hygienestandards einzuhalten sind .

Sollte das nicht ausreichen könnte auch eine Info an den Hausarzt helfen .

LG



Kami
Beiträge: 3
Registriert: Do 15. Sep 2011, 20:59

AW: Pflegestandards

Beitrag von Kami »

Hallo pegean,

vielen Dank für die schnelle Antwort!
Was mich auch noch interessieren würde ist, ob es o.k. ist, PEG und Cystofix parallel zu versorgen. Also beide Stellen offen und mal das eine, mal das andere zu bearbeiten, auch wenn es sich jeweils um den gleichen Arbeitsschritt handeln sollte.

lg kami



Alter Fritz
Beiträge: 5
Registriert: Mo 3. Okt 2011, 00:29

AW: Pflegestandards

Beitrag von Alter Fritz »

Ja, ich bin mir ziemlich sicher, dass es Standards gibt, und zwar nicht nur diejenigen, welche hier schon zuvor beschrieben wurden (Handschuhe). Vor Allem aber gibt es einen Standard, welchen alle Dienste erfüllen und nachkommen müssen, nämlich dem des Arbeitens unter Gewinnerzielung für den Arbeitgeber ! Da kommt dann auch schon einmal der Zeitdruck ins Spiel. Wer dabei unterm Strich immer verliert, ist der gestresste und unterbezahlte Pflegedienst und der Patient. Wenn dann auch noch Kritik von der Seite ( durch Angehörige) auf diese einschlägt, wird's manchmal echt verzwickt, aber immer den Mund halten kann man auch nicht, wenn man ohnehin schon eigentlich weiß, dass so etwas nicht sein kann und darf ! Ich habe mich als längjähriger Pflegender meines Schwiegervaters ( Schlaganfall, halbseitig gelähmt, d. h. 90 % bettlägerig / Tracheostoma / PEG Magensonde / Blasenkatheder und Stoma = künstlicher Darmausgang wg. zwischenzeitlicher Darmkrebs- OP) auch in allen bisherigen Stadien (Uniklinik / 20 Wochen Reha / 6 Monate Pflegeheim und nunmehr 2,5 Jahren häuslicher Pflege) darüber gewundert, wie unterschiedlich Dinge gehandhabt werden. Das abschreckenste Beispiel war: in Klinik und Reha Klinik werden z. B. die Vergabe von PEG- Nahrung und Wasser auf einem im Krankenzimmer aushängenden Plan vermerkt, selbst in Mehrbettzimmern, weil es nachvollziehbar dem Pflegepersonal bei der Erfüllung ihrer Aufgaben dienlich ist und Missverständnisse über den Status der Versorgung entgegen wirkt. Im Pflegeheim, in dem mein Schwiegervater ohnehin ein Einzelzimmer hatte (nicht nur wegen zusätzlich erfolgter MRSA- Infektion) war nach beweisbarer Feststellung einer Unterversorgung (man zählt einfach die im Schrank bevorrateten Flaschen an PEG-Sondennahrung bzw. Mineralwasser-Flaschen) ein Aushang zum Zwecke einer Kontrolle nicht gewollt und angeblich nicht zulässig ! Da hat dann sogar der dem Pflegeheim verpflichtete Arzt schon mal die Stirn gerunzelt und gesagt, dass es solch eine Bestimmung nicht gebe. Geändert hat das trotzdem nichts. Nach längerer Zeit verfällt selbst die unter besten Anfangsvorraussetzungen gestartete Mannschaft in Routine oder z. T. auch Pflichtvergessenheit. Aber man hat zum Glück ja noch Angehörige wie Dich/Sie , welche sich um die Einhaltung der Normen und Erfüllung der notwendigsten Anforderungen bei der Pflege ihrer Liebsten kümmern !
In der häuslichen Pflege - und nicht nur hier - kann man sich ja durchaus auch mal nach einem anderen Pflegedienst umschauen ! "Neue Besen kehren gut !" Und ich spreche Dir / Ihnen hohe Anerkennung aus, dass Ihnen die Art und Weise der Pflege von Angehörigen nicht gleichgültig geworden ist und Sie sich in der durchaus berechtigten Frage zu Ihrem "Problem" Rat bei Anderen einholen - Respekt !
Gruss aus Aachen, Fritz Wenke



Kami
Beiträge: 3
Registriert: Do 15. Sep 2011, 20:59

AW: Pflegestandards

Beitrag von Kami »

Hallo Fritz,

Dein Lob muss ich an meine Mutter weitergeben, denn sie ist diejenige, die sich tagtäglich um meinen Vater kümmert und sich auch immer wieder mit dem Pflegedienst auseinandersetzen muss, wenn sie mit etwas nicht einverstanden ist. Ich bin immer dann gefragt, wenn es darum geht, über's Internet an weitere Infos zu kommen.
Deinem Beitrag entnehme ich, dass Du auch schon einiges auf dem Gebiet der Pflege erlebt hast. War die Betreuung im Pflegeheim Grund für Dich, Deinen Schwiegervater wieder nach Hause zu holen? Das Thema MRSA haben wir auch schon durch. Mit mildem Erstaunen :confused: haben wir dabei beobachtet, dass plötzlich die Einhaltung höchster Hygienestandards kein Problem mehr war. Aber da ging es ja auch um die Gesundheit der eigenen Leute (was natürlich auch absolut richtig und wichtig ist). Hier war der Pflgedienst sogar bereit, sich mit dem Hausarzt anzulegen, der die ganze MRSA-Behandlung und die Kontrolltests nur sehr widerwillig unterstützt hat.
Das mit dem Wechsel des Pflegedienstes ist so eine Sache. Zu einem früheren Zeitpunkt waren wir mal bei einem anderen Dienst. Dazwischen ging es meinem Vater wieder besser und wir sind wieder ohne ausgekommen. Unser jetziger Dienst wusste ziemlich viel über die Zeit davor, es wird also ziemlich viel geredet und uns wurde gleich prophylaktisch vorgeworfen, wir würden ja wohl den Dienst wechseln, wenn uns was nicht passte. Es gab also gleich zu Anfang einen regelrechten Einschüchterungsversuch. Außerdem weiß ich nicht, ob die anderen wirklich besser wären. Und man hat dann sicher so eine Art 'Ruf' weg. Als Angehöriger sitzt man da immer am kürzeren Hebel. Hm, in so düsterer Stimmung wollte ich den Beitrag gar nicht enden, aber es ist schon auch viel Hilflosigkeit und Frust unterwegs.
Viele Grüße
Kami



Alter Fritz
Beiträge: 5
Registriert: Mo 3. Okt 2011, 00:29

AW: Pflegestandards

Beitrag von Alter Fritz »

Hallo, Kami !
Ja, der Grund, meinen Schwiegervater aus dem Pflegeheim zu holen, war u. a., dass man ihn dort nicht ausreichend versorgen konnte (oder wollte). Das Heim war einfach eine Zumutung ! Mein Schwiegervater hatte dort bereits nach 3-4 Wochen einen Dekubitus (Wund gelegen) obwohl man uns bei der Aufnahme versicherte, ihn mindestens alle 2 Stunden anders zu lagern, aber dann war der Spätdienst nachmittags nur noch mit einer Hilfskraft auf der ganzen Etage besetzt und meinem Schwiegervater hat man die Notrufklingel außerhalb seiner Reichweite positioniert, etc. - Ich kann hier gar nicht alles aufschreiben, was ich dort an Negativem erlebt habe! Ich habe meinen Schwiegervater vor 2 1/2 Jahren nach Hause geholt, weil wir dachten, das letzte halbe Jahr in seinem Leben sollte nicht so besch... sein ! Als mein Schwiervater vor ca. 1,5 Jahren das Letzte Mal für 1 Woche ins Klinikum musste, war der MRSA anfangs auch nicht mehr positiv getestet worden, Am Ende der Woche hatte er ihn dann wieder. Nun wissen wir, dass wir ihn bei der nächsten (und vielleicht letzten ) Lungenentzündung nicht mehr im KrHs behandeln lassen werden. Dafür wissen wir aber auch nicht, ob sich der MRSA Keim wieder verzogen hat. Die prakt. Ärzte tun sich wirklich schwer, die mindestens 3 negativen Abstriche durchzuführen. Vielleicht hoffen auch die, dass sich das "Problem" früher oder später von selbst erledigt.
Gruss aus Aachen - Fritz



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