Pflegebedürftiger Vater

Bietet pflegenden und betreuenden Angehörigen die Möglichkeit, Erfahrungen auszutauschen, Unterstützung bei Konflikten mit Heimen oder ambulanten Pflegediensten oder fachkundigen Rat in speziellen Fragen zur Pflege und Betreuung.
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Luzia
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Registriert: Mo 20. Jun 2016, 16:13

Pflegebedürftiger Vater

Beitrag von Luzia »

Bei meinem Vater (78 Jahre) wurde 2011 wohl das erste Mal Leberzirrhose festgestellt, das habe ich in seinen Unterlagen gefunden. Seit dem Tod meiner Mutter kurz danach hat er sich leider an das verordnete Alkoholverbot nur teilweise gehalten. Im Dezember 2015 ist uns aufgefallen, dass er verwirrt wirkte, außerdem war er sehr schläfrig und "schwach auf den Beinen". Im Krankenhaus wurde eine dekompensierte Leberzirrhose Child B festgestellt. Er bekommt seitdem Laktulose Sirup und nimmt Hepa Merz Granulat und damit war sein geistiger Zustand eigentlich ganz okay.

Seit einigen Wochen baut er allerdings rasant ab. Er hat außerdem eine Blutarmut (Panzytopenie) und in den letzten vier Wochen zweimal Bluttransfusionen bekommen. Der HB-Wert ist auch gestiegen, allerdings hat das seine körperliche Schwäche nicht beeinflusst. Er kann momentan nicht mehr gehen und nur wenige Sekunden mit Unterstützung stehen. Jeder Transfer vom Sessel oder Bett zur Toilette ist ein Kraftakt.

Anfang Mai war er zum letzten Mal im Krankenhaus, weil die Blutwerte so schlecht waren, die Einteilung in Child B blieb da scheinbar bestehen, so steht es im Arztbrief.

Seit ca. einer Woche wird seine Verwirrtheit ständig mehr. Heute nacht hat er es das erste Mal nicht mehr geschafft, den Notrufknopf zu drücken und hat wohl stattdessen gerufen. Allerdings höre ich sein Rufen nicht, wir wohnen zwar im Haus aber eben ein Stockwerk höher. Ich werde jetzt gleich ein Babyphon bestellen, damit ich ihn hören kann. Als ich nachts nach ihm gesehen habe, saß er im Bett, behauptete er würde da schon sechs Stunden sitzen und das Armband mit dem Notrufknopf hätte nicht funktioniert. Eine Stunde vorher habe ich bei ihm reingeschaut, da hat er tief und fest geschlafen und der Notruf funktioniert auch tadellos.

Außerdem beginnt er manchmal Sätze, kann sie dann nicht zu Ende sprechen. Hat teilweise keine Orientierung über die Tageszeit, vergisst manchmal quasi auf dem Weg vom Rollstuhl zur Toilette dass er muss. Das Zittern in den Händen ist zum Teil so stark, dass er fast nicht mehr alleine essen kann.

Uns macht das Ganze ziemliche Angst, weil wir nicht wissen was auf uns zukommt. Ich hatte gehofft, mit dem Hepa Merz und dem Laktulose Sirup könnte man es vermeiden, dass es zu diesem schlimmeren Stadium kommt. Die Ärzte, sowohl der Internist als auch der Hausarzt und der Onkologe (der behandelt die Blutkrankheit) zucken mit den Schultern und der Tenor unserer Gespräche ist, man kann da nichts machen. Wie das Ganze weitergeht, sagt uns auch keiner.

Uns ist natürlich klar, dass es keine Heilung gibt. Aber wir fragen uns, sollen wir nochmal versuchen, ihn ins Krankenhaus zu bringen, ob man da doch noch etwas tun kann. Schmerzen hat er keine, auch die Menge Wasser im Bauch wird scheinbar nicht mehr. Er hat allerdings sehr abgenommen.

Wir organisieren seit einige Wochen, dass immer jemand da ist. Allerdings funktionieren wir alle (mein Mann und ich, außerdem helfen unsere erwachsenen Kinder) nur noch auf Sparflamme, auch durch die ständigen nächtlichen Schlaf-Unterbrechungen.

Manchmal frage ich mich, ob er nicht in einem Pflegeheim bei Profis besser aufgehoben wäre und ob wir die Belastung zusätzlich zu unseren Jobs über längere Zeit überhaupt durchhalten können. Daher meine Frage: ist ein Patient mit zunehmender Demenz in einem Pflegeheim auf einer speziellen Station besser versorgt als mit uns Laien zuhause?

Vielen lieben Dank.



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