keine angst vor geschlossener station!

Bietet pflegenden und betreuenden Angehörigen die Möglichkeit, Erfahrungen auszutauschen, Unterstützung bei Konflikten mit Heimen oder ambulanten Pflegediensten oder fachkundigen Rat in speziellen Fragen zur Pflege und Betreuung.
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schnitte
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keine angst vor geschlossener station!

Beitrag von schnitte »

nachdem ich meiner mutter berichtete, dass ich in meiner patientenverfügung auch meine pflege definiert habe und sogar beschrieb mit einer geschlossenen station einverstanden zu sein, war sie zutiefst erschrocken. anschließend nam ich sie mal mit auf unseren geschlossenen bereich /beschützte station.
ich würde gern ihre vorurteile gegenüber solcher stationen abbauen.
es gibt eine offene tür in den garten, mit selbst angelegtem garten (kräuter, obst ect.), eine sogenannte demenzschleife ums haus (ein weg wird ums haus gepflastert, wo quasi endlos spazieren gegangen werden kann, der weg ist aber so lang, dass das vorangegangene oft nicht wiedererkannt wird), es gibt eine bushaltestelle, wo auf den bus gewartet werden kann. das ganze ist umzäunt/verschlossen. das ist so der standard, was ich in den letzten heimen gesehen habe. es gibt mehr personal! es gibt gerontopsychiatrische fachkräfte!

vorteil gegenüber normaler station: normale stationen sind oft im oberen stockwerk, wo demente oft gar nicht mehr rauskommen, da sie den fahrstuhl nicht bedienen, oder nicht den weg nach draußen kennen sollen, weil sie sonst weglaufen würden. obere stockwerke sind meiner meinung nach oft noch eher viel geschlossener auf grund ihrer strukturen als eine tatsächliche geschlossene station.
also bitte liebe angehörigen, sein sie nicht ängstlich, schauen sie sich einfach einen geschlossenen bereich an. schrecken sie nicht ab, wenn es nach urin riecht, weil in ecken uriniert wird, oder bewohner nackt durch die gegend laufen! gehen sie davon aus, dass im zuge der demenz eher das motto gilt, es ist wichtig, dass jemand was macht und nicht wie. auf einer solchen station findet viel mehr beschäftigung und aufsicht statt, dass hier jemand nachts um drei umher läuft stört kaum! er ist sicher und wird wahrscheinlich noch unterhalten. diese kapazität bietet eine normale station nicht, dort ist nicht mal garantiert, dass eine pflegekraft gerade auf der selben etage ist.

mit freundlichen grüßen
schnitte



Regina Dettenrieder

AW: keine angst vor geschlossener station!

Beitrag von Regina Dettenrieder »

Wie hoch schätzen Sie den prozentualen Anteil an "guten" beschützten Stationen gemessen am Gesamtangebot?

Regina Dettenrieder



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Lena V.
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AW: keine angst vor geschlossener station!

Beitrag von Lena V. »

@ Schnitte:

Find ich ganz ganz toll dein Thread. Stimme dir voll und ganz zu :D


Lebe Liebe Strahle :D

Benutzer 204 gelöscht

AW: keine angst vor geschlossener station!

Beitrag von Benutzer 204 gelöscht »

@schnitte : beschreibst Du jetzt einen echten geschlossenen WB ?
Wir haben nämlich auch einen offenen Geronto-WB mit 16 Plätzen .Dieser WB
ist im unteren Erdgeschoß der einzige WB hat auch einen kleinen Garten .
Sollte eigentlich ein geschlossener Bereich werden aber die gesetzlichen Hürden
waren unserer HL doch zu hoch und wohl auch zu teuer .

LG



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schnitte
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AW: keine angst vor geschlossener station!

Beitrag von schnitte »

jaja das ist ein ganz normaler geschlossener bereich. die tür ist nur mit chip vom personal zu öffnen. und die tür zum umzäunten/geschlossenen garten ist offen so dass alle dennoch raus an die frische luft können.

@Regina Dettenrieder
ich habe durch probearbeiten, exkursionen oder einfach nur bei hausrundgängen im bewerbungsgespräch bestimmt schon so rund 15 geschlossene stationen gesehen, und als fachkraft spürt man schnell was qualität ausmacht oder schein ist, und ich war eigentlich noch nie enttäuscht, da demenzerkrankte und psychisch auffällige ja auch zusatzbeiträge von der kasse für besondere betreuung kriegen und die gesetzlichen vorschriften schon heftig sind. und ich finde eine solche geschlossene station 1000mal besser, als fixierungen oder bettgitter auf einem normalen bereich, wo halt auch immer die gefahr des auf die straßelaufens besteht und weniger betreuung stattfindet. auf mich wirken die demenzerkrankten überwiegend zufrieden, da sie gelassen werden. die psychisch erkrankten (aggressive) sind selbstverständlich unzufrieden, sie stellen ja auch eher eine gefahr für andere dar und werden bewusst von der gesellschaft weggesperrt. das ist meiner ansicht nach auch der falsche weg. sie sollten eher medikamentös eingestellt werden, therapien erhalten und wieder normal integriert werden.
aber mein ziel war es vor allem mal demenzstation ins positive licht zu rücken im sinne des bewohners.



Regina Dettenrieder

AW: keine angst vor geschlossener station!

Beitrag von Regina Dettenrieder »

http://www.pflege-shv.de/index.php?page ... duerftiger

Das ist auch Realität - in mehr als 15 Stationen in Deutschland.
Solange nicht klar deutlich wird, was Menschen dort erwartet, kann nicht von Transparenz gesprochen werden.



Caramell
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AW: keine angst vor geschlossener station!

Beitrag von Caramell »

hmmmmm
Zuletzt geändert von Caramell am Mo 12. Mär 2012, 01:57, insgesamt 1-mal geändert.



Regina Dettenrieder

AW: keine angst vor geschlossener station!

Beitrag von Regina Dettenrieder »

..und es ist allerhöchste Zeit, dass Angehörige wie Gast2012 sich äußern, ihre Erfahrungen veröffentlicht werden und der Deckmantel des Schweigens gehoben wird. Dann - und wenn die Pflegekräfte dies ebenfalls tun und nicht mehr mitspielen, was sie nicht verantworten können - dann wird sich etwas ändern. Die Pflegebedürftigen haben sonst keine Chance auf menschenwürdige Bedingungen.



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doedl
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AW: keine angst vor geschlossener station!

Beitrag von doedl »

Guten Morgen

hier mal ein Beispiel aus meiner Berufspraxis:
Bewohnerin eines beschützenden Wohnbereiches bricht sich bei einem Sturz das Becken: Das Problem: die Dame verstand nicht mehr, dass sie nicht laufen kann und versuchte ständig aufzustehen. Sie wurde also fixiert; auf Anraten der Klinik durfte sie 3 Wochen lang weder gehen noch stehen.

Sie musste aus der beschützten Abteilung in den "normalen Wohnbereich" umziehen (auf richterliche Anordnung), weil sie ja in dieser Zeit nicht weglaufgefährdet sei. Die Frau war todunglücklich, weil sie niemand kannte, sich nicht zurecht fand und von anderen Bewohnern ignoriert wurde. Ich setzte sie jeden Tag in einen Rolli und fuhr sie "auf Besuch" in die beschützte, nahm das auf meine Kappe. Dort fühlte sie sich wohl. Nach drei Wochen wurde sie mobilisiert, zog wieder in die beschützte und lief auch wieder herum.


Gruß Doedl


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thorstein
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AW: keine angst vor geschlossener station!

Beitrag von thorstein »

Das ist ja auch eine interessante Diskussion. Da schreibt jemand: Keine Angst vor geschlossener Station. Gemeint ist aber selbstverständlich genau die geschlossene Station, auf der sie auch arbeitet.
Hier wird also völlig zu Unrecht verallgemeinert. Und das in einem Angehörigen-Forum!
Übrigens habe ich auch schon in geschlossenen und halboffenen Bereichen gearbeitet, die ich auch weiterempfehlen würde. Aber wie kann man auf die Idee kommen, aus solchen Erfahrungen eine allgemeine Empfehlung zu zimmern???



Regina Dettenrieder

AW: keine angst vor geschlossener station!

Beitrag von Regina Dettenrieder »

Wenn wir uns anschauen, wer die Diskussionspartner sind in diesem Forum, dann sind wir vielleicht dem Grund der häufigen Animositäten ein Stück näher: es sind Angehörige mit ihren Anfragen; sie suchen Rat, Hilfe, Austausch mit anderen Angehörigen und auch mit Pflegekräften.
Natürlich sind es subjektive Berichte und natürlich sind die Antworten darauf wieder subjektiv. Was soll aber das Ziel sein? Dass unter diesen unterschiedlichen Perspektiven für den Suchenden eine weitere Alternative, eine andere Denk- und Sichtweise, andere Realitäten dabei sind, die ihm helfen sollen, in seinem Anliegen weiterzukommen.
Wäre es nicht komisch, wenn Heimmitarbeiter nicht zur stationären Pflege raten würden? Das gleiche gilt für den ambulanten und den häuslichen Pflegebereich. Und für jede dieser Formen kann man "für und wider" finden.
Der Suchende wird für sich selbst herausfiltern, was er benötigt.

Regina Dettenrieder
Pflege-SHV e.V.



thorstein
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AW: keine angst vor geschlossener station!

Beitrag von thorstein »

Hallo Gast 2012,

einfach mal die eigenen Beiträge durchforsten, ob darin vielleicht auch ein Vorwurf versteckt sein könnte.
Ich fine das übrigens nicht schlimm. Nennt man Meinungsvielfalt. Was mich eher stört, dass ständig sich Leute persönlich angegriffen fühlen,weil man eine ausdrücklich andere Meinung hat. Das ist das Grundproblem mit der Sachebene und der Beziehungsebene. Was in einem Forum zählt, ist, was da steht.

Hallo Frau Dettenrieder,

da sie offensichtlich tatsächlich glauben, dass Heimmitarbeiter zur stationären Pflege raten, lesen sie doch mal diese Diskussion:
http://forum.pflegenetz.net/showthread. ... +altenheim



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doedl
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AW: keine angst vor geschlossener station!

Beitrag von doedl »

Hallo
es ist wie Frau Dettenrieder beschreibt: jeder hat seine subjektiven Erfahrungen mit guter oder schlechter Pflege / Einrichtungen gemacht.
So vielfältig unsere User hier sind, so vielfältig sind auch die Möglichkeiten, als pflegebedürftiger Mensch seinen guten Platz zu finden. Ob das auf andere übertragbar ist, hängt von so vielen Faktoren ab, dass kaum etwas verallgemeinert werden kann.

Schnittes Eingangsbeitrag werte ich als Versuch, mal eine gute Einrichtung anzuführen; irgendwo ja verständlich, wenn Frau dort mit Engagement und Herz arbeitet. Dass es ebenfalls genügend Gegenbeispiele gibt, ist unbestritten.

Eine wertfreie Beurteilung kann es garnicht geben; im dem Moment, wo wir als Mensch etwas erleben, bewerten wir auch schon. Dieser Automatismus findet genau so im Cyber statt als in der persönlichen Realität.

Dass sich mancheiner angegriffen fühlt- auch das wie im normalen Leben. Es menschelt eben überall.

Gruß Doedl


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omasenkel
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AW: keine angst vor geschlossener station!

Beitrag von omasenkel »

Es ist mir schleierhaft warum man Menschen (die sich strafrechtlich nichts zu schulden haben kommen lassen) einsperrt.....

Weil man Angst hat, dass einem ein betriebswirtschaftlicher Posten wegläuft?


Typischer Slogan, der oft zu lesen ist:

"Für uns ist der Mensch.Mittel.Punkt"

(Stichwort hier auch Interessen der Pharmaindustrie)

Bei Obdachlosen interessiert doch eine "Selbstgefährdung" durch Erfrieren oder Suchtstoffe auch i.d.R. keinen..... und i.d.R erreichen diese auch selten das Rentenalter.... wie "praktisch".... (Zynismus aus)



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AW: keine angst vor geschlossener station!

Beitrag von doedl »

[quote=""omasenkel""]Es ist mir schleierhaft warum man Menschen (die sich strafrechtlich nichts zu schulden haben kommen lassen) einsperrt.....

Weil man Angst hat, dass einem ein betriebswirtschaftlicher Posten wegläuft?
[/quote]

Hallo Omasenkel,

hätten wir einen Personalschlüssel wie das viel zitierte de Hogewey (Demenzdorf in Holland) mit 1:0,85 , könnten wir stets eine Pflegekraft mit den Weg-/Hinläufern mitschicken..... wieviel Betriebswirtschaft darfs in Deutschland denn volkswirtschaftlich sein, grins....

Gruß Doedl


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thorstein
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AW: keine angst vor geschlossener station!

Beitrag von thorstein »

Für die geschlossene Unterbringung bedarf es immer noch einer richterlichen Entscheidung. Was sagt es aber über die Rolle der Justiz in diesem Lande aus, wenn die eigentliche Ursache derr geschlossenen Unterbringung tatsächlich der mangelhafte Personalschlüssel, und damit natürlich auch ein Finanzierungsproblem darstellt.
Am Ende würde das doch heissen, dass die Justiz Leute einsperrt, weil die Gesellschaft eine ausreichende Finanzierung der Pflege ablehnt. Ist das die Rolle der Justiz in unserem Gemeinwesen?



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doedl
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Beitrag von doedl »

Hallo Thorstein,

vor dem Finanzierungsproblem der stat. Pflege kam aber erstmal das Überforderungsproblem: die nächste Umgebung kann die Nachbarschaft, Sicherheit, Pflege mit dem/des Betroffenen nicht mehr leisten. Vielleicht wäre es sinnvoll, da erst anzusetzen; also nochmal ein Finanzierungsproblem...


Gruß Doedl


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