Hochdosierte Vitamine zur Vorbeugung gegen geistigen Abbau?

Bietet pflegenden und betreuenden Angehörigen die Möglichkeit, Erfahrungen auszutauschen, Unterstützung bei Konflikten mit Heimen oder ambulanten Pflegediensten oder fachkundigen Rat in speziellen Fragen zur Pflege und Betreuung.
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Anisplätzchen
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Registriert: Mo 2. Dez 2013, 16:38

Hochdosierte Vitamine zur Vorbeugung gegen geistigen Abbau?

Beitrag von Anisplätzchen »

Hallo, ich hätte eine Frage an die Pflegeprofis:

Weiß jemand, ob es Studien oder Ähnliches gibt, die sich auf die Wirksamkeit von hochdosierten Vitaminen auf die geistige Leistungsfähigkeit befassen?

Meine Frage hat folgenden Hintergrund:
Meine Schwägerin versorgt meine Schwiegereltern mit diversen Vitaminen und anderen Nahrungsergänzungsmitteln und nötigt sie zur Einnahme, obwohl die Schwiegereltern das nicht wollen. Sie nehmen die Tabletten auch nicht regelmäßig.
Meine Schwägerin verbindet jetzt jedes Anzeichen von geistigem Nachlassen mit einem Vitaminmangel und hat uns dazu aufgefordert, ebenfalls Druck wegen der Einnahme auszuüben, wenn die Schwiegereltern dement werden und ins Heim müssten, wäre es unsere Schuld, wenn wir nicht auf die Einnahme achten.

Meine Schwiegereltern (beide Mitte 80) nehmen ihre Medikamente regelmässig und sind auch noch ganz fit, ich verstehe mich eh nicht so toll mit ihnen und möchte mich eigentlich nicht in ihre Angelegenheiten einmischen.

Daher also die Frage: Bringen hochdosierte Vitamine wirklich einen Nutzen?
Dann würde ich es nämlich doch mal ansprechen.



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peri
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Registriert: So 18. Apr 2010, 11:20

AW: Hochdosierte Vitamine zur Vorbeugung gegen geistigen Abbau?

Beitrag von peri »

Bestimmte Vitaminmangelzustände können durchaus sekundäre Demenzen auslösen.

Auch steht ein Vitamin D Mangel in Verdacht, Alzheimer zu fördern, siehe hier und hier

Auch zu Vitamin B12 existieren hierzu Studien, z.B. hier


:yo

Anisplätzchen
Beiträge: 10
Registriert: Mo 2. Dez 2013, 16:38

AW: Hochdosierte Vitamine zur Vorbeugung gegen geistigen Abbau?

Beitrag von Anisplätzchen »

Danke für die Antwort, soweit ich auf die Schnelle gesehen habe, haben diese Studien alle einen Zusammenhang zwischen einem Vitaminmangel und der Gehirnleistung festgestellt.
Dass man durch erhöhte Vitamingabe eine Demenz verhindern kann, ist ja aktuell bloß Theorie, oder?

Ein Vitaminmangel wurde bei meinen Schwiegereltern nicht festgestellt, sie essen für meinen Geschmack sogar zu viel fetten Fisch, Fleisch und Milchprodukte und halten sich täglich bis zu 6 Stunden draußen im Garten auf, nach Aussage des Hausarztes ernähren sie sich ausgewogen.
Beide möchten "keine Chemie" einnehmen.



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peri
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Registriert: So 18. Apr 2010, 11:20

AW: Hochdosierte Vitamine zur Vorbeugung gegen geistigen Abbau?

Beitrag von peri »

[quote=""Anisplätzchen""]Dass man durch erhöhte Vitamingabe eine Demenz verhindern kann, ist ja aktuell bloß Theorie, oder?
[/quote]

Dass man durch Vitaminzufuhr eine Demenz verhindern kann konnte meines Wissens nach bislang noch nicht bewiesen werden, das stimmt. Es wurde jedoch in den Studien eine Korrelation zwischen dem Vorhandensein einer Demenz und einem Vitaminmangelzustand festgestellt. D.h. Die Studie hat ergeben, dass das Risiko an Demenz zu erkranken bei einem Vitaminmangelzustand um den Faktor X höher ist, als wenn dieser Vitaminmangelzustand nicht vorhanden ist. Das heißt jedoch nicht, dass der Vitaminmangel Ursache der Demenz ist.

Edit: habe gerade nochmals ein wenig diese Oxford Studie recherchiert. Es handelt sich hierbei tatsächlich um eine randomisierte, kontrollierte Studie. Dies entspricht dem Goldstandard der Studien. Die Ergebnisse sind hierzu finden. Das Ergebnis:

The mean rate of brain atrophy per year was 0.76% [95% CI, 0.63–0.90] in the active treatment group and 1.08% [0.94–1.22] in the placebo group (P = 0.001). The treatment response was related to baseline homocysteine levels: the rate of atrophy in participants with homocysteine >13 µmol/L was 53% lower in the active treatment group (P = 0.001)

Bei der Versuchsgruppe, welche hochdosiertes Vitamin B bekamen, schrumpfte demnach neuronales Gewebe um 53 Prozent langsamer als in der Placebogruppe.

In einer neueren Studie, ebenfalls von der Oxford University, konnte dieses Ergebnis jedoch nicht bestätigt werden.

Letzten Endes muss man solche Studien immer mit Sorgfalt betrachten und schauen, wer die jeweiligen Geldgeber sind und wer welches Interesse am jeweiligen Ausgang einer Studie hat. So hätte beispielsweise die Pharmaindustrie sicherlich kein Interesse daran, dass Vitamine eine Demenz verhindern. Vitamine kann man nämlich leider nicht patentieren und so fiele ja das milliardenschwere Geschäft mit Antidementivas weg.

Mein Tipp: lieber eine Vitaminpille zu viel als eine zu wenig!
Zuletzt geändert von peri am Do 15. Okt 2015, 14:57, insgesamt 1-mal geändert.


:yo

Benutzer 204 gelöscht

AW: Hochdosierte Vitamine zur Vorbeugung gegen geistigen Abbau?

Beitrag von Benutzer 204 gelöscht »

"US-Internisten urteilen hart über Vitamine und Mineralstoffe als Nahrungsergänzungsmittel. Die Präparate bieten nach aktuellem Wissensstand keinen Schutz vor chronischen Krankheiten, sie können sogar schaden. Jetzt werden die Ärzte deutlich: Verbraucher sollten sich das Geld sparen."

http://www.spiegel.de/gesundheit/diagno ... 39553.html



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