Dekubitus

Bietet pflegenden und betreuenden Angehörigen die Möglichkeit, Erfahrungen auszutauschen, Unterstützung bei Konflikten mit Heimen oder ambulanten Pflegediensten oder fachkundigen Rat in speziellen Fragen zur Pflege und Betreuung.
Elpida
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Dekubitus

Beitrag von Elpida »

Ich eröffne jetzt mal ein neues Thema zu Dekubitus, wir hatten es auch schon bei "Lagerung...".
Ein Freund von mir beunruhigt mich schon eine Weile, indem er sagt, Dekubitus wäre hoch ansteckend.
Eben hat er wieder angerufen und gesagt, daß der Dekubitus auch von innen behandelt werden müsse - meine Mutter würde anderfalls bald daran sterben - und daß man jeden Tag Blut abnehmen müsse um den Stand zu kontrollieren. Auf jeden Fall müsse meine Mutter Antibiotika bekommen. Und ICH müsse höllisch aufpassen, mir den Virus nicht zu fangen und immer Handschuhe anziehen.
Er selbst hatte einmal im Krankenhaus einen Dekubitus.
Stimmt das alles?

Meine Mutter hat zurzeit drei kleine Stellen, Größe ca. eine oder auch nur eine halbe 1-Cent-Münze, die immer trocknen und Schorf bilden, wenn sie ein paar Stunden auf der Seite lag, aber sich wieder öffnen, wenn sie auf dem Rücken lag. Ich habe an anderer Stelle schon beschrieben, daß ich sie bei Seitenlage ja nicht füttern oder ihr zu trinken geben kann und sie sich bei Rückenlage wohler fühlt.

Ich bin verunsichert!

Also ich werde morgen zur Arztpraxis gehen



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doedl
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AW: Dekubitus

Beitrag von doedl »

Hallo Elpida,

man sollte nicht alles glauben, was einem selbsternannte "Medizinspezialisten" so alles sagen.

Was Dein Freund behauptet, ist nur Quatsch! Es gibt keinen Dekubitusvirus; noch weniger ist er ansteckend und 3 kleine Stellen müssen keinesfalls mit Antibiotika behandelt werden.

Also lehne Dich entspannt zurück und beachte solche Äußerungen dieses speziellen Freundes nicht mehr.

Ein Dekubitus entsteht durch die druckbedingte Mangelernährung der Haut- und Unterhautzellen; je länger ein unbeweglicher Mensch auf der gleichen Stelle liegt, desto größer und tiefer ist der Dekubitus.

Gruß Doedl


Wir müssen die Änderung sein, die wir in der Welt sehen wollen- Mahatma Gandhi

Benutzer 5647 gelöscht

AW: Dekubitus

Beitrag von Benutzer 5647 gelöscht »

http://dekubitus.de/

schau hier mal, ansonsten kann ich mich nur doedel anschließen
du kannst auch hier über die Suchfunktion gehen, da findest du viele Einträge



Sa-Biene
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Beitrag von Sa-Biene »

...mal ganz davon abgesehen, dass Antibiotika bei Viren nix bringen :)


Was ich mich beim Lesen deiner Beiträge schon die ganze Zeit frage: hattest du eigentlich mal so etwas wie eine häusliche Schulung, bei der dir Transfer- un Lagerungstechniken gezeigt wurden?



Elpida
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Beitrag von Elpida »

Hallo Sa-Biene:
Nein!
Wie man windelt hat mir eine Bekannte gezeigt, die früher mal in einem Altenheim gearbeitet hat.
Ich werde vom 31.1. an für eine Woche die Hilfe eines (4.) Pflegedienstes in Anspruch nehmen müssen, weil mein Freund eine Woche lang bei seinem Bruder sein wird. Vielleicht können die mir etwas beibringen.
Das riesige Lagerungskissen ist inzwischen auch hier.
Ist schon hilfreich, nur sind die wunden Flecken an einer sooo blöden Stelle, daß es auch damit schwierig ist, die frei zu halten. Aber es geht.
Auch die Haut- bzw. Muskelfalten stören etwas. Meine Mutter war ja mal viel dicker und konnte während ihrer Abnehmphase keinen Sport machen, so daß sich kaum etwas richtig zurückstraffen konnte.
Grüßdich!
Zuletzt geändert von Elpida am So 25. Jan 2015, 16:53, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Tippfehler korrigiert



Sa-Biene
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Beitrag von Sa-Biene »

Du hast Anspruch auf einen Pflegekurs bzw. eine häusliche Schulung, die Kosten dafür übernimmt die Pflegekasse.



Elpida
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Beitrag von Elpida »

Vielen lieben Dank, Sa-Biene!
Werde morgen bei der Kasse anrufen.



Benutzer 10209 gelöscht

AW: Dekubitus

Beitrag von Benutzer 10209 gelöscht »

Einen Dekubitus "von innen" zu behandeln ist möglich :

Eine eiweißreiche Ernährung fördert die Wundheilung.

Antibiotika werden nur bei bakteriellen Infekten eingesetzt
und stören eine normale Wundheilung eher, als sie zu fördern.



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Griesuh
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Beitrag von Griesuh »

Elpida, ich gehe einmal davon aus, dass deine Mutter in eine Pflegestufe eingestuft ist.
Nun komme ich zu den Schulungen:

In diesem Fall müsst ihr je nach Pflegestufe einen Pflegeberatungsbesuch nach § 37.7 SGB XI durch einen ambul. Pflegedienst ausführen lassen. ( PS I u. II 1 x pro Halbjahr, PS II 1 x im Quartal)
Diese Pflegeberatungsbesuche sind dafür da um genau das zu erbringen, was sa-Biene sagte: Schulungen.
Im Rahmen dieses Pflegebesuches hätte dir dies erkrärt und gezeigt werden müssen. Auch hätte eine Beratung zur Versorgung der Dekubiti erfolgen müssen.
Ein dekubitzus ist nicht ansteckend, es sei den er wäre MRSA befallen. ( das war wohl bei deinem Bekannten der in der Klinik war so)
Auch ist, wie Elfirede bemerkte eine eiweißreiche Kost heilungsfördernd.

Unabhängig dieser Pflegeberatungsbesuche habt ihr Anspruch auf Angehörigen Schulungen durch einen Pflegeberater ( nach § 7 a SGB XI)

Weiterhin kannst du zur Dekubitusversorgung einen ambul. Pflegedienst einschalten. der versorgt dann die Wunden. Hierfür wird eine Verordnung vom Hausarzt benötigt. Der Pflegedienst rechnet dann die Behandlungspflege direkt mit der Krankenkasse ab. ( Dies ist unabhängig der Pflegestufe und wird auch nicht auf das Pflegegeld angerechnet)

Was die Lagerung anbelangt, wird so ein riesiges Lagerungskissen selten benötigt. EWs reichen gefaltete Handtücher die an druckgefährteten Stellen untergelegt werden, damit diese frei liegen. Das nennt sich Mikrolagerung und hilft mehr als 10 "dicke" Lagerungshilfen.


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Elpida
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Beitrag von Elpida »

Vielen lieben Dank, Griesuh!

Habe eben mit Pflegedienst Nr. 4 (eigentlich schon Nr. 5) telefoniert, morgen vormittag kommt ein Herr von ihnen hierher. Verordnung zur häusl. Krankenpflege hole ich heute nachmittag ab.
Der Pfleger riet mir zum Pflaster "Aleven gentle border - selbstklebend".
Rezept dafür habe ich ebenfalls bestellt.

Pflegedienst Nr. 5 war im November zum ersten Mal hier und da hatte meine Mutter den Dekubitus noch nicht. Es ging an Weihnachten los.
Meine Mutter hat Pflegestufe 3, also finden die "Beratungs"-Besuche alle 3 Monate statt. Die Gänsefüßchen bedeuten, daß lediglich nachgefragt wird, bzw. wurde, ob alles ok ist und ein Blick auf Mama im Bett geworfen wird.
Mir ist noch nie irgendetwas erklärt worden, was ich nicht wußte.

Wenn man ahnungslos im Internet herumliest, ist das selten zielführend, finde ich. Passt fast nie genau auf die eigene Situation. Und die inneren Fragen bleiben irgendwie unbeantwortet.

Anekdote:
Ich hatte vor ca. 2 Jahren irgendetwas, was, weiß ich nicht mehr, was mich beunruhigte. Internet-Recherche ergab mehrmals ich sei schwanger!
Soviel zum irgendwie-immer-selbst-herumsuchen!
Der schleunigst aufgesuchte Gynäkologe fragte mich, ob ich ins Guiness-Buch wollte. Ich habe zwar meistens Humor, aber DAS fand ich überhaupt nicht witzig, denn ich hatte wirklich Schiss.
10 Jahre früher hätte ich mich vielleicht gerade noch gefreut (bin unfreiwillig kinderlos) und gedacht:
"Naja, schaffste schon noch", aber mit 55 ?????

Ich dachte mir schon, daß mein Kumpel etwas anderes, mindestens aber eine schlimmere Stufe Dekubitus gehabt haben muß.
Seine Aorta war geplatzt und er hatte monatelang im Koma, respektive Krankenhaus gelegen. Er meint es gut und ist auch etwas panisch.
Er hat Schiss, daß er sich hier anstecken könnte, was für ihn hochgefährlich wäre.


Grüßdich!



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doedl
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Beitrag von doedl »

Hallo Elpida,

was der Freund wahrscheinlich meint, sind multiresistente Keime. Die halten sich besonders gerne in Krankenhäusern auf und werden auch gerne durch mittels offener Wunden an den Bettnachbarn weiter gegeben.

Aber: der Dekubitus ist nicht die Ursache, sondern die Krankenhaushygiene...

Gruß Doedl


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resigniert
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Beitrag von resigniert »

die meisten resistenten Keime kommen mit den Pat. ins Krankenhaus.
Ursache der resistenten Keime ist auch nicht die Krankenhaushygiene - höchstens der Übertragungsweg. Ursache ist der unkontrollierte Antibiotikagebrauch, zu70% auf Wunsch der Patienten.



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Griesuh
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Beitrag von Griesuh »

resigniert, woher hast du diese Weisheit?

Belege, Quellen benennen.


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Griesuh
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Beitrag von Griesuh »

Und naoch was dazu.

Ich kenne es in der ambul. Pflege nur in der anderen Richtung. Ohne Keime in Klinik, mit Keimen nach Hause.
Und das erfährt man dann erst durch Zufall einige Tage später,

a: wenn durch Zufall der Klinikbericht auftaucht ( sofern es überhaupt benannt wurde)

b durch den Hausarzt der den Klinikbericht, den wir nicht sahen, evtl. wirklich gelesen hat

c. Durch zufall, wenn die Angehörigen berichten : ei mir musste immer so en Kittel anziehe.

Das ist leider ambulante realität, da es etl. Kliniken, zumindest in unserer Gegend nicht schaffen ein ordentliches Entlassungsmanagement auf die Beine zu stellen.


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Beitrag von Sa-Biene »

Naja ... dieses "ohne Keime in die Klinik" ist relativ. Wo nicht getestet wird, gibts halt auch kein positives Ergebnis. Ändert allerdings nichts daran, dass die Hygiene in nicht wenigen Krankenhäusern zu wünschen lässt.



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Griesuh
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Beitrag von Griesuh »

Sa-Biene,
Kunde im häuslichen Bereich kommt ohne jegliche Wunden und Dekubiti in die Klinik.
Nach 3 Wochen Klinik an 3 Stellen Dekubiti und MRSA Befall.

Schon merkwürdig oder?


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Beitrag von Sa-Biene »

Griesuh, es ging nur um MRSA. Da im häuslichen Umfeld normalerweise nicht getestet wird, weiß auch keiner, wie hoch dort die Durchseuchung ist. Und wenn man sich anschaut, wie sorglos genügend Menschen da draußen mit bekannter MRSA-Problematik herumhüpfen, bezweifle ich, dass sich alle unsere Patienten MRSA erst im KH geholt haben.
Mal davon abgesehen, dass ich in den letzten drei Jahren auch genügend Pflegekräfte erlebt habe, die es mit Händedesinfektion nicht gar so genau nehmen....



Benutzer 10209 gelöscht

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Beitrag von Benutzer 10209 gelöscht »

2 Dinge sind nun einmal Fakt :

- Der cMRSA ist schon lange bei uns angekommen.
- Ein Entlassungsmanagement der Kliniken existiert nicht.

Erschwerend kommt hinzu, dass die Hausärzte immer
sparsamer mit Abstrichen werden. (Selbst oder angeordnet)
Auch und gerade, wenn das typische hellbraune Sekret sich
auf Oma`s Ulcus cruris zeigt.



Elpida
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Beitrag von Elpida »

Da bin ich wieder. Um zu erzählen wie's hier weiter ging.
Ich bin schockiert darüber, WIE schnell die so kleinen und harmlosen Stellen zum üblen blutigen Klecks werden. Mit schwarzen Stellen drumherum, die man offenslichtlich als "nekroid", also verstorbenes, bezeichnet.
So sieht das also aus, "verfaultes Fleisch".
Pflegedienst wird auch heute abend nochmal her kommen, eigentlich wollten sie nur alle zwei Tage vormittags kommen, aber sie waren heute morgen ofensichtlich auch erstaunt darüber, wie rapide sich das verschlechtert hat.
Das ist jetzt voll die Quälerei hier.
Ich muß meine Mutter alle 2 Stunden von einer auf die andere Seite drehen, wobei sie sich nicht wohl fürhlt und neuerdings auch aufschreit. Da sie partout keine Antworten mehr gibt, finden wir nicht heraus, was es ist.
Entweder das rechte Knie oder die Hüfte.
GrüßEuch!



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doedl
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Beitrag von doedl »

Hallo Elpida,

kümmere Dich unbedingt um ein Schmerzpflaster für Deine Mutter; Quälerei sollte es nämlich keinesfalls sein.

Absolut druckentlastend ist die 135 ° Lagerung, so etwa vergleichbar mit der stabilen Seitenlage beim Erste Hilfe Kurs Führerschein. Ob sie das duldet, weiß ich allerdings nicht.

Gruß Doedl


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