Straftäter im Pflegeheim ???

Alles zum Beruf Pflege was nicht mit der Pflege direkt zu tun hat.
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Kati123
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Straftäter im Pflegeheim ???

Beitrag von Kati123 »

Hallo,

ich weiß, die überschrift birgt schon einige Vorurteile aber ich sehe mich im Moment einer Situation ausgesetzt, die mir Magenschmerzen bereitet.
Unser Geschäftsführer teilte mir mit, dass wir ab Juni einen Bewohner aufnehmen sollen ( beschützte Station ), der lebenslang in der JVA eingesessen hat. Auf meinen Wunsch hin war der Mann dann bei uns, weil ich ihn mir ansehen wollte. Ich muss gestehen, ich habe große Bedenken, denn er war 47 Jahre im Gefängnis, weil er 3 junge Frauen totgeschlagen hat. Seine Strafe hat er dann abgesessen. Ich fragte, ob er denn früher entlassen wird oder ob das die Regelzeit war und mir wurde gesagt, es wäre vor 18 Jahren eine Sicherungsverwahrung ausgesprochen worden und er muss auch auf richterlichen Beschluss geschlossen untergebracht werden.

Ich gebe zu, ich habe da kein gutes Gefühl, vorallem weil wir viele junge Mädchen bei uns haben, die sich diesem Mann nie körperlich widersetzen könnten. Wie seht ihr das ? Ginge es euch auch so ? Würdet ihr ihn aufnehmen ?


Menschen mit Phantasie langweilen sich nie :hehe

Altenpflege - come in & burn out... :D

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*Angie*
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AW: Straftäter im Pflegeheim ???

Beitrag von *Angie* »

Hallo Kati ....
sowas war Thema in unserer Ausbildung und es kam die Frage auf:
"Könntet ihr wirklich einen Pädophilen pflegen?"

Aber das ist ne andere Situation, denn im Pflegeheim arbeiten keine Kinder.

Kannst du n paar Angaben machen dazu, in welchem Zustand er ist?
Ist er kräftig und eigentlich körperlich noch gut dran?
Sitzt er im Rollstuhl oder ist gesundheitlich sehr angeschlagen?

Denkst Du er wäre in der Lage (rein von den körperlichen Voraussetzungen)
gefährlich übergriffig zu werden?

Man kann mit so wenig Info so schlecht was dazu schreiben.

Meine Grundhaltung ist so:
grundsätzlich hat jeder ein Anrecht aufgenommen zu werden -
aber NICHT um jeden Preis!

Ist er noch in der LAge anderen etwas anzutun, wäre für mich der Schutz meiner Mitarbeiter wichtiger!
Und ne richtig "Geschlossene" -> habt ihr die?????????

Ich denke es gibt auch speziellere Einrichtungen für Menschen, die solch eine Geschichte mitbringen.


» Wer glaubt, ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich. Man wird ja auch kein Auto, wenn man in einer Garage steht. « (Albert Schweitzer)

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Monchichi
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AW: Straftäter im Pflegeheim ???

Beitrag von Monchichi »

Nein,ich würde ihn nicht aufnehmen-ist zu riskant Kati-wenn was passiert,werdet ihr eures Lebens nicht mehr froh.

Ich muß ganz ehrlich sagen,ich könnte diesen Mann nicht versorgen,hätte da ganz große Probleme mit und auch Angst...

Ich finde,das sollen Menschen machen,die sich bewußt entschieden habe mit Straftätern zu arbeiten und die dafür ausgebildet sind.

LG-MOnchi


"Du bist wichtig, weil du du bist und wir werden alles für dich tun, damit du nicht nur in Frieden sterben, sondern leben kannst bis zuletzt"Cicely Saunders

Analir
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AW: Straftäter im Pflegeheim ???

Beitrag von Analir »

Hi,

ich würde es nicht von vorn herein ablehnen. Ich würde es vom Allgemeinzustand abhängig machen. Ich nehme an, dass er wirklich pflegebedürftig ist, denn ansonsten könnte er ja in seiner jetzigen Einrichtung bleiben?!
Weiterhin würde ich mir erbitten, dass 2 von einander unabhängige Psychiater ihn begutachten (und zwar mind. einer davon nicht aus seiner jetzigen Einrichtung).

Danach würde ich entscheiden.

Es mag naiv klingen, aber dieser Mensch ist sicher bösartig (gewesen), aber das ist soooo lange her. Inzwischen ist er ein alter/älterer Mann und mitunter nicht mir zwingend eine direkte Gefahr.


Weiterhin würde ich als Pflegekraft mir übrigens wünschen, dass die PDL mich und mein Team fragt, wie wir das sehen und denken. Und welche Sicherheitsmaßnahmen evtl. getroffen werden können. Beispielsweise eher ein Team mit männl. Pflegekräften.



Plüschfussel
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AW: Straftäter im Pflegeheim ???

Beitrag von Plüschfussel »

Ich würde das zumindestens nicht so übernehmen wollen, als wäre das eine total normale Situation bei der man die Gefahr ganz einfach beiseite schieben oder ignorieren kann.
Zu dieser Situation gehören ganz viele Informationen und Gespräche, wie sich der Arbeitgeber das vorstellt und wie er das ganze zu organisieren gedenkt.

Ich würde meine Bedenken schriftlich dokumentieren, weil nachher niemand etwas davon gewußt haben möchte, wenn das in die Hose geht.
Natürlich kann das sein, daß überhaupt nichts passiert.

Man kann im übrigen einen pädophilen Patienten besser pflegen, als einen gewalttätigen Menschen.
Denn aus dem Alter in dem das Pflegepersonal als "Opfer" infrage käme sind wir warscheinlich alle heraus.
Zudem gehören dazu sicherlich einige Schulungen, damit man mit der Situation nicht überfordert ist und damit man die Möglichkeit hat frühzeitig Warnsignale zu erkennen auf die man achten muß.

Ich bin 1988 von einem sehr gewalttätigen Patienten überfallen worden.
Das ganze ging auch für die Mitpatienten nicht glimpflich ab.
Da war auch mündlich vorgewarnt worden, und das Einzige was man nachher zu hören bekam, daß die Verantwortlichen von nichts wußten und überrascht taten.
Lediglich der Chefarzt meinte: Man hätte viel früher auf die Einwände reagieren müssen.
Da gab es aber dann schon 1 tödlichen Unfall.

Ich habe danach damals einen Selbstverteidungungskurs für Frauen belegt, der sicherlich nicht das schlechteste ist, wenn man sich in so unsichere Situationen begibt, die man noch nicht einschätzen oder handhaben kann.

3 Frauen schlägt man nicht mal so eben nebenbei tot und 47 Jahre Gefängnis sind sicherlich auch kein Spaziergang, aus denen man ohne Schäden hervorgeht.

Wenn der bettlägrig oder gelähmt wäre, sähe ich zb. keinerlei Probleme.
Mir würde es nicht um eine weitere Bestrafung gehen, sondern um die Sicherheit des Personals.

Wir fit ist der Mensch denn? Einen schleichenden, alten Mann der Probleme hat sich alleine auf den Beinen zu halten, den würde ich mit einem eine Schubs aus den Schuhen heben können.
Warum waren die Opfer Frauen?
Wie alt ist der Mensch zur Zeit und wie sieht das nach so langem Gefängnisaufenthalt aus, wenn er plötzlich auf Frauen trifft?

Da müßten mir schon sehr viele Fragen beantwortet werden. Ansonsten würde ich dann doch lieber den pädophilen Menschen vorziehen zur Pflege.
Aber ich denke auch, daß man eine Fachausbildung für diese Aufgabe haben sollte und daß es nicht ausreichend ist, wenn man mir sagt:" Mach das doch mal eben nebenbei."

liebe Grüße plüsch



Leseratte
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Registriert: Di 13. Okt 2009, 17:28

AW: Straftäter im Pflegeheim ???

Beitrag von Leseratte »

Also, das ist schon eine ziemlich heikle Situation, auch wenn generell jeder Mensch das Recht auf menschenwürdige Pflege hat.

Wie oben teilweise erwähnt ist vieles zu bedenken:

1. Wie fit ist der Mann - pysisch und psychisch - könnte er in seiner jetzigen Verfassung noch gefährlich werden (100% ausschliessen kann man das aber wohl eh nicht).
2. Information der Mitarbeiter - alle Mitarbeiter der Einrichtung sollten davon in Kenntnis gesetzt werden, besonders aber die auf dem Wohnbereich wo der Straftäter untergebracht ist - dort sollten alle einverstanden sein, oder die Möglichkeit zum Wechseln auf einen andern WB kriegen.
3. Wie ist die personelle Situation in den einzelnen Schichten auf dem WB geregelt (auch Nachts), sind genügend MA da um evtl auch eine Krisensituation in den Griff zu kriegen.
4. Wie ist die räumliche Situation, kann der Bew. bei Bedarf räumlich von den anderen Bew. getrennt werden, ist der WB groß genug um sich "aus dem Weg zu gehen" (--> Fürsorgepflicht)
5.Ist die ärztliche und vor allem psychologische Betreuung des Bew. (möglicherweise auch der MA) gesichert.
6. Erstellung eines Notfall-, Krisenplanes --> z.B. Was tun bei einem Übergriff? Wie kann ich Hilfe anfordern? Mitarbeiterschulung (Krisenintervention, validierende Gesprächsführung, evtl Selbstverteidigung, ...), Schutz dere Bew. und MA. Falls rechtlich geht: Fixierungsmöglichkeit für den Notfall.
7. Nachdenken über eventuelle Folgen für die Eirichtung: Imageverlust, Kündigung von MA oder auch von Bew., Versicherungsfragen (Schadenersatz und sowas)

Wirklich abnehmen kann Euch die Entscheidung aber keiner und ich wünsche euch sehr, das ihr die richtige Entscheidung trefft.
LG - die Ratte



Evilina
Beiträge: 156
Registriert: Do 26. Nov 2009, 12:55

AW: Straftäter im Pflegeheim ???

Beitrag von Evilina »

Hallo Kati :)

ganz ehrlich? Ich würde ihn nicht aufnehmen! Ich habe einen ähnlichen Fall im Moment und weiss daher, was das für Emotionen freisetzen kann. Und weiter ganz ehrlich? ICH würde diesen Menschen nicht pflegen wollen. Und ich würde es meinen Mitarbeiter nicht zumuten.

Ich meine, es sollten Mitarbeiter sein, die zu einem geschult sind und zum anderen, die sich bewußt entschieden haben, alte Straftäter pflegen zu wollen.

Liebe Grüße

Evilina



pflegeprofi
Beiträge: 51
Registriert: Di 25. Mai 2010, 13:59

AW: Straftäter im Pflegeheim ???

Beitrag von pflegeprofi »

[quote=""Kati123""]

... mir wurde gesagt, es wäre vor 18 Jahren eine Sicherungsverwahrung ausgesprochen worden und er muss auch auf richterlichen Beschluss geschlossen untergebracht werden.
[/quote]

Da offensichtlich eine Sicherungsverwahrung angeordnet wurde, gibt es keinen Grund, den Herren in einem "normalen" Pflegeheim mit beschützender Abteilung aufzunehemen. Niemals. Unbedingt ablehnen.

Lg
pflegeprofi



Benutzer 204 gelöscht

AW: Straftäter im Pflegeheim ???

Beitrag von Benutzer 204 gelöscht »

Off-Topic:

Hier ein Artikel zu Sicherheitsverwahrten :
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0 ... 39,00.html

LG



überflüssig
Beiträge: 371
Registriert: Sa 7. Aug 2010, 21:11

AW: Straftäter im Pflegeheim ???

Beitrag von überflüssig »

Hallo Kati123,
mich würde die Beantwortung der gestellten Fragen auch interessieren.
Kannst du n paar Angaben machen dazu, in welchem Zustand er ist?
Ist er kräftig und eigentlich körperlich noch gut dran?
Sitzt er im Rollstuhl oder ist gesundheitlich sehr angeschlagen?
Kannst du n paar Angaben machen dazu, in welchem Zustand er ist?
Ist er kräftig und eigentlich körperlich noch gut dran?
Sitzt er im Rollstuhl oder ist gesundheitlich sehr angeschlagen?
Denkst Du er wäre in der Lage (rein von den körperlichen Voraussetzungen)
gefährlich übergriffig zu werden?
Und ne richtig "Geschlossene" -> habt ihr die?????????
Warum waren die Opfer Frauen?
Wie alt ist der Mensch zur Zeit und wie sieht das nach so langem Gefängnisaufenthalt aus, wenn er plötzlich auf Frauen trifft?
Wie ist die personelle Situation in den einzelnen Schichten auf dem WB geregelt (auch Nachts), sind genügend MA da um evtl auch eine Krisensituation in den Griff zu kriegen.
Wie ist die räumliche Situation, kann der Bew. bei Bedarf räumlich von den anderen Bew. getrennt werden, ist der WB groß genug um sich "aus dem Weg zu gehen"
Ist die ärztliche und vor allem psychologische Betreuung des Bew. (möglicherweise auch der MA) gesichert.
..z.B. Was tun bei einem Übergriff? Wie kann ich Hilfe anfordern?



thomas09
Beiträge: 1191
Registriert: Mi 12. Mai 2010, 10:32

AW: Straftäter im Pflegeheim ???

Beitrag von thomas09 »

Also ich finde schon manche Äusserungen daneben und mehr als grenzwertig.

Das Pflegen von Vorurteilen und Panikmache wird bei manchen zum Stil erhoben.

Das Pflegen eines ehemaligen Straftäters grundweg abzulehnen - ich denke da tun ein paar Minuten über sein Berufsethos nachzudenken NOT.

Was ist denn nun bekannt?

Eigentlich nix genaues.

1. Vor scheinbar 47Jahren hat ein Mensch eine schwere Straftat begangen.
2. Die jetzige Situation kennt keiner, weder den geistigen noch körperlichen Zustand, noch Alter des Betroffenen.
Scheint aber nicht allzu gut zu sein - sonst würde man ihn nicht vom Gefängnis ins Pflegeheim verlegen wollen - oder?
Vielleicht schwer Krank weils dem Ende zugeht?
3. Nimmt das Pflegeheim per Beschluss untergebrachte Pat. auf oder ist dieses dafür extra zusätzlich Zugelassen und ausgewiesen?
4. Im Berufsalltag begegnet man auch aggressiven Pat. die vorher nicht im Gefängnis waren - warum ist das Gefahrenpotetial hier größer - da sollte es schon ne vernünftige Begründung dafür gegeben und keine Stammtischargumente.
Deeskalation, was tun bei Übergriffen und körperlicher Gewalt - na dass sollte eigentlich geregelt sein und sollte nicht der Aufnahme eine ehemaligen Straftäters bedürfen! Soooo selten ist das in AH nun auch wieder nicht - oder?
5. Die Begründung für die Bedenken die Kati anführt - dafür hättest du ihn nicht "ansehen" brauchen, das war vorher doch schon bekannt.
Wenn du ihn ablehnen willst sollte schon ein bißchen mehr kommen wie - ich habe kein gutes Gefühl. Ist vielleicht auch der Kürze des Mediums hier geschuldet. Kein Angriff - ich denke du verstehst was ich damit sagen will.

@evelina:
ICH würde diesen Menschen nicht pflegen wollen.
Das Leben ist kein Wunschkonzert.
Ich halte die Bemerkung für sehr bedenklich.
Darüber solltest du nochmal nachdenken.
Und ich würde es meinen Mitarbeiter nicht zumuten.
Hallo, das sind alles erwachsene Menschen die nicht beschützt sondern ernst genommen werden müssen und wollen.
Also selbst entscheiden lassen.
Wenn das so wäre, dass irgendjemand meint für mich entscheiden zu müssen, was er mir zutrauen darf oder kann - hätten wir ganz schnell ein ganz großes Problem.

Es erstaunt mich immer wieder, wie wenig Informationen doch reichen um in nullkommanix über einen, wahrscheinlich kranken Menschen den Stab zu brechen und nicht mal nähere Begleitumstände wissen zu wollen. Zumindest sich die Mühe zu machen - hat natürlich hier sein Grenzen.

Ich zumndest kann mir kein Urteil bilden, dazu sind die Informationen und Begleitumstände viel zu wenig klar.
Zuletzt geändert von thomas09 am Di 29. Mär 2011, 17:46, insgesamt 1-mal geändert.



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Monchichi
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AW: Straftäter im Pflegeheim ???

Beitrag von Monchichi »

Mich würde das auch nicht interessieren,in was für einem Zustand er jetzt ist,ob er einem noch was tun kann oder nicht vom geistigen oder körperlichen Zustand her.Allein die Tatsache,was er geatan hat,daß er ein Mörder ist,der Menschen brutal aus dem Leben gerissen hat,der Familien in unendliches Leid gestürzt hat----der würde in mir Aggression,Abwehr,Albträume verursachen-tut mir leid,ich könnte es einfach nicht,da nutzt mir auch kein Nachdenken über mein Berufsethos-da stoße ich an meine Grenzen.

LG-Monchi


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-Felicitas-
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AW: Straftäter im Pflegeheim ???

Beitrag von -Felicitas- »

Es ist auch professionelles Handeln, wenn man seine Grenzen erkennt.

Genauso, wie nicht jeder GuK auf der Notaufnahme, Intensiv, OP, auf der Geriatrie, in der Forensik oder auf der Suchtstation arbeiten möchte, weil sie/ er da an die eigenen Grenzen stößt, ist es nicht nur den PFKs der Pflegeheime zuzugestehen, dass sie ihre Grenzen kennen, sondern aus professioneller Sicht auch zu erwarten, dass sie diese entsprechend benennen können und danach handeln!


lg
F.


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DollscheVita
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AW: Straftäter im Pflegeheim ???

Beitrag von DollscheVita »

Hallo Zusammen,
wieviel wißt ihr denn von der Vergangenheit eurer bisherigen Klientel?
Es sind Mörder und Kriegsverbrecher darunter!

Mit dem Wissen im Hinterkopf läßt sich nicht vorurteilsfrei handeln.

Ja - zur Professionalität gehört es m. E. dazu, zu erkennen wann ein Mensch zur Gefahr für sich und andere wird.
Dann ist rechtzeitiges Handeln angesagt.
Der Hr. Geschäftsführer muß schon einen guten Notfallplan aufstellen, damit das Personal und Mitbewohner geschützt sind.
Und trotzdem kann es für mich keine 100% -ige Sicherheit geben.
- Siehe Fall:

http://www.abendblatt.de/region/norddeu ... ebeck.html


LG - DollscheVita -

Benutzer 1685 gelöscht

AW: Straftäter im Pflegeheim ???

Beitrag von Benutzer 1685 gelöscht »

Hallo,

thomas hat meiner Meinung nach einen wichtigen und richtigen Punkt angesprochen. Auch nach meiner Meinung sind manche Äusserungen hier sehr grenzwertig und gleichzeitig habe ich mich an einen Bewohner erinnert der hier sehr gut als Beispiel passt.

Ich arbeitete vor einigen Jahren in einer Pflegeeinrichtung an deren Pflegestationen direkt einige Appartments des Betreuten Wohnens grenzten. Die PK machten Kontrollgänge und wenn mal eine Verordnung anstand.

Eine Schülerin suchte sich eines Tages einen lieben netten alten Herrn aus um ihre Biographie für die Schule zu schreiben. Dieser nette Herr, war bei allen PK der Station beliebt, da er immer sehr freundlich und zugewandt war. Über den eigentlich Hintergrund des Herrn wusste man nichts, das war aber auch nicht ungewöhnlich, er war ja im Betreuten Wohnen.

Er fasste in den Gesprächen zu der Schülerin grosses Vertrauen und erzählte ihr, dass er sein Frau erschlagen hatte und 25 Jahre im Gefängnis gesessen hat. Die Schülerin, die es nicht besser wusste, gab die Biographie auf der Station ab, so dass die Kollegen diese lesen konnten....

Was dann begann könnt ihr euch evtl. vorstellen. Die nette alte Herr, denn alle sehr gern gemocht haben wurde gemieden. Niemand wollte mehr zu ihm hin etc.

Sophie



Evilina
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AW: Straftäter im Pflegeheim ???

Beitrag von Evilina »

Hallo Thomas!

Glaub mir, ich hatte 3 Monate darüber nachzudenken. Und ich entschiede niemals über den Kopf meiner Mitarbeiter.

Wenn allerdings 2 Mitarbeiterinnen das Kotzen bekommen, wenn sie einen bestimmten Bewohner- / in pflegen, weil sie als Kind selbst mißbraucht wurden, gibts Handlungsbedarf, oder? Wie gesagt, gelebte Praxis.

Da einfach das Berufsethos in Frage zu stellen, finde ich etwas einfach.



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Monchichi
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AW: Straftäter im Pflegeheim ???

Beitrag von Monchichi »

Hi Ihr,

ich habe beim putzen gerade noch intensiv darüber nachgedacht...

Also erst mal,was ich nicht weiß,über den Bew.,macht mich nicht heiß...

Wenn ich von einem Bew. erfahre,daß er eine schlimme Strafttat begangen hat und lange im Gefängnis saß,Sophies Erlebnis,halt daß jedermann den alten Herrn bisher mochte,eine gute Pflegebeziehung bestand und dann kommt so ein Geständnis-ganz ehrlich,da würde ich den Menschen nicht fallen lassen.Da würde ich dann sagen,gut,er hat was schlimmes getan,hat dafür seine Strafe abgesessen und wir kennen und mögen ihn,er ist ein liebenswerter Herr,er bereut-es ist gut jetzt-ich würde ihm Hilfe anbieten-Seelsorger,Psychologe,falls er dies benötigt.
Und wenn das Team Hilfe braucht,damit nicht umgehen kann,anfängt,ihn schlechter zu behandeln,dann braucht das Team Hilfe!!!

Aber einen Menschen aufnehmen,wo man weiß 3 Morde,lebenslange Sicherheitsverwahrung,das wäre mir als Leitung zu riskant!

Sowas spricht sich rum,"die nehmen einen Mörder,einen Schwerstverbrecher auf,da gebe ich meine Mutter nicht hin...

Die Mitarbeiter werden evtl. belastet,können damit nicht umgehen,auch einen pädophilen würde ich nicht pflegen wollen,wie viele Mitarbeiter sind in welcher Form auch immer sexuell mißbraucht worden(es sind mehr als man denkt).#
Nein,zu dem Menschen besteht kein Bezug und mit dem Wissen,da kommt jemand,der hat sowas schlimmes getan,wie soll sich da eine gute Pflegebeziehung entwickeln,so daß man diesem Menschen auch menschenwürdig pflegen kann-ich könnte es nicht,ich würde das Zimmer mit Angst,Abwehr,innerliche Aggression betreten,würde ihn nicht schlecht behandeln,aber meine Distanz wäre so groß zu ihm,daß er es spüren würde.
Da ist er dann bei speziell geschulten,die sich dafür entschieden haben besser aufgehoben.

Versteht ihr wie ich meine??Der alte,liebenswerte Herr,den ich mag und ich erfahre dann sowas und er bereut,da bin ich gezwungen,professionell mit umzugehen und ich bin ja kein Unmensch und wäre die letzte,die ihn hängen lassen würde.

Aber bei einem Menschen,den ich nicht kenne,keinen Bezug zu habe und dann erfahre,was er getan hat,zu dem möchte ich keine Beziehung aufbauen,ich finde,das ist dem Team nicht zuzumuten,dem Ruf des Hauses auch nicht.

Ich finde es unfair zu sagen,daß man dann nicht professionell ist.Da würde dann von vornherein ein Psychologe,Supervisor dazu gehören,kriegen die MA,die schwierigen Situationen ausgesetzt sind im Hospiz,in der Psychatrie,in der Forensik doch jeden Monat--das wäre mir als Heimleiter alles viel zu aufwendig und riskant,dann lieber den Menschen weiter reichen an eine passendere Stelle-um ihm auch gerecht zu werden und das Personal zu schützen!!

LG-MOnchi


"Du bist wichtig, weil du du bist und wir werden alles für dich tun, damit du nicht nur in Frieden sterben, sondern leben kannst bis zuletzt"Cicely Saunders

thomas09
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AW: Straftäter im Pflegeheim ???

Beitrag von thomas09 »

Hallo evelina,

ich habe geschrieben:
Ich zumndest kann mir kein Urteil bilden, dazu sind die Informationen und Begleitumstände viel zu wenig klar.
Ich habe das Berufsethos auch nicht in Frage gestellt, steht mir gar nicht zu, sondern angeregt mal darüber nachzudenken.
Wenn allerdings 2 Mitarbeiterinnen das Kotzen bekommen, wenn sie einen bestimmten Bewohner- / in pflegen, weil sie als Kind selbst mißbraucht wurden, gibts Handlungsbedarf, oder?
Ja sicher, das habe ich ja nicht bestritten.
Hat aber mit dem aktuellen Fall jetzt nichts zu tun - oder?
Und ich entschiede niemals über den Kopf meiner Mitarbeiter.
Na ja - als PDL kann ich nicht immer basisdemokratische Entscheidungen treffen - das liegt in der Natur einer Leitungsposition.

@monchichi:
dann lieber den Menschen weiter reichen an eine passendere Stelle
Welche "Stelle" wäre das denn?

Es ist bei uns gesellschaftlicher Konses, dass einem Strafttäter, wenn auch zeitweise eingeschränkt, die Menschenwürde nicht grundsätzlich abgesprochen werden darf und kann.

Deshalb plädiere ich für Differenzierung und verweigere die Pauschalisierung.

Natürlich sehe ich das Konflikpotential in der "Sache" und die Zwickmühle in der Evelina steckt.

Für mich wäre zumindest als erste Lösung - nicht nehmen - oder weiterschieben mit meinen ethisch, moralischen Vorstellungen die ich mit diesem Beruf verbinde nicht vereinbar.

Wobei ich mit nicht sicher wäre, ob NACH Abwägung allen FÜR und WIDERS auch eine Ablehnung stehen könnte - DANACH.

Eine Straftat vo 47Jahren wäre für mich nicht das EINZIGE Entscheidungs- oder ein K.O. kriterium.

Aus supervisorischer Sicht sehe ich da ne hoch spannendende Dynamik in Teams und evtl. sogar dem ganzen Haus entstehen.
Da könnte mehr Bewegung entstehen als in den letzten 20Jahren.

Da wäre eine hohes Maß an Leitungskompetenz auf allen Ebenen gefragt.
Wäre aber auch ne riesen Chance was in Fluss zu bringen, was bisher vielleicht nur dümpelt.



Analir
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Registriert: Mi 15. Dez 2010, 12:57

AW: Straftäter im Pflegeheim ???

Beitrag von Analir »

Interessante Diskussion...

Möchte zwischendrin mal einwerfen, das Kati nicht in einem normalen Pflegeheim arbeitet, sondern lt. ihrem Status in einer Gerontopsychiatrie/Psychiatrie. Sie erwähnte glaub auch einen geschlossenen Bereich. Ich meine, dass dort die Menschen in vielen Dingen anders ticken, andere Vorgeschichten, aber auch aktuelle Probleme haben, als in "unseren" "normalen" Senioreneinrichtungen. Dies sollte nicht unter den Tisch fallen. Auch von personeller Seite betrachtet.... wer in einer Geronto arbeitet, hat meiner Meinung nach sowieso eine andere Einstellung zu - hmm, sagen wir mal "schwierigen" Bewohnern. Auch das sollte man berücksichtigen und sie eben mit entscheiden lassen.

Schade, das Kati noch nicht wieder was dazu geschrieben hat.... :confused:



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Kati123
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AW: Straftäter im Pflegeheim ???

Beitrag von Kati123 »

sorry text ließ sich nicht komplett formatieren... ich versuchs nochmal


Menschen mit Phantasie langweilen sich nie :hehe

Altenpflege - come in & burn out... :D

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