Altenpflege hat Zukunft ... meinste ???

Alles zum Beruf Pflege was nicht mit der Pflege direkt zu tun hat.
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Kati123
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Altenpflege hat Zukunft ... meinste ???

Beitrag von Kati123 »

Hallo liebes Forum,

in den letzten Monaten geht es in unserer Einrichtung, wie auch in den umliegenden Einrichtung hoch her. Schuld ist nicht etwa ein Virus, obwohl man das schon als "Pest der Gesundheitsreform" :mad: bezeichnen kann. Sonst mache ich mir hier Gedanken über Arbeitsrecht, fachliche Themen oder die psychische KOnstitution sämtlicher Kollegen bundesweit. Früher hat es mich aufgeregt, wenn ein Katheter verstopft war 8) oder ich mal wieder einspringen mußte :eek: , ein Bewohner mich vor ein Problem stellte oder mein AG sich blöd anstellte :wall . Heute mache ich mir - vielleicht liegt das auch am Blickwinkel oder am anderen Aufgabengebiet - Sorgen, wie es mit der Altenpflege wohl weitergeht ? Seit 16 Jahren beobachte ich die Veränderungen im Sozialsystem, immer wird von Besserungen gesprochen, von bahnbrechenden Erkenntnissen....
Letztendlich sehe ich die Pflege mit dem Rücken an der Wand. Hier im Umkreis gibt es 5 Schulen, die kaum Nachwuchs finden, kaum eine Einrichtung ( bis auf die Kleinen privaten Häuser !!! ) bildet noch Pflegekräfte aus, uns fehlen die Leute und die treuen langjährigen Mitarbeiter gehen wirklich an den Belastungen zugrunde. Seit letzten Sommer - warum ausgerechnet da... keine Ahnung - brechen im Umkreis die Fachkräfte weg :confused: . Beim AA werden z.Zt. 135 STellen :eek: :eek: :eek: nur für diesen Landkreis ausgeschrieben. Damit sind nicht mal die Hälfte erfasst. Viele Häuser pinnen ihre Stellengesuche an Supermärkten an, inserieren mit riesigen Anzeigen in allen Tageszeitungen, verteilen Flyer in den Haushalten, es wird abgeworben ohne Ende. Die Qualität bleibt hierbei auf der STrecke, da dadurch ein immens hoher Wechsel an Personal vorliegt. Kaum bin ich gerade im Soll mit meiner Fachkraftquote, steht die nächste Kündigung in der Tür. Sicherlich brauchen die Leute mehr Geld und klar ist auch, dass sie zu den großen Geldgebern gehen ( wo sie nachweislich nicht lange glücklich sind, denn die, die gegangen sind, haben bereits wieder gewechselt ). Aber ist es das, was unsere Regierung möchte ? Geht es nicht darum, Ruhe in diesen so empfindsamen und emotionalen Bereich zu bringen ? Wäre es nicht wichtig, gleiche Bedingungen für alle zu schaffen und eher die zu belohnen, die sich richtig ins Zeug legen anstatt diese auch noch abzustrafen ? Wir legen uns für unser Personal krumm, zahlen schon mehr, als wir eigentlich können, fördern, leisten Sonderzahlungen, motivieren :yo ... und trotzdem stehen wir mit leeren Händen da, weil einfach NIEMAND auf dem Markt ist :god . Selbst die Freiberuflichen Kollegen und die Leihfirmen haben keine Ressourcen mehr. So schlimm habe ich es noch nie erlebt... und ich kenne einige Durststrecken in der Pflege.
Ich mache mir ernsthafte Gedanken, wie ich als Leitungskraft noch authentisch meinen Kollegen gegenüber treten kann, wenn ich jeden Monat sagen muß: Sorry, wieder keine Bewerbungen, bitte haltet durch. :liebe
Meine Chefin hat mit den anderen Heimleitern schon eine Arbeitsgruppe geschlossen, in der es um weitere Ausbildungsgänge geht, wir haben derzeit !7! Azubis im Haus, im Winter soll es nun einen Quereinsteigerkurs geben für 3-4 Jahre, damit Fachkräfte ausgebildet werden. Aber reicht uns das aus ?

Wie wird das in 5 oder 10 Jahren sein ? Haben private Häuser dann überhaupt noch eine Chance auf dem Markt ? Ist das überhaupt haltbar ?
Ich weiß es nicht. Ich habe damals bewußt unsere Einrichtung gewählt ( klein, übersichtlich, familiär geführt, wenig Bürokratie, viel Verständnis für die Mitarbeiter, gute Gehälter, Blick für den Bewohner.... ), weil mir wichtig ist, dass ich hinter einem AG stehen kann, sonst würde ich mich "verkauft" fühlen. Nun aber sehe ich riesige Probleme auf uns zukommen, denen ich mich natürlich mit ganzer Kraft stellen werde, aber spielen wir da nicht David gegen Goliath ?

Mich würden eure Gedanken zu der heutigen Situation interessieren ?! Glaubt ihr, dass es besser werden kann ? Wenn ja, wie würdet ihr euch das wünschen ?

Ich denke, wir sind eine große Gemeinschaft, warum soll ich mir meine Gedanken alleine machen ? Auf einen fröhlichen Austausch ! :D


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Thanos

Altenpflege hat Zukunft ... meinste ???

Beitrag von Thanos »

Das Hauptproblem ist nicht das Image der Pflege sondern die Einstellung der Gesellschaft zum Thema Pflege. Nicht zum Beruf, sondern zu der Tätigkeit, zum gepflegt werden. Es wird immer mehr Personen geben, welche gepflegt werden müssen, oder die sich langsam aber sicher einem Punkt nähern wo sie professionelle Hilfe bei der Alltagsbewältigung benötigen.

Das Selbstwertgefühl der Gesellschaft wird sich wandeln, die Lebensqualität auch im Alter wird an Bedeutung gewinnen, und damit auch das Bedürfniss nach professioneller Pflege. Die Bereitschaft einen angemessenen Preis dafür zu zahlen wird steigen. Dann wird auch die Pflege ihren Aufschwung erfahren.

Das Problem Mitarbeitergewinnung hatte man in den USA bereits schon vor ein paar Jahrzehnten. Die Lösung waren Magnetkrankenhäuser. Diese Lösung kann man nicht 1:1 in Deutschland anwenden, aber man kann dies als Vorbild ansehen. So ist es möglich ein Teilproblem zu lösen.


Ich denke die Situation sollte man aus einem neutralen Blickwinkel betrachten. Man kann das Problem Altenpflege lösen. Hängt man sich den Klotz kleine private Einrichtungen ans Bein ändert sich das recht schnell.

David gegen Goliath bedeutet Krieg. Es gilt viel mehr neue Strategien zu entwickeln.



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marie-antonia
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AW: Altenpflege hat Zukunft ... meinste ???

Beitrag von marie-antonia »

"DGB-Index „Gute Arbeit“:
Tatsächliche Arbeitszeiten von Altenpfleger/innen weichen in
allen Gruppen stark nach oben ab: Im Mittel arbeiten
vollzeitbeschäftigte Frauen 44 Stunden pro Woche
, während
ihre vertraglich vereinbarte Arbeitszeiten lediglich bei 39,5
Stunden liegen.

Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege:
„Der Krankenstand ist um 20 % höher als im Mittel
aller Branchen, die Berufsverweildauer beträgt im Schnitt nur zehn Jahre.“

 Die hohen beruflichen Belastungen führen zu Stress,
Frust und Burnout.
Eine Studie von Becker und Meifort zeigt, dass nach 5 Jahren nur noch ca.
20 % der ausgebildeten Altenpfleger/innen in ihrem Beruf tätig sind.
Weitere
ca. 20 % sind in einen anderen Beruf gewechselt, ca. 10 % haben ein Studium
aufgenommen, 50 % haben die Berufstätigkeit aufgegeben bzw. sind
arbeitslos (Becker/Meifort 199 8) .

Zitat aus:
http://docs.google.com/viewer?a=v&q=cac ... HZE_XQM1UQ

"

Hallo Katie 123

Und wenn ihr noch so viele ausbildet, die Wenigsten bleiben in diesem Beruf.

Ich selbst stelle mir auch als "Fast-Fachkraft" die Frage : will ich das die nächsten XX Jahre tun???. Ich sehe selbst die Entwicklug in den letzten 5 Jahren. (Abbau von Personal, Kürzung der tgl. Arbeitszeit - besonders bei den Helfern, Fachkräfte sind inzwische meist für 2 Stationen zuständig, fast nur noch schwerere Pflegefälle im Heim, da die Menschen immer länger zu Hause bleiben, Streichung von Weihnachtsgeld, Urlaubsgeld, neue Verträge - neuer Tarif für neue Bewerber, Arbeitsklima zum davonlaufen, Druck von Angehörigen und vom Chef, Pflegepersonal (besonders auch Altgediente) die am Ende ihrer Kräfte sind und gar nicht mehr merken, wie schlecht sie die Bewohner behandeln, ein Berg von Schreibkram, ein Gehalt von dem man keine Familie ernähren kann,...

...vielleicht muss das alles irgendwann zusammenbrechen, damit sich etwas ändern kann.

LG MarieA
Zuletzt geändert von marie-antonia am So 25. Apr 2010, 22:43, insgesamt 1-mal geändert.



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Kati123
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AW: Altenpflege hat Zukunft ... meinste ???

Beitrag von Kati123 »

@Thanos: Klär mich auf: Was ist ein Magnetkrankenhaus ? Verlieren wir nicht den Menschen aus den Augen, wenn die kleinen Häuser verschwinden und alles groß und anonym wird ? Ist es uns nicht Lehre genug, wenn Menschen in Hochhäusern einsam und unbemerkt von der direkten Nachbarschaft wochenlang tot in der Wohnung liegen ? Müssen wir nicht doch in eine andere Richtung denken ?

Zum Thema von anderen Ländern lernen: Deutschland besudelt sich seit Jahrzehnten in vielen Bereichen nicht gerade mit Ruhm, wenn es darum geht, aus Erfahrungen anderer Länder zu lernen. Wir müssen doch gar nicht so weit schauen. Unsere Nachbarn haben tolle Pflegesysteme, die seit Jahrzehnten funktionieren. Wir wollen schon, aber die Wirtschaft spricht ein mächtiges Wort mit. Ich denke da an die Pharmakonzerne, die mächtigen Ketten, die jedes noch so kleine Haus schlucken, die Politik, die von den wirtschaftsorientierten Entscheidungen profitiert... am Ende steht aber der alte Mensch und diejenigen, die noch in der Lage sind sich aufzuraffen um andere Menschen zu pflegen. Seit Jahren läuft alles auf eine Mindestpflege hinaus und ich sehe es so, dass wir diese bereits heute schon nicht mehr leisten können. Es geht um den Profit, da haben Schöngeister wie ich und andere hier, Revoluzzer und emotialgeprägte Berufsoptimisten leider keine Lobby.

Ich denke auch, dass es einen Grund hat, warum eine Pflegekammer bisher erfolgreich abgewiegelt wurde. Ebenso stimme ich GastY zu, dass es sicherlich an der Anerkennung des Berufsbildes in der Gesellschaft krankt.
Aber ich fange auch vor der eigenen Tür an zu kehren und stelle immer mehr fest, dass sich die Einstellung zum kranken Menschen ändert. Das Interesse zu helfen wird durch die Medien gedrückt, vielmehr ist es angenehmer "in" zu sein, Krankheit und Pflegebedürftigkeit sind zu einem Tabuthema avanciert. Junge Menschen sind lieber Eventmanager oder Topmodel, als Altenpfleger oder Pflegehelfer.
Klar liegt dies mitunter an den schlechten Bedingungen und sicher sieht die Politik keinen Handlungsbedarf, aber liegt es nicht auch an jedem von uns selbst? Ich sehe es aber auch als so real an, dass ich weiß, dass ich kleines Licht nur einen gewissen Aktionsradius habe. Die Luft wird nach oben hin dünner hat mal Oscar Wilde gesagt und er hat recht..........


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wuselchen
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AW: Altenpflege hat Zukunft ... meinste ???

Beitrag von wuselchen »

Guten Morgen,

ich mag auch mal meinen Senf dazu geben. Ist meine Meinung aufgrund von mangelndem Wissen aus der "Chefetage" falsch, dann bitte ich dies zu entschuldigen ;)

Warum will keiner Altenpfeger/in werden?
Klar, in erster Linie weil unser Beruf keine Lobby hat. Auch ich bin davon überzeugt das viele denken, das Altenpfleger/in ein Beruf ist wo es nur um Po abwischen geht. Damals in der Schule sind wir auf die Straße gegangen und haben die Menschen gefragt und genau das kam dabei heraus. Ich bin in einem anderen Forum (wo es nicht um den Beruf geht) da wurde ich auch gefragt was ich mache. Es gab niemanden der nachgefragt hat. Ein anderer Forumsteilnehmer, der in der Journalismusbranche gearbeitet hat wurde ausgefragt. Es gibt kein Interesse an dem Alt werden. Die Gesellschaft schiebt Alter, Krankheit und Tod vor sich her. Herr Schützendorf hat es dieses Jahr auf dem Care Fair schön gesagt: "Bevor Opa seinen Enkel auf den Arm nimmt muß er erstmal vom Rennrad absteigen" In der Werbung kommt immer mehr für ältere Menschen, es geht aber hauptsächlich darum wie man körperlich und geistig fit bleibt. Da ist kein Platz für die Frage wer pflegt mich wenn ich krank bin. Ich bilde mir ein das Mr. Fussek (den man nun mag oder nicht) nun schon sehr oft bei irgendwelchen Talkrunden war, aber ich kenne kaum einen Menschen der nicht in der Pflege arbeitet aber Herrn Fussek kennt. Die Leute schalten weg wenn es doch irgendwo mal um die Pflege geht.
Und dann kommen noch die Mütter und Väter daher, die in der Pflege seit Jahren arbeiten. Sind wir doch mal ehrlich, würdet ihr euren Kindern diesen Beruf ans Herzen legen? Ich wohl eher nicht, wenn ich Kinder hätte.

Und wenn sich dann mal ein junger Mensch für den Beruf entscheidet?

Wird er bei den meisten "ausgebeutet". Bei meinem Arbeitgeber muss ein Schüler im dritten Ausbildungsjahr einen WB allein versorgen (10) Bewohner. Klar meist ist eine Fachkraft mit im Dienst, die ist dann aber auf einem anderen WB. Wenn das mal so ist, sozusagen um Fachkraft-Luft zu schnuppern, ist das ja auch ok. Aber wenn der Schüler dann 12 Frühdienste allein macht find ich das bedenklich. Am Ende des Praktikums stellt man dann fest das man eigentlich ein paar Sachen gar nicht beurteilen kann weil man ja nicht mit dem Schüler gearbeitet hat oder weil der Schüler gar keine Zeit hatte seine Praxisaufträge zu machen. Wenn das einmal passiert sollte man annehmen man lernt daraus, tja mittlerweile haben wir den dritten Schüler wo das so gehandhabt wird. Da würde auch mir die Lust an dem Beruf vergehen.

Was sollte sich ändern?

Ich möchte jetzt den WBL´s und PDL´s unter euch nicht auf den Schlips treten, auch mir ist bewusst das ihr Druck von oben bekommt und oft gar nicht wisst wie ihr die Dienste abdecken sollt.
Ich denke das sich erst etwas ändert wenn die Basis sich ändert. Es ist (leider) nunmal so das unser Job so eine Art Helfersyndrom auslöst. Wie oft habe ich erlebt das Mitarbeiter mit Fieber oder ähnlichem zur Arbeit kommen. Wenn ich dann frage wieso sie das machen, kommt die Antwort "Ahja wer soll meinen Dienst denn übernehmen?" Ja stimmt, ohne Mitarbeiter A oder B würde wahrscheinlich der Notstand ausbrechen. Mitarbeiter springen immer ein, kommen grundsätzlich früher und bleiben sowieso länger. Ein Kollege von mir kam jetzt an seinem freien Wochenende jeweils für 6 Stunden um Pflegevisiten zu bearbeiten. Schreibt er sich die Zeit auf??? NEIN! Und das ist kein Einzelfall. Ich habe ihn dann gefragt ob er das der WBL gesagt hat, er meinte dann das diese meinte er sei nicht richtig organisiert und er bleibe deswegen immer länger. Wo wir auch schon bei der Motivation aus der Chefetage sind. Die kleine Seele einer Pflegekraft braucht auch Zuwendung, sie will mal getäschelt, will mal hören "Das haste gut gemacht". Läuft das so?`Wohl eher nicht. Auch hier kann ich nur von persönlichen Erfahrungen berichten. Ein paar Sätze einer WBL: "Sie waren letztes Wochenende, an ihrem Dienstwochenende krank, sie müssen dieses Wochenende einspringen. Andere Mitarbeiter sind auch für Sie eingesprungen, was können sie dafür das Sie krank waren". Oder, ich hatte frei, jemand ist krank geworden und ich sollte einspringen. Nun hatte ich an diesem Tag einen Termin für die Werkstatt, später warf mir meine WBL das vor und ich fragte sie wie ich nach ihrer Meinung reagieren sollte "Ich hätte von Ihnen erwartet das sie den Werkstatt-Termin absagen". Und dann immer dieses ewige "Kommen Sie mir entgegen berücksichtige ich auch Ihre Wünsche im Dienstplan" Das grenzt ja schon an ner Drohung.
Pausen? Sind schön wenn sie auf dem Dienstplan irgendwie stehen, in der Praxis sieht das anders aus. Ich möchte mal einen Chef erleben der mich zwingt Pause zu machen.
Pflegekräfte sollten öfters NEIN sagen. Vielleicht merkt die Chefetage dann was los ist und geht zur höheren Stelle und beschwert sich, irgendwann müsste das doch dann mal beim "Oberchef" ankommen. Was bringt es zu wissen das man die Mitarbeiter ausblutet, diese dann aber irgendwann ins Dauerkrank gehen oder kündigen??? Warum ist es nicht möglich die wenigen Mitarbeiter die man noch hat zu hegen und zu pflegen? Ich glaube wenn ein Mitarbeiter zufrieden ist, dann steigt auch die Motivation jedes Einzelnen. Eigentlich sitzen wir doch alle in einem Boot, wieso können wir nicht an einem Strang ziehen?
Viele Fachkräfte fangen irgendwann an zu studieren und bilden sich weiter, vielleicht sogar mit dem Hintergedanken etwas ändern zu können. Die Hälfte davon zerbricht irgendwann an dem Wissen doch nichts ändern zu können.

Also, erst muss sich die Basis ändern bevor der Rest überhaupt etwas von den Problemen mitbekommt. Öfters mal nein sagen, krank sein wenn man krank ist, auch mal Pausen machen, sich die Überstunden aufschreiben. Viele von uns machen das auch, aber es gibt doppelt so viele die das nicht machen. Man sagt wir arbeiten in einem Dienstleistungsberuf. Wieso handeln wir nicht mal danach und bleiben trotzdem noch die "netten" Schwestern und Brüder? Wieso entwickeln wir uns wieder zurück? Wir hatten das doch schonmal wo die Schwestern 24 Stunden beim "Patienten" waren, dort mitgelebt haben und wo nur ledige diesen Beruf ausgeübt haben.
Den Politikern ist das egal, sie werden wenn sie alt sind in eine teure Residenz gehen wo sie eine 1:1 Betreuung haben...
Zuletzt geändert von wuselchen am Mo 26. Apr 2010, 08:06, insgesamt 1-mal geändert.



Evilina
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AW: Altenpflege hat Zukunft ... meinste ???

Beitrag von Evilina »

Guten Morgen :)

Ja, die Pflege ist ein Stiefkind der Politik. Schuld sind wir aber selbst! Wir jammern immer nur, sehr wenige sind organisiert in Gewerkschaften ( wobei ich persönlich mit Gewerkschaften auf dem Kriegsfuss stehe ^^). Wir jagen unsere eigenen Kollegen und Mitarbeiter ( " Du musst schneller werden, du musst in 2 Std mind. 6-8 Bewohner / Patienten pflegen.."). Das zum Teil aufgeblähte Qualtätsmanagement tragen wir mit, denn die Presse schreibt ja, dass wir soooo schlecht sind...

Die Politik hat es recht gut angefangen. Sie bestimmen, dass eine "neutrale" :music Organisation die Einrichtungen / Pflegedienste überprüft. Die Noten fallen im Schnitt recht gut aus, so dass argumentiert werden kann, dass hier keine Handlungsbedarf besteht. Wenn Pflegekräfte jammern, dass für soziale Betreuung keine Zeit übrig bleibt ( übrigens ein wichtiger Ausbildungsinhalt einer jeden Altenpflegekraft!), werden Betreuungskräfte gesponsert.

Als ich vor 15 Jahren den Beruf ergriffen habe, war es mein Ziel, alte und pflegebedürftige Menschen fachlich pflegen und zu betreuen. Was machte eine Pflegefachkraft denn mittlerweile? Richtig, sie sitzt 60- 70 % an der Dokumentation!

Und wir stehen da, und jammern nur oder verlassen den Beruf!

Ich bin in der Zwischenzeit in die "Chefetage" aufgestiegen, weil ich nur auf dieser Position dafür sorgen kann, das Arbeitsbedingungen erträglich und menschlich bleiben.

Ach ja, auch "Chefs" benötigen mal eine anerkennende Rückmeldung von Mitarbeiter, wenn sie dafür sorgen, das der Arbeitsplatz gesichert ist und es evtl. Weihnachts.- oder Urlaubsgeld gibt (siehe die jüngst angemeldeten Insolvensen).

Anerkennung und Wertschätzung ist für beide Seiten wichtig.

Viele Grüße

Evilina
Zuletzt geändert von Evilina am Mo 26. Apr 2010, 09:57, insgesamt 1-mal geändert.



Balot
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AW: Altenpflege hat Zukunft ... meinste ???

Beitrag von Balot »

Man sollte auch ausgebildete Pfleghilfskräfte die Möglichkeit geben in einer 2 jährigen Weiterbildung ihren Examen in der Altenpflege zu machen.Für diese Weiterbildung müsste es auch eine kleine Lohnfortzahlung geben.
In Dänemark sind viele Quereinsteiger in diesen Beruf.Viele die schon einen Erst oder Zweitberuf haben entscheiden sich mal in der Altenpflege reinzusschauen.
Unqualifizierte dürfen auch nicht länger als wie ein halbes Jahr im Pflegeheim arbeiten,somit machen danach viele die 13 monatige Altenhelferausbildung mit teilweise Lohnfortzahlung vom Staate.Darauf basierend kann man später die 18 monatige Altenpflegeausbildung(mit Zuschuss vom Staat) machen.Viele zwischen 40-60 entscheiden sich nochmals für diesen Beruf(Insbesonder Frauen ,wo die Kinder aus dem Haus sind).Gerade die Lebenserfahrung die die "älteren"mitbringen ist eine Bereicherung in der Altenpflege.Ich habe gerade einen Kollegen,der hat mit 59 die Altenpfleghelferausbildung(mit Lohnfortzahlung vom Staat) abgeschlossen und wurde danach bei uns eingestellt.Das wäre unvorstellbar in Deutschland.



Evilina
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AW: Altenpflege hat Zukunft ... meinste ???

Beitrag von Evilina »

Noch mal ich :)

Ich glaube nicht, dass es an der Motivation oder weniger an dem Geld liegt, warum wir unter einem Personalnotstand leiden. Es liegt an den katastrophalen Rahmenbedingungen. Es wird proffessionale Pflege mit Herz gefordert, aber die Einstufung läuft rundweg über Pflegeminuten im körperlichen Bereichen.

Pflegekräfte gehen nicht mehr zufrieden nach Hause, sie haben ständig das Gefühl, noch etwas erledigen zu müssen oder das sie was vergessen haben.

Im Vergleich : Ein Müllmann hat es auch nicht leicht, er muss bei Wind und Wetter , Hitze stinkenden Müllautos hinterlaufen. Aber wenn er Feierabend hat, geht er duschen und nach Hause.

Eine Pflegekraft bleibt noch ne halbe Stunde, ruft anschließend nochmal Kollegen an etc.

Beide haben einen schweren Beruf, aber wenns nicht passt, streikt der Müllmann und die Pflegekraft jammert. Bitte nicht böse verstehen, aber wenn wir nicht in der Lage sind, die Mißstände genau zu benennen, wird sich nie etwas ändern.

Evilina



wuselchen
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AW: Altenpflege hat Zukunft ... meinste ???

Beitrag von wuselchen »

[quote=""Evilina""]Noch mal ich :)

Ich glaube nicht, dass es an der Motivation oder weniger an dem Geld liegt, warum wir unter einem Personalnotstand leiden. Es liegt an den katastrophalen Rahmenbedingungen. Es wird proffessionale Pflege mit Herz gefordert, aber die Einstufung läuft rundweg über Pflegeminuten im körperlichen Bereichen.

Pflegekräfte gehen nicht mehr zufrieden nach Hause, sie haben ständig das Gefühl, noch etwas erledigen zu müssen oder das sie was vergessen haben.

Im Vergleich : Ein Müllmann hat es auch nicht leicht, er muss bei Wind und Wetter , Hitze stinkenden Müllautos hinterlaufen. Aber wenn er Feierabend hat, geht er duschen und nach Hause.

Eine Pflegekraft bleibt noch ne halbe Stunde, ruft anschließend nochmal Kollegen an etc.

Beide haben einen schweren Beruf, aber wenns nicht passt, streikt der Müllmann und die Pflegekraft jammert. Bitte nicht böse verstehen, aber wenn wir nicht in der Lage sind, die Mißstände genau zu benennen, wird sich nie etwas ändern.

Evilina[/quote]

Hm, was ist es denn dann wenn nicht Motivation? Wenn man ständig länger bleibt und trotzdem nicht fertig wird geht die Motivation irgendwann flöten.

Was ich nicht verstehe ist folgendes: Nehmen wir mal an eine Bürokraft arbeitet den ganzen Tag hart, am Ende des Tages bleiben noch Akten übrig. Was macht sie? Sie sticht ab und geht heim und sagt sich das die Akten auch morgen noch bearbeitet werden können!
Wenn der Chef der Bürokraft dann sagt "Ich ordne Überstunden an" bleibt sie natürlich MAL länger.
Was machen wir? Wir sitzen nach dem Frühdienst noch mal 1,5 - 2 Stunden und versuchen zumindest das gröbste noch zu bearbeiten. Und schenken dem Haus dann auch noch die Stunden. Wir machen keine Pause (30 Minuten mal 5 Tage = 150 Minuten die Woche die man dem Haus schenkt). Und der Arbeitgeber lacht sich ins Fäustchen und die noch weiter oben sitzen denken sich: Wieso was ändern, geht doch auch so!!
Da wird sich nen Kopf gemacht das man Bewohner XY nicht geschafft hat für die Nacht umzuziehen und man macht sich schon Gedanken darüber das der Nachtdienst das jetzt übernehmen muss und was die Kollegen wieder sagen.



wuselchen
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AW: Altenpflege hat Zukunft ... meinste ???

Beitrag von wuselchen »

Ich dann auch nochmal.

Thema Pflegenotstand. Wie soll man denn auf diesen Pflegenotstand hinweisen, wenn nicht wir selbst?
Aber solang es immer wieder Kollegen gibt die jedesmal einspringen, die jedesmal länger bleiben, die keine Pausen machen (im besten Fall auch noch Nichtraucher sind), die den Beruf vor das Privatleben stellen...was soll sich da bitte ändern?

Was wäre wenn diese plötzlich nicht einspringen, sich durch die Gewerkschaft oder was auch immer Beistand holen, sich erkundigen was der Arbeitgeber darf und was nicht? Was wäre wenn dann die WBL´s Überlastungsanzeigen schreiben weil sie niemanden haben...Was wäre wenn jeder Mitarbeiter seine Pausen macht, wenn alle Mitarbeiter sich ihre Überstunden immer aufschreiben, die Chef´s nerven das man die ganze Arbeit in der regulären Zeit nicht schafft????
Was würde passieren???


Achja irgendwer hatte hier was zu den neuen und tollen Noten erzählt. Was soll das bringen? Ein Heim hat in Behandlungspflege ne 5 bekommen, hat aber in der Bewohnerbefragung und Hygiene ne 1. Gleicht somit die 5 wieder aus und darf sich als tolles Haus präsentieren???? Sorry, der größte Betrug überhaupt.



Evilina
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AW: Altenpflege hat Zukunft ... meinste ???

Beitrag von Evilina »

Huhu Wuselchen,

das mit den Pflegenoten war ich und ich meinte das ironisch, wenn das nicht so angekommen, sry :)

Erkläre mir doch mal bitte, warum ihr keine Pause macht? Warum macht ihr Mehrstunden ohne Berechnung? Alles, was an zusätzlicher Arbeitszeit auf den Einzelnen zukommt, muss aufgeschrieben werden. Pflegemitarbeiter, die dieses nicht tun, signalisieren damit, die Arbeitsabläufe nicht zu beherrschen. Und das meine ich nicht böse! Aber zu sagen , das Arbeitgeber sich eins ins Fäustchen lachen....das klingt für mich nicht sachlich.

Ich denke, Pflegekräfte sollten benennen, was schaffbar ist und was nicht.
Die Aussage " das schaffe ich nicht, die Arbeit ist zuviel..." reicht einfach nicht.

Sachlich die Arbeitsabläufe darstellen, dann wird klar, ob die Zeit reicht oder nicht. Sollte die Zeit dann nicht reichen, ist der Arbeitgeber gefragt, dieses zu ändern.

Ich hoffe, ich habe mich diesmal verständlich ausgedrückt :)

Evilina



wuselchen
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AW: Altenpflege hat Zukunft ... meinste ???

Beitrag von wuselchen »

[quote=""Evilina""]Huhu Wuselchen,

das mit den Pflegenoten war ich und ich meinte das ironisch, wenn das nicht so angekommen, sry :)

Erkläre mir doch mal bitte, warum ihr keine Pause macht? Warum macht ihr Mehrstunden ohne Berechnung? Alles, was an zusätzlicher Arbeitszeit auf den Einzelnen zukommt, muss aufgeschrieben werden. Pflegemitarbeiter, die dieses nicht tun, signalisieren damit, die Arbeitsabläufe nicht zu beherrschen. Und das meine ich nicht böse! Aber zu sagen , das Arbeitgeber sich eins ins Fäustchen lachen....das klingt für mich nicht sachlich.

Ich denke, Pflegekräfte sollten benennen, was schaffbar ist und was nicht.
Die Aussage " das schaffe ich nicht, die Arbeit ist zuviel..." reicht einfach nicht.

Sachlich die Arbeitsabläufe darstellen, dann wird klar, ob die Zeit reicht oder nicht. Sollte die Zeit dann nicht reichen, ist der Arbeitgeber gefragt, dieses zu ändern.

Ich hoffe, ich habe mich diesmal verständlich ausgedrückt :)

Evilina[/quote]


Hallo,

wo kommuniziert wird entstehen Mißverständnisse, von daher: kein Problem :)

Warum machen wir keine Pause? Also, bei uns gibt es 4 Bereiche auf einer Etage, jeder dieser Bereiche ist mit einer Pflegekraft besetzt. Wir dürfen den Wohnbereich nicht verlassen. Im Frühdienst haben wir für diese Bereiche meistens 1 Springer (bis um 11 Uhr), 2 Bereiche haben noch eine Präsenzkraft. Warum man keine Pause macht? Weil man die Arbeit sonst nicht schafft, so die Aussage der Mitarbeiter. Irgendwann hab ich dann mal eine Diskussion losgetreten und die WBL meinte dann die MAV Mitarbeiterin solle eine Beschwerde schreiben. Bis jetzt wurde das nicht gemacht.
Habe schon öfters gesagt das man Pause machen könnte, dazu müsste der Springer dann eben nur auf einen WB gehen. Dann kam wieder die Aussage das man seine Arbeit nicht schafft. Ich allein kämpfe da gegen Windmühlen.
Letzte Woche hab ich einfach mal gesagt wir treffen uns und trinken nen Kaffee zusammen. Hab sogar die WBL mit angerufen, und was soll ich sagen, es hat funktioniert. Alle haben dann bei der übergabe das erzählt. Was meinst du was der Spätdienst dann nicht gemacht hat??? Richtig Pause hat er nicht gemacht. Es kamen dann nur Fragen wie "Das habt ihr aber nich so geplant, das war spontan"

Im Grunde hast du recht, man sollte seinen Chefs es sachlich erklären wieso man seine Arbeit nicht schafft, ich persönlich habe damit auch kein Problem, sprich wenn ich etwas nicht schaffe dann sag ich das meiner WBL und sie gibt mir (meistens) einen Dokutag.
Das meinte ich ja damit, es muss sich an der Basis was ändern, dieses Helfersyndrom muss weg, man muss lernen die Dinge einzufordern und nicht ständig die Schuld bei sich suchen, das man unorganisiert ist. Leider wird dieses aber manchmal von WBL´s (zumindest von meiner) unbewusst oder bewusst ausgenutzt.

Lg wuselchen



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Kati123
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AW: Altenpflege hat Zukunft ... meinste ???

Beitrag von Kati123 »

Was wäre wenn dann die WBL´s Überlastungsanzeigen schreiben weil sie niemanden haben...Was wäre wenn jeder Mitarbeiter seine Pausen macht, wenn alle Mitarbeiter sich ihre Überstunden immer aufschreiben, die Chef´s nerven das man die ganze Arbeit in der regulären Zeit nicht schafft????
Was würde passieren???
Was glaubst Du würde passieren ??? Wenn meine WBL oder noch besser mein Team ( das fände ich aussagekräftiger ) mir eine Überlastungsanzeige reinreicht, was denkst Du werde ich dann tun ( müssen )? Richtig, ich schau mir die Abläufe an, geh mit in die Pflege ( was ich als PDL sowieso mittlerweile mache ), versuche zu rationalisieren im Sinne des Chefs.... ( und geben wir mal zu, einiges könnte man auch effizienter regeln... aber darum geht es gar nicht ). Ich bin aber keine PDL, die so mit ihren MA verfährt und deshalb bitte ich meine Leute um offene Worte, um Lösungen und Zusammenhalt, denn kommt eine Überlastungsanzeige, bin ich gezwungen zu handeln und den Chef in Kenntnis zu setzen. Soweit dazu.
Was aber wird sich ändern, selbst wenn ich sage, die Kollegen haben vollkommen recht ? Nichts... denn es gibt hier im Umkreis keine Pflegekräfte, die wir zur Entlastung einstellen könnten! Es ist ein absoluter Teufelskreis ! Ich schiebe Dienste hoch und runter, damit meine Kollegen entlastet werden, damit das Familienleben nicht darunter leidet. Gott sei dank habe ich langjährige Mitarbeiter, die das zu schätzen wissen. Aber wie soll das weitergehen ?

Es gibt immer zwei Seiten und ich stehe meist in der Mitte. Ich stehe hinter meinem Team, versuche die Katastrophe so gut es geht zu entschärfen, in dem wir neue WEge gehen, andere Abläufe versuchen, Dienstzeiten verschieben, Auszeiten gewähren, und letztendlich auch finanziell etwas entschädigen.
Achja irgendwer hatte hier was zu den neuen und tollen Noten erzählt. Was soll das bringen? Ein Heim hat in Behandlungspflege ne 5 bekommen, hat aber in der Bewohnerbefragung und Hygiene ne 1. Gleicht somit die 5 wieder aus und darf sich als tolles Haus präsentieren???? Sorry, der größte Betrug überhaupt.
Vielleicht nicht ganz so hart, denn die Einzelnoten kann man ja im Internet auch nachlesen ( müssen aber nicht ausgehängt werden, da hast du recht ). Was ich viel schlimmer fand: Ich habe ganz zu Beginn der Einführung noch meine alte Einrichtung durch die Transparenzprüfung begleitet als WBL und ich gebe zu, ich habe nichts verleugnet, vielleicht sogar manchmal dezent auf etwas hingewiesen. Und was war das Ende vom Lied ? Der Prüfer war sooooo nett, dass er Mitleid mit uns Mitarbeitern hatte und meinte, wir hätten ja schon die Ansätze, also... Bingo, volle Punktzahl. Die Leitung hats gefreut, wir WBL's ( die immer motzen und warnen ) standen da wie Honks und hatten keinerlei Argumentationsgrundlagen mehr.
Mein Mann arbeitet in einem anderen Bundesland als PDL und dort liefen die Prüfungen gaaaanz anders ab, als im Januar in meiner Einrichtung. Andere Schwerpunkte ( bei uns wurde z.b. gar nicht alles geprüft was im Katalog stand :D ), der Prüfer hat auch gar nicht näher nachgefragt, wenn etwas vorhanden war, dann wars gut, egal ob vollständig und qualitativ gut... hauptsache da. Insofern: die Zeit könnte man sich sparen.


Ich habe ja immernoch die Vision eine Art Regionalberatung im Bereich QM zu machen. Ausgehend von Auditoren des MDK, die für 5-6 Häuser jeweils zuständig sind, vielleicht 1x wöchentlich vor Ort sind, die PK's beraten, die Bewohner nach ihrer Zufriedenheit fragen, Angehörige beraten.... Somit hätte man gleiche Bedingungen im Kreis, eine hohe Präsenz in den Häusern, könnte sich vielleicht auch langwierige Bürowege sparen ( ne Begutachtung könnte so ein Mensch doch auch machen, oder ? ) . Ich hätte nichts dagegen meine Karten offen auf den Tisch zu legen...

Das ist mal einer meiner Lösungsvorschläge....

Ein weiterer wäre z.b. die Ausbildung WIRKLICH gleich zu gestalten ( gleiche Vergütung, gleiche Inhalte, 2 Jahre gemeinsam mit GUK, dann Orientierungsjahr für Altenpflege + Krankenpflege , Schulen sind kostenlos... )


Menschen mit Phantasie langweilen sich nie :hehe

Altenpflege - come in & burn out... :D

Evilina
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Registriert: Do 26. Nov 2009, 12:55

AW: Altenpflege hat Zukunft ... meinste ???

Beitrag von Evilina »

Ich denke auch, dass durch Umstellen einiger Arbeitsabläufe einige Zeitressourcen geschaffen werden kann. ABER trotzdem wird man immer der Arbeitzeit hinterhinken, wenn alles getan wird.

Ein flächendeckendes QM entlastet die Mitarbeiter auch nicht, im Gegenteil, manchmal hat man dadurch mehr Arbeit, auch wenn es sinnvoll ist.

Wir haben seit gut 13 Jahren die stationäre Pflegeversicherung. Wenn wir mal überlegen, was sich in diesen 13 Jahren alles geändert hat ( QM, Transparenzberichte, höhere Löhne, höhere Energiekosten etc.) ist es doch erstaunlich, das die Pflegeversicherung ihre finanziellen Leistungen kaum angeglichen hat. Die Forderungen, die im übrigen berechtigt sind, werden immer höher, die Leistungen hingegen nicht.

Ich meine, ich kann keinen Pool bestellen und nur den Wasserhahn bezahlen. Deswegen denke ich, dass Pflegekräfte einfach genau definieren müssen, welche Mehrarbeit durch z.B. QM entstanden ist.

Kati, deine Forderung bezüglich Ausbildung kann ich teilen. Bei uns müssen die Auszubildenen Wirkung von Medikamenten und deren Wechselwirkung lernen. Halbe Apotheker also ^^ Wenn ich dann allerdings überlege, dass wir kaum mehr Kompetenzen wie ein Regenwurm haben, aber das ein Arzt per Röntgenblick durch Telefon eine Lungenentzündung diagnostizieren kann und wild Antibiotika verschreibt, kann ich nur mit dem Kopf schütteln.

Ich würde mir von der Presse, die unseren Berufstand ja immer wieder verreisst, wünschen, einmal genauer auf unser Aufgabengebiet schauen würde. Es wäre schön, wenn mal klar werden würde, dass wir nicht nur den Bewohner, sondern auch Angehörige, Ärzte, Sanitätshäuser, Krankenkassen usw. bedienen müssen.


Evilina



Thanos

Altenpflege hat Zukunft ... meinste ???

Beitrag von Thanos »

[quote=""Kati123""]@Thanos: Klär mich auf: Was ist ein Magnetkrankenhaus ? Verlieren wir nicht den Menschen aus den Augen, wenn die kleinen Häuser verschwinden und alles groß und anonym wird ? Ist es uns nicht Lehre genug, wenn Menschen in Hochhäusern einsam und unbemerkt von der direkten Nachbarschaft wochenlang tot in der Wohnung liegen ? Müssen wir nicht doch in eine andere Richtung denken ?[/quote]

Magnetkrankenhäuser wurden schon beschrieben, darauf will ich nicht noch mal eingehen.

Wir verlieren nicht die Menschen aus den Augen, wenn die kleinen Häuser verschwinden. Wieso auch? Wie kommt Du zu dieser Annahme?

Tote Menschen die in Wohnungen liegen sind sicherlich ein Beispiel für mangelnde Integration in eine Gruppe (welcher Art auch immer), haben aber nichts mit der Pflege zu tun. Die Pflege biete Möglichkeiten einen Ausgleich für solche fehlenden Bindungen zu schaffen. Dabei ist es egal ob das Pflegeheim 500 Personen aufnehmen kann oder nur 100, dabei ist es egal ob das Pflegeheim von Frieda Fleißig betrieten wird oder von einem großen Konzern.

Die Pflege muss in andere Richtungen denken.
Die Pflegenden lernen ressourcenorientiert und auch am Prozess orientiert zu arbeiten. Am Patienten mag das gehen, berufspolitisch und gesellschaftskritisch gelingt das nicht. Das ist schlecht.

Die Probleme die manche hier so im Beitrag angeben, sind nicht immer die eigentlichen Probleme sondern nur Folgen bestimmter Situationen.
Bevor man Fragen im Detail klärt, gilt es den Gesamtüberblick zu gewinnen.



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Kati123
Beiträge: 1707
Registriert: Sa 28. Jul 2007, 14:25

AW: Altenpflege hat Zukunft ... meinste ???

Beitrag von Kati123 »

dabei ist es egal ob das Pflegeheim von Frieda Fleißig betrieten wird oder von einem großen Konzern.
Da muß ich mit meinen 16 Jahren leidlicher Berufserfahrung in Pflegeheimen beider Führungsqualität - sofern man das so nennen kann - leider widersprechen. Ich habe unter großen Trägern gearbeitet, in Häusern, die 300 und mehr Bewohner beheimateten. Eine Katastrophe in meinen Augen ! Pflegerisch wie auch menschlich gesehen ! Ich bin auch der festen Überzeugung, dass wir den Menschen aus den Augen verlieren werden, wenn wir in die "Massenunterbringung" übergehen. So lange ich kann, unterstütze ich kleine familiär geführte Häuser mit Räumlichkeiten, die noch wirklich an ein "Zuhause" erinnern, mit übersichtlichen Speiseräumen ( keine Mensas in denen man sich nciht orientieren kann ), mit einem netten kleinen Garten, übersichtlichen und hübsch dekorierten Fluren, mit netter Anbindung zu den Nachbarn ( anstatt ein Leben im großen Betonklotz mit direkter Anbindung zum Krankenhaus, Airport und bestmöglich noch zur Leichenhalle nebenan - man muß ja effizient denken ). Ebenso wenig wird man mich für starre Pflegemodelle und Profitmarketing unter falscher Flagge vor den Karren spannen können. Ich lasse mich nicht mehr unter Druck setzen, meine Kollegen abzumahnen, weil diese nach ihrer Pflegeintension durchaus menschlich handeln und somit nicht dem sterilen, gesichtslosen Management entsprechen.
Und noch ein Beispiel:

Ich kenne drei große Anbieter auf dem Markt, deren Häuser einem strengen QM unterliegen ( in der Theorie eine feine Sache ), deren Einrichtungen aber in den letzten 3 Jahren bereits mehrfach in der Presse standen wegen Schließung aufgrund unhaltbarer Pflegezustände, Hygienekatastrophen etc. Wenn man sowas mal hautnah erlebt hat ( Anfeindungen von außen, weil man für den Träger arbeitet, die Angst der Bewohner und Angehörigen, die davon erfuhren, die Blicke von Bekannten.... ) dann differenziert man durchaus. Ein kleines Haus bietet weitaus mehr Lebensqualität ( sicher gibt es auch hier Ausnahmen ), letztlich entscheidet der Geschmack.... und das Portemonaie über den Lebensabend. Für mich steht fest: Nie wieder Krankenhaus und nie wieder ein großer Träger ! Biete man mir, was man wolle :D
Wenn ich dann allerdings überlege, dass wir kaum mehr Kompetenzen wie ein Regenwurm haben, aber das ein Arzt per Röntgenblick durch Telefon eine Lungenentzündung diagnostizieren kann und wild Antibiotika verschreibt, kann ich nur mit dem Kopf schütteln.
Selten eine bessere Formulierung unserer Kompetenzen gehört... muß ich mir gleich aufschreiben ! Ich kann Dir nur zustimmen :confused:


Menschen mit Phantasie langweilen sich nie :hehe

Altenpflege - come in & burn out... :D

thorstein
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Registriert: So 2. Sep 2007, 01:41

AW: Altenpflege hat Zukunft ... meinste ???

Beitrag von thorstein »

Die Frage, ob Altenpflege Zukunft hat, macht ja nur Sinn, wenn die Rahmenbedingugnen mitreflektiert werden. Was sich ja mit Fakten belegen lässt und mit der eigenen Erfahrung deckt, ist die Tatsache, dass dieser Beruf krank macht. Ich kann inzwischen Dutzende von KollegInnen aufzählen, die an den Anforderungen gescheitert sind. Die physischen und psychischen Folgen der Akkordpflege sind offensichtlich. Die Poltiik reagiert darauf regelmäßig mit Lobhudeleien, eine Änderung der Verhältnisse ist aber nach allgemeinem dafürhalten wohl nicht finanzierbar. Was bleibt?
Ich kann mit ruhigem Gewissen keinem jungen Menschen mehr raten, diesen Beruf zu wählen. Statistisch wird sie oder er nach spätestens 10 Jahren physisch oder psychisch krank sein. Wer soll das verantworten?
Umgekehrt stellt sich dann die Frage: wer soll dann die Pflege in Zukunft übernehmen? Rechtfertigt das aber solche Opfer, wenn keine Aussicht auf eine Verbesserung der Rahmenbedingungen besteht?



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