Welche Erfahrungen habt ihr mit Betriebsrat gemacht?

[kampfpfleger]

Hallo Leute

Bin mal neugierig.

Wie man am Rande immer wieder mitbekommt, gibt es teilweise Betriebsräte, und teilweise auch wieder nicht.

Bei einem Betrieb ohne Betriebsrat muss man natürlich von ganz anderen Voraussetzungen und Problemen ausgehen , als bei Betrieben mit Betriebsrat.
zB Kann ein Betriebsrat Mitbestimmungsrechte einfordern und über das Aushandeln von Betriebsvereinbarungen Einfluss nehmen.

Nun ist es aber auch so, das Betriebsrat nicht gleich Betriebsrat ist.
Und so ein 30-köpfiger Betriebsrat von einem großen Konzern, da sitzen womöglich ganz andere Profis drin , als in einem Betriebsrat, der gerade mal gegründet wurde.

Nun würde mich einfach mal interessieren, wie im Allgemeinen so die Stimmung, Einstellung, oder Erfahrung so ist.

Wer fängt an?

Gruß Peter

[Jayjay]

Hey,

wir haben an sich einen guten Betriebsrat. Bin mir aber sehr unsicher ob ich der Betriebsratvorsitzenden vertrauen kann. Alle anderen genießen mein volkommendes Vertrauen.

Unser Betriebsrat besteht nun seit nen 3/4 Jahr. Wie einige wissen ist auch jede Menge passiert in letzter Zeit.

5 Mitglieder, Verwaltung ist Betriebsratvorsitzende dann gibt es die Vertretung aus dem Küchenlager (selbst Vertretung der Küchenleitung), dann gibt es 2 normale Pflegekräfte und eine WBL. So setzt die sich bei uns zusammen.

Liebe grüße Jayjay

[Apfelsinchen]

Hallo Kampfpfleger,

ich würde ja, aber ich kann nicht mitreden!

Wir haben keinen Betriebsrat, dafür ist unser Haus mit 36 Plätzen (wovon aber z.Zt. leider nur 26 belegt sind) zu klein!

Lg, Apfelsinchen!

[kampfpfleger]

Hallo Apfelsinchen

Euch steht immerhin ein 3-köpfiger Betriebsrat zu:
http://bundesrecht.juris.de/betrvg/__9.html

Gruß Peter

[Apfelsinchen]

Ja, dass weiss ich!

Aber wer will das machen??

Ich hab` da leider keinen potentiellen Kollegen, der sich diese Arbeit, bei unserer jetztigen Personalsituation ans Bein binden will!
Wir sind i. Mom. total unterbesetzt und bekommen kein kompetentes Personal!

Dann kommt noch unsere Chefin dazu, welche uns Druck macht wegen dem Quälitätsmanagement, das alles auf dem Laufenden ist!!
Dabei schaffen wir kaum unsere reguläre Arbeit!

Es ist zum Verzweifeln!

LG, Apfelsinchen!

[Schwester Wolfgang]

Ja siehste, Apfelsinchen - das genau ist oft das Problem: wer will es machen! Wobei das Zeitproblem das kleinere ist, denn ein Betriebsrat, der es nicht schafft, sich Zeit zu verschaffen, das ist kein richtiger Betriebsrat nicht. Aber genau aus dem gleichen Grund - niemand will es machen - hocke ich schon seit 18 Jahren auf so nem Posten. Ehrlichkeitshalber muss ich aber auch zugeben, dass es schon eine Portion Mut kostet, der Leitung in manchen Dingen entgegen zu stehen. Und die Kollegen von der Gewerkschaft haben mir total "Mut" gemacht, indem sie sagten, dass ein Betriebsrat, der während seiner Amtszeit nicht wenigstens einmal eine Kündigung erhalten hat, seine Arbeit nicht ordentlich gemacht hat. Ein schwacher Trost, sage ich Dir! Und doch: nach einigen Machtkämpfen haben wir gelernt, uns gegenseitig zu respektieren und versuchen meist selbst jeder einen Meter auf den anderen zuzugehen. Und in der Anfangszeit habe ich ganz viel Freizeit mit reingesteckt. Jetzt habe ich meine regulären 2-3 Freistellungstage pro Woche und in der Freizeit läuft fast nichts mehr. Aber es war ein langer Lernprozeß und ich würde den nicht nochmal machen wollen, obwohl wir viel Unheil von den Mitarbeiter/innen abwenden konnten . . .

[ferdi]

Da muss ich ja wohl mitmischen.

kampfpfleger,
gutes Thema

Apfelsinchen,
die Zahl der Bewohner,Aufträge in anderen Berufen, hat nichts mit dem Betriebsrat zutun. Ausschlaggebend ist die Zahl der Mitarbeiter. Ab 5 Arbeitnehmern kann ein BR gewählt werden.

Jayjay,
der BR-Vorsitzende ist nur das Sprachrohr der Mitglieder und der direkte Ansprechpartner des Arbeitgebers. Alles was der BR tut muss mehrheitlich beschlossen werden. Wenn es Probeleme gibt Beispiel Gespräch mit Vorgesetzten kann du das BR-Mitglied deines Vertrauens mitnehmen. Bei einer Amtszeit von einem 3/4 Jahr müssen sie noch viel lernen. Seht ja zu das sie soviel Schulungen wie nötig/möglich mitmachen.
Ich bin jetzt in der 2. Runde, also 6 Jahre dabei.

Schwester Wolfgang,
du hast vergessen "Beriebsratarbeit ist Arbeitszeit".


Ich war ein halbes Jahr krank und arbeite seit dem 18. wieder. Was mir am meisten gefehlt hat war die BR-Arbeit.

ferdi

[ferdi]

Ach ist das schön wenn der Arbeitgeber

Aber Mitlerweile fragt er bevor er seine :p rost Schnapsideen umsetz.

Bei ver.di sind wir als klein aber bekannt.

ferdi

[kampfpfleger]

Hallo

Und die Kollegen von der Gewerkschaft haben mir total "Mut" gemacht, indem sie sagten, dass ein Betriebsrat, der während seiner Amtszeit nicht wenigstens einmal eine Kündigung erhalten hat, seine Arbeit nicht ordentlich gemacht hat.

Kennt jemand von meinen Leidensgenossen auch dieses "nette" Spiel mit den Abmahnungen?
Kündigung habe ich noch keine erhalten. Aber so ein kleiner Schuss vor den Bug in Form einer Abmahnung gehört bei mir schon fast zum Standard.
Bin ich froh das ich einen Arbeitsrechtsschutz habe.
Eine Abmahnung habe ich schon mal erfolgreich rausgeklagt.
Für alle die sich schon lange wundern , warum ich Vorgesetzte so "wahnsinnig" "lieb" habe; jetzt wisst ihr es.

Gruß Peter

[ferdi]

Abmahnung:
Eine Kollegin von mir kam mit 3 Abmahnungen zum Betriebsrat.
Häufiges zuspät kommen; häufige Verweigerung einzuspringen; häufiges vergessen von Kürzel.
Sie hat sich jede einzelne Abmahnung zu Herzen genommen.
Die PDL hat aber rumgetönt bei 3 Abmahnungen kann man gehen.
Nachdem die Kollegin bei uns war ist sie zur PDL gegangen und hat erzählt: "Ich war beim BR und die Elke hat gesagt, die 3 soll ich nebeneinander an die Wand nageln, drei Abmahnungen mit unterschiedlichen Gründen berechtigen nicht zu einer Kündigung. Erst wenn ich für ein und das selbe Vergehen die 2. Abmahnung bekommen habe können sie mir drohen."

Nach 3 Tagen hab ich erst erfahren warum ich aus der Chefetage mit einem abfälligen, bissigen "Tach Frau Betriebsrat" gegrüßt wurde.

Die Abmahnung für das nicht einspringen hatte eine Betriebsvereinbarung zur Folge.
In der ambulanten Pflege ist das Personal berechtigt knapper bemessen, deshalb muss man gelegendlich einspringen.

Betriebsvereinbarung

§ 1: Überstundenfrei ist nach Möglchkeit an das Freiwochenende anzuhängen oder im Zusammenhang zu gewähren.

§ 2: Persönliche Wünsche (Wunschbuch) der Mitarbeiter sind zu berücksichtigen und bei Problemen im Team zu besprechen.

§ 3: Es gibt eine Notdienstliste in die sich die freihabenden Mitarbeiter, mit Datum und Dienstzeit, bereit erklären einzuspringen.

§4: Der Notdienst gilt für alle und muss reihum gehen.

Klappt prima, keiner fühlt sich benachteidigt. Gibt es mal Probleme wird das in der Teamsitzung besprochen.
Eine Lösung mit der beide Seiten gut leben können.

ferdi

[Devil80]

Hallo zusammen,
also unser Betriebsrat ist so weit auch in Ordnung. Haben mir in Sachen Dienstplan schonmal recht gut geholfen.

Mfg Devil80

[doedl]

Hallo Kampfpfleger

ich schilders mal von "der anderen" Seite- ich hatte als PDL durchwegs gute Erfahrungen mit dem Betriebsrat gemacht. Sie waren durchaus innovativ, vernünftigen Ideen nicht abgeneigt, auch eher schwierige Geschichten wie Arbeitszeitänderungen wurden ohne irgendwelche Kämpfe durchgezogen.

Klaro, wenns um Verletzungen der Rechte der Arbeitnehmer geht, dann sollen und müssen sie HALLO schreien; aber solche Sachen wollt ich eh nie durchziehen.

Eher lustig: im letzten Haus, wo ich beschäftigt war, machte ich die Mitarbeiter stark für nen Betriebsrat- wurde jedoch nie was draus. Sie meinten, sie brauchen den nicht, hm.... keine Ahnung, ob es da heut einen gibt.

Grüßle

Doedl

[kampfpfleger]

Hallo doedl

Wenn du eine gute PDL bist/warst dann ist es kein Wunder wenn die Leute keinen Betriebsrat gebraucht haben. Der Betriebsrat wäre ja dann arbeitslos.

Soviel ich glaube begriffen zu haben, entsteht ein Betriebsrat in der Regel in einem Klima von diffusen Unbehagen gegenüber einer als übermächtig erscheinenden Führungsmaschinerie.
Unter 100 Leuten die den Kopf unten halten finden sich doch immer wieder paar wenige die ihr wahres Ich nicht verleugnen können, und garnicht anders können als den Widerstand aufzunehmen.

Gruß Peter

[ferdi]

Re.: kampfpfleger

Wenn du eine gute PDL bist/warst dann ist es kein Wunder wenn die Leute keinen Betriebsrat gebraucht haben. Der Betriebsrat wäre ja dann arbeitslos.

Auch eine PDL steht unter dem Schutz eines BR´s.
Wenn sie eine gute Idee oder Lösung für ein Problem hat und mit ihren Team einig ist, der AG, Heimleitung, Geschäftsleitung, aber uneinsichtig ist kann sie sicher sein das der BR hinter ihr steht.

Soviel ich glaube begriffen zu haben, entsteht ein Betriebsrat in der Regel in einem Klima von diffusen Unbehagen gegenüber einer als übermächtig erscheinenden Führungsmaschinerie.

Ja leider schreit erst alles danach wenn die K.... am dampfen ist.

Ich bin jetzt 6 Jahre in dem Amt, ein BR gab es schon vorher, also hauen und stechen in der Form ist nicht mehr.
Wir haben 3 Fachbereiche denen Fachbereichsleiter vorstehnen, inm unserem bereich die PDL. Da fungieren wir als Vermittler unter den Bereichen. Bei größeren Anschaffungen heißt es da, warum der Fachbereich und nicht wir? Der Boss macht erstmal die 3 Affen. Also vermittel wir unter den Bereichen und beschließen zusammen; Ergebnis ist die 3 Affen müssen schlucken.

Miteinander - Füreinander = Gemeinsam sind wir stark.

ferdi

[doedl]

Hi Ferdi

ich finds wichtig, dass ein BR existiert- nicht erst, wenn "die Kacke am Dampfen ist". Warum? Ganz einfach:

ein guter BR ist eine Hilfe- das Management sieht manche Dinge eben von seiner Warte aus

Machen wir uns nichts vor- es gibt nicht nur die ach so guten AGs- es gibt auch andere.....

Wir haben eine gute Gesetzgebung; wenn ich aber hier oft über die Posts lese, denke ich, die wird manchmal gnadenlos ausgehebelt.

Wenns brennt, dann ists halt oft zu spät für BR Wahlen und Schlagmichtot- dann sollte der BR da sein- ne Ahnung haben und wissen, wie er vorzugehen hat!

Gruß Doedl

[kampfpfleger]

Hallo alle, Hallo BR-Kollegen


... Und vor allem breite Schultern haben, auf denen man viel abladen kann.
Heute habe ich selber das Gefühl etwas abladen zu müssen.
Heute war Güteverhandlung, weil ich gegen eine Abmahnung geklagt habe.
(bitte keine detaillierten Fragen stellen. Details zu diesem Thema will ich nicht gerne ausbreiten.)
Güteverhandlung ist leider gescheitert. Die Arbeitgeberseite macht kein Geheimnis daraus, das sie die Abmahnung benötigen, um eine Kündigung vorzubereiten.
Sie lassen außerdem ziemlich deutlich durchscheinen, das ich ihnen als Betriebsratsmitglied ein Dorn im Auge bin.
Die nächste Verhandlung wird dann eine richtige Verhandlung.

Ich hoffe das mir meine BR-Kollegen hier im Forum erklären können für was man eigentlich kämpft. An Tagen wie heute habe ich das einfach vergessen.

Ist Kämpfen reiner Selbstzweck?
Oder ergibt es tatsächlich einen Sinn?

ZWEIFEL

ZWEIFEL

ZWEIFEL

...

...

...

Gruß Peter

[kampfpfleger]

"Diese Umfrage wird am 08.08.2008 um 22:48 geschlossen"
(siehe Umfrage oben)

Wer will noch? Wer hat noch nicht?

... mitgemacht?

Gruß Peter

[ferdi]

Hallo Peter,

"Diese Umfrage wird am 08.08.2008 um 22:48 geschlossen"

warum???

Ich denke das nach der Urlaubszeit noch einige hier Bedarf haben darüber zu diskutieren.

Ging die Abmahnung gegen dich, weil der AG dich als BR-Mitglied loswerden will?
Wie lange bist du in BR, besteht euer BR?

Ich hoffe das mir meine BR-Kollegen hier im Forum erklären können für was man eigentlich kämpft.

Bevor man als BR für etwas kämpfen kann ist es ein langer Weg. Erst kämpft man mal, Schrittchen für Schrittchen gegen die AG die meinen wir wären ihre Leibeigenen.

Habt ihr die ver.di im BR?

Schmeiß die Flinte nicht ins Korn, bleib ein kampfpfleger.

Bis Morgen

ferdi

[kampfpfleger]

Hallo ferdi

Ich hätte vielleicht den Zeitrahmen für die Abstimmung weiter fassen sollen. Aber ich dachte mir dann, irgendwann müssen die Leute doch auch mal wissen was sie wollen.
Mir lag dann letztlich der spontane Anteil der Abstimmung mehr am Herzen.

Wer bis jetzt noch keine Meinung hat , wird vermutlich nie eine haben.
Oder?

--------

Seit ich Betriebsratsmitglieder bin, versuchen die Vorgesetzten mir regelmäßig Steine in den Weg zu legen.

Bevor man als BR für etwas kämpfen kann ist es ein langer Weg. Erst kämpft man mal, Schrittchen für Schrittchen gegen die AG die meinen wir wären ihre Leibeigenen.

Da stimme ich dir voll und ganz zu. Das kann ich nur bestätigen, aus meiner eigenen Erfahrung.

Unser BR arbeitet mitunter auch mit Verdi zusammen.
Ich bin außerdem Verdi-Mitglied. Dank Verdi (die haben ja einen Arbeitsrechtsschutz dabei) habe ich vor Jahren schon mal eine Abmahnung aus der Personalakte klagen können.
Mal gespannt ob es mir diesesmal wieder gelingt.

Auch wenn ich manchmal schwache Momente habe, aber im Grunde habe ich nicht vor aufzugeben. Es ist nur so, das man oft gegen so viel und sehr Unterschiedliche Widerstände ankämpfen muss. Dann kann es schon mal vorkommen das einem mal so ein weltschmerzphilosophischer Wind von den Beinen reißt.

Die Kunst ist, das man trotzdem immer wieder aufsteht.

Gruß Peter

[ferdi]

Hallo Peter,

Die Kunst ist, das man trotzdem immer wieder aufsteht.

da du geantwortet hast gehe ich davon aus die wieder "stehst".

Wenn ich so in den Foren lese wie unsere Kollegen über den BR/MAV denken, find ich es schon wichtig wenn jemand, so wie du, den Mut hat über das Amt was er sich aufgehals hat zu klagen. Es ist erschrecken wie wenige unserer Kollegen überhaupt wissen was ein BR/MAV für sie tut und erreichen kann.

Seit ich Betriebsratsmitglieder bin, versuchen die Vorgesetzten mir regelmäßig Steine in den Weg zu legen.

läßt sich denn nicht nachweisen das die Abmahnungen nur dazu dienen sollen dich aus den BR zu entfernen?
Mach dich mal schlau bei ver.di wenn die den Verdacht haben können sie dem AG bestimmt auf die Füße treten.

ferdi