Unmögliche Pfleger oder Angehöriger?

Das Diskussionsforum für alle Themen, die die Pflege betreffen, Fragen Tipps, Anregungen etc alles ist willkommen...
Antworten
Jutti
Beiträge: 2783
Registriert: So 12. Mai 2002, 21:52
Einsatz Bereich: Demenzzentrum
Wohnort: NRW

Beitrag von Jutti »

Hallo Shaiga

Ich antworte dir mal, obwohl dies im Arbeitsrecht steht, mir aber ähnliches schon öfter passiert ist.
Zunächst: natürlich hast du dich erschrocken…ich auch, ich hab bald mitsamt Patient auf der Nase gelegen….tierisch erschrocken hab ich mich,da nicht damit gerechnet....
Trotzdem, nachdem ich mich beruhigt hatte, ist mir später vieles durch den Kopf gegangen, auch das folgende:
Ich denke, es ist immer eine etwas heikle Situation, wo wir wirklich genau hinhören sollten, was der/die Angehörige nun eigentlich signalisiert.
Vielfach ist es tatsächlich unter Umständen auch ein schlechtes Gewissen: ich kann dich nicht mehr versorgen, obwohl ich dich doch liebe…. Ich würde ja, aber……. Dafür passe ich auf, dass die Pflegekraft dich nun aller bestens versorgt. Ich rede für dich, weil du ja so lange brauchst, ich tue einfach alles für dich……..
Ob das nun alles so richtig ist, steht auf einem ganz anderen Blatt, aber Fürsorge wird durchaus von manchen Angehörigen so verstanden. Also sollte dein Gespräch mit den betroffenen Angehörigen genauso sensibel sein.
Eine Möglichkeit wäre, falls dieser Patient noch oral Nahrung zu sich nehmen kann, die Angehörigen zu bitten, das Frühstück liebevoll zuzubereiten und gemeinsam dann einzunehmen, während du den Pat. zurecht machst, also pflegst. Du könntest auch darüber reden, ankündigen, was du zu tun gedenkst und fragen, wie er/sie es gemacht hat usw.
Natürlich musst du auch klarstellen, wenn die Pflege gemeinsam mit den Angehörigen durchgeführt werden soll auf Wunsch, dass dann klare Absprachen bestehen, wer was übernimmt und wie eingreift und eben erklären, dass du sonst für die Sicherheit nicht garantieren kannst, da es zu Missverständnissen führt, wenn jeder mal eben „Hand“ anlegt.
Aber da ich persönlich ein freundlicher Gemütsmensch bin, außerdem recht Kundenorientiert, könnte so ein Gespräch auch bei einer Tasse Kaffee stattfinden. Dauert einmal länger, gestaltet aber die Pflege für alle Beteiligten danach hoffentlich angenehmer und schneller.

Ich hoffe, das hilft dir nun ein bissi weiter, aber die Pflege in meiner „Problemfamilie“ während des Praktikums gestaltete sich für alle Beteiligten nach einem ruhigen Gespräch sehr viel angenehmer.

Dir auch ein ruhiges und hoffentlich freies Weihnachtsfest
Liebe Grüße
Jutta



Jutta und Peter
Beiträge: 1624
Registriert: So 24. Nov 2002, 23:46
Kontaktdaten:

Beitrag von Jutta und Peter »

Wir haben diesen Beitrag mal verschoben, weil es sich eigentlich nicht um ein arbeitsrechtliches Thema handelt, sondern um ein Thema, das uns in der Pflege immer wieder begegnet: Das komplizierte Beziehungsdreieck Pflegende - Patienten/Bewohner - Angehörige.

@ Shaiga: Du hast relativ großes Glück, daß Du verständige Vorgesetzte hast. Uns sind auch durchaus welche bekannt, die Angehörigen grundsätzlich alles glauben und entsprechend Druck auf die Pflegekräfte ausüben. Deine Handlungsweise nach dem Vorfall war vollkommen korrekt. Im Laufe der Zeit wirst Du auch noch lernen, gelassener mit so etwas umzugehen. Vielleicht könnt ihr auch im Team nochmal besprechen, wie ihr künftig mit vergleichbaren Situationen umgehen wollt. Eine Möglichkeit wäre, Angehörige während der Pflege aus dem Zimmer zu schicken.

@ Jutta: Was heißt eigentlich "Ich antworte mal, obwohl dies im Arbeitsrecht steht"? Wir haben doch kein Jus primae responsi! Soll doch antworten, wer will, solange die Antwort gut ist :D

Gruß


Jutta und Peter
Webmaster Konfliktfeld Pflege

Antworten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 20 Gäste